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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 256 - No. 281 (1. November - 30. November)
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Verantwor t. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.

é _ ontag. Abonnementspreis ff
erg: zzzgtlis 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die





18. November

eidelberger Tageblat

(General-Anzeiger.)



Anzeigen: die 1-ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 sfo:
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.









Deutsches Reich.

Karlsruhe, 14. Nov. Die Nachricht, daß die
roßherzogliche Familie schon in den nächſten Tagen
M Baden hierher zurückkehre, ſcheint sich nicht zu
eſtätigen. Wie in Hofkreiſen verlautet, will viel-
iehr das großherzogliche Paar in diesem Jahre
sige ahmsweise bis zu Ende November in der Bäder-

dt verweilen und erst wenige Tage vor dem Ge-
burtsfest der Großherzogin + 3. December — in
? Residenz zurückkehren. –~ Auch die badischen
Virthe wollen von nun an eine eigene Interessen-
?rtretung mittels eines Landesvereins. Die Grund-





Gaſtwirthe vor einigen Tagen hier feſtgeſtellt wor-
ên. Man hat sich dabei mehr mit den formellen
ragen der Vereinsbildung als mit den ſachlichen
Veſchwerden beschäftigt. Aber auch hier geht, dem
uge der Zeit folgend, das Beſtreben auf eine ein-
kitige Förderung und Abschließung des Wirthſchafts-
?werbes, ſo insbesondere auf die allerdings berech-
LIZ
Jalle das Bedürfniß zur Errichtung einer neuen
Virthſchaft vorliege. Einzelne größere Städte Ba-
tts haben dieses Erforderniß bereits durch Orts-
atut angenommen; andere, wie z. B. Karlsruhe,
icht. Ein für den Nichtwirth und häuslichen Bier-
tinker geradezu auffälliger Zug von Gereiztheit
machte ſich geltend gegen das ~ Flaſchenbier, oder
vielmehr gegen den Handel mit solchem.

. Verlin, 15. Nov. Heute Nachmittag um 2 Uhr
tgeſfnete der Reichskanzler im Feſtſaale des Reichs-
nzler-Palais die erste, dem Vernehmen nach nur
?t Konstituirung gewidmete Sitzung der weſstafri-
IMiſchen Conferenz. Die Bevollmächtigten sitzen an
ſt!: hufetfenfornigen Tiſch nach der alphabetischen

ennnge.
, Berlin, 13. Nov. In mehrstündiger Sitzung
Ctter dem Präsidium des Kronprinzen hat der
Ftaatsrath heute sicherem Vernehmen nach den
yeträgen seiner Abtheilungen hinsichtlich der Ent-





















Eine unheimliche Nacht..
Eine Erzählung von H. M.

(Schluß.)

ii Dieſen Umweg zu vermeiden, lief ich quer Feld-
s und hatte etwa die Hälfte bis zu dem Punkte,
h,9 ich den betretenen Weg wieder zu erreichen ge-
mt prrttzctgt. als der Hufsſchlag eines Pferdes
: x traf.

Mein Blut stockte. Der Galopp kam näher.
Ih wurde offenbar verfolgt und ein Entrinnen war
jrum noch möglich. Kein Buſch, kein Strauch in
j!r Nähe, mich zu verbergen, und um meine Hoff-
tp ju? u rewigtu. tnt lest vnc vet se
her verhtillt hatten. Der Hufſchlag "U schon
icht hinter mir; ich fühlte meine Kniee unter mir
rechen, schwankte, ſtrauchelte, fiel zu Boden, und





F

peines Schreckens an mir vorüber. Es war eines

liſ, den. Füllen, die wild in dem Parke umher-

weg §h raffte mich auf und sette meine Flucht fort,
n,Vei mein Gefährte mich noch einige Zeit ſpielend
"nd neckend umkreisſte. ;

us rst das Ende der Allee, ich wußte
herr das Dorf, in welchem die Ruhe des Grabes
ni. chte, lief ich noch immer in wilder Haſt, bis
tg tu zurief. Ich fühlte, daß ich in Sicherheit ſei.
e Schritte der Richtung zulenkend, aus welcher







îgen hierfür sind von einer Versammlung badiſcher |

demselben Augenblick sprengte auch die Urſache

r die rauhe Stimme einer Schildwache ihr : „Wer



Perkündigungsblatt für die Kezirke Heidelberg, ringen, Stwethiugen, Wiesloh, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Neikarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.

