Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden (1884)

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Expedition Brunnengafſe 24.

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Perantworilicher Redakleur Philipp Klausner.

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Heidelberger General-Anzeiger.



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Expedition Grunnengaſſe 22ee.



„é 29.

Deutſches Reich.

Berlin, 1. Febr. Nachdem der Volkswirthschafts-
rath die Grundzüge des Unfallgeſetes durchberathen
hat, wird die Reichsregierung noch die Gutachten
der einzelnen Bundesregierungen abwarten, um dann
ungesäumt an die endgiltige Feststellung des Gesetz-
entwurfes herauzutreten. Man ſieht diesen Gut-
achten für die Zeit bis etwa 8. Februar spätestens
entgegen und hofft dann die Vorlage noch ſo zeitig
vor den Bundesrath zu bringen, daß ihre Feſstſtel:
lung durch diese Körperſchafk früh genug erfolgen
kann,- um sie dem Reichstage alsbald bei seinem
Zuſammentritt vorlegen zu können. Im Uebrigen
ſollen, wie wir hören, die Motive für den Unfall-
geseßentwurf bereits fertig sein, die natürlich weit
eingehender gehalten sind als die für die Grund-

. züge: §
. s SGerlin, 1. Febr. Das Abgeordnetenhaus ſetzt
die Berathung des Kultusetats bei dem Kapitel über
die Universitäten fort. Die Abgg. Reichensperger
und Windhorst brachten Klagen über das studentiſche
Duellwesen und den Frühschoppen vor, auch der Miß-

_ brauch bei der Viviſektion kam wiederum zur Sprache.
Die Abgeordneten Dr. Graf (Elberfeld), Dr. Vir-
chow, Huysſen und Prof. Wagner gaben zu, daß
der übermäßige Genuß des Frühſchoppen Unlust zur
LfS ttt Ces ts:
als mit dem Maßſtabe einer s Waffen-
übung gemeſſen werden mtiſſe. Der Kultusminister
verweiſt bezüglich ſeiner Stellung zur Mensur auf
ſeine frühere Erklärung verurtheilt dagegen aber
ſcharf, den Frühschoppen; er ist aber der Üeberzeu-
gung, daß diese Gewohnheit nicht aus der Univer-
ität in die übrigen Gesellſchaftsklaſſen, sondern aus
y ci pslzetestur eur scſrtr hase
Neumayr, 'hielt in der geographiſchen Geſellſchaft
einen Vortrag über die Dämmerungserscheinungen
des letzten Vierteljahrs. Er legte die Untersuchungen
dar, welche dieselben mit dem Ausbruch des Kra-

das einfache

Nachdruck verboten.

Das weiße Schiff.

Ein See-Roman von Adolph Nork.

2. Fortsetzung.
Das so eben gegebene Glockenzeichen wurde von
Frit auf der Back erwidert, und nachdem er ſich
noch ein Stück Tabak von einer schwarzen Rolle
abgeschnitten und in den Mund geschoben, trollte
er langſam die Leeseite hinunter zum Ruder.
„Norden zum Oſten!“\ rapportierte Otto, ihm
das Steuer übergebend. :
„Norden zum Osten!“ wiederholte Fritz,, und
_ dann wurde es still an Bord, nur ein aufmerk-
ſames Ohr hätte im Proviantraum, wo der Steuer-
mann das Sirupsfäßchen über den Trichter stülpte,
den der Koch hielt, noch ein geheimes Flüſtern
gehört. —
hut s Uhr Nachts! die Wache war abgelöst.
Otto auf dem Auskiek, der Zimmermann am Ruder.
Der Koch, Ernst, Fritz und Paul standen an der
Kombüfe (Küche), und der zweite Steuermann
ging hinter dem Kompaßhäuschen auf und ab.
; „So, Boys,“ sagte Franz, „nun noch ein halbes
Stündchen vergehen laſſen, damit die Chinesen
ſchlafen, und vor allen Dingen der Große und
der Steward, die hinten liegen, nichts hören; dann
Hehen wir in die Kajütte, der Speckſchneider kommt
wit uns und um ein Uhr iſt alles abgethan. Morgen
früh aber erzählt uns der Große jelbſt, daß heute
Nacht der Alte abgetakelt hat, und er das Kom-
_ mando übernimmt.“ :
„Koch!“ meinte Ernſt noch, „ich habe mir die



Dienſtag, den 5. Februar

katoa und dem Vulkane auf Alaska in Zusammen-
hang bringen. Er behielt sich ein definitives Ur-
theil über diese Untersuchungen vor nnd theilte mit,
daß die Royal Socicty in London das gesammte
wiſſenschaftliche und nautische Material über die
Frage zuſammenſtellen werde. Die Seewarte wird
ihr Material nach London senden.

