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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 150 - No. 176 (1. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0727

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idelberger Tagetta

Heidelberger General-Anzeiger

Veraniwortliher Redakteur Philipp Slansuer.

t

Anzeigen: die 1-ſpaltige Petits
für auswärts 10 PFR.
V Bei mehrmaligem Erſcheine.
Rabattbewilligung. ..
Expedition Brunnengaſſe 24. ß



uu Expedition Brunnengaſſe 24.
.„\ê 175.

| : . JP Bestellungen auf das „Heidel-
berger Tageblatt“ für die Monate
' August und September
_ H'ehmen alle Poſtanſtalten und Landbriefträger ent-
| tw. . "tee ve: de. st sehs! . Pfg.,
| w“ zu §;:.03 h 4.6 .
sFr
Herr Johann Eberle und in
Friedr. Astor.

Die amerikauiſchen Präſidentſchaftskandidaten.
Die beiden großen Parteien der Union, die
Republikanische und die Demokratische, haben ihre
ationalkonventionen abgehalten und ihre Präſident-
ſchaftskandidaten ernannt. Vielfach werden die Hoff-
nungen der demokratischen Partei auf einen Sieg
in der November-Wahl als sehr trügerische bezeichnet.
Zwar ist der Nominirte der demokratischen Partei,
Grover Cleveland, derselbe Mann, der im November
I882 in dem republikaniſchen Staate New-York als
Kandidat der Demokratie mit 192,000 Stimmen
ajorität über seinen republikanischen Gegenkandi-
âten siegte, allein damals waren im Staate New-
ork, deſſen Stellung in der kommenden National-
U res! UuH<lgatts c tei: bis
Als Gouverneur des Staates New-York eine An-
ahl von der Staatslegislatur paſſirter Bills mit
Ò einem Veto belegt und ſich dadurch viele Feinde
î HYemacht. So hat er die Bil, welche der New-
HYurker Hochbahn verbietet, mehr als fünf Cents +
le rechnet jezt zehn Cents - Fahrgeld zu nehmen,
mit seinem Veto belegt, weil diese Bill nach seiner
Ansicht unkonstitutionell war, wie seine Feinde aber
behaupten, weil er von der „Elevated Railroad Co.“
durch eine bedeutende Summe beſtochen worden ſei.
Sein Veto zu Gunſten der Bahngesellschaft koſtet
das New-Yorker Publikum jährlich &.5 Mill. Dy.
lars und der „gemeine Mann“, der Arbeiter, kann
dies dem Gouverneur nicht vergeſſen und wird ſich
bei der kommenden" Nationalwahl des verhängniß-

Liebe und Verbrechen.

Criminalgeschichte von Bruno Reche.
: (Schluß.) ;
Der Unterſuchungsrichter, einem augenblicklichen
"npuls folgend, rief mit Wärme, wobei er des
ranken Hand erfaßte...

z Ich werde ihm beiſtehen, nöthigenfalls mit Hilfe
's Geſetzes, und ihn vor Unbill schützen !“

Da drtickte der ſterbendeBaron feine kalte n Lip-
n auf die Hand des Richters und rief mit Leiden-
aft in der Stimme: :

„„D Sie edler, Sie einzig guter Herr, Sie wäl-
einen Felſen von meinem Herzen, nun kann ich











äger u. Trägerinnen monatliche Abonnement
Pig. jederzeit entgegen. In Wiesloch
Walldorf Herr












„Wenn es ein Majorats-Grundsitz iſt, kann ihm
t:: nichts sein Anrecht rauben,“ ſagte der Kreis-
er. uu. : ' :

, »Nein, sie sollen es ihm nicht nehmen, ſelbſt
"mne Frau nicht, welche mit einem Verwalter jetzt
Schlosse wirthſchaftet, aber ~ seine Stimme
Urde weich ich möchte, bis er ein Mann ist, ihn

guten Händen wiſsenn. |

; „„Herr, überantworten Sie ihn mir,“ ſprach der
ichter ſchnell und eine gute Idee blitte aus seinen
‘Pen, „ich will ihn halten wie mein eigenes Kind !“
nd t Esitt! tepctte ſein Gesicht mit den Händen
ſlchluchzte leisſe.

t „Weins i ſtöhnte

Gnade verdient??

er, „wodurch ! habe ich
tbtt < handle nicht so ganz H ohne Interesse,“ un-
rach ihn der edle Richter, „nein, ich weiß daß
Peiner Frau eine große Freude mache, wenn





| dieſes Ringes über gewiſsſe New-Yorker städtische













ich ihr plötzlich ein Kind in unsere kinderlose Ehe

q ein Packet darunter hervor.

darum gegeben, wenn Marie, statt einer Selbſt-
| mörderin, durch einen Dritten gestorben wäire.

