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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 204 - No. 228 (2. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0939

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. Abonnementspreis für
it Trägerlohn, durch die
hne Zustellungsgebühr.

Yerkündiguugsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim,
bath, Uetkarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn,

Ö j Üokt bezogen vierteljährl. 1

H 228.
Tannen



euts-Einladung.

hg, Nit dem 1. Oktober beginnt wieder ein neues
HJruartal, verſäume man deshalb nicht, auf die bil-
| tt “cr nee erſszectis

Heidelberger Tageblatt
. (General-Anzeiger)

| zu abonniren. Dasselbe kostet durch den Briefträger
1.8 Haus gebracht nur 1 Mk. 40 Pfg. pro !, Jahr,
er Poſt abgeholt nur 1 Mk. Neueintretende
Ie nenten erhalten das Blatt von jettt ab bis
s; Oktober gratis.

; Juſerate haben infolge der starken Ver-
er sowie in der ganzen unteren Landes-
billigster Berechnung den besten Erfolg.

Deutſches Reich.

Baden, 26. Sept. Während der Kaiser
die Kaiſerin (wie bereits von uns gemeldet)
te hier zu längerem Aufenthalt eingetroffen,
en morgen die großherzoglichen Herrschaften von
vß Mainau hierher tiberſiedeln. Am Sonntag
9t die Ankunft des Kronprinzen und der
„ nprinzeſssin des deutſchen Reiches mit den
öeſſinnen Victoria, Sophie und Marga-
a nebſt dem Prinzen Heinrich. - Un
n Dienstag findet die Geburtstagsfeier
: taiserin ſtatt, welche an diesem Tage in das
„Lebensjahr tritt. Mögen die Glück- und Segens-
die an diesem Tage für die hohe Dame
eſprochen werden, sich erfüllen und der edlen
in vergönnt ſein, noch oftmals in dem geliebten
1 ihr Wiegenfeſt feiern zu können.





ug Berlin, 27. Sept. Der Nordd. Allg. Ztg. wird
n, Famburg gemeldet, daß gestern in Folge einer

îdung des Reichskanzlers Ftürſten Bismarck die
üchlichſten Vertreter decjenigen Hamburger
en, welche an dem Handel in Weſtafrika be-
sind, ſich nach Friedrichsruh begaben. Der
GLI; V



Im Hauſe des Verderbens.

Criminalroman von R. Ortmann.



(27. Icrtsetzung)

,Ich verspreche Ihnen das und werde mich von
ien reuen, wenn dieser ganze Verdacht nichts
Hirngespinſt iſt!
alls haben wir dann beide unsere Schul-
an. Ich werde Sie nachher von dem
enachrichtigen. Auf Wiedersehen !“

denberg hielt Wort. Er erkundigte ſich so
' iwie möglich nach allen Nebenumſtäinden
r andenſteins Erkrankung wie bei seinem Tode.
? Kammerdiener, den er zuerſt ins Gebet
ermochte nur sehr wenig auszusagen, da er
ther hrend der ganzen .4ſt ir stet t-
hmen, daß z Möglichkeit
ſchen Handlung in der Darreichung
hi :s gelegen hätte, das Ramfeld als

suf gut" t'euiätß
uht e Mädchen, das er im Gärtnerhauſe auf-

jzein. Das Glas fiel zu Boden und zerbrach
de tücke, die dann von dem Diener beſeitigt
. Aber der Reſt des Pulvers iſt in dem
immer geblieben. Dr. Ramfeld übergab es
< dem Kranken, falls er
davon geben konnte.“ t i
anitätsrath athmete erleichtert auf, denn
n ihm auch der lette Schatten eines Ver-

Vest; atte, und aus
t s ſtwutheit zu entne

Ê

es verlangte,





Verhältniſſe der deutschen Niederlaſſungen in Weſt-
afrika zu hören. Zugleick verlaute, daß mit Frank-
reich und England über die Gestaltung unserer
nachbarlichen Beziehungen an der Weſtküſte von
Afrika Unterhandlungen ſchwcben, die alle Aussicht
auf freundſchaftliche Verständigung tiber alle etwa
möglichen Streitpunkte versprechen. l Ôt

