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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0153

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Expedition Brunnengaſſe 24.

Heidelberger General-Anzeiger.

Yeranlworllicher Redakteur Philipp Klausner.








er e

die 1-ſpaltige P
Pfi

abattbewilligung.



Expedition Brunnengaſſe 24.



N. 37.



Deutſches Reich.

Karlsruhe, 12. Febr. In der Berathung des
Eiſenbahnbudgets wird der Antrag v. Feder, das
gesichtete Material über die Eiſenbahnunfälle einer
Kommission zu überweiſen, behufs Berichterſtattung
über Zahl, Umfang, Ursache und Erledigung der

gewordenen Schadenerſäße angenommen. In der
Generaldebatte wünscht Winterer, die Regierung

möge im Hinblick auf die Eröffnung der Arlberg-
bahn das Intereſſe Badens vertreten in Bezug auf
Tarife, Personenverkehr und Anschlüsse. Gegenüber

von Feders Hinweis auf den Kanal zwischen Lud-

wigshafen und Straßburg erklärt Ellſtätter das
Projekt für offiziell unbekannt.“ Die Regierung habe
aus Intereſſe für die Bahn keine Veranlaſſung, für
das Projekt einzutreten. (F. Ztg.)
Karlsruhe, 12. Febr. Das heute vorgelegte
Budget für den Eisenbahnbau enthält für neue
Bahnstrecken und Ergänzungsbauten 4,211,172 M-,
für Bahnhofs - Ausführungen 6,787,605 M., für
Material 3,613,400 M., für die Verwaltung

607,000 M., für Ausrüstungsgegenstände 65,770
M., davon für die Höllenthalbahn 4. Millionen für

die Kinzigthalbahn 162,000 M. Für Mannheim

iſt zur Erweiterung des Centralgüterbahnhofs, zur

Neuschaffung eines Hafenbaſsins mit Vorländern, zu

Öelehſeanlagen eingesettt eine Rate von 1,200,000
ark. :

Dresden, 12. Febr. Die Zweite Kammer
nahm die Novelle zum Berggeſeße an, ebenso den
Antrag an die Regierung, dieſelbe möge ein Schank-
ſatenverbet gegen böswillige Abgaberestanten vor-
egen.

Frankreich.

Paris, 11. Febr. Die Nachricht von einem
angeblichen syſermeyschen Englaztzs und Frank-
rfUhs irt su re r gtoru strie
seinem Blatte gesandt hatte, gibt der Pariser Preſſe

k reichlich Anlaß zu Ausfällen. Wie immer der dra-



_Donnuerttag, den 14. Februar

ls: /5:56566 Rochefort in ſeinem „JIntransigeant“,
r schreibt : f

Blowitz setzt seinen Namen unter die ,„Times“'-
Correſpondenzen, aber Ferry ſchreibt sie. Eine In-
tervention im Sudan wäre die lettte dem Andenken
Gambettas, welcher sich nach einem Dejeuner im
„Moulin rouge“ mit dem Prinzen von Wales
die engliſche Allianz in den Kopf gesettt hatte, dar-
zubringende Huldigung. Auf dem Grabe dieſes
Mohameds des Opportunismus 15 000 Franzosen
zu erwürgen, würde ohne Zweifel von seinem Jünger
Jules Ferry als ein dem Herrn besonders ange-
nehmes Sühnopfer angeſehen. Wer weiß übrigens,
vielleicht hat man auch in der Umgegend von Chartum
dicke Goldklumpen entdeckt. Die Pariſer Arbeiter
verhungern. Da könnte man dem humanitären
Werke des Vierundvierziger - Ausſchuſſes nachhelfen
und 15 000 Soldaten nach dem Sudan ſſchicken,
damit sie im Sonnenbrande der Sandwüſten um-
kommen. Ferry hat endlich das Problem der Aus-
rottung des Elends in Frankreich gelöſt: er ſchafft
allmählig alle Franzoſen aus der Welt. Gewiß iſt
die Nachricht der „Times“ am Quai d’'Orſay ent-
standen: aber das Cabinet Ferry wagte es nicht,
die Verantwortung für dieſes neue Geſchäft zu über-
nehmen. Wenn das alberne Projekt einer Allianz
mit England behufs gemeinschaftlicher Bekämpfung
des Mahdi der Kammer vorgelegt würde; wenn
nach den tonkingnesiſchen Millionen neue Millionen
aus unsern Taſchen nach Sudan wandern müßten,
so wäre die Mehrheit ſelbſt, diese „betrunkene

Sklavin“, die einzige, welche der selige Gambetta

in, wir wiſſen nicht welchem „Schlupfwinkel“ hatte,
im Stande, die Waffen zu ergreifen + gegen das
Ministerium.

