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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 127 - No. 149 (1. Juni - 29. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0623

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Heidelberg: monatlich 46 Pfg.
git Trägerlohn, durch die Poſt
gen viertelj. 1 Mk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaſſe 24.

Peruantlworlliher Redakteur Philipp Klausuer.

Anzeigen: die l1-ſpaltige Petits
î zeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg.
[] Bei mehrmaligem Erſcheinen
Rabattbewilligung.










Deutſches Reich.
Karlsruhe, 26. Juni. Sowohl die Kaiserin
’uguſta als auch die Frau Großherzogin haben den
adiſchen Frauenverein bei seinem Jubelfesſte durch
‘hrende Handſchreiben erfreut. Die Frau Großher-
ßogin gab ihrer Genugthuung Ausdruck, daß es
ihrem so reich begltickten Leben auch noch vergönnt
sei, sich mit der Versammlung im Bande der ge-
“ § uz Zhu LV r tt
Mainau seiner Theilnahme für die Beſtrebungen
les Vereins den lebhafteſten Ausdruck. Staatsmi-
niſter Friedenthal feierte die Thätigkeit des Vereins
in ebenſo ſchönen, wie von Herzen kommenden Wor-
ten. Non den badischen Ministern waren die Herren
Turban und Nokk anwesend. Die Großherzogin
wehrt hr nehrftazdigen Sitzung von Anfang bis
u Ende bei.

s Berlin, 27. Juni Die Budgetkommisfion des
Reichstags hat heute Abend noch eine äußerst er-
regte Verhandlung über die Dampfersubvention ge-
habt. Bamberger machte nämlich die Enthüllung,
daß gewisse Finanzoperationen mit der Vorlage in
Verbindung ständen. Die Plantagengeſellſchaft wolle
durch eine Zeiglinie nach den Südſeeinseln zu Kräften
kommen. Auch sei durch Hanſemann und Ohlendorf
ein Projekt für Neuguinea vorbereitet und Dr. Finſch
dorthin unterwegs. Er frage, ob die Regierung
davon Kenntniß habe und ob ein Zuſammenhang mit
der Vorlage beſtehe. Als darauf Kommissar v. Kuſ-
serow sehr erregt antwortete, er wolle auf ein ſo
niedriges Riveau nicht herabſteigen, entstand großer

Tumult. Die Mitglieder wollten die Kommission

verlaſſen und wurden nur mit Mühe zurückgehalten.

v. Kusserow erklärte, die Regierung wisſſe nichts von

den erwähnten Projekten; es beſtehe kein Zuſam-

menhang mit der Vorlage. Nach langer sehr er-

UVP S“hizzucit5i8

Berlia, 27. Juni. (Reichstag.) Auf den An-
trag Minnigerode, den geſtrigen Beſchluß redressirend,
beſchloß man zunächst die Wahlprüfungen, dann erſt
die dritte Lesung des Unfallgeseßes zu erledigen.

Die Prophezeiung der Zigeunerin.
Hiſtoriſche-Erzählung von E. D.

(12. Fortsetzung.)

Sie hatte das mit feierlicher Stimme gesprochen
und wie unklar auch ihre Rede ſein mochte, sie ver-
fehlte nicht eines gewiſſen Eindrucks ; aber der klare
nüchterne Republikaner ward desſſen bald mächtig.

„Ich danke Dir, meine Herrin“, sprach er, der

aarabiſchen Sprache fich wieder bedienend, „ich danke

ir, daß Du Dich dieses Dir jenesmal geleisteten
Dienstes wieder erinnerſt: glaube mir, ich werde,
so viel ich kann, die Rückfichten für Dich fortbe-
stehen laſſen, welche der Obergeneral gegen die Gattin
des edelsten unserer Gegner nahm. Sage was Du
begehrſt und ich werde es erfüllen ?“

„Ich begehre Nichts,“ antwortete sie. „Du

nannteſt Bonaparte; weißt Du, wo er iſt?“
„Nach einer Reiſe in das Delta.“
| „Er iſt nicht dahin. In Iſkanderieh liegen zwei
Schiffe bereit; mit allen den Generalen, die ihm
| 3.164 .f s
und “griff "nach ves Egypterin. Sein harter Gri
faßte jedoch nur ihren Schleier, + und wie von
einer Zaubergeſtalt geblendet, trat er zurück. Ihm
entgegen blickte ein dunkles, ernstes Antlit; mit edel
) geformten, großen Zügen, ein Kopf, wie der der
| egyptiſchen Sipylle. Nicht der Reiz der Jugend lag
Mehr auf dieſem Gefſichte, aber die Hoheit einer
en Seele, die stolze Schwermuth mit Würde
1gener Schmerzen. Ihr schwarzes Haar war

























Honntag, den 29. Juni

dem Commissionsantrage gemäß für ungültig erklärt.
Hiernach folgt Berathung des Unfallgeſetßes. Nach
Schluß der Generaldebatte werden die Paragraphen
eins und zwei nach dem neuen zwiſchen dem kon-
servativen, klerikalen und nationalliberalen Kompro-
miſſe, die Paragraphen 3 und 4 in der Fasſſung
der zweiten Lesung angenommen.

