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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 177 - No. 203 (1. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0815

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, für Heidelberg: monatlich 45 Pfg.

Öur e
' ſie Ves Mädchens Erscheinung war so schön, daß













[
Erſcheint täglich außer Montag.
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pit Trägerlohn, durch die Poſt
ven viertelj. 1 k. 40 Pfg.
Expedition Brunnengafſe 24.

X

|.. Y Bestellungen auf das „Heidel-
v berger Tageblatt“ für den Monat

SeptembBer
nehmen alle Poſtanstalten und Landbriefträger, unsere
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.... Die Expedition.
Deutschlands erſte Kolonien.

da; Sv wäre denn der erſte Anfang der Gründung
[e Utſcher Kolonien gemacht. Kamerun und Lideritz-
„and — wie wir ſtatt der nicht ganz zutreffenden
hortugiesischen Bezeichnung Angra Pequena sagen

golen — sind nicht mehr bloß Besitzungen deutſcher
rürger, ſondern sind deutsches Kolonialland, seit
tas deutsche Reich durch feierlichen Akt die Ober-
. ü hheit und den Schutz derſelben übernommen hat.
H°rt vollzog diesen Akt S. M. Schiff Möwe, hier

K; M. Schiff Leipzig. Wir begrüßen diese erſte
. f. lonialgründung, ſo klein sie zur Zeit noch iſt,
heudigen Herzens; fie iſt eine That von großer

das

y jathſchaftlicher und nationaler Bedeutung, ein An-

c<wiriger als irgendwo. |
Mancher Deutsche wird erſtaunt gewesen sein,

; ſrlegentlich der Erörterungen in den Zeitungen über

. ft. weſtafrikanischen Koloniſationspläne zu erfahren,

dreist viel deutsches Kapital, deutſcher Unternehmungs
Ühirten cniicgenen süſicſtechn brtithen, vos teren

. den, "ur sehr lückenhafte Kenntniß besaßen. Es kann

deutschen Reich wahrlich der Vorwurf nicht ge-
liegst werden, daß es mit ſtaatlichen Mitteln künſt-

zie Kolonialpflänzchen züchten wolle; im Gegentheil

eh: deutschen Kolonien waren thatſächlich da, l ange
nis das Reich sich um sie kümmerte. Es bedarf aber
the der Erwähnung, daß in einem Lande, wo alle
hyröpäischen Unternehmungen, um sich von den wil-
: Ucht wie vor den zivilfierten Nachbarn die nöthige

Perantwarllicher Redakleur Philipp Klausuer.
Honutag, den 24. Anguſt

Heidelberger Tageblat

Anzeigen: die I-ſpaltige Petite.
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,

Heidelberger General-Anzeiger. üer

Rabattbewilligung.
Expedition Brunnengaſſe 24.

158.



fen zur Verfügung habe! müssen, jeder Kaufmann
und jeder Ansiedler ſchließlich genöthigt ist, sich unter
den Schutz eines großen im Rathe Europas Geltung
besitenden Staates zu fiele Und so leben in Afrika
wie in allen Welttheilen längst Deutſche unter briti-
ſcher, französischer, ſpanisch.r Oberhoheit. Diejenigen
Deutschen nun die bisher jihre eigenen Herren ge-
wesen waren, eine fremde Schutzhherrſchaft nicht ge-
noſſen und doch das Bedürfniß empfanden, ſich unter
ſtärkern Schutz zu stellen, ſahen ſich vor der Frage,
welchen Staat ſie um diesen Schut angehen ſollten.
Und naturgemäß mußten sie beim eigenen Vaterlande
den besten Schut, zu finden hoffen, seit dieses Vater-
land nach langem vergeblichen Streben endlich in die
Lage gekommen ist, diesen Schutz zu gewähren. Das
deutsche Reich aber durfte seinen Kindern dieſen
Schut füglich nicht versagen, und so hat es ihn,
recht im Sinne des ganzen deutschen Volkes handelnd
, gewährt : Kamerun und Lüderitzland sind deutſch.

