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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 204 - No. 228 (2. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0855

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Vigeint täglich außer Montag.
Deegan.
! biegen Äſrriehn, durch die Poft
j . 1 Ulk. 40 Pfg.

| F 07:

j [ § Beſtellungen auf das „Heidel-
! be rger Tageblatt“ für den Monat
| s.. September
. A .;] ate Poſtanstalten und Landbriefträger, unsere
id .:! 54 jt!tt Preis: von nur

45 Pfg. hier, entgegen.
tin Zu recht zahlreichen Bestellungen ladet ergebenst
C Die Expedition.
: Deutſches Reich.
ht,¡Verlin, 2. Sept. Die Nachricht, daß die in
| f gebaute chinesiſche Korvette Nan Thin von den
ſtanzoſen bei Fou-tſcheu in den Grund geſchoſſen
[hat in den Küſtendiſtrikten ſtellenweiſe eine ge-
vi Beunruhigung hervorgerufen, weil man dort
heelfach glaubt, daß ein Theil der Ueberführungs-
ne H 1
' s bester Quelle wird versichert, daß dieſe Befürch-
de. 9 unbegründet iſt. Sämmtliche Mannschaften
| find beiden Korvetten Nan Thin und Nan Schul
Fe nachdem die Probefahrt absolvirt und das
FP ventar abgenommen worden war, in China ab-
| uh vuſtert und in ihre Heimath entlaſſen worden,
. îurr haben statt der freien Rückreiſe eine Abfin-
| jijzssſumme erhalten. Für den Dienst in den chine-
h harr, Marine is Niemand von den deutſchen Mann-
[ g, engagirt.
. t Verliv. %. Sept... Die Frage, ob gegenüber
d Verwicklungen zwiſchen China und Frankreich
| tir Verſtärkung der deutschen Kriegsschiffe in den
fagefiſchen Gewäſsſern eintreten ſoll ist bereits viel-
| sis erörtert worden. Bekanntlich hat der franzö-
Ye Votſchafter in Berlin, über die möglichſte
hi Mung aller deutschen Handelsintereſſen in China
ak beruhigsten Verſicherungen gegeben, gleichwohl
| ger ſcheint man diesseits dennoch eine Verſtärkung
h, deutſchen Geſchwaders für nöthig gehalten zu
“sangen

Vilhelmshaven, 3. Sept. Der Bremer Dampfer

Expedition Brunnengafſe 24.

Es sind die nöthigen Verfügungen bereits

Jm Haule des Verderbens.
_. Criminalroman von R. Ortmann.



(6. Fortsetzung)
Vie magst Du nur so sprechen, Georg“, flüſterte



. | ?rröthend, indem ſie fich ſanft aus Holmfeld's
y {ie loszumachen suchte. „Auch haben wir ſchon
fig ô lange hier geplaudert ; Herr von Branden-
"n erwartet mich gewiß längſt zum Vorlesen.“
JirtSo ohne weiteres aber ſchien der Herr Oberin-
Ep r seine Gefangene nicht entlaſſen zu wollen.
beiz ahm vielmehr ihr liebliches Köpfchen zwischen
ej, e Hände und drückte, ungeachtet ihres Sträubens,
n herzhaften Kuß auf die friſchen, rothen Lippen.
„j!Als Kaution daftir, daß ich auf den glücklichen
brg,t Herrn da drinnen nicht eiferſtichtig zu werden
free,“ rief er übermüthig, als er die Geliebte
hatt gelaſſen und fich der Ausgangsthtir zugewendet
denk.’ „auf Wiedersehen denn zum Thee, und ich
, auf ein recht fröhliches Wiedersehen“.
iurti amit war er hinaus, und Elsbeth wendete sich
then >, um den auf so angenehme Weise unterbro-
tur! Weg in das Zimmer des Gutsherrn fortzu-
if. aber eine purpurne Röthe bedeckte ihr lieb-
eo Gesicht bis in die Haarwurzeln hinauf, als
jh, Uwahrte, daß die Thür zu diesem Zimmer ge-
ſeinct war, und daß Herr von Brandenstein, auf
| lufti Stöcke gestützt, mit halb verduttem, halb be-
Pergtem Geficht auf der Schwelle stand. In größter
te eſenheit schlug fie die Augen zu Boden; aber

S F

S TSF:



ihrerst? Herr, der fich einige Sekunden lang an
leid mit igenhtit geweidet hatte, fühlte endlich Mit-

sagte in seiner etwas derben, aber



jeidelberger Tageblatt

Heidelberger General-Anzeiger. ü

Perantwortliher Redakteur Philipp Klausner.
Freitag, den 5. September

„Hohenstaufen“, von Bremen kommend, versuchte
heute Nachmittag, nördlich von Wangeroog, eine in
Kiellinie rangirte Division eines Geſchwaders zu
durchbrechen und rannte dabei der Korvette „Sophie“
faſt rechtwinkellg in die Backbordſeite, nahe der
Mitte des Schiſſs. Beide Schiffe erlitten Beſchädi-
gungen; von der Beſazung und den Paſſagieren
wurde Niemand verletzt. Das Artillerieſchiff „Mars“
begleitete den „Hohenstaufen“ nach Bremerhaven.
Die „Sophie“ kehrte nach Wilhelmshaven zurück.
Oeſterreich-Ungarn.

