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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 51 - No. 76 (1. März - 30. März)
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Erſcheint täglich außer Montag.
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für Heidelberg: monatlich 45 Pfg.
mit Trägerlohn, durch die Poſt
bezogen vierteli. 1 Ik. 40 Pfg.

Expedition Brunnuengaſſe 24.





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eidelberger GenerakAu.ciqer.

Verantworlliher Redakleur Philipp Klausner.







Expedition Brunnengafſſe 24.



M 75.
Bestellungen auf das „Heidel-
erg er Tageblatt“ für das

. I]. Quartal 1884

nehmen alle Poſtanſtalten und Landbriefträger ent-
' U chf true tu4 tt zt Let argen
berg. koſtet dasselbe z. 45 "Pf. Neuhin-
: pr terfe ſtetten erhalten das Blatt bis zum

Deutſches Reich. :
Berlin, 27. März. Der Reichstag nahm in



v. zweiter Berathung debattelos die Marinevorlage an.

Der Gesetzentwurf betreffend die Priſengerichtsbar-
keit wurde nach unerheblicher Debatte in erſter und
zweiter Berathung genehmigt. Der Reichstag ge-
nehmigte schließlich in erſter und zweiter Lesung die
Literarkonvention mit Belgien. Nächſte Sitzung
Morgen.

Verlin, 27. März. Die Kommunalsteuer-Kom-

mission des Abgeordnetenhauſes nahm in zweiter

Leſung den §$ 1 nach den Beſchlüſſen der erſten
Leſung in etwas modifizirter Faſſung an. Hinſsicht-
lich der zu beſteuernden Konsumvereine wurde fol-
gende nähere Bezeichnung angenommen: „Konſum-
vereine jeder Art, insofern dieselben Gewinn für ihre
Mitglieder verrechnen.“ :

Dresden, 27. März. Der Landtag wurde mit
einer Thronrede geschloſſen, in welcher der König
den Ständen für ihre Hingebung und Sorgfalt bei

Erledigung der vorgelegten Arbeiten dankt und er- -

klärt, er könne auf die abgeſchloſſene Periode der
verfaſlungsmäßigen Thätigkeit als auf eine Zeit er-

î Jyrießlicher Erfolge für die Intereſſen des Landes
_ mit Befriedigung zurtickblicken. Der König dankt

von Neuem für die ihm anläßlich des Todes der
Prinzesſſin Georg bewiesene warme und innige Theil-
nahme und ſchließt mit dem Wunsche, daß Gottes
ſchütende Hand auch ferner über dem Lande wal-
ten möge. ;
ß Frankreich. ;

Paris, 27. März. Die Kammer nahm den

Gesetzentwurf, betreffend die Beförderung im Heere,



Die heimliche Ehe.

Eine wahre Criminalgeſchichte.



5. Fortsetzung. ;

„So iſt es,“ antwortete mir die junge Frau,
„wenn sie nicht appellirt. Doch beschwöre ich Sie,
verlaſſen Sie meinen Wilhelm nicht, nur bis mor-
gen weilen Sie. Ich gebe Ihnen mein um
der Tag an, ſo will ich Sie nicht länger zurtickhal-
ten. Wer wollte es Ihnen auch verargen, daß Sie
von dannen eilen, möchte ich mich doch gerne in der
Erde Schooß verbergen, um nicht Zeugin zu sein,
... : |

Sie konnte vor Weinen nicht weiter reden.
Jett kam auch mein Freund zurück, und besttirmte
mich ebenfalls mit Bitten, den Abend und einen
Theil der Nacht zu bleiben. Ich gab nach, ließ je-
h meine Sachen packen und den Wagen reiſefertig
machen. y

Der Abend verging uns unter den. ſchmerzlichſten
Gefühlen. Mein Freund ging noch einmal zu Ag-
nes, ſie nahm ihn aber nicht an, sondern ließ ihn
Und seine Frau zum folgenden Morgen zu ſich

dtbitten. .:

Noch ganz spät kam der Geiſtliche, der Agnesens
Lehrer war, in die Stadt. Krankheit hatte ihn seit
einiger Zeit an sein Haus gefeſſelt, doch jett konnte
ihn auch diese nicht abhalten, seinen Liebling noch
einmal zu sehen, ſeine Agnes auf dem schweren +
letzten Gange zu begleiten. .