Ueber die Größe beider Kölonien liegen genaue
Nachrichten nicht vor, beide aber haben herrenloſes
Hinterland, so daß die Ausdehnung derselben für
abſehbare Zeit keinerlei ernſtliche Schwierigkeiten
finden kann. Beide Kolonien aber sind in ihrer
landſchaftl. Beschaffenheit sehr verſchieden. Während
Lüderitzland 26 Grad ſüdlich des Aequators der
Küste zu meilenweit aus wüten Sandhùgel beſteht
und als Ackerbau-Kolonie nur in sehr beſchränktem
Maße in Betracht kommt, iſt das nur 4 Grad nörd-
lich vom Aequator abliegende Kamerun ganz außer-
ordentlich fruchtbar, gilt in gesundheitlicher Bezieh-
ung für einen Kurort allerecſten Ranges, hat eine
Hafenbucht, die zu den landschaftl. schönſten Punkten
der Erde zählt, und vortreffliche Ankerplätze. Kame-
run soll weitaus die werthvollſte Besitung an der
ganzen Küſte sein, und schon heute kann man feſt:
ſtellen, daß wir von allen Völkern um diesen Besitz
beneidet werden; umsomehr, da unsere Erwerbung
so ganz und gar unanfechtbar iſt.

n N
Berlin, 21. Aug. Das bei der hiesigen Uni-



. . UUng zu versſchaffen, nöthigenfalls Gewalt der Waf- | versität zu errichtende hygienische Institut, zu deſſen

ü verloren, doch J gerettet!

Roman aus dem Engliſchen überſezt von J. J.



u j (17. Fortsetzung.) ,

gn Clara lag da, die Augen auf die Thüre gerichtet
, W! Lina Fairfax verſchwunden war. Eine
.. n e
R Vision gewesen daß sie eben erlebt hatte.
c#Æcti hl für ein Wesen aus höheren Sphären
. Nackt onnte. Dazu kam die Errinnerung an deren
. Faire! und die damit verbundenen Umſtände. Lina
ff ſax ? ~ Ja, der Nebel wich von ihrem Geiste
heit „le unglückliche Errinnerung an die Vergangen-
tttiyhrte mit ſchrecklicher Klarheit zurück. Sis
gn y ette ſich an Alles, was mit dieſem Namen
gd Irbindung ſtand; dies war die Lina, welche
. Ling"dien Alwynne's Leben gerettet hatte, dies die
brzyz JUf welche Dr. Fairfax fich als berechtigt
rage lwynne's Intereſſe an andern Frauen in
und'h,zu ſtellen; dies die Lina, welche zwiſchen ihr

under war, wenn Alwynne ſie liebte, kein
hui. Tenn ihr Spielgefährte seine Jugend ver-
| Uster Schwäche fühlte Re tc tune vs Augen:
U ;; bis Gefühl der Hoffnungsloſtgkäit und der Ge-

Nur “ss U .f t getcht t: t ~s
*reintritt bergangen, aber ſie lt que das
Verz niederzudrücken, und als der leichte

. Vunde

Vorstellung bemächtigte sich ihrer, daß es

| li licht? einzigen Wesen auf Erden stand, welches
] : tin Fi war so ſchön und mild und tapfer, daß es



Schritt der jungen Pflegerin sich ihrem Bette nahete,
kehrte Clara ihren Kopf ab von dem schönen Ge-
ſichte, das sie zugleich anzog und betrübte.

Das junge Mädchen und ihr Begleiter blickten
mit großem Intereſſe auf das bleiche, vor ihnen
legestt Feteht und eine Stimme Ö nicht die Lina's
~ ſprach: j

„Nicht, Clara, Sie befinden sich beſſer und wir
werden Sie bald wieder in unserer Mitte haben.“

Sie wandte sich auf die freundliche Anrede um
zh tee Charles Fairfax, welcher jetzt ihren

uls befühlte.

„Sie sind jezt wohlauf und nach wenigen Tagen
sind Sie aus der Krankensſtube entlaſſen. Wie
wenig dachte ich daran, daß mein erſter Patient in
England die kleine Clara sein würde, von der ich
tts Freund Compton so oft habe sprechen

R u : !
Seine Hand ruhete. noch immer auf ihrem Puls
und ein halbes Lächeln glitt über sein Gesicht.

„So,“ sagte er, „jekt werde ich nicht mehr
mit Ihnen sprechen und auch Lina soll es nicht ;
ich werde gehen, um eine Medicin zu bereiten und
alle Sorgen Alwynne's zu beseitigen. Wenn Sie
das, was ich Ihnen sende, eingenommen haben wer-
den, dürfen Sie nicht mehr sprechen, bis ich wieder-
komme.“ Und damit verließ er sie.

