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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 150 - No. 176 (1. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0719

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Migtheint täglich außer Montag.
Abonnementspreis
für Heidelberg: monatlich 45 Pfg.
mit Trägerlohn, durch die Poft
bezogen vierteli. 1 Mk. 40 Pfg.



Expedition Brunnengafsſe 24.

Heidelberger Tagel

Yeraniworilicher Redakteur Philipp Klansuer.





att

Anzeigen: die 1-ſpaltige Petits
er n

Rabattbewilligung.

Heidelberger General-Anzeiger.

Expedition Brunnengafſe 24.



FX xs.

- durch die Poſt frei in's Haus gebracht 97 Pfg.

[. JM Bestellungen auf das „Heidel-
berger Tageblatt“ für die Monate
Auguſt und September

nehmen alle Poſtansſtalten und Landbriefträger ent-
gegen. Preiſe bei der Poſt abgeholt 85 Pfg.,

Ebenſo nehmen in Heidelberg und Umgegend

î unſere Träger u. Trägerinnen monatliche Abonnement

Friedr. Aſtor.

für 45 Pfg. jederzeit entgegen. In Wiesloch
Herr Johann Eberle und in Walldorf Herr



Deutſches Reich.
Berlin, 24. Juli. Wie die Kölniſche Zeitung
von zuverlässiger Seite erfährt, beabsichtigten der
Kaiser und die Kaiſerin von Rußland auch in dieſem
Jahre eine Reiſe nach Kopenhagen zu unternehmen,
wo wiederum eine Art Familiencongreß ſtattfinden
ſol. Es würden auch diesmal wieder ider Prinz

_ und die Prinzeſsin von Wales sowie der Herzog und

die Herzogin von Cumberland nach Kopenhagen

kommen. Uebtber den Zeitpunct der Reiſe des ruſſi-
_ chen Kaisſerpaares verlautet noch nichts, doch nimmt

man an, daß dieſelbe nach der Beendigung der Ma-

Yüver, in Ruſſiſch-Polen von Warschau aus ange-

treten werden wird. + Der neuernannte Gesandte
der Vereinigten Staaten am Berliner Hofe, John
A. Kasson, wird bereits Mitte des nächſten Monats
hier eintreffen und sofort die Geſchäfte der diessei-
tigen americaniſchen Gesandtſchaft übernehmen, nach-

dem er dem deutſchen Kaiser, der um diese Zeit be-

»zurttz;!s-r:te wetictt tt hier lebende
Ruſſen ohne Unterſchied des Standes, Alters oder
der Konfeſſion hatten in den lettten Tagen Aus-
weiſungs - Befehle erhalten, denen sie binnen 14
Tagen oder 4 Wochen nachzukommen haben. Anderen

. Russen find Erlaubnißſcheine auf ein Jahr oder ein
. halbes oder ein Vierteljahr zugestellt worden.

î_ Dresden, 23. Juli. Frau v. Kolemine, die

_ Jgqeſchiedene morganatiſche Gem1hlin des Großherzogs
_ Yudwig von Heſſen, ſchwebte vorgeſtern in großer

Lebensgefahr. Die Dame welche gegenüber in
Hotel Vlüevue weilt, unternahm in einem, einem

Tatterſaal entlehnten Geschirr einen Ausflug und

kutſchirte ſelbſt. Plötzlich in Keinzſchechwit ging

das Juckergeſpann durch und die Dame welche
die Thiere nicht zu zügeln vermochte, wurde herab-
geſchleudert und blieb besinungslos liegen. Ein
herbeigerufener Arzt konstatirte nur Verengungen, doch
keinerlei Knochenbrüche. Die Verungltickte wurde
ſodann vorsichtig nach ihrem Dresdener Abſteige-

Yuartier zurücktransportirt.

Leipzig, 24. Juli. Das deutsche Bundessſchießen
unterſcheidet sich von seinen Vorgängern dadurch,

daß sich die Schttten Deutſchlands in viel geringe-

rer Anzahl an demſelben betheiligen. Während die

_ ß ersten großen deutſchen Schützenfeste 10--15000

aktive Theilnehmer hatten nnd die Zahl der Feſt-

.. gäste bei den späteren Festen ſsich thetls zwiſchen 8

pts 10000 hielt, find zum Leipziger Bundesſchießen

_ YYaum 4000 Schützen gekommen. Namentlich die



Betheiligung der Deſterreicher iſt eine ſehr geringe.

Die Wiener Schütengeſellſchaft, welche zu früheren

Festen viele Hunderte von Mitgliedern gesendet hat,

j; in Leipzig nur durch 32 Schützen vertreten ; das

übrige Desterreich iſt nahezu gar nicht vertreten

und ſelbſt aus Tirol, dem Schützenlande par excel

lence, sind kaum 50 Schüten hier.