Straßburg, 1. Febr. Die hiesige Handels-
kammer hat in ihrer geſtrigen Sitzung über die An-
lage eines Schifffahrtskanals nach dem Niederrhein
berathen und nach Annahme eines hierüber von
ihrem Vorsitzenden erstatteten Berichtes eine Kommi-
ſion ernannt, welche sich mit der erwähnten Ange-
legenheit näher befaſſen und eine öffentliche Ver-
ſammlung von Kaufleuten und Induſtriellen auf den
7. Februar berufen wird.

Daruiſtadt, 31. Jan. Die Regierung hat heute
der zweiten Kammer sofort nach Annahme des
Nebenbahngesetes in einer die Meinungsverschieden-
heiten beider Häuſer ausgleichenden Faſſung ein
Geseß über die Ausführung verschiedener Neben-
bahnen in den drei Provinzen überreicht. Es sollen
gebaut werden die Strecken: in Oberhessen: Stock-
heim-Ortenberg-Gedern; Hungen-Laubach; Nidda-
| Schotten ; Nauſtadt- (Oberheſſ. Bahn) Niederwöl-
ſtadt (Main-Weserbahn); in Starkenburg; Eberſtadt-
Pfungstadt; Reinheim-Reichelsheim ; in Rheinhessen:
Osthofen-Weſsthofen; Sprendlingen-Wöllſtein. Bau
und Betrieb der fünf erſten Bahnen wird von der

Staatsmitteln verwenden darf. Mit der Ausführung
iſt erſt dann vorzugehen, wenn Grund und Boden
unentgeltlich zur Verfügung gestellt und zu den ein-
zelnen Bahnen die reſpectiven Beiträge von 40000
Mk., 40000 Mk., 25000 Mk., 50000 Mk., 25000
Mk. (zusammen 180000 Mk.) übernommen und ſicher
gestellt ind. Bau nnd Betrieb der lettten drei Bahnen
können einem Uebernehmer übertragen werden (Heſ-
ſiſche Ludwigsbahn) und für diese Bahnen die re-
ſpectiven Beträge von 290000 Mk., 80000 Mk.,
80000 Mk. (zusammen 450,000 Mk.) an Beihilfen
gewährt werden. Für Projecte, Vorarbeiten tc. sind
28,500 Mk. vorgeſehen. Dies Gesammtbedtirfnis

Sache noch einmal überlegt, es iſt doch cine kitz-

liche Geschichte, Gott verdamme mich --- wenn's
herauskommt, -- zehn Jahre hat jeder sicher!“
„Zehntausend Teufel in deinen Rachen, jetzt iſt
nichts mehr zu überlegen. Haltet die Mäuler,
verteilt euch und in einer halben Stunde kommt
. :
Eingeſchüchtert durch den gebietenden Ton des
Kochs, thaten die Matrosen wie ihnen geheißen und
legten sich einen Kloß unter den Nacken ſchiebend,
zwischen die Waſserfäſſer und das Großboot, als
stünde ihnen nur die gewöhnliche Wache bevor.
Während dieses kurzen Disputs am Vordertheile
des Schiffes lag der Kapitän der „Martha“ in der
Kajütte derselben einer seltſamen Beschäftigung ob.
Vom Obersteuermann geweckt, seine Wache zu über-
nehmen, hatte sich Carlſen erhoben, dem zweiten
Steuermann die nötigen Weiſungen gegeben und
war dann, nachdem der Große seine Koje aufge-
ſucht, in einen kleinen Kajüttenverſchlag gegangen.
Dort befand sich nichts, als ein geſchmackvoll aus
Eichenholz gearbeitete Schränkchen, welches zum
Aufbewahren des Chronometers diente. Auf den
erſten Blick schien es auch nichts weiter, als den
ruhig in seinen Angeln schwebenden Zeitmesser zu
enthalten; indessen barg es doch einen seltſamen Schatz.
Nachdem sich Carlſen noch einmal vergewissert,
daß niemand ihn beobachte, entfernte er den Chro-
nometer, ihn vorsichtig zu Boden ſsetend, drückte
auf eine geheime Feder und allſobald sprang eine
Schublade seitwärts aus dem Schränkchen, die zum
Theil mit englischen Banknoten gefüllt war. Diese



in Päckchen von hundert Zehnpfundnoten geteilt,
ließ Karlſen jctt befriedigt schmunzelnd vor seinen

Regierung übernommen, welche 3,191,500 Mk. aus

t
von 3,670,000 Mk. soll auf demfWege des Staate.
credits flüſſig gemacht werden. .