Mittwoch, den 30. Inuli



vollen Vetos wohl erinnern. Andere, und zwar ſehr
mächtige Feinde, hat Gouverneur Cleveland sich da-
durch gemacht, daß er den korrupten demokratischen
Ring, deſſen Oberhaupt John Kelly ist, zu brechen
unternommen hat. Es ist ihm gelungen, die Kontrolle

Verwaltungszweige zu reduciren. Dafür nun wird
Cleveland von Kelly und seinem Anhang, der soge-
nannten „Tammany Hall-Democrach“ gründlich ge-
haßt. Es gelang zwar Kelly nicht, Clevelands
Nomination auf der Chicagoer Demokratischen Na-
tionalkonvention zu verhindern, wohl aber kann es
ihm gelingen, wenn er es will, Clevelands Sieg
im Staate New-York zu verhindern. Gewinnt aber
Cleveland den Staat New-York nicht, so iſt keine
Hoffnung für ihn vorhanden, als Sieger aus der
Präsidentenwahl hervorzugehen. Liegen daher die
Verhältniſſe im Staate New-York nicht ſehr günſtig
für Cleveland, ſelbſt wenn die „Unabhängigen“ in
jenem Staate seine Kandidatur unterſtützen, so sind
die Verhältniſſe für Cleveland in den übrigen 37
Staaten der Union für ihn nicht günstiger, als ſie
für einen anderen Kandidaten der Demokratiſchen
Partei wären. Im Gegentheil, sie sind ihm viel-
leicht ungünstiger, da die Clevelands-Kandidatur an
dem großen Mangel leidet, daß der Kandidat ein
verhältnißmäßig unbekannter Mann ißt, während
sein Gegner Blaine mit allen ſeinen Fehlern von
einem großen Theil des Volkes wegen seiner „Smart-
heit“ bewundert wird. Als vor der Republikanischen
Nationalkonvention Robert Lincoln’s Kandidatur be-
ſprochen wurde, schien dieſer Anfangs bedeutende
Chancen zu haben, aber kurz vor der Konvention
wurde vielfach die Frage aufgeworfen : Wer iſt Ro-
bert Lincoln? der Sohn seines Vaters? Was hat
er ſelbſt gethan? Steuern wir einer monarchiſchen
Regierungsform entgegen, daß wir den Sohn um
ſeines Vaters Willen zum Präsidenten machen wollen ?
Der Sohn eines Lincoln iſt bei dem amerikanischen
Volke nicht ſo beliebt, als der „selk-made“ Mann
mit allen seinen Fehlern und Gebrechen. Aber es
handelt sich nicht blos um die Personen, sondern
auch um die Parteien, welche hinter den Personen



r
tige! Kranke griff unter seine Kiſſen und zog

„Dann nehmen Sie,“ rief er, dem Richter ein
Packet überreichend, „die nöthigen Papiere und meinen
lettten Willen in Empfang, nur der Schützer meines
Kindes Joll sir verwahren.“

Der Richter belehrte ihn, daß das Testament
gerichtlich deponirt werden müſsſe und geschah denn
hierauf die Teſtaments-Annahme, da der Richter zu
dergleichen Akten autorisſirt war, in aller Form des |
Gesetzes. Mit herzlichen, tröſtenden Worten ſchied
er nunmehr von dem Kranken, den er nicht mehr
lebend wiedersehen sollte, in Begleitung des Aktuars
Müller, denn der ehrwürdige Geistliche war im Be-
griff dem Leidenden den letzten Troſt zu spenden
und dieſe heilige Handlung wollte er durch seine
Gegenwart nicht stören. j

Draußen begegnete ihm der frohe Knabe, er
"que rt E at lt th;
an, als wisse er, daß sie Beide sich einſt näher
stehen würden. ; .

In ziemlich sonderbare Stimmung Êgt er in
ſeiner Wohnung an, der Grund dieſer Verft mmung
lag in der Aufrollung eines ganz andern Bildes,
wie er es sich ausgemalt hatte.