Coblenz, 26. Sept. Die Stadt ist anläßlich
der Enthüllung des Göbendenkmals feſtlich
geſchmückt. Das von Schaper geschaffene Standbild
auf dem kleinen Paradeplatze iſt von dem Kaiserzelt
und zwei Tribünen für die geladenen Gäste um-
geben. Zur Begrüßung des Kaisers waren in den
Straßen Schulkinder, Turner und Sänger aufgeſtellt.
Die Majestäcen, Prinzen und Prinzessinnen trafen
um 11 Uhr in dem Kaiserzelt ein. Der Chor aus
Joſua : „Seht er kommt mit Sieg gekrönt“ leitete
die Feier ein. Oberbürgermeiſter Lottner hielt
dann die Festrede, in welcher er ein Bild der Helden-
laufbahn und der militärischen und bürgerlichen
Tugenden des Generals von Göben zeichnete und
hervorhob, wie sich der Gefeierte besonders im Rhein-
lande Liebe und Werthſchätung erworben. Als die
Hülle fiel, drückte der Kaiser in einer Anſprache an
das Feſtkomite seiue Freude dartiber aus, daß der
große Feldherr auch in bürgerlichen Kreiſen ſo viel
Anerkennung gefunden habe. Nach einem Umgang
um das Denkmal traten die Majeſtäten die Rück-
fahrt nach dem Schloſſe an. Um halb 3 Uhr er-
folgte die Abfahrt über Mainz nach Baden-Baden.

_ Frankreich.

Paris, 27. Eck Der französische Botschafter
in Berlin, Baron de Courcel, iſt in Paris eingetroffen.
Er wird mit Jules Ferry eine Unterredung haben
und dann bis Ende October auf sein Landgut bei
Choiſy-le-Roi abreiſen. Bei dem Wiederzuſammen-
tritt der Kammern wird der Marineminister einen
Credit von 15 Millionen für Tonking und das Ge-
schwader in dem chinesischen Meere fordern. Laut
dem „Télsgraphe“ macht Jules Ferry im Minister-
rath Mittheilung von Unterhand!ungen mit Deutſch-
land, dic während der Ferien ſtattgefunden hätten ;
Jules Ferry betonte nachdrücklich die wohlwollende

dachts zu schwinden. Desſenungeachtet wollte er nicht
auf halbem Wege stehen bleiben und erkundigte sich
genau nach der Stelle, an welcher sich das Pulver
befunden hatte und muthmaßlich noch befinden mußte.
Dann ging er raſch in das Schloß und in das
noch immer unberührte Sterbezimmer zurück, nahm
das kleine, weiße Päckchen an sich, und entfernte
ſich in der Ueberzeugung, mit demfelben Scharfsinn
verfahren zu sein, wie irgend ein Polizeikommissar
oder Unterſuchungsrichter.

Am nächſten Vormittag erhielt Holmfeld ein
kurzes Billet, das nichts anderes enthielt als die
Worte: zt
„Ihr Verdacht iſt ganz unbegründet gewesen.

„Die Analyse des Pulvers hat deſſen vollständige

„Harmloſigkeit erwiesen. Jede andere Möglich-

„keit einer fahrläßigen oder gar verbrecheriſchen

„Handlung scheint genzlich ausgeschloſſen, und

„ich erſuche Sie alſo, ihre geſtern ausgedrückte

„Vermuthung endgültig zu begraben.

; [ Dr. Lindenberg,
Sanitätsrath.“

Damit war die drohend heraufgezogene Gefahr
beseitigt, noch ehe Ramfeld eine Vorstellung von
ihrer Nähe gehabt hatte. Die Leiche des Barons
wurde in einem Zimmer des Parterregeschoſſes
feierlich aufgebahrt und das alte, gelbe Gcsicht hatte
auf dem hohen, schwarzen Katafalk inmitten der
ſchwarz drapirten Wände und im Schimmer der
zahlreichen Wachskerzen einen ganz stillen feierlichen
Ausdruck angenommen. Die Gutsarbeiter und die

Leute aus den nächstliegenden Dörfern kamen mit

Frauen und Kindern, ſich den Versſtorb.nen anzu-
sehen, und es war in diesen Tagen des Todes

Scwehiugen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.







Druck und Verlag von W Uurm & Pfeffer in Heidelberg.
Expedition Brunnengasse 214. ;

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,

für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erscheinen Rabatt.

1880n.

