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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 101 - No. 126 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0511

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Expedition Brunnengaſſe 24.

A 122.
Deutſches Reich.

Kar!sruhe, 24. Mai. Jn der Zweiten Kammer
ſtand heute das Braumalzſsteuergeſeß zum zweiten
Male auf der. Tagesordnung. Den wesentlichsten
Abstand hatte bekanntlich der Steuerfuß geboten.
Die Regierung hatte die Steuer für 100 Kilo Malz
auf 10 Mark festgesetzt und zwar unterschiedslos
für große und kleine Brauereien. Die Kommission
fand dieſen Sat zu hoch und beantragte geringere
Sätze für die kleinen nnd mittleren Brauer. Eine
Einigung fand damals nicht statt. Jetzt iſt die
Kommission unter dem Entgegenkommen der Regie-
ts K. lutte Us ee! a zen
jährlich verbraucht, werden mit 9 Mark, der Mehr-
verbrauch mit 10 Mark für den Doppelzentner be-
steuert. Die Kommission beantragt, dem Gesetzent-
wurf in der jetzigen Faſſung die Genehmigung zu
ertheilen. Der Finanzminister hielt eine große Rede,
in welcher er durchblicken ließ, daß das Gesetz in
seiner jeßigen Faſſung ihm immer noch nicht gefalle.
Er erklärte, daß er mit einer Erleichterung der
kleinen Brauer höchstens mit einer Uebergangszeit
einverstanden sei, eine dauernde Erleichterung könne
er nicht zugeben. Es folgt eine lange heftige Dis-
kussion. In der Spezialberathung werden die §§ 1,
2, 3, 4 und 5 angenommen; zu § 6 haben die
Abgg. Kiefer und Lender Anträge eingebracht. Beide
Anträge wurden abgelehnt, ebenſo der Kommissions-
antrag. Fortſesung Montag. --- Der Finanzminister

legte heute einen Nachtrag zum Etat pro 1884/86

die Erhöhung der Pension für die Hinterbliebenen
von Volksschul-Lehrern, welcher der Budget-Kom-
mission überwieſen wird. In der Erſten Kammer
wickelten sich die einzelnen Punkte ziemlich raſch ab.
Der Gesetzentwurf, betr. die Erbauung einer Eisen-

î bahn von Seckach über Buchen nach Walldürn,

wurde ohne Diskussion einſtimmig angenommen. Die

sich hieran anschließende Petition der Gemeinden

Hardheim u. a. um Fortſezung der obigen Bahn

über Hardheim nach Tauberbiſchofsheim wurde (ent-

gegen dem Beſchluß der Zweiten Kammer, welche

zur Tagesordnung überging) der Regierung zur
Yie Frankenburg.

Roman von Marie Romany.



(38. Foriſezung.)

Beim Erblicken der jungen Dame entfuhr ein
Ausruf des Entzückens dem alten Gecken; er trat
zurück, heftete den vollen Strahl seines gesunden
Auges auf das vor Scham erröthende Mädchen und
ließ in unsicheren Tönen der Wonne feines Empfin-
dens freien Lauf.

Iſt es möglich? brachte er mehr gelallt als ge-
ſprochen hervor, sind Sie es wirklich, mein schönes
Kind Elſa? Sie, die göttlich reizende Arbeiterin, die
ich wiederholte Male das Vergnügen hatte, in den
Räumen der Gräfin zu sehen, deren Spuren ich
folgte, ohne sie zu finden! Sind Sie es wirklich?
Alſo führt mein glücklicher Stern mich heute so ganz
unerwartet in Ihre vielgeſuchte Nähe. Sind ....

Elſa war erglüht. Mein Herr, ſtotterte ſie be-
bend, ich fürchte, Sie täuſchen sich.

Hahaha! lachte der Baron. Glauben Sie, mein
schönes Kind, ich würde die Gelegenheit, mich aus-
zuſprechen, so mir nichts Dir nichts vorübergehen
laſſen ? Ich darf Ihnen ohne Schmeichelei ſagen,

aß mir an diesem Augenblicke ein halbes Lebens-
Ulück liegt. Und damit Sie sehen, daß ich auch Ihre
Stellung in diesem Hause zu wahren verſtehe, werde
ich mich zuvor überzeugen, daß Niemand mich bei
Meiner Auseinandersetung stört. Ich glaube nicht,
mich zu täuschen, wenn ich behaupte, daß mein ge-