London, 24. g.fr ſlsnd *Redeſchlachten über
die Wahlreformbill und die Aktion des Oberhauſes
werden mit ungeſchwächten Kräften fortgesetzt. Gestern

Hielt der Präfident des Handelsamtes, Chamberlain,



im Devonſhire-Klub eine Rede tiber die Reform-

frage, im Verlaufe welcher er die Ablehnung der

: Wahlreformbill seitens des Oberhauſes als eine

| Rolle angewiesen. Der von den



Hountag, den 27. Juli

arrogante und monströse Handlung der Majorität
der Peerskammer bezeichnete. Eine solche Prätenſion
werde eine Nation, welche die Selbſtregierung hoch-
ſchätze, sich niemals gefallen laſſen, denn dadurch
werde dem Hauſe der Gemeinen eine untergeordnete
eers heraufbe-
das Reſultat
haben, ein für allemal das Uebergewicht der Volks-
rechte über perſönliche Privilegien festzustellen.

London, 25. Juli. Dem ,Standard“ zufolge
wären die Vertreter Frankreichs und Englands mit
dem Entwurf eines temporären Budgets für Egypten
beſchäftigt, das der Confereng am Montag vorge-
legt werde. Wenn die Conferenz dieſes Budget
gutheiße, werde England eine Anleihe zur Deckung
der dringendsten finanziellen Bedürfrtiſſe Egyptens
garantiren. Eine Reorganisation des egyptiſchen
Finanzwesens auf dauernder Basis. ſei bis auf Wei-
teres verſchoben. - Nat : O

ußjland.

Warſchau, 23. Juli. Die Verhaftungen hier-
selbſt wegen nihiliſtiſcher Umtriebe dauern fort.
Uuter den Verhafteten wird auch eine junge Dame
Namens Nowak genannt eine ehemalige Schülerin
des Marieeninstituts, in welchem bereits vor einem
Jahre bei einer Anzahl von Schülerinen nihilistiche
Schriften vorgefunden wurden. Großes Aufsehen
erregt der Selbſtmord des Hauptmanns Tiszweskij
und des Lieutenants Kondratow. Nach einem ver-
breiteten Gerücht sollte der erſt seit kurzer Zeit

ſchworene Konflikt werde hoffentli

. verheirathete Tiszweskij am 19 d. M. in die
reits auf Schloß Babelsberg residiren wird, seine |

Wohnung Kondratow's gekommen sein, um diesen
wegen angeblich Eiferſucht erregender Zuneigung
zu seiner jungen Gattin zur Rede zu stellen. Der
Lieutenant sollte alsdann, wie erzählt wurde, zuerſt
den Hauptmann und alsdann ſich selbſt mit
einem Revolver erſchoſſen haben. Aus den Nach-
laßpapieren Tiszweskijs und Kondratow'’s hat ſich
jedoch erwiesen, daß beide in engen Beziehungen zu
dem verhafteten Friedensrichter Berdowski und den
Anhängern des Nihilismus gestanden haben. Damit
war das über den Tod der genannten beiden
Personen schwebende Räthſel gelöst, und es beſteht
ein Zweifel darüber, daß sowohl bei Tiszweskij
wie auch bei Kondratow ein Selbstmord vorliegt.
Trotz dieſer Vorfälle werden Vorbereitungen
für die Ankunft des Kaisers fortgesetzt und es wird
wie nach und vor versichert, daß die Reiſe des
Kaiſers von Warſchau, wie dies an maßgebender
Stelle bestimmt ausgesprochen ſei, feſtſtehe.

Aus Nah und Fern.

= Handſchuhsheim, 26. Juli. Ein recht luc-
ratives Geschäft hatte Schneider A. T. hier etablirt,
das aber ein gar klägliches Ende zu nehmen ſcheint.
Der peculative Geschäftsmann hatte nämlich von
einem Kaufmann aus Schwetzingen Manufaktur-
waaren in genügender Menge bezogen, um ein für
unsere örtlichen Verhältnisse wirklich reſpectables
„Manufacturwaarenlager“ zu errichten. Der Mann
verkauſte dann auch, seiner äußerſt billigen Preiſe
wegen massenhaft und wäre somit nicht nur das
Geschäft, ſondern auch die Einnahmen flott gewesen,
aber die Geschichte ſcheint doch einen Haken gehabt zu
haben, denn dér Lieferant in Schwetzingen machte in
letter Zeit, wenn er von seinem guten Abnehmer hier
kam, ein gar bedenkliches und verdrießliches Gesicht
und kam endlich durch das Erſcheinen des Gr. Unter-
ſuchungsrichters aus Mannheim, welcher sich Lager,
Bücher, Faktura's und Kasse genau ansah, Licht in
die Sache. Das kluge Schneiderlein hatte drauf
und drauf verkauft, aber noch keinen Pfennig ab-
geliefert, vielmehr den Lieferanten dadurch zu
täuſchen gewußt, daß er ihm öfters die Bücher vorlegte
und durch dieſe zu beweisen ſuchte, daß noch nichts
verkauft sei, es ſomit auch kein Geld abliefern könne.
Es wurden viele Zeugen vernommen und werden
wir s. Z. das Ergebniß der Unterſuchung mittheilen.