Clara fühlte sich etwas getröſtet; wenigstens
erinnerte er ſich ihrer, er war besorgt um sie und
es war unrecht von ihr, an ihm zu zweifeln und
all’ sein Intereſſe und Liebe zu beanspruchen. „Er
wird glücklich werden mit diesem Mädchen“, dachte
ſie, . ſie wollte lernen, in deren Glück glücklich
zu sein. ; ;



Direttor der Geh. Rath Profeſſor Dr. Koch designirt.

worden iſt, wird namentlich von großer Vichtigkete.
ſein für die sehr komplizirten n .
Luft, Wasſer und Boden und die Forschungen über
die kleinen Organismen, welche als Krantheitsun.

ſachen eine ſo große Rolle ſpielen, sowie für die

Ausführung des Nahrungsmittelgesetes, welche.
zum Theil deshalb noch immer mangelhaft iſt, wel.

es an geeigneten Organen fehlt.

Frankreich. . :
Paris, 21. Aug. Seit heute haben wir dn

Krieg mit China! Mit kalter Höflichkeit weiſt Cin.
jeglichen Vergleich zurück und greift zum Schwertee.

Sehr im Gegensatze zum deutschen Reiche, welches
in dieſem Augenblicke seine friedlichen Colonialer-

oberungen vollzieht, iſt Frankreich genöthig,, zzM
Schute und zur Erhaltung des halb Erworbenen U
das Schwert nochmals, das zweite Mal innerhale.
eines Jahres, zu ziehen gegen ein Reich, deſſee Be.

ſiegbarkeit überhaupt erſt noch nachzuweiſen wäre..

Den Verlauf dieses Krieges ſtellen ſich die Franzoſen |

ſehr leicht vor; ſie wollen Tonking besett halten

und chinesische Häfen mit glühenden Kugeln be- :

ſchießen. Von den übrigen Mächten wird ſich keine

in den Streit miſchen; man wird Frankreich vl.

kommen freie Hand laſſen. Aber zu bedenken wird

man hier haben, wie grauſam eine derartige Kren
führung iſt; nicht in offener Feldſchlacht, sonden.
lediglich durch Beunruhigung und Schäögunnn.
friedlicher Städte ſucht man den Kriegszwek zu er
reichen. Ein Kriegsmitel, welches sonst als Nebhe..
mittel leider nicht beiseite gelaſſen werden kann, soll s
bei dem chinesischen Kriege zum Hauptmittel gemacht..

werden. Darin liegt das Grauſame der beabsichtig-

ten französischen Kriegführung, durch welche de.
jeßige Regierung das Urtheil der Geschichte gggen.
sich herausfordert. Die französischen Schiffsklanon.
werden viele und gute Treffer zu verzeichnen habnz

die Geschichte wird aber einſt mit
auch nicht auf sich warten lassen.
England.

ihren Treffen.

London, 22. Aug. Nach Meldungen des Bureeaa.
Reuter aus Mozambique iſt unter den Eingeborneen. .

Lina kam bald zurück mit einer Platte, auf

welcher ein Glas mit Gelee und eine Flaſche Medicin .
ſtand. „So, hier iſt die Medicin, welche Challen.
ſelbſt gemischt hat und der Gelee iſt bereitet vn.

Mrs. Maſon, eurer Haushälterin. Alwynne ließ
sie kommen, als Mrs. Nugent fortging, um dies
Hausweſen zu führen. §

Clara ſah auf zu ihr, zweifelnd, ob sie recht. !

stet. ſie fort, iſt meine Stiefmutter fort?“
fttgte fe für immer, liebe Clara, Du ſtehſt jetzt
unter völlig veränderter Vormundschaft und nur
Liebe und Sorgfalt sollen Dich fortan umgeben

Später fol Du Alles erfahren, jezt darfit Du
nicht mehr ſprechen, Charles hat es ſtrenge verben.
und Lina beugte fich zu ihr nieder und küßte sie U

sanft auf die Stirne. Nachdem sie die Kiſſen ge-

glättet, setzte ſie sich, wo sie die Patientin sehen.

konnte, und hatee bald die Freude zu bemerken, wie
dieſe in sanften Schlaf fiel.

Einige Tage verstrichen, und Clara blieb in.
demselben schwachen nervösen Zuſtand, welcher dem “
Dr. Fairfax mehr Sorge machte, als der Fieberzu u
' Ihre Kräfte waren ginlen.
herunter und ihre Nerven so angegriffen, daß S.

stand gemacht hatte.
falt erforderlich war.

_ Lina bewachte sie wie eine Schwester, abe.
Clara ſchien wenig geneigt, ihre Güte zu vergelten t
er. Anderem als „Du bift zu gut geen.

(Fortſezung folgt.)


 
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