Paris, 11. Jan. Die Tonkin-Expedition zieht
ſich ungeheuer in die Länge. Die Möglichkeit neuer
Verstärkungen wird zur Gewißheit, da der Kriegs-
minister sich mit der Bildung eines neuen Regiments
in Afrika beſchäftigt, welches bestimmt ist, zu den
von General Millot befehligten Truppen zu stoßen.
Die Einnahme von Bacninh wird den Krieg nicht
beendigen ; das ist der Eindruck, der sich in den















Das weise Schiff.

Ein See-Roman von Adolph Nork.



9. Fortsetzung.

„Schick deinen Vater an Deck,“ sagte Kapitän
Petersen jetzt zu dem Mädchen, und mit einem
behenden Satz war die Kleine wieder in dem Zampan.
Der Vater kam und wurde nach kurzem Feilſchen
als Kapitän -+ Zampan für Hongkong und Whampoa
engagiert; auf seine Lotsendienſte wurde indessen
verzichtet.

Fire. vier Uhr waren die meisten der Lema-
inseln passiert und Green-Island b ein kleiner
bewaldeter Hügel in der Nähe von Hongkong +
kaum noch zwei Meilen entfernt, kam in Sicht.
— Die leichte Seebriſe war ganz eingeschlummert,
und man mußte zu einem originellen, wenn auch
dort häufig gebrauchten Mittel greifen, um noch
vor Einbruch der Dunkelheit den Ankerplatß zu
erreichen. ++ Sämmtliche Zampans, die in großer
Menge hier kreuzten, wurden gemiethet und mußten
durch die vereinte Kraft ihrer Ruder die „Maury“
in den Hafen bugsieren.

In endloſer Kette zogen die unſcheinbaren Fahr-
zeuge das mächtige Seeschiff hinter sich her, und
schon um ſechs Uhr hatte man Green-Island im
Rücken. Offen lag nun der prächtige Anblick der
Hongkonger Reede vor Jan.

Der Viktoriaberg, auf seinen terraſſenförmigen
Stufen die äußerſt geschmackvollen, im europäischen
Stile aufgeführten Bauten mit ihren durch tropiſche
Pracht geschmückten Gärten, erhob sich stolz aus



der kriſtallenen Fluth, auf der die Schiffe ſämmt-
licher seefahrenden Nationen, vom unscheinbarſten
amerikaniſchen Schoner herauf bis zur gigantischen
Eisenpanzerfregatte Englands zu finden waren.

Jans Augen aber schweiften nur immer wieder
und wieder zu dem Platze, an welchem die Siamesen
ankerien. Allein umſonſt !

Kein weißes Fahrzeug war dort zu ſehen!

Und als endlich der Kambootmann, der Besitzer
jenes Zampans, das die Schiffe mit den nötigsten
Kleinigkeiten, wie Tabak, Seife, leinene Anzüge
und dergleichen versorgt, auch zu ihnen kam, mußte
er zu seinem Leidwesen erfahren, daß die Foo-chaw-
ow seit zwei Tagen Hongkong verlassen.

Sie war nach New-Schwang gesegelt. :

Allerdings war es Jan bereits bekannt, daß
auch sie ſobald das Rückgut gelöscht wäre, nach
einem der nördlichen Häfen mußten, jedoch noch
war die Frage, nach welchem: Chee-Foo-Tientsſien
oder New-Schwang. Bald wurde es ihm indeſſen
bekannt, daß der Kapitän nach Tientsien abge-
schloſſen, doch schon zwei Tage später kam die
Meldung, daß dieſer Hafen wegen Eisganges ge-
ſchloſſen, und nun ſollte auch die Maury nach New-
Schwang.