An dem Morgen, als Agnes nach dem Rath- |.

i hauſe fuhr, hatte sie ihrem Richter im Vertrauen
en Namen ihres Gatten genannt; es war ein fran-











] zöſiſcher Offizier, und nach den Nachrichten, die sie



Zamſtag, deu 20. März



O

an und lehnte einen Zuſatzaantrag, welcher Abschaf-

fung der Würde des Marſchalls von Frankreich be-

antragt, mit 319 gegen 198 Stimmen ab. Con-

ſtant brachte einen Antrag auf Einführung des

Liſtenſkrutiniums für Abgeordnetenwahlen ein.
England.

London, 27. März § Die „Times“ sagt, es sei
dringend nothwendig, daß die engliſchen Truppen
bei Suakim entweder mit den Aufständischen hart
an einander gerathen oder ſich überzeugen, daß es
keine feindliche Streitkräfte mehr gibt. Die Zeit,
während welcher englische Truppen im Felde bleiben
könnten, ersſtrecke sich nur noch auf Tage und wenn
der Weg nach Berber nicht durch den heutigen
Kampf geöffnet werde, dürfte sich eine Gelegenheit
zu einer wirkſamen Aktion kaum Inehr bieten. --
Der „Standard“ beschäftigt sich in einem Artikel
mit der Geschichte der deutschen Nationalität und
kommt dabei zu dem Schluſſe, daß Deutschland, ob-
gleich im Besitze der beſten Armee der Welt, es doch
vorziehe, friedlich zu sein; das Wohlergehen Deuſch-
lands sei gleichbedeutend mit der Wohlfahrt Euro-
pas ; Niemand, welcher Deutschland nicht heraus-
fordere, brauche es zu fürchten. ~ Der ,Daily
News“ wird aus Kairo gemeldet, daß daſelbſt das
Gerücht, als ob Gordon ſich damit einverſtanden
erklärt habe, Khartum und den Sudan dem Mahdi
als Sultan flsatrtat Öttsi! dementirt werde.

Rom, 26. März. Heute Mittag 12 Uhr über-
reichte Proffeſſer Kraus dem Papſte in einer Privat-
audienz ein Handſſchreiben des Großherzogs
von Baden. — Bis jetzt erhielt die Kurie keine
Eröffnungen über ein .: preußisſches Kirchengeset.

’gypten.

Kairo, 27. März. Aus Suakim wird unterm
Geſtrigen gemeldet, die Truppen blieben Nachts im
Lager, 8 Meilen von Suakim; heute rücken die-
ſelben vor. Die Cavallerie machte gestern eine Re-
kognoszirung und stieß bei derselben 7 Meilen vom
Lager auf den Feind, welcher ſchoß und ein Pferd
tödtete. Die Cavallerie erwiederte das Feuer und
tödtete mehrere der Aufständischen. Nach zweisſtündi-

fgtrogen hatte, in Rußland vor dem Feinde ge-
N.

Keiner von uns ging zur Ruhe; wer hätte ſie
auch in solcher Gemäüthsſtimmung genießen können ?
Als das erſte Morgenlicht durch dunkle Wolken
einen Weg sich bahnte, befahl ich anzuſpannen.
Meinem Freunde und seiner Gattin gelobte ich mit
Hand und Mund, bei der Rückreiſe längere Zeit zu
verweilen. Sie ſchickten sich nun an, zu Agnes zu
gehen, die sie erwartete.

Viele Menſchen versammelten ſich schon auf den
Straßen, um das fürchterliche Schauſpiel anzu-
sehen. Schon tönte mit dumpfem Ton die Glocke,
die ein grauenvolles Ereigniß, den Tod einer Misſe-
thäterin, verkündigte. Ich warf mich in den Wagen
und befahl schnell zuzufahren. Da führte mich mein
Unstern an dem Platze vorüber, den ich vor jedem
andern am liebſten jett vermieden hätte. Ich ver-
hüllte mir das Gesicht und legte mich zurück in

meinen Wagen; doch nach Stunden ſchallten noch | ſ

die Schläge der Aexte von den Zimmerleuten in
mein Ohr, die das Gertiſt, auf dem Agnes sterben
sollte, zuſammenſchlugen. Wie froh war ich, als
die Gegend weit hinter mir lag, an die ich nur
höchſt ungern zurück dachte.

Wochen, ja Monate verſtrichen, immer noch konnte
ich Agnes und ihr Schickſal nicht aus dem Ge-
dächtniß bringen ; manche Freude ward mir hier-
durch vergällt, bis durch die Zeit die Erinnerung
daran geſchwächt wurde. ;

Beinahe zwei Jahre war ich schon herum ge-
reiſt, und zürnte in meinem Herzen nicht wenig auf
meinen Freund Wilhelm und seine Gattin, die











gem Gewehrseuer zog
unbekannt blieb, zurück.
Amerika.

