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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 51 - No. 76 (1. März - 30. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0215

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bezogen viertelj. 1 Rîk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengafsſe 24.

jeidelberger Tageblatt

Heidelberger General-Anzeiger.

Yerantworllither Redakteur Philipp ülausuer.




9 n: die 1-ſpaltige Petit-

a. attbewilligung.

Expedition Brunnengaffe 24.



M 51.
" Abounements-Einladuung.

Bestellungen auf das Heidelberger Tage-
blatt für den Monat März nehmen von
heute an alle Poſtanstalten und Landbrief-
träger zum Preiſe von 47 Pfg. srei in's
Haus geliefert, entgegen; in Heidelberg koſtet
dasſelbe 45 Pfg. wie seither und erhalten
neuhinzutretende Abonnenten das Blatt bis
zum 1. März gratis. Zu recht zahlreichem
Abonnement ladet ein

Expeditiou des „Heidelb. Tageblatt.“

+ General de Wimpfen.

Ein Pariser Telegramm bringt die Nachricht,
General Wimpffen, der unglückliche Commandeur
von Sedan am Tage der Entscheidung ſei gestorben.
Die Wimpffen gehören einem alten deutſchen Ge-
ſchlechte an. Die ursprünglich ſchwäbiſche Familie
entsandte ihre ſtreitbaren Mitglieder in aller Herren
Länder, und in aller Herren Länder bürgerten sich
nach und nach Zweige dieser Familie ein. Wimpffen
ſpielten in den öſterreichiſchen, dänischen wie nament-
lich in den französischen Kriegen der lettten Jahr-
hunderte ihre bedeutſame Rolle. Der verstorbene
General de Wimpffen, ein Enkel jenes Wimpffen,
der während der französischen Revolution eine große
militärische Rolle spielte, wurde stets zu den hervor-
HO tyuuk ice RRE KE
dienſte. Als 1870 die Haltung Mac Mahon’s dem
Kriegsminiſterium in Paris immer bedenklicher wurde,
wurde de Wimpffen zunächſt als Commandeur des
5. Armeecorps nach Sedan abgeſandt, zugleich aber
auch mit geheimen Vollmachten zur autoritativen
Intervention in Momenten der Gefahr ausgestattet.
Als Mac Mahon ſo glücklich gerade im peinlichsten
und gefährlichſten Momente verwundet wurde, ver-
wundet gerade, als er in Gefahr stand, seinen
Namen unter die Capitulation von Sedan setzen zu
müssen, da ließ Wimpffen zunäichſt dem General



Hamſtag, den 1. März

Ducrot [ das wenig beneidenswerthe Commando,
übernahm es aber muthig, um die Gefährdung seines
Namens unbekümmert, selbſt als er glaubte, durch
verzweifelte Anstrengungen seiner Armce doch noch
einen Weg durch die Bayern hindurch nach Carignan
bahnen zu können. Wimpffen forderte Napoleon
auf, sich ſelbſt an die Spitze der Armee zu ſtellen,
er erhielt keine Antwort vom Kaiser, der Tags
darauf dennoch seinen berühmten Brief an König
Wilhelm mit den Worten begann: „Da es mir
nicht vergönnt war, an der Spitze meiner Armee
zu ſterben 2c." Als Napoleon später Wimpffen auf-
forderte, den Kampf aufzugeben und mit der deut-
ſchen Armee in Unterhandlung zu treten, da wider-
ſeßte ſich Wimpffen offen dem Befehl. Mit der an-
geſpannteſten Energie führte er seine Operationen
gegen die Bayern fort, hatte auch manchen kleinen
Erfolg zu verzeichnen und an Wimpffen mag König
Wilhelm gedacht haben, als er in seiner Antwort
an Napoleon von der Capitulation der Armee ſchrieb,
die „sich ſo brav geſchlagen hat.“ Erſt dem erneuten
Befehl Napoleon's und der Einſicht folgend, daß
ein Erfolg doch nicht mehr zu erhoffen war, trat
Wimpffen in Capitulations-Verhandlungen. Die Er-
lebniſſe bei Sedan hat Wimpffen in ‘einem beson-
deren Buche geschildert, das als zuverlässig auch
vom Deutschen Generalſtabswerk anerkannt und
mehrfach als Quelle benußt wurde. Wimpffen, am
13. September 1811 zu Laon geboren, erreichte ein
Alter von 72 Jahren.

îDeutſches Reich.