Zwar
von acht Tagen, doch
Hafen bleiben, und
rh; Hannes war der Tag der Ankunft nicht
nur ein außergewöhnlich beſchwerlicher, sondern
auch ein in anderer Beziehung unangenehmer ge-

hatte die Foo-chaw-ow einen Vorsprung
diese Zeit mußte sie in jenem
dort alſo würde sie ſicher ein-

S






Briefen der in Tonkin weilenden franzöfiſchen Offi-
ciere zeigt. 15
Rußland. :

Petersburg, 12. Febr. Der ,Regierungsan-
zeiger“ veröffentlicht einen kaiserlichen Ukas an den
Senat, wodurch die Umwandlung der beim ersten
Departement des Senats bestehenden Sektion für
Bauernangelegenheiten in ein ſelbſtſtändiges zweites
Departement des Sey: „ gere wird.
merila. z Z

New-York, 11. Febr. Eine Verſanmlunmn vm
500 deutschen und böhmischen Sozialiſten, in welchen.
auch Moſt ſprach, nahm mehrere Vorſchläge aan.
worin den ötterreichiſchen Sozialiſten empfohlen vn.
sich noch gefürchteter zu machen als bisher und käne.
Aristokraten und Fürsten zu verſchonn. + Die..
Ueberſchwemmungen nehmen noch zu; Bellaine nn.
Ohio iſt ganz unter Waſſer; 50 Häuſer sind fonnn.
ze,“ zu;. zer cus grey Kongreß nahm tf
die Bill betr. die Unterſtißung der Ueberſchvenmne
ten an. .









Aus Nah und Lern. .
X Hirſchhorn, 12. Febr. In Folge des an.
haltenden Regenwetters rutschte die Hälfte, d'en.
längs des Neckars zwischen hier und Neckarhausen.
hinziehenden alten Landstraße in den Neckar, ve.
mäniglich höchlichſt erſchreckte, denn tritt nicht bana.
beſſeres Wetter ein ſo könnte es vorkommen dak
wir einen Eiſenbahndammbruch auf der gan.
Linie zu erleben hätten wie den letten. Die Gefaoen.
iſt ſtark im Anzug, doch wollen wir das Beſte hoffen.
§ Oberlauchringen, 11. Februar. Der wegen
Beaintenbeleidigung zu 4 Tagen Gefängniß verur-
theilte ledige Schreinergeſelle Kummer von Stentſch .
(Brandenburg) legte sich in ſelbſtmörderiſcher AG.
ſicht zwiſchen Stühlingen und Eberfingen auf das.
Schienengeleiſe, wurde aber von der Maschine des.
heranbrauſenden Zuges bei Seite geworfen und den f.
bei nur unbedeutend verlett. S §;



[?] Stockach, 11. Februar. Der Steuermam .
Amann des heute früh 5 Uhr 20 Minuten vm

TCO d C .

reſche erlitten, und als Peterſen die Landkleider z
verlangte, mußte er zu seinem Aerger erfahren,.
daß nichts davon in dem gehörigen Stand war.

Hannes mußte eine lange Moralpredigt üblen
ſich ergehen laſſen, deren Schluß den tiefsten Een.
druck auf den sonſt verstockten Sünder machten.

„Hannes, du bist zu nichts zu gebrauchen, höch §
ſtens noch zu groben Arbeiten, und deswegen ſollſt_
du von nun an auch mehr auf Deck beſchäftigt_
werden, regelmäßig mit Wache gehen“ + Hannes
Augenlider dehnten sich zu einer ungeahnten Grö ;
aus, – „für die feinere Arbeit werde ich eine
Chinesin miethen.“ 1-

Hannes ſtand vernichtet! Hätte er etwas Mutter
witz beſeſſen, würde ihm vielleicht in dem Sermon
eine versteckte Erhöhung zum Deckjungen erkennbar
gewesen sein, ſo aber sah er nur darin die Ver-
bannung aus der Kajütte, zu der ſchmäleren Koſt.
der Matroſen und vor allem das Gespenſt der re
gelmäßigen Wachen. j : t

Schon am Nachmittag ließ Peterſen die Tochter



| des Hampan in die Kajütte rufen.

Das Mädchen kam. s
„Bie heißt du,“ fing der Kapitän das Verhör an.
„Acoo,“ antwortete die Kleine. “q
„Haſt du keinen andern Namen?“
„Juli nennt mich Schiffsmann.“ .
„Alſo Juli, haſt du Luſt hier an Bord zu
bleiben und mitzugehen ?“ W
„Mit -- weit .in große See?
„Ja, mit nach New-Schwang !“





wesen. Die Sauberkeit der KajÜütte blieb hinter den
Erwartungen des Kapitäns zurück; das Porzellan-

„Und was vor?"
(Fortsetzung folgt.)


 
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