Frankreich. . .

Paris, 2. Febr. „Paris“ dementirt die Nach.
richt von der Absendung weiterer Verſtärkungne
nach Tonkin und meint, der Angriff auf Bacninnktnene.
wozu zehntauſend Mann verfügbar, erfolge Anfanenn_
März. - Der Marineminiſter erhielt keine Beſtätién.
gung des Todes von de Brazza. - Der „TempsÑ.
veröffentlicht die Mittheilung eines Komitéss zur"
Wahrnehmung der Intereſſen der Inhaber der Tür- .
kenfonds worin er darlegt, die Türkei erfüllte nur Ü
einen Theil ihrer Verpflichtungen, die Konverſen.
der Türkenfonds ſei daher unzuläſſig, ſo lange den.
finanziellen Stipulationen des Berliner Vertregs uan.
ausgeführt sſeien. Rouher ist heute Nachmitzee.
um 4'/, Uhr gestorben. :

Paris, 2. Feb. Verwichene Nacht wurden in
Paris Maueranſchläge verbreitet. welche die Stadt- .
ſergeanten zur Ergreifung der Waffen, um sich ile.
Recht zu verschaffen, aufforderten. In dem Aufrfen.
heißt es. „Bürger! Warum zögert Ihr noch, desen.
Gewehr zu ergreifen? 200000 Eurer Brüder ve.
kommen vor Hunger in Paris, während die Blu.
sauger, die am Ruder sind, nichts für sie thun. S.
lange diese elende Regierung bleibt, werdet Ihrauaenn.
gebeutet. Befreien wir uns von dieser Infanienn.
Soldaten, brave Friedenswächter, die Ihr in em.
Intereſſen verletzt ſeid, leihct Eure fiarke Hawn I
Euern Brüdern und das Werk wird bald fertig ſien.
Der Exrecutiv-Ausſchuß derer, die leiden.“ ~ Die
Eingeborenen von Reucaledonien haben einen jungen
Franzoſen getötet und aufgefressen. :

England. ; .
London, 1. Febr. Die „Daily News“ meln
aus Suakim vom 31. Januar: Die Lage in Sinne.
ſei verzweifelt, die Mundvorräthe seien ganz ene.

schöpft und die Bevölkerung auf den Genuß von
Hunde- und Pferdefleiſch angewiesen. Wenn der.
Entſaß unmöglich sei, wollten die Einwohner ver- 2§
ſuchen, sich nach Suakim durchzuſchlagen. .

Augen Revue passieren; und nachdem er das lllen.
wieder auf seinen urſprünglichen Ort gelegt, enſeen.
ſich die ſtattliche Anzahl von neun solcher Päckchen.
oder neuntauſend Pfund Sterling, das baar Een.
übrigte seiner langjährigen Küſtenfahrt. e
„Neuntauſend Pfund,“ begann er zu sich selbe
ſprechend, „die lettte Reiſe brachte mir zweihundere.
vierzig ein, circa vierzig Kosſten, blieben demnach
zweihundert, alſo noch zwei Reisen und die Hime.
| fahrt; und die zehntauſend wären voll! ..
Freilich,“ fuhr er dann, die Schublade wieder
schließend und den Chronometer einhängend fore.
„freilich, genug wäre es wohl, um sich auf de
Bärenhaut ans Land zu legen, + aber ich hab's
mir doch anders gedacht, ~ wollte meinen Jan
ſselbſt zuerſt herausbringen auf die See — doch
das bleibt mir ja noch unbenommen, denn wer weiß, JU
ob ich das faule Leben am Lande aushalte. Abe.
ſind die zehntausend voll, dann geht's erſt wieder
zu Weib und Kind. Südwest noch einmal, ich weiß
ja eigentlich gar nicht mehr, wie sie aussehen.!“ W
Vei den letten Worten hatte er den Verſchnag
verlaſſen und trat durch einen kurzen Gang hinmhlle.
in den Speisesaal. Hier jedoch blieb er plötzlich stehen.
denn vor sich ſah er in feierlicher Haltung dene
Untersteuermann und seine deutſchen Matroſen mt.
Ausnahme Ottos und des Zimmermanns, die af
ihren Posten verharrten. .
„Was oll das ?“ herrschte Carlſen sie an.
„Kapitän,“ entgegnete noch ruhig der Unter-
ſteuermann, ,die Leute haben mit Euch zu reden.“
„So, und ist das etwa hier der rechte Ort und
die rechte Zeit dazu?“ fragte Carlſen weiter.


















„Marſch hinauf aufs Deck und an eure Arbeit!“