Berlin, 28. Febr. Den Abgeordneten v. Tie-
demann, früheren Adlatus des Reichskanzlers, hat
geſtern ein Blutsſturz getroffen. ' ;

München, 28. Febr. Die Kammer erledigte
heute den Staatsſchuldenetat nach dem Aussſchußan-
trag. Der Referent Frankenburger konſtatirt erheb-
liche Etatserſparungen der Finanzverwaltung. Die
Finanzlage geſtatte eine diesjährige größere Tilgung;
bei der Weitertilgung komme jedoch vorerſt die uni-
fizirte 4proc. Staatsſchuld nicht in Betracht.









Tn

Eiu Kampf mit deu Buſchraugern.
Selbsterlebtes von G. L.

(Schluß.) :

„Sie ſchlafen,“ ſagte er im Flüſterton.

„Es wird leicht ſein, sie zu überwältigen“ ent-
gegnete der Andere. ;

„Ich vermisse den dritten Mann.“

„Der Dritte ? vorausgeritten oder bei den Pfer-
den. Hier paßt einmal auf mein Gewehr“ . er
lehnte es an einen Baum, der dort ſtand +. „und
nun laßt Euch zeigen, was man in Australien Buſch-
ranger nennt.“ '"

Fer ett wir lieber noch auf den Anderen,“ er-
mahnte der mit dem Schlapphut.“

„Bis sie ſich Muth getrunken,“ lachte Jener
„und dann im Duſel alles verderben. „Ich danke;
dazu bin ich ihnen nicht vorclusgeeilt.“

_ Und mit einer Kaltblütigkeit, die mich in Er-
ſtaunen sette, ging der Verwegene in die Hütte.

Der Zuräückgebliebene lehnte auch sein Gewehr
an den Baum und folgte dem Vorausgegangenen
bis unter's Fenster durch das er hineinblickte.

Ich trat einen Schritt vor und stand im Be-

reich der Gewehre, die ich mir zu eigen zu machen

entſchloſſen war. , .

; ßtztihen tttchte der Kerl da drinnen kurzen
Proceß. ]
f Er sticß Bob und Bill mit dem Fuße an und
ſagte kurz: „Stehen Sie auf, Gentlemen, Sie
haben Beſuch. Ich und noch ein paar Kerle sind
_ gekommen, Sie um ihre Börsen zu erleichtern. Um
Ihre Pferde brauchen Sie sich auch nicht zu küm-
| mern, die nehnen wir nüt. . u ' wu



ten bald einander, bald den Vagabonden an, der
sich gemüthlich zwischen sie auf einen Stein geſetzt
hatte, wo er sich eine Pfeife stopfte.

_ „Ihr ſcheint mir betrunken, lieber Freund, fuhr
Bill heraus, unsere Revolver ſollten Euch beſcheide-

ner machen.“ ; |

„Eure Revolver!“ lachte Jener. „,„Werthlos
eh abgebisſen, ſämmtliche, alſo laßt die nur
tecken.“

„Den Teufel habt Ihr das!“ rief Bob. „Wo
iſt Guſſy Bill ?“ :

Bill sah sich um und erblickte den Kerl am
t;!ſer Er erſchrack und Bob bekam nun auch

ngſt.

Mer Buſchranger sah den Eindruck, den sein
College am Fenster machte, und rief lachend: „Ja,
ja, Gentlemen, noch Jemand, der kleine Münze und
ein flinkes Pferd, beides Dinge, die Ihr habt, ge-
brauchen kann. Wir haben Eile nach Neusüdwales
hinüber zu kommen, sonst würden wir Ihre Herren
Papas nvch um ein Löſegeld bitten. Ob ſolch' ein
Schafskopf wohl hundert Hammel werth sein könnte.“

Dabei packte er Bill Brown bei seinen schön ge-
bttuisth Lotsen. ihn nicht unsanft ſchüttelnd, und
achte roh. ; ;

"Bill ſticeg das Blut in's Gesicht; er vergaß Vor-
ſicht und Sclóßestertctts und pflanzte dem Ban-
diten einen echten „Auſtralier“/ zwischen die Augen, daß
das Blut wie ein Bach aus seiner Naſe hervor-

ſtlirziie l!



Vie eine Kate sehnellte der so Getroffenene em-
pur und legte ſeinen Revolver auf Bill an, der
auch aufgeſprungen war. td s



Jene fuhren aus dem Schlafe empor und ſtarr-



ST et
Frankreich. ..

