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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 1 - No. 25 (3. Januar - 31. Januar)
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Heidelberger Tageblat

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Expedition Brunnengafsſe 24.

M 12.

Der neue egyptische Ministerpräſident.

Das neue egyptiſche Miniſterium unter der Prä-
sidentſchaft des gewandteſten und ſchlaueſten der
Diplomaten, über welche das Nilland in den Tagen
ſeines Reichthums und Glanzes unter Ismail ver-
fügte, unter dem Vorsite Nubar Paſchas, ist end-
giltig constituirt. Allerdings wird dieſes neue Ca-
binet des Khedive nur als eine Art von Ueber-
gangs-Minisſterium zu betrachten sein, welches in
einer weiteren unvermeidlichen Phaſe der Kriſis,
wenn einmal die Engländer wieder entschieden in
Action getreten sind, um das Land gegen den äußeren
Gegner, den Mahdi, und gegen die innere Gefahr,
die in allen Verwaltungszweigen einreißende Anarchie,
zu vertheidigen, von englischen Staatssecretären ab-
gelöſt werden ſoll. Man traut Nubar, wohl nicht
mit Unrecht, die Fähigkeit zu, für eine derartige
u r ;: "tue neecats qu pt st
Accommodationsgabe und die erforderliche Geschäfts-
kenntniß mitzubringen; daß es ihm auch an der
dem egyptiſchen Effendithum mangelnden Arbeits-
kraft nicht fehlt, iſt aus dem vielbewegten Vorleben
dieſes interesſanten Mannes bekannt.

Nubar Paſcha steht im 60. Lebensjahre, er iſt
ein Armenier aus Smyrna und war der einzige
Christ, der ſchon unter Jsmail Paſcha die Geschicke
Egyptens leitete. Seine Carriere begann er als
diplomatischer Agent in Wien. Später wurde er
zer e rcR Lt; 283865k:
Acußeren und jetzt iſt er Miniſter-Präsſident. Die
Erledigung der Capitulationen-Frage war ſein Werk
und nie hat ein Staatsmann die Schäden und Ge-
brechen des eigenen Landes so scharf und eingehend
geschildert. Nubar hatte unter Jsmail Pascha un-
begrenzten Einfluß und trat zuweilen mit großer
Entschiedenheit gegen die Uebergriffe der Conſuln
und auch gegen die Launen, namentlich aber gegen
die finanziellen Extravaganzen seines eigenen Herrn
auf. Freilich sah er dafür durch die Finger, wenn
Ismail Paſcha seine Privatſpeculationen mit den



E : :

Ein Millionär.
Original-Novelle von F. Klinck.



Fortsetzung.

„Ah!“ murmelte sie. Ganz so wie damals!

Nicht ein Stuhl iſt von der Stelle gerückt. Ich
hatte es erwartet, denn sie wünschte ja so ſehr,
daß man in diesem Zimmer Alles unverändert ließe,
und diesen Wunsch“ fügte sie höhniſch hinzu, ,hat
er zſen Anscheine nach reſpektirt. Wir werden
ehen !“
G Sie ſchloß jetzt die Thüre hinter sich und ihre
Hand zitterte. Auch ihr Antlit war bleich gewor-
den, bleich vor Aufregung und Erwartung — die
nächſte Minute mußte Entscheidung bringen.

„Nun nicht mehr gezögert,“ murmelte sie. „Ich
hätte mir dieſen Weg erſparen können, wenn ich
damals so klug gewesen wäre, wie heute. Damals
aber war er klüger. Kaum hatte sie die Augen

eſchloſſen, so durfte ich dieses Zimmer nicht mehr
f. Ob er eine Ahnung hatte ?

Sie war an den Schreibtiſch getreten und ließ
sich aus die Kniee nieder. Dann taſtete sie unterhalb
des Schreibtiſches umher. Die Bewegung war eine
gzfreutente f bald erlahmte ihr Arm - ächzend
ieß sie ihn ſinke.

w fs uhr Er v r
Nachtkleide - bleich wie ein Geiſt und ich ſah,

ie sie ein Papier hineinschob, welches wie fie ſptiter
. im Traume sagte, ihr Vermächtniß sei.“

Von neuem begann sie ihre Untersuchung und
eſes Mal mit günstigerem Erfolge. Ein freudiger



hatte ſo viel, so unendlich viel zu denken seit jenem

Heidelberger General’Anzeiger. ©

Veraulworlliher Redakteur Philipp Klausner.
Mittwoch, den 16. Januax

Intereſſen des Staates in eigenthümlicher und für
ihn nicht unvortheilhafter Weise vereinigte, und da-
her, und aus dem Ansehen, das er sich bei den
fremden Mächten erwarb, stammt sein Einfluß. Nubar
iſt ein intelligenter Mann, der die europäiſchen Ver-
hältniſſe genau kennt: er ſpricht geläufig arabiſch,
französisch, italienisch, griechiſch und auch ziemlich
gut deutſch und hat in Egypten zuerſt eine Art
Preßbureau in Scene gesſctzt, wie er überhaupt den
Einfluß der großen Journale zu schätzen weiß.