Wafſhington, 27. März. Der Senat beſtätigten
die Ernennung Sargent's zum Vertreter der Unione.
ſtaaten in St. Petersburg. New-York-Depeſchen aua
Louisiana melden, Staatshilfe für die Ulbben.
ſchwemmten am Miſſissippi sei dringend nothwendig, s

damit dieselben nicht Hungers sterben.
Aus Nah und Lern.



© Oberöwisheim, 26. März. Bei einer am
letzten Montag hier abgehaltenen w
rung drängten fich wie üblich, eine m
theils Kaufluſtige, theils Neugierige, dem Eingannſe

zu. Das morsche Geländer des Ganges brach, und
ein Theil der Herandrängenden ſtürzte in die gerad
unter dem Gange befindliche Pfuhlgrube, die, wie

gewöhnlich äußerſt mangelhaft gedeckt war. Eine.
Frau, die kopfüber in die Grube fiel, konnte nur Ü ;
durch raſches Beiſpringen aus ihrer gefährlicnen.
Lage befreit werden und liegt jett krank darnieder. .

Die Andern kamen mit dem Schrecken davon.

4 Mainz, 26. März. Heute Morgen war ds
ganze Taunusgebirg und der Feldberg mit Schnee..

bedeckt.



etit.
.

Anzeigen: die I1-ſpaltige P
zeile oder deren Raum 5 Pf;
für auswärts 10 Pfg. :
Bei mehrmaligem Erschien.
Rabattbewilligunne.

TSL

sſich der Feind, deſſen Zahl t





* Aus Baden. Anläßlich der Erdarbeiten, die .
gegenwärtig bei den Neubauten der Schweßsingen
Attienbrauerei vorgenommen werden, wurde dieſen.
Tage ein menschliches Knochengerüſte mit éeiſeeſnen.

Waffensttickken und Verzierungen ausgegraben. Eben.
ſv fand man an derſelben Stelle einen kleinn tltÊe.

nernen Krug und ein Töpfchen, welches die Hanann.

knöchelchen des Skelets umfaßt m

erinnert an die Ausgrabungen, welche 1766G uw.

1777 im Bezirke des Schloßgartens gemacht wur.

den und welche auf das Getümmel eines blutigen
Kampfes in der Römerzeit ſchlicßen laſſen. + In

Sulzbach bei G er n sbach ſind 8 Kinder des v
Steinbrucharbeiters Melchior erstickt. Dieselben ble.
fanden ſich ohne Aufsicht zu Hauſe, derälteſte K nale §
ſpielte mit Zündhölzchen, wobei ein Bett in Brand ..
gerieth, was das Unglück veranlaßte. . In Ele z

einzigen Brief beantwortet hatten, ſelbſt den nicht,

während dieſer langen Zeit mir auch richt. cinen .

in dem ich ihnen meldete, daß ich auf der Rückreise . .
begriffen, nun bald mein gegebenes Wort zu löſn.

und sie zu überraschen dachte.

Hätte ich nicht seit längerer Zeit Beider äisgeene.
borene Abneigung vor allem Briefsſchreiben gektgnntÊ....
— wie solche so viele, mitunter recht gute Menſchea .
haben — so würde mich dieses lange Schveizine.

nicht wenig beunruhigt haben. So aber nahm ich .

mir vor, ſie gehörig auszuſchelten, und eilte in .

meine Heimath.

Nur noch wenige Meilen von Lyon entfernt, .
überraſchte mich ein fürchterliches Vetter. In w
Wahrheit eine zweite Sündfluth, die mich nöthigte, :
ein Obdach aufzuſuchen. Ich fand es in einm

elenden Dorfe, in einer noch elenderen Schenke.

So erbärmlich meine Aufnahme hier auch war,
ſo mußte ich mich dennoch entschließen, die Nacht
über zu bleiben, da ich nicht hoffen konnte, bei die-
em Wetter, bei der Dunkelheit, die keinen Weg
erkennen ließ, Lyon zu erreichen.

Wer lange und viel reiſt, gewöhnt fich aueh am ;
Ungemach, ich nahm es also mit der Bequemieen.



keit nicht allzu genau, sondern trat in die Stube, “
die ich gepfropft voll Landleuten fand, die der ellen.

Sttt der Reben schon ziemlich in Begeiſterung ge-
ts . v hier nicht bleiben konnte, davon über-
zeugte ich mich bald; wohin aber sonſt ? Außer der
Wirthssſtube war nur noch eine Kammer im ganzen

Hauſe, in welcher der Wirth mit seiner Fran

schlief.
orſetung folgt.)




 
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