Paris, 28. Febr. Aus Haiphong wird von heute
telegraphirt: 4900 Mann wurden im Delta des
Rothen Fluſſes ausgeſchifft; der Reſt der Truppen
befindet sich auf den Transportſchiffen des Fluſſes
unterwegs. Erwartet werden noch der „Shamrock“
und die „Sarthe“. Ein Bataillon und eine Batterie
sind von Haiphong abgerückt. Am 21. Februar wurde
die große Pagode beſett, die am Zuſammenfluß des
Song-Cau und des Canals der Stromſchnellen liegt,
wo die Truppen sich ohne Schwertſtreich verſchanzten.
Der chinesſiſche Befehlshaber des Kuang Li iſt in
Bacninh mit Verſtärkungen eingetroffen. Zwei ang-
mitiſche Minister, die vom Hofe zu Hue zur Aus-
führung des Tricouſchen Vertrags abgeſchickt wurden,
ſind in Hanoi eingetroffen. Es geht das Gerücht,
daß Prinz Kong, das Haupt des Widerſtandes der
Anamiten, von Bacninh entflohen und auf dem Wege
nach Ninbinh sei, um wieder nach Anam zu ge-
langen. ~ In einem Krloſter zu Serivane bei
Marseille ſchoß der verabschiedete Gärtnergehilfe
Chave geſtern Abend im Garten des Kloſters sches
Revolverſchüſſe auf die Oberin und eine andere
Nonne ab. Die Oberin war auf der Stelle todt, die
Nonne wurde ſchwer verwundet. .

England.

London, 28. Febr. Im Gepäckraume des
Bahnhofs Charing Groß wurde in der vergangenen
Nacht eine Kiſte vorgefunden, in welcher man Dy-
mit vermuthete. Die Polizei ließ die Kiſte zur
Untersuchung nach Woolwich ſchaffen, wo in der-
ſelben gegen 20 Pfund Dynamit gefunden wurden. 1

Petersburg, 28. tuhu?. tot iſt gestern nach .
Paris abgereiſt, um ſein Abberufungsſchreiben zu
überreichen und sich darauf nach Berlin zu begeben.

Petersburg, 28. Febr. Die „Neue zeit“ bringt
anläßlich des gestrigen Tages einen Artikel über
die in der Geschichte beiſpiellos daſtehende Waffen-
brüderſchaft zwiſchen Rußland und Deutschland. Der
Artikel hofſt, die von Kaiſer Wilhelm aufrichtig ge-
pflegten und von Rußland ebenſo aufrichtig getheil-
ten freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen Rußland

[§:!: Börſen her!“ ſchrie er, „uder Ihr ſeid
des Todes !“ t
Bob und Bill blickten unschlüssig deen.
„Nun, wird's,?“ rief der Schreckliche noch drohen.
der : „Wo überhaupt iſt der dritte Mann, wo ſind
die Pferde ?“ u
Fit der keinen Augenblick die Besonnenheit
verlor, ſagte in ſchlauer Weiſe: „Wir ſsſind alle
der andere iſt vorausgeritten, unsere Pferde sind
draußen gesattel. Thut uns kein Leids und ich
will sie Euch heranholen. Auch unſer Geld sollt
Ihr haben, nur immer gemäüthlich.“ .
Die Antwort gefiel dem Buſchranger. f
„Ich bin auch kein Menſchenfreſſer,“ sagte er,
und tödte nur, wenn kein anderes Mittel hilft.“
" Er ließ den auf Bill gerichteten Revolver ſineen.
ich athmete auf. 1 ;
Zu den frre alſo! rief er.
dies 'zu dem Kerl am Fenster — „,yaßt auf den
Boxer hier, netter Burſche, und Sie, Sir,“ -... dies









„Tom..

zu Bob gehen mir voran. Ich bemerkte nr.






nebenher, daß ich Sie bei dem erſten Verſuch, z
fliehen, oder mich zu überliſten, über den Haufen
schieße. Vorwärts.“ .. |
Bob ſchickte sich zum Gehen an, als der Kerl
am Fenſter, der nun auch Muth faßte, ricf:
gEiret Augenblick! Ich will nur mein Gewehr
eranholen.“ v M
/ !. ſagt den Anderen“, rief der Buſchranger
Tom nach, ,„daß sie sich bereit halten mögen.
Toin brummte, Aye, aye! Aber er hatte
lange in's Licht geblickt, daß er draußen nun nich
die Hand vor den Augen, viel weniger gleich de
Baum sehen konnte, an den er die Flinte d!




 
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