Peſt, 3. Sept. Betreffs der mit dem angebli-
chen Attentat gegen den König von Serbien in Ver-
bindung t u Zugsentgleiſung in Keenfoeld
wird die Ungariſche Poſt von zuſtändiger Seite auf
Grund der amtlichen Untersuchung zu der Erklärung
ermächtigt, daß es sich um einen einfachen, durch
Erweiterung des Schienengeleiſes in Folge morſch
gewordener Schwellen herbeigeführten Eiſenbahnun-

fall handle.
_ JFrarxtkreich.

Paris, 3. Sept. In nächſter Zeit wird hier
ein Ausſchuß gebildet, der die Fragen betreffs der
Eiſen: und Kohlengruben in Tonking und Anam
prüfen sol. - Die äußerste Linke hat noch keine
Antwort von Grevy auf ihre Vorſtellung wegen
Einberufung der Kammer erhalten. Man erwartet,
daß der Präsident der Republik blos den Empfang
des Aktenſtückes bescheinigen und dasselbe später dem
NMinisterpräſident Ferry zur direkten Erledigung über-
geben werde. + Privat-Depeſchen aus Shanghai
melden, daß in den chinesiſchen Städten Maueran-
ſchläge verbreitet werden, in welchen der Kampf im
Minfluſſe als ein großer chinesischer Sieg dargestellt
wird und in denen es heißt, das franzöſiſche Ge-
schwader ſei vernichtet, und im Min sei keine Spur
mehr von demſelben zu finden. Nachrichten aus
Peking ſchildern die chineſiſche Regierung als immer
weniger zur Versöhnlichkeit und zum Nachgeben ge-
stimmt. Ueber das Geschwader des Admiral Courbet
iſt hier nur bekannt, daß er die Ankerpläte an der
Insel Malsu verlaſſen habe. Die „Galisſsonniere“
iſt laut einer Havas-Depeſche in Hongkong einge-

keineswegs unfreundlichen Weiſe: „Nur näher,
Fräulein Elsbeth, nur näher! Es gibt doch kein
Verstecken mehr; das Herzensgeheimniß ist nun ein-
mal verrathen, und dem ſtrengen Strafgericht könnt
Ihr beide nicht mehr entgehen.“

Der ſcherzende Ton beruhigte die Ertappte. Sie
trat raſch an den Gutsherrn heran und sah bittend
zu ihm empor. + „Nicht wahr, gnädiger Herr, Sie
denken nichts Schlechtes von mir ?“ sagte sie leiſe.
„Er iſt ein so guter, edler Menſch.“

„Was ich denke, werde ich dem Jungferchen nicht
gleich auf die Naſe binden! — Kommen Sie nur
erſt einmal herein und ſeßen Sie sich an Ihren

alten Platz! So, und nun kann die Beichte losgehen! |

~ô Also Sie möchten meinen Oberinspektor gern
eirathen ?“ ,
f gg schwieg und schaute mit glühenden
Wangen vor ſich nieder. /

„Nun nun, Sie hätten immer „Ja“’ sagen können,
mein Kind; eine Sünde wär’ es ja gerade nicht
und was ich eben da draußen gesehen habe, war
doch wahrhaftig deutlich genug. Also wäre zwischen
Euch Beiden alles in Ordnung, und ich kann mich
getroſt nach einem anderen Inspektor und nach einer
anderen Vorleſerin umſehen, nicht wahr?“

„Um Gotteswillen, gnädiger Herr,“ rief das
junge Mädchen erſchrocken. „Sie wollen uns doch
lte zu 1144. s§ Lor rt V 1

„Potz Tauſend, ich denke, der Holmfeld hat einen
reichen Vater, der ihm einmal bei guter Gelegenheit
ein hübsches Gut kaufen wird. Alt genug zum Hei-
rathen iſt er auchz; was bedeutet dann alſo das

| Herumziehen und Heimlichthun ?“







Anzeigen: die I1-ſpaltige Petit-
zeile ober derensRaum 5 Pfg.,

artóewiuigung.