Straßburg, 27. Juni. Der Gewerkverein in
Biſchheim (Hirſch-Dunker) ist soeben durch den
Bezirkspräsidenten ohne Angabe eines Grundes
unterdrückt worden. '

Darmstadt, 27. Juni. Heute Mittag wurde
durch den Miniſterialpräsidenten der Landtag geschlos-
sen. Die Thronrede betont besonders die Bewillig-
hy pt tl ee te aurstſtuze
und des Enteignungsgesſeßes. Hierauf folgte die
Verleſung des Landagsſchluſses.

Breslau, 27. Juni. Sämmtliche in der Grube
Deutschland Versſchütteten find gerettet. .

Frankreich.

Paris, 27. Juni. Nach den heute vorliegen-
den Meldungen aus Hanoi vom 26. hat die fran-
zöſiſche Garniſon von Lang-Son 2 Tage lang gegen
die Chineſen gekämft und 10 Todte und 38 Ver-
wundete verloren. Zum Aufsuchen der Verwundeten
sind 2 Dampfer abgeſand worden. General Negrier
iſt mil Verstärkungen 2 Kilometer jenseits Bac: Le
zu der französiſcheu Colonie geſtoßen und erwartet
daſelbſt Weiſungen. Die chinesiſchen Generäle Wuong-
Ly und Nony stehen mit 10000 Mann regulärer
chinesischer Truppen zwiſchen Lang-Son und Bac-Le.

Paris, 27. Juni. Die Anzahl der aus Tou-
lon seit geſtern Abend gemeldeten Choleratodesfälle
beträgt sieben.

e.... England. ;

London, 26. Juni. (Oberhaus.) Sidmouth
will Montag anfragen, ob es wahr sei, daß ein
Telegramm von Granville, betreffend Angra Pe-
quenna, dem deutſchen Reichstage vorgelegt worden,
und ob es auch dem britiſchen Parlamente mit
anderen Schriftſtücken vorgelegt werde. Carnavon

blauen Schlange ruhte wie ein Diadem über ihrer
Stirn. So mochten die Frauen der Pharaonen J
aus den großen Augen geblickt haben, jene, deren
Grabſchriften noch nach Jahrtauſenden rühmend sie
die Palmen des Hauſes nennen ; so mochte die Mut-
s J; getitet worden ſein von der Verehrung
es Volkes. ,
Aber nur einen Augenblick lang dauerte der

| Eindruck dieser ernsten Schönheit auf den General,

sogleich erinnerte er sich wieder dieser ungeheuer-
lichen Kunde - das konnte, das durfte nicht wahr
sein!“ „Was wagst Du zu ſagen, Weib! Bona-
parte wtirde zum Verräther? Er verließe heimlich
dié Armee, un -Þ um
Er vollendete nicht, er wagte das Ungeheuere
nicht zu denken, was ihm ahnte. , :
w rar ht h s Le
schaft gebracht, daß dieses Land die Beute des Ti-
gers werden müſſe, wenn der Tiger den Sprung
t r UD vu e aue. hct
kann schweigen, ich sehe und sehe nicht, ich höre und
höre nicht, aber für Dich will ich Auge und Ohr
ſein. Ich habe mehr Macht als Du denkst, und ich
til sie anwenden, Dir zu dienen. Denn, Löwe,
öwe, ich ' . ;
L ab mitten im erhöhten Schwung der
Rede und zog den entfalteten Schleien über das
Gesicht. Eine Paufe entstand, man hörte von draußen
den Ruf der Wachen und von einer unfernen Mo-
schee den langgezogenen Ruf des Muezzins.



rchflochten und das Bild einer | Schmuck,



„Ich k ſprach die Frau; „behalte dieſen





franzöſiſchen Abkommens seien ungeeignet, die Rhe
und eine gute Verwaltung in Egypten herzuſtellen.
Granville widerlegt die irrthümliche Auffaſſung der
von ihm jtingſt abgegebenen Erklärung betreffend des
Suezkanals. Was er gesagt, sei im Rundschreiben
vom Januar 1883 enthalten, nämlich den Kanal
in Kriegszeiten frei und nicht nur neutral zu machen.