VWwohntes Glück mir auch noch diese Vergünstigung

Jewährte. Und ohne auf die Einwendungen des
dchens zu achten, eilte er an die Thüre des



eger Tagellat

Anzeigen: die 1-ſpaltige Petit- 1

Heidelberger General-Anzeiger. ttüüt

Yerantwartlicjer Redakteur Philipp Klausuer.
Vienſtag, den 27. Mai

Kenntniß überwiesen. Die Petition der Stadt Kehl
u. a. Gemeinden um Herstellung einer feſten Brücke
über den Rhein wurde ebenfalls der Regierung
überwiesen, dagegen wurde über die Bitte der Stadt
Offenburg und 50 anderer Gemeinden um Erstellung
einer Bahn von Offenburg nach Kehl zur Tages-
urdnung übergegangen. ~~ Bei der jettt folgenden
Berathung des Straßengesetzes wird die Diskussion
etwas ausgedehnter. v. Bodmann hätte größere
Entlaſtung der Kreiſe erwartet. Staatsminister
Turban vertheidigte in längerer Rede den Entwurf,
worauf derselbe einſtimmig angenommen wurde. +
Hierauf wurden einige auf das Straßengesetz bezug-
habende Petitionen der Regierung überwiesen. +
Ebenso die Petition von 74 Gemeinden des Oden-
waldes um Beseitigung des Hauſirhandels, Führung
von Arbeitsbücher und Uebernahme der Verpflegungs-
koſten bei Einquartirungen im Frieden auf das
ganze Land.
; Englann.

London, 24. Mai. Jm Unterhauſe theilt Unter-
ſtaatsſekretär Lord Fitzmaurice mit, an General
Gordon ſei eine weitere vertrauliche Botschaft ge-
sandt worden. Der Mudir von Dongola glaube,
es ſei ein Bote auch in Khartum angekommen, der-
ſelbe könne die Stadt aber nicht wieder verlaſſen.
Der Mahdi befinde sich in Elrahat in der Nähe
von Kordahan. Er werde von seinen Anhängern
gehindert, sich nach dem weißen Nil zu begeben.
Gladstone bemerkte, die aus Berber und aus Don-
gola vorliegenden Nachrichten seien beruhigend, ent-
hielten aber nichts Bestimmtes.

London, 23. Mai. Der „Times“ wird aus

Asſsint gemeldet: Ein Anhänger des Mahdi habe,

nachdem er die Zuſtimmung wichtiger Personen er-
halten, alle Dörfer längs des Nils beſucht und in
jeder Stadt Proſselyten gemacht; auch in Aſsſint
hätten ſich ihm 7 Notabeln angeschloſſen, worauf
er sich nach Girgeh begeben und die Stadt in Auf-
§;14 "1.4! ht cia Ute heul ts
Dongola vor, die Hülfs - Expedition auf dem Wege
über Dongola vorrücken zu laſſen, da auf demſelben



Salons und begehrte unter dem Vorwande, Eile zu
haben, Auskunst, wie lange die Dame noch werde

| bei der Toilette beschäftigt ſein.

Dieſe Auskunft ward ihm gegeben, und alſo
flog er mit triumphirender Miene zurück in das
Zimmer, wo er sich ohne alle Umſtände dem erſchreck-
ten Mädchen zu Füßen warf. ;

Ich wußte es, rief er jubelnd, diese gefundene
Occasion wird mir nicht durch ein eitles Intermezzo
geſtört. Jch zähle zu den Glücklichen auf dieser
Erde, ich bin gewohnt, das Alles, was ich begehre
sich meinem Wunſche fügt. Auch Sie, mein schönes
Kind Elsa, müssen sich meinem Willen ergeben: ich
muß mich an Jhrer Schönheit ergöten und koſte es
die Welt! Ja ja, theure Elſa, Tochter der Armuth,
Sie wissen nicht, wie glühend mein reiches Herz
für Sie ſchlägt!

Vor Scham und Entrüſtung außer ſich, hörte
das Mädchen diese Worte; sie zitterte vor Zorn,
deſſen Ausbruch sie gewaltsam zurückhalten mußte.
Mit welchem Rechte maßte ſich dieser Geck eine so
entehrende Sprache an? Sie wollte ſich erheben,

| wollte reden, aber die jungfräuliche Scham behielt

die Oberhand. Ich beſchwöre Sie, verlaſſen Sie
mich, ſtotterte sie mit Beben; schonen Sie die Ehre.

Ehre ?! fiel der Baron ihr von Neuem in's Wort.
Was ist in Ihren Augen Ehre? Was iſt Ehre über-
haupt, wenn Sie nicht mit Stellung und Reichthum
verbunden ist ? Ich sage Ihnen, mein ſchönes Kind,
der Mammon regiert dieſe Welt, ihm huldigen die

Großen und die Niedern, an ſeinen Triumphbogen

kettet sich Alles, was nach den Annehmlichkeiten des
Lebens jagt. Haha, lachte er, werfen Sie getroſt

das Vorurtheil, welches Sie „Ehre“ nennen, von







zeile oder deren Raum 5 Pfg.,

Rabattbewilligung.