Expedition Brunnengafſe 24. .

troffen : da dieses Panzerschiff die Flagge des Con-

treadmiral Lespes führt, ſo wird vermuthet, daß en.
in Kelong durch ein vom Admiral Courbet ablzee.

ſchicktes Kriegsschiff ersetßt wurde.
England.

London, 3. Sept. Der „Times“ win aaenuen.
Futſcheu gemeldet: In der Stadt und der Nieden.
Der englische Vize-Konſu.
kehrte unter chineſiſcher Bewachung nach der P nde.
zurück. Der Konſul kommt bald wieder her. De.
Chinesen stellen die Forts wieder her. Die Ornnunn.

laſſung iſt Alles ruhig.

wird nur durch Schiffe von der engliſchen und

amerikanischen Flotte aufrechterhalten. + Den „Daily .

News“’ wird aus Newyork gemeldet, daß. Blaine

und seine nächſten Rathgeber Aktionäre der Ohio-

Minen sind, wo die Strikes ausgebrochen ſind.
Griechenland.

Nach einer Meldung aus Athen hat die

chiſche Regierung den Kabineten von Frankreich, Ita-

lien, Belgien und der Schweiz die Anzeige gemacht, .
daß Griechenland mit Ende 1886, dem Ablaufteremim

der lateinischen Münzkonvention, aus der lateiniſchen

Münz-Union ausſcheiden werde. Das griechiſche k .
binet werde ſich aber auf der am 21. Okttolhre in.

Paris zuſammentretenden Münzkonferenz aus Cour.
toiſie durch seinen Geſandten in Paris vertreten
laſſen. Wie verlautet, beabsichtigt man in grie
schen Regierungskreiſen \nun, nach Abschaffung
Zwangscourses, die Einführung der reinen Go

währung. Türlich f

Konstantinopel, 3. Sept. Bei der Pforte ein-
gelaufenen Nachrichten zufolge stehen achtzigtauſendn
Inſurgenten vor Yemen, das nur zweitauſend Mann
Beſatzung habe. Der Gouverneur von Mekka, um

Hilfe angerufen, erklärte wegen der Unruhen in der.

Umgegend keinen Mann entbehren zu können. Ein
Lloydſchiff wird daher unverzüglich tauſend Mann
von hier hinbringen.

Aus Konstantinopel wird der „Daily Newesn.

über Varna vom 31. Auguſt gemeldet : „Das tür-

kiſche Poſtdepartement hat, nachdem seinen Dampfern :
nach vier Mißerfolgen der Verſuch mißlunge, m

Elsheth kämpfte einen Augenblick mit ihrer Schtich- . §
ternheit, dann aber nahm sie sich zuſammen uw
schaute Herrn von Brandenstein offen an. „Da Se.

nun doch die Hauptſache wiſſen, gnädiger Herr und
da Sie es immer gut mit uns gemeint haben, ſo
will ich Ihnen alles geſtehen. Es ist wahr, daß
wir beide, Georg und ich, uns gut sind, und wir
würden uns gewiß auch längst vor aller Welt ver-
lobt haben, wenn nicht Georgs Vater ganz entſchie-
den gegen unsere Verbindung wäre. Er wtinſchte
ſich eine reiche Gattin für seinen Sohn, und ich
_ „JUnd Sie sind nur die Schwester meines Ober-
gärtners -+ das iſt ihm zu wenig nicht wahr?“
res nickte ſtumm und ihre Augen füllten fich
mit Thränen. . w

„Welche Abſichten habt Ihr denn nun eigentlich
für die Zukunft, Kinder? Ihr werdet doch nicht ohne
Nachdenken und Ueberlegung in den Tag leben?“

Elsbeth wiederholte, was ihr Holmfeld vorhin
geſagt hatte und Brandenstein nickte zuſtimmene.

“Er iſt ein redlicher Bursche, der Inspektor“,
sagte er, „kann mir's alſo denken, daß er gerade
auf sein Ziel losgehen wird! Iſt keiner von denen,
die fich mit einem Wort und mit einem finsteren
Blick in den Winkel jagen laſſen. Aber wenn nun
der Alte trotzdem „Nein“ sagt ? wie dann?“ ;

Elsbeth mußte gewaltig mit ihreu Thränen
kämpfen, ehe sie antworten konnte. „Dann werde
ich freiwillig auf Georg's Hand verzichten! Ich will
gewiß nicht die Ursache ſein, daß eine wirkliche Feind-
ſchaft zwischen ihm und ſeinem Vater entſtehtn.

„Aber das Wetter sollte auf ihn niederfahren,
wenn er im ſtande wäre, sein braves Liebchen um
des lumpigen Erbtheils willen im Stich zu laſſen!“



rie.




 
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