Aus Nah und Lern.
* Mannheim, 27. Juni. Die Tagesordnung
für die Schwurgerichts-Situngen des 2. Quartals



1884 ist, wie folgt, feſtgeſett : 1) Montag, 80. Jun.
Vorm. 9 Uhr: Caſimir Weißenberger von Weill
heim, wegen Brandstiftung; ~ 2) halb 11 Uhr:

Pauline Eke rt vom Heuchlingerhot, Gemeinde

Untergriesheim, wegen Kindsmords; + 3) Nachnn. 4 .

4 Uhr: Friedrich Schne id e r von Neckarzimmern,

wegen Nothzuchtverſuchs nnd Vornahme unzüchtigen.
Handlungen. + 4) Dienstag 1. Juli, Vorm. halb.
9 Uhr: Heinrich Schneid er von Gauangeloene.
wegen Unterſchlagung im Amte und Urkunde nfäten.

schung; ~ 5) Vorm. 10 Uhr: Robert Boechli
von Wiesloch, wegen Brandstiftung; + 6) Nachm.
4 Uhr: Wilh. Mo hn von Ehingen, wegen Noth-

zucht. + 7) Mittwoch, 2. Juli, Vorm. halb 9 un.
Chriſtoph Ke m pf von Walldorf, wegen Mißbraenie.
einer Geiſteskranken; ~+ 8) Vorm. halb 9 Urn.
Albert May er von Walldorf, wegen Mißbraeen.

einer Geiſteskranken; + 9) Nachm. 4 Uhr: Löb
Mannheimer von Odenheim, wegen Nothzucht-
versuchs. + 10) Donnerstag 3. Juli, Vorm. halb

9 Uhr: Wilhelm G ro ß von Münden, wegen Bran z

stiftung; + 11) Nachm. 4 Uhr: Jacob Horſch
von Walldorf, wegen betrügerischen Bankerotts. —

12) Freitag 4 Juli, Vorm. halb 9 Uhr: Chriſtin.
Leinz von Eppingen, wegen Todtſchlagverſulen.
- 13) Nachm. 4 Uhr; Maria Heller vo Win.
heim, wegen Brandfſtiftun. + 14) Samsza a s.
Juli, Vorm. halb 9 Uhr: Jacob Ro eth vo A ln.
lußheim und Jacob Se emuth von de, wgenen.
Meineids und Anstiftung hiezu; + 15) Nachhnm 4a..

Nacht oder bei Tag Setty-Fatmeh bereit sein wird, . t

Dir zu dienen. Denke daran!“
„Iſt es Wahrheit, was Du ſagtest ?“ 4
„Ja, und wisse noch Eines. Da ich Dich ſah
vor Jahren in jenem hellen Saal, da stand ein

Mädchen neben Dir mit Roſen auf den Wangen
und mit Falschheit im Herzen. Dieſes Weib it.
wieder in Deiner Nähe, mit ihrer falſchen Stimme _
und ihren falſchen Roſen. Bonaparte hat ihr ven.

traut, vertraue Du ihr nicht!“ j
Ehe der General auf diese Eröffnung en Wort
gefunden, rauſchte der Vorhang vor der Gestalt de
Frau hernieder, Kleber war allein. ; q
Wie vernichtet ſank er auf seinen Sik. Wem

Das, was Setty Fatmeh gesagt, Wahrheit wen.
und warum ſollte es nicht Wahrheit sein könnn?

~ dann hatte Bonaparte nicht nur die Armee, dauam
hatte er Frankreich verrathen!! z.
Es ward ihm zu schwül im Zimmer, er trait

hinaus auf die hangende Gallerie, über ihm in file.

berner Klarheit schwamm der Mond im tiefen, dun.
kelblauen Nachthimmel. Ruhe lag auf der weiten.

Stadt; aber in ſeinem Herzen war der Aufruhte.Ö

der Zweifel und der Schmerz.

Aber während Kleber den Morgen ersehnte und
ſchlaflos gegen den Mond starrte, der tber de
Wriſte und dem Nil stand, währenddeß lag der
Mondschein auf dem Hafen von Alexandrien, wie

flüſſiges Silber ſprühten die Wogen des Mitte
lanken der einzigen Fregatten, de..

meeres an den J
dem Tag bei Abukir entgangen, an dem „Murion“
und dem ,Carrere“" emnplen. w e







endeſt Du ihn zu mir, ſo wisse, vaß bisl.

_ (Fortsegung folgt).

Die Wahlen von Sczanieski und sb ach wurden \ Tindigt an, er werde Dienstag ein Tadelsvotum .

beantragen. Er erklärt, die Bedingungen des engliſchkh. .






 
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