vorlage und die Ausdehnung des Unfall-Verfiche-
rungsgesetzes u. s. w. zugeſtimmt. Die Dinge liegen
bezüglich dieser Vorlagen so, daß die Dampfervor-
lage aus dem Bundesrathe alsbald mit dem Reichs-
haushaltsetat an den Reichstag gelangen wird.
Weder im Staatsrathe noch im Bundesrathe dürfte
die ursprüngliche Vorlage Veränderungen erfahren.
Bezüglich der Poſtſparkaſſen stehen die Dinge an-
ders. Hier hat bereits der Staatsrath Aenderungen
gewünscht, wenn auch nach anderen Richtungen, als
hisher von verſchiedenen Seiten mitgetheilt worden
iſt und hier wird der Bundesrath auch wohl noch
umfassendere Erörterungen vorzunehmen haben.

Berlin, 156. Nov. Der Reichsanzeiger meldet
im nichtamtlichen Theile, daß die Eisenbahn - Frei-
fahrtkarten der Reichstagsabgeordneten für die neue





Tagung derart ausgestellt werden, daß sie den In-

habern freie Fahrt auf den in den Karten bezeich-
neten, den Verkehr zwischen Berlin und dem Wohn-
orte der Inhaber vermittelnden Eiſenbahnſtrecken ge-
währen. ]

b§..in. 15. Nov. Fürst Bismarck eröffsnete
die afrikanische Conferenz heute Nachmittag 21/,
Uhr mit einer kurzen Ansprache in welcher er einen
Rückblick auf die Vorverhandlungen warf und die
Zwecke und Ziele der Conferenz erläuterte. Er
schloß mit dem Wunſch eines gedeihlichen Erfolges
der Verhandlungen. Der Doyen des hießigen di-
plomatiſchen Corps, der italieniſche Botſchafter Graf
Launay dankte für die Begrüßung uud ſchlug der
Verſammlung, vor den Fürsten Bismarck zum Vor-
sitzenden zu ernennen. Der Vorſchlag wurde ein-
stimmig genehmigt. Nach Bildung des Secre-
tariats gab Fürſt Bismarck eine kurze Darlegung
des Planes der Verhandlungen und ſchtroß dann
die erſte Sitzung. Die nächste iſt voraussichtlich
am Dienstag. Die Befragung d es Africaforſchers
Stanley seitens eines Sachverständigen oder durch
die Conferenz selbſt iſt beſchloſſene Sache. Der
afrikanischen Gesellſchaft bringt man allgemein, zu-
meiſt von deutscher Seite großes Wohlwollen ent-
gegen. Im ganzen ſpricht sich eine lebhafte Zuver-
sicht in die Erfolge der Berathungen aus.



| die Stimme ertönt war, sank ich ohnmächtig nahe | des
| vor dem Soldaten nieder.

Als ich wieder zu mir kam, saß ich in einer
elenden Hütte, umringt von fremden Gesichtern, die
Neugier und Theilnahme aussprachen. Auch mehrere
Soldaten erblickte ich. Wie ich später erfuhr, be-
fand ich mich in dem Wachzimmer einer Abtheilung
Soldaten, welche für diese Nacht im Orte einquar-
tirt waren,

Mit wenigen Worten unterrichtete ich den kom-
mandirenden Vffizier von dem Vorgefallenen, indem
ich ihm zugleich eine Beſchreibuug der Personen
gab, die bei dem Morde betheiligt waren. Ohne
mehr Zeit zu verlieren, als nöthig war, ſich den
Beistand eines Gerichtsveamten zu verschaffen, begab
er sich mit einem Theil seiner Leute nach dem Herren-
hofe von Carrickleigh. Doch die Bösewichter hatten

ihren Mißgriff entdeckt und noch vor der Ankunft

der Soldaten ihre Flucht bewirkt. |

Die Französin wurde am folgenden Tage in der
Nachbarſchaft verhaftet. Sie kam in Untersuchung
und wurde von den nächsten Asſiſen verurtheilt.
Vor ihrer Hinrichtung gestand sie: „daß sie eine
Hany dabei gehabt hätte, Hugh Tisdall das Bett
zu bereiten.“ ;

Sie war damals Haushälterin und die zärtliche
Freundin meines Oheims gewesen. Sie ſprach eng-
liſch wie eine geborene Engländerin, hatte sich jedoch
der französiſchen Sprache bedient, wahrscheinlich, um
ihre Absichten zu erreichen. Sie starb als dieſelbe
verſtockte Sünderin, als die sie gelebt hatte, und
geſtand, wie sie ſelbſt sagte, ihr Verbrechen nur
deßhalb, damit Sir Arthur Tyrell verfolgt werde,
den sie als Urheber ihrer Schuld und ihres Elen-