Nach Jsmail's Entfernung aus Egypten ſank
auch Nubar's Stern und er wurde ſo raſch unpo-
ße: daß er Egypten verlaſſen mußte und nach

aris zog.

Ein Hhirkliches, dauerndes Verdienst nicht blos
um Egypten, ſondern um die gesammte civilisirte
Welt hat ſich Nubar Pascha durch sein Bemühen

| für das Zuſtandekommen des Suez-Canals erworben.

Schon früher, unter der Regierung Said Paſcha,
hatte Nubar die Straßen für den indiſchen Tranſit-
verkehr hergestellt und mit einer ungewöhnlichen
Umsicht und Energie den Bau der Eiſenbahn von
Suez nach Alexandria durch die damals noch völlig
unwirthliche, von Süßwaſſer und allem Pflanzen-
leben entblößte Wüſte zu Stande gebracht. Als
Herr v. Leſſcps den Suez-Canal projectirte, war es
Nubar Paſcha, der zuerſt den Vicekönig für den
Plan zu euthusiasmiren verſtanden und dann als
außerordentlicher Gesandter des Vicekönigs in Kon-
ſtantinopel auf der Hohen Pforte und im Sultans-
palais die Bedenken gegen den Durchstich zu beſei-

tigen und dem mächtigen engliſchen Einfluß - Lord

Palmerston war bekanntlich ein entschiedener Wider-
ſacher des Suez-Canals + erfolgreich zu begegnen
verſtanden hat. Als während des Baues ernste
Differenzen zwischen der Canaldirection und Ismail
Pascha wegen der von Letzterem übernommenen Ar-
beitsleiſtung durch Fellahs am Süßwasser-Canale
entſtanden, war es wieder Nubar Paſcha, der, des-
halb nach Paris gesendet, in einer für beide Theile
befriedigenden Weise einen Ausgleich zu Stande
brachte. Es war nur billig, wenn bei der gran-
dioſen, in ihrer Art einzigen internationalen Feier

Laut entſchlüpfte ihren Lippen, dann entſtand ein
Geräuſch, wie von dem Emporſchnellen einer Feder
das Knittern von Papier wurde gehört und im
nächſten Moment sprang die Frau auf, in ihrer
Hand hielt sie ein Päckchen Papiere.

Vorsichtig ſchob sie die Papiere in ihre Kleider-
tasche, sie hatte ein Tuch darum gewickelt, und eben-
so vertilgte sie jede, auch die kleinſte Spur ihres
Hierseins. Das verborgene Schubfach ſchloß sich wieder
mit demselben Geräuſch. Die Frau ſah sich noch
einmal um. Nicht der kleinste Gegenstand war durch
ihre Anwesenheit in Unordnung gebracht. Nichts
verrieth, daß sie hier gewesen sei.

Im nächsten Augenblicke befand sie sich wieder
auf dem hell erleuchteten Corridor. Noch immer
rauſchte die Ballmuſik, noch immer wirbelten die
tanzenden Paare auf und nieder und es wurde ge-
lacht und geplaudert. Niemand sah das Geſspenſt
des Unheils, welches an den Thüren der glänzen-
den Zimmerreihen hohnlachend vorüberschritt.

Jetzt stand die Frau draußen > ringsum ſtille,
tiefe, sternloſe Nacht. Noch einmal blickte ſie nach
den hellen Fensſterſcheiben hinauf. Ihre Hand legte

sich krampfhaft auf die Stelle, wo sie die Papiere

verborgen hielt, dann eilte sie mit ſchnellen
Schritten davon, um ihren Raub in Sicherheit zu
bringen. "

Zwei Aerzte.