Gxbedition Brunnengaſſe 24. t
1884.

Waſſer leicht zu haben sei. Die Regierung hat r |

ſchloſſen, dem Mudir 1000 Gewehre zu senden. Dre.

Mahdi befindet ſich noch in Kordofan bei El Rahad

(alſo nicht weit von El Obeid). Er beabjichtigen.

längs des Weißen Nil vorzurticken, allein seine
Anhänger widersetzten sich dieſem Plane.

Aus Nah und Fern.



S Ziegelhauſen, 26. April. Der hiesige Geſang- .
verein „Liedertafel“ hielt gestern, vom ſchönſeen.

Wetter begünſtigt sein 25jähriges Stiftungsfest ab.
Schon in aller Frühe prangte das ganze Dorf im
herrlichſten Feſtſchmuck und trafen bald nicht allen
die 35 theilnehmenden Schweſtervereinen aus Nah
und Fern, sondern auch eine große Anzahl Geſangs-
freunde und Freundinnen ein, so daß unser Dorf
Nachmittags die Stätte allgemeiner Freude und
wenn uns nicht alle Zeichen trügten auch Zufrieden-
heit war; denn nicht nur der festgebende Verein,
ſondern auch alle Gaſthäuser hatten ihr Beſtes aus
Küche und Keller geholt und zu recht annehmbaren
Preiſen abgegeben. Der proteſtantiſche Ortsgeiſtliche
hielt eine recht gediegene und schwungvolle Feſtrede
und brachte auf dem Feſtplaße der Vorſtand des
Neckarſteinacher Vereins in ſehr patriotischen, von
Herzen kommenden und zum Herzen dringenden
Worten ein Hoch auf den feſtgebenden Verein und
deſſen ferneres Blühen und Gedeihen aus. Der
Festzug bot einen imposanten Anblick und vergnügten
ſich nach demſelben die Theilnehmer theils auf dem
Feſtplate, wo heitere Gesänge mit den bekannten
guten Leistungen der Heidelberger Militärkapelle ab-
wechſelten und theils in den verſchiedenen Biergarten,
deren Ziegelhauſen so schöne beſitt. Insbeſondere
zeichneten ſich neben anderen Vereinen, welche recht.
Schönes im Reich der Töne leiſteten die Hirschhorner
Sänger aus; ein fideles Völkchen, welches sich im.
Adlergarten niedergelaſſen hatte und durch seine
vorzüglich einstudirten Lieder männiglich erfreuten
bis sie Onkelchen Dewald heimwärts führte. Das
rt ruhe het; Frs we
Erinnerung.

ſich und huldigen Sie den Vorurtheilen des Reich-
thums, der Ihnen aus meiner Taſche in beiſpiel-
loſem Maße zufließen wird, nehmen Sie....
Ich beſchwöre Sie noch einmal, mich zu ver.
laſſen, flehte Elſa wieder ; ſchonen Sie wenigstens
meine Jugend . . .. ;
Ihre Jugend, mein Püppchen? ging Jener ohne
Unterlaß fort, nun, da darf ich Ihnen sagen, daß
eben Ihre Jugend den größten Reiz für mich hat..
Ich muß Sie besſiten und werde nicht ablaſſen, bis
ich dieses Ziel doch endlich erreiche. – Schen Sie,
ich küſſe Ihre Hände! ~ Still, still, mein Kind
warum Sie so eilig entziehen? Welch reizennere
Handſchuh, in der That . ... ; .
Hülfe! Zu Hülfe! ersſcholl jett die vor Angſt_
erſtickte Stimme des Mädchens. Iſt denn Niemand
S
und alſo im Bewußtſein ihrer Hülfloſigkeit ging
der Baxon in seinen Angriffen fort. ;
Nicht ſo laut, mein Liebchen, hauchte er dem
vor Angst vergehenden Mädchen in die Ohren, oder

die für uns so kostbare Zeit wird entfliehen. Sehnm

Sie, ich bin nicht grauſam . . . .
Ich will nichts hören, wehrte Elsa von Neuem.
Und Sie werden es dennoch, mein kleiner Engel!
drängte der Baron. t.
Ich bin reich, ſehr reich, fuhr der Baron fort,
ich beſize Millionen — ich theile Sie freudig mit
Ihrer reizenden, kleinen Person. Sie sollen vo
mir erhalten, was Sie begehren; ein Haus, Diener-
ſchaft, Wagen und Pferde, Gold im Ueberfluß,
lanten und Perlen, und das Alles glänzend und
um den einen Preis . . . . 1 (Fortſ. folgt
 
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