Franuklreich. :
Paris, 15. Nov. Heute Abend wird im Re-

doutenſaale eine Versammlung der Partei der re-

volutionären und ſocialiſtiſchen Arbeiter abgehalten.

welche über die Deutſchen und den Bund Bismarls.

mit Ferry gegen den Arbeiterbund berathe wir.
Es ſoll eine große Anzahl Abgeordneter in dm

Arbeiterausſchuſsſe erſcheinen. + Eine Massenver-

sammlung brotloſer Arbeiter iſt auf den 28. No

vember anberaumt. Die Ausschußwahl der Depu- .

tirtenkammer für das Wahlgeset des Senates ergab

11 Gegner des vom Senate angenommenen Gesetzes,

8 Mitglieder, die für den Gesetzentwurf, 3, welch

für die allgemeine Abstimmung ſind. j
England.

London, 15. Nov. Der „Standard“ meldet

gerüchtweise, Carlingford wolle aus Geſundheits-

rückſsichten demissioniren. Roſenberg werde wahre.
scheinlich sein Nachfolger. – Parlamentariſche Kreiſen.

glauben, die Regierung werde dem Parlamente vor-
ſchlagen, eine beträchtliche Vermehrung der Marine
zu genehmigen, und die Erbauung mehrerer stark
bewaffneter Kreuzer und einer großen Anzahl von
Torpedobooten beantragen. Die Ausgaben ſollen
auf mehrere Jahre vertheilt werden.

Aus Uah und Fern.
* Karlsruhe, 15. Nov. Seit einigen Tagen
wird hier der Kaufmann Max Levinger vermißt.



Derſelbe hatte in der Kaiserſtraße eines der beſtee.

Konfektionsgeſchäfte und war man daher allemin.

erſtaunt, als gestern über deſſen Vermögen ſeitens
des Hroßherzogl: Amtsgerichts Konkurs verhängt
wu Mannheim, 14. Nov. Die Stadtrathswahl

findet am 22. d. M. statt. + Hinsichtlich unſere.

zukünftigen Wasserleitung erfährt man die erfreuliche
Thatsache, daß die seit Mitte Auguſt d. J. bis jett

mit einer täglichen mittleren Waſsſerförderung vm

über 4000 Kubikmeter durchgefütrten Pumpverſuche
troß der abnorm niedrigen Grundwaſserſtändſe ſo
überaus befriedigende Resultate ergeben haben, daß





ys bezeichnete und jetzt von ganzer Scele verab-
. Arthur und sein Sohn hatten zwar, wie ;

morgen das weitere Pumpen, weil zwecklos, einne.

erwähnt, ihre Flucht glücklich bewerkstelligt, dhe.
nach mehreren Jahren wurden sie von der Nemesis.

auf furchtbare Weiſe ereilt. t
. So tief und innig auch meine Dankbarkeit gegen
den Himmel für die Befreiung aus so drohender
Gefahr sein mußte, konnte ich doch lange Zeit nur
mit Gefühlen der Bitterkeit darauf zurückblicken. -
_ Das einzige Wesen, das mich je wahrhaft ge-
liebt hatte, meine nächſte Verwande, meine vertrauan
teſte Freundin, stets bereit mit ihrer Theilnahme,
ihrem Rathe ihrem Beiſtande, das reinste, offenſte,
wärmſte Herz hatte ihr Leben für die Rettung des
meinigen darbringen müssen.

Damals ſprah ich ten Wunfch aus, den kein .

Ereigniß meines langen, sorgenvollen Lebens mich

zurücknehmen ließ, sie möchte verſchont worden ſieann.

und ich statt ihrer im Grabe modern.

~ [Ein Geiſtlicher] reiſta einmal auf der
Eiſenbahn,wobei ein cHandlungsreiſendſer ihn
verſpottete. Zuletzt fragte er den Geistlichen, ob er

schon gehört hätte, daß in Paris, so oft ein Prieſtern/ i.

gehängt werde, auch ein Eſel gehängt würde. Der
verſpottete Geiſtliche antwortete darauf freundlieitkjV

„Nun da danken wir Gott alle zwei, daß wir nceiteee.
in Paris sind.“ Der so heimgeleuchtee Spötter.

verſtummte unter dem allgemeinen Gelächter der
mitreiſenden Gefellſchaft. i ; ;!




 
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