Elsbcth führte ein stilles, zurückgezogenes Leben.
Sie sorgte nach wie vor für die Bequemlichkeit des
Onkels und die übrige Zeit saß sie in ihrem Stüb-
c<en und — dachte. Ja, Elsbeth dachte. Sie





| zeit nicht mehr geſehen. Die Berufsgesſchäfte





nzeigen: die 1-ſpaltige Petite
der d m 5 Pfg.
us:

Rabattbewilligung.
Expedition Brunnengaſſe 24.

1884.
der Eröffnung des Canals mit Leſſeps und Ismail
Paſcha des Letzteren leitender Miniſter Nubar die
Ehren der Feste theilte. .

Nubar Paſcha iſt zwar kein Staatsmann im
großen Stile, aber ein eminentes Geſchäftsgenie, ein
erfindungsreicher, an Auskünften niemals verlegener
Unterhändler und in seiner Weiſe auch ein ganz
tüchtiger Financier und Volkswirthschafter, der als
Finanz- oder Handelsminister eines wohlgeordneten
europäischen Staates seinen Poſten mit Auszeichnung
ausfüllen würde. Egypten wird er freilich nicht
vor der englichen Schutherrſchaft zu retten ver-
mögen, wie gute Dienste er auch noch in der gegen-
irtrtgen schwierigen Zeit seinem Adoptiv-Vaterlande
eiſten mag.

Deutſches Reich.

§ Karlsrnhe, 14. Jan. In faſt einstündiger
Rede begründete heute der clericale Abgeordnete v.
Buol seinen Antrag auf eine Umgeſtaltung der in
Baden geltenden Vollſtreckungsart bei Liegenschaften
verſteigerungen. Es soll dadurch im Sinne des blen
züglichen neuen preußischen Gesetzes der nachſteheane.
Gläubiger verhindert werden, die Güter seins.
Schuldners zu verſchleudern und sehr häufig ohne
Nutzen für sich ſelbſt die ihm vorgehenden Unter-
pfandsgläubiger zu schädigen. Der Redner v
hehlte sich indeſſen nicht die Bedenken, welche
von ihm beantragten Aenderung in den Länd
des code civil entgegenstehen. Juſtizpräsident N
erklärte die gegebene Anregung für durchaus
wünſcht, einen großen Theil des nöthigen ſtatiſtiſ
Materials für bereits gesammelt und wies n
daß die Regierung ſich ſelbſt ſchon mit der wichtic
Frage ernstlich beschäftigt habee. "t;

Leipzig, 183. Jan. Der Schulausſchuß hat, den
vielfach laut gewordenen Wünſchen der Lehrerſchaft
entsprechend, beſchloſſen. das Syſtem der Luftheizung
aufzugeben und zur Ofenheizung zurückzugehen.
„Dieſer Beſchluß““. - bemerkt die „Allg. D. ger
Z.“ „muß mit Freuden von allen denen begrüßt
werden, welche erfahren haben, wie nachtheilg de.
Luftheizung wirkt.“ ; .




























Tage an welchem sie nach dem Forſthauſe gekom-
men war –~ und alle Gedanken drehten sich um
Erich Hansen. -

Es hatte sich mittlerweile ein Vorfall er-
eignet, der dem Armenarzt den Namen Hoch-
heizsr auf's Neue in's Gedächtniß zurückgeru
hatte. ; ;.
Friedrich Helms, der bekannte Wilddieb w
geſtorben und zwar, wie er kurz vor ſeinem
aussagte, durch die Wunde, welche ihm der re
allbekannte Kaufherr Otto Hochheimer beigebra
Dr. Gutherz hielt es für ſeine Pflicht den Geriche
ten davon Anzeige zu machen, doch vorher erwartete
er von der Frau des Todten, welche bis dahin
harrlich über Alles geschwiegen, über manche Din
welche ihm unklar geblieben, Aufschluß. :

Eines Morgens sehen wir ihn einem Hauſe in
der R ſtraße zuſchreiten, welches sich vortheilhaſft
vor den übrigen auszeichnete. :

„Phyſitus Buchmann“ stand in schwarzen Let-
tern. auf einem kleinen Schilde. Der ArmenarzktV
trat in das Haus. ;

„Melden Sie mich sofort,“ sagte er zu dem ih
entgegentretenden Diener. „Ich heiße Dr. Guthe
und wünſche den Herrn Plysikus in einer dringend
Angelegenheit zu sprechen.“ L..

Dr. Gutherz hatte seinen Collegen seit la

Beiden gingen zu weit auseinander, um sie häu
mit einander mit in Berührung zu bringen.
wurde mit bemerkbarer Kälte begrüßt und
ſeinen; Wunſche gereen...
(Fortſeßzung folgt).
 
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