([) Doſſenheim, 26. Juli. Mit dem heutigen
Tage nimmt die diesjährige Ernte ihr Ende, ſo das
alle Halmfrucht unter Dach kommt, in hiesiger Ge-
meinde. Das Korn läßt zu wüinſchen übrig, währen
dem man mit der Spelz sehr zufrieden iſt. d

+ Wieblingen, 25. Juli. Unser Dorf befindet
ſich in Trauer, denn unser allgemein beliebter Seele
ſorger Herr Pfarrer Dengler, der seit längerer Zeit

| leidend war und erſt letter Tage von Tyrol, wo.

ſelbſt er eine Kur gebrauchte und gesund zu wer-
den hoffte, zurückkehrte, iſt lezte Nacht geſtorble.
S Mannheim, 25. Juli. In letzter Zeit nehmen
die Diebstähle und sonstigen Vergehen in hiesiger
Stadt derart überhand, daß die Polizei mit Arbeit
überladen iſt. So mußte gestern wieder ein ver
heiratheter Glaſermeiſter wegen eines an seine.
13 jährigen Pflegetochter verübten Sittlichkeitsverr
brechens in Haft genommen werden. - Die Redakle.
teure der „N. bad. Landesztg.“ und des „Mannh.
Journals“ liegen sich in den Haaren und hat erſtereere
dem letzteren eine Beleidigungsklage angedroht. Es
iſt erfreulicherweise ſchon lange her, seitdem lekttna ls
die gegenseitigen Reibereien der Herren von der
hiesigen Preſſe ihren Culminationspunkt erreichten
und vor dem Schöffengericht ihren Abſchluß fanden.
Wollte Gott, daß sich ähnliche collegialiſche Bloſße
ſtellungen nicht mehr wiederholten. „ut. .
>. Wiesloch, 25. Juli. Soeben wird der
Jahresbericht der höheren Bürgerſchule ausgegeben.
Inhaltlich desselben war die Anstalt von 86 Schnn
lern, die Mädchenabtheilung von zwei Schülerinnen
beſucht. Für unſern kleinen Bezirk repräſentir
diese Anzahl eine recht stattliche Frequenz, wmn
auch die Betheiligung seitens der weiblichen Schilere
eine ſchwache genannt werden muß. Die öffentlichen.
Prüfungen finden am 30. und 31. d. Mts. state.
Die Anstalt, an welcher z. Zeit 5 Lehrer wirke,
scheint sich eines steten Emporblühens zu erfreuen,
welches Gedeihen wir im Intereſſe der allgemeinn.
Bildung unſerer Bevö:kerung ihr von Herzen gönnen.
und wünſchen. !
2 Reihen, 25. Juli. In letter Zeit iſt unſen.
Dorf von Unglücken bedroht, die glücklicherweiſe nur
bis zur Schwelle des Hauſes kommen, dieses ſelbſt.
aber nicht betreten. So stürzte vor einiger Zeit
der Seilermeiſter H. ein allgemein geachteter Mamam
und braver Familienvater von der Scheuer hereb
und zog sich derartige Verlezungen am Kopfe zu,
daß man für ſein Leben fürchtete, doch der alte
Gott lebt nuch und behielt den Schwerverlettten am
Leben, denn heute iſt er Reconvaleszent der seine
baldigen Genesung entgegensieht. Weiter war en
13 jähriger Knabe, welcher ein wildes erſt 2jährigesV
Zuchtpferd in die Schwemme reiten wollte ſehr in
Gefahr, denn dasselbe warf den Knaben ab un
verſette ihm, als er am Boden lag noch einen Hufe
schlag, ſo daß der arme Junge beſinnungslos vom
Platze getragen werden mußte, doch scheint die größte.
Gefahr auch hier überſtanden zu ſein. z:

. © Reihen, 25. Juli. dieser Woche
wurde auf hieſiger Wieſe ein ſchweres Wildſchwein
bemerkt, welches ſeinen Weg über die Elſenz nahm
und bis jett nicht erlegt werden konnte. i
(J Walldürn, 25. Juli. Die Preiſe auf dem
ersten diesjährigen Grünekernmarkt ſind ſo nieder,
daß sie um 4.5 Mk. gegen die lettjährigen differiren.
Es hatten ſich wenig Käufer eingefunden, ſo daß
der Preis je nach Qualität zwiſchen 18 0-26 Mk..

wankte. ; .
fs * Pforzheim, 24. Juli. Der auf Ergreifung
der Attentäter bei dem Stuttgarter Bankier Heilbronn
ner ausgesſetttr Preis von 1500 Mk. wird wie folgt.
vertheilt: Die Pforzheimer Polizeibeamten, welche
den Kumitſch verhafteten, erhalten 1000 Mk. 200
Mk. ontfallen auf einen hiesigen Bürger, der bei de
Verhaftung des K. mitthätig war und dabei nicht.
unbedeutend verletzt wurde. Den Reſt von 300 Mk.
bekommen Stuttgarter Polizeibeamte zur Vertheilun

Anfangs





 
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