Stimmung des Reichskanzlers gegenüber Frankreich
gab aber zu verstehen, es sei nicht möglich gewesen,
das Anerbieten des Fürſten Bismarck abzulehnen.
Nachdem Ferry die zwischen ihm und Baron Courcel
geführte Correſpondenz vorgelegt, sprach er ſich über
die Grundlage aus, auf welcher das Einvernehmen
zustande gekommen sei, Deutschland werde Frankreich
in dem Wiederſtande gegen England unterſtützen,
seine guten Dienste in Péking leiſten und die Fran-
zoſen in dem Handelsverlehr in den Colonieen von .
Kamerun zulassen; dagegen verlangte Deutschland
von Frankreich für seine Staatsangehörigen dieſelben
Rechte in allen französischen Colonieen, an der Weſt-
küſte Afrikas und südlich von Gabun, einschließlich
den Congo und den dahin führenden Weg, nämlich
den Ogeoweg. Morgen findet eine große Kund-
gebung vor dem Standbild der Stadt Straßburg
ſtatt, der um 1 Uhr ein Bankett folgt. Die Loge.
„Grand Orient“, welcher alle elſaß-lothringiſchen
Geſellſchaften angehören und die alle Logen einge.
laden hat, hält heute Abend ein Kränzchen, um das
Einverſtändniß zwischen Bismarck und Ferry zu
erörtern.

Paris, 27. Sept. Das Blatt „Paris“ ſchreihlt.
Admiral Courbet werde mit ſeinen Streitkräften :
t s g zu j dete U tit
die umgebenden Höhen befestigen und ein Beſsatungs-







corps daſelbſt zurüicklaſſen. Der Marineminisſee_ _
Pehron erwarte Meldung von der Ausführung disee.

Maßregeln ſchon im Laufe der folgenden Woche.

Frankreich sei dann im Besite eines Pfandes, desen.
Werth den Betrag der von ihm geforderten Enn.
schädigung überſteige und werde somit die Ass.
führung des Vertrages von Tien-Tsin ruhig abe

warten können.
Italien. :
Romt, 26. September. Cholerabericht. Provinz
Neapel 223 Erkrankungen und 102 Todesfälle, da-

von Stadt Neapel 166 Erkrankungen und 63 Tode.

fälle; Parma 10 Erkrankungen und 3 Todesfälle

Cremona 15 Erkrankungen und 12 Todesfälle;
Bergamo 23 Erkrankungen und 14 Todesfälle; Cuneo .

lebendiger und unruhiger in dem alten Schlosse, als .
je zuvor bei den Lebzeiten des Besitzers. .
Kurt war während der erſten vierundzwanig

Stunden nach dem Tode seines Onkels für niemnmo
sichtbar geworden. Erſt am zweiten Tage erſchenn.

er wieder, und die Dienerſchaſt sowohl wie die Be-
amten und Arbeiter wichen überall ehrfurchtsvoll
vor ihm zur Seite, da sie bereits den neuen Guts-
herrn in ihm erblickten. Er ſah ſehr bleich und
angegriffen aus und war außerordentlich ſchweigſam,
so daß jedermann von der augenſcheinlichen Auf-
richtigkeit und Tiefe seiner Trauer gerührt wurde.
Diesen untrüglichen Beweis eines guten und weichen
Herzens nahm man allgemein als eine ſehr günſtige
Vorbedeutung für die Zukunft der Gutsleute.
Weniger freundlich urtheilten die Leute über den
vertrauten Freund des „jungen Herrn“, tiber den
Doktor Ramfeld, der faſt beſländig an Kurt's Seite
war, und desſſen Einfluß sich ſchon jetzt in vielen
kleinen Dingen äußerte. Obwohl Ramfeld noch
niemandem ein unfreundliches Wort geſagt, obwohl

er sich überhaupt in nichts einmiſchte und ſich neh
wie vor nur als Gaſt des Hauſes zu betrachten.

schien, gab cs doch vielleicht unter allen, die in unter-
geordneter Stellung im Schlosſe lebten, kaum einen
Einzigen, der ſich nicht vor seiner klaren, kühlen
Stimme und vor dem ſscharfen, durchdringenden
Blick seiner kalten Augen gefürchtet hätte.

Mit Holmfeld hatte er kein Wort wieder ge: 4; .

wechselt, da der junge Mann ruhig seine Obliegen-
heiten erfüllte und sich um ihn tiberhaupt nicht
true. ließ fich im Schtoße nicht mehr sehen,
und so herrſchte äußerlich überall jener Friede, wie














 
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