Offen gestanden, er hätte wer weiß was jett

Einige Tage darauf trat der Criminalrichter
Thiel in das Zimmer seiner Frau, an seiner Hand
führte er einen kleinen, schwarzlockigen Knaben von









T88
stehen. Das Volk glaubt noch immer, daß
den Schutzzoll die Arbeitslöhne bedeutend herabgehen
müßten und die republikanische Partei hat daher
den Schutzzoll auf ihr Parteiprogramm gestellt. Und
die Demokratische Partei? Sie verurtheilt, wo es
ihr paßt, den Schutzzoll und doch hat sie trotz
Mehrheit im Repräsentantenhauſe keinerlei Tarif-
reduction geschaffen und doch hat sie in ihrem
!. frerteiptegranzt ſich nicht für Freihandel,
nicht einma



offen für eine Tarifreduction erklärt..
Die Demokratiſche Partei, die ſtets darüber klagt,
daß die Republikaniſche Partei die Bundesmarine
auf den jämmerlichen Stand gebracht habe, auf dem
sie sich zur Zeit befindet, hat im Kongreß, obgleich
das letzte Fiskaljahr einen Ueberſchuß von über 100
Millionen Dollars aufweiſt, nicht das Mindeſte für
die Bundesmarine gethan, kurzum die Demokratische
Partei hat stets Alles verſprochen und nichts ge-
halten. Sie will
nur die fetten Bundesämter.

Deutſches Reiche.



Karlsruhe, 27. Juli. Der Aufenthalt der ut

Kaiserin auf Schloß Mainau dürfte der Dauer nach
ein völlig unbestimmter sein und von dem Wohlbe-
finden der hohen Frau bezw. deren Beſſerung ab-
hängen. Inzwischen empfängt die Kaiserin auf ihrem
improvisirten Sommeraufenthalt fürſtliche Besuche
und schon dies deutet darauf, daß es durchaus nicht
die Absicht ſtillſter Zurtickgezogenheit iſt, durch welche
der Aufenthalt auf Schloß Mainau veranlaßt wurde.

Berlin, 27. Juli. Im September dieses Jahres
sollen auf Anregung des Ausschusses der deutschen
Koloniſation in Südafrika von einer Anzahl Herren

ü

im Betrage von mindestens 5000 M. an dem erſten
Landankauf betheiligen wollen, werden aufgefordert.
ſich zu der für den 19. Auguſt in Berlin anbe-
raumten Znſammenkunft einzufinden.

Berlin, 28. Juli. Wie wir erfahren, habn.
die Botſchafter Deutschlands, ODesterreich-Ungaen.
und Frankreichs in Konstantinopel gegen die von



etwa vier Jahren. Lächelnd hob er ihn auf und

ſette ihn seiner ahnungsvoll aufschauenden Gain.

welche mit der unglücklichen Geschichte vertraut war,
in den Schooß.

„Süßes Frauchen“, sagte er mit schmeichelnnm.

Tone, ,ich bringe Dir Segen in's Haus, ein Waiſen-
kind, das der Pflege einer Mutter bedarf. willſt Du
ihm eine solche Mutter sein, die es ſchützt und

ſchirmt, bis es der Aufgabe ſeines Lebens gewachſen
iſt?“ — Die herrliche Frau umſchlang den guten

Gatten und entgegnete nach einem ſchallenden Kusſe:
„Ich will, o ich will mit Freuden!“ ;
Der Geiſt des Barons und der armen Marie

schien durch's Zimmer zu wehen, aber friedlich, ruhig,

der Letzte des Stammes war in guter Obhut.

— Die eigenthümlichſte Ehrengabe, welche
wohl gegeben wurde, iſt dieser Tage zum achten
deutſchen Bundesschießen angemeldet worden. Die-
ſelbe beſteht in 100 Centner Steinkohlen. Der
glückliche Schütze, der dieselben erhält, kann wohl
mit Beruhigung dem Winter und seinen Lauuen
entgegensehen. ;

- New-Yorker Blätter melden den Selb ſ-

mord des Sozialiſten Hartmann, der seit enn.

gen Jahren in New-York lebte. Man erinnert sich
daß Hartmann beschuldigt war, im Dezember 1880
den Verſuch gemacht zu haben, den Zug, in welchem
ſich der Zar Alexander befand, in der Nähe von

| Moskau in die Luft zu sprengen. Nach diesem miß-

glücklichen Verſuche flüchtete er bekanntlienc, neh
Frankreich, von wo er ausgewiesen wu

zeile oder deren Raum 5 Pfon.

ohne.

ihrer.

natie.

nicht wirkliche Reformen, sie wil.

rößere Landſtrecken behufs E
aukolonien angekauft werden. Personen, welche ih,





 
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