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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0967

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Mittwoch,

. rantwertl. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
! Frſcheint täglich außer Montag. Abonnementzpreis für
; üehdetberg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
w iogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellu 7sgebühr.

h









Bestellungen auf das Heidel-
. berger Tageblatt. pro W.
. Quartal, werden fortwährend von allen Poſt-
Mſtalten und Briefträgern angenomme.
LL.x Die Expedition.
) D G.

Deutſches Reich.

: Baden-Baden, 5. Oct. Der Kaiser nahm heute
_ Vormittag mehrere Vorträge entgegen. Der Beſuch
. des Armeejagdrennens bei Iffezheim wurde der sehr
Ülthjetltg und vie lroßiccjogin. dit Ectgich
. herzog von Baden, Prinz Hermann von Sachsen-
_ Veimar, der Fürst von Fürſtenberg und die Ge-
_ HNerale Fürft Radziwill und Graf Lehndorff wohnten
dem Rennen bei. Heute Abend fand zu Ehren
_ Ves Kaisers ein Monſtre-Militärconcert ſtatt.
_ Gertlin, 6. Okt. Der „Liberalen Korrespondenz“
_ Und anderen Blättern gegenüber, welche es auffallend
_ landen, daß das Reichsversicherungsamt sich mit
utdehnung der Unfallversicherung auf die Trans-
Heortgewerbe, die Land- und Forſtwirthſchaft beſchäf-
tigen ſolle, reproduzirt die „Nordd. Allg. Ztg.“ die
Von Minister Bötticher am 14. März vom Reichs-
î anzler Tags darauf im Reichstage gehaltenen be-
glichen Reden und fügt hinzu: Wenn also gegen-
Värtig an Entwürfen betreffs Ausdehnung der Un-
üllversicherung auf die Transportgewerbe und einige
IMdere Betriebszweige, sowie auf die Land- und
ſorsiwirthſchaft gearbeitet wird, entspricht dies ledig:
ich den im Reichstag von den Regierungsvertretern
emachten Zusagen. Glaubt die „Liberale Korre-
pondenz“’, daß dadurch ein Einfluß auf die Wahlen

Sinne der Regierung geübt werde, so können
wir nur wünſchen, daß sie ſich nicht täuſche. Die
betreffenden Gesetzentwürfe sind bereits aufgestellt
und befinden fich gegenwärtig im Stadium der vor-
'ereitenden Durchberathung. ;
§ Frankreich.

Paris, 4. Okt. Das „Journal officiel“ wird
Morgen [das Dekret veröffentlichen, durch welches

Im Hause des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.

: (34. Fortsetzung) ;
Rathlos, mit aufeinander gepreßten Lippen und
mit zuſammengeballten Händen blieb er ſtehen:
[eine Blicke irrten hinauf zu dem Himmel, der im
‘achenſten Blau durch die Baumwipfel schimmerte
jj bohrten sich dann wieder mit stierem wahn-





















Vitzigen Ausdruck in die trübe, bewegungsloſe Fluth
zu seinen Füßen. Da schlug von ferne ein Ton
wie das Bellen eines Hundes und das laute Sprechen
sines Menschen an sein Ohr. Er zuckte wild zu-
jmmen seine Augen liefen ſcheu im Kopfe umher,
te die eines ringsumſtellten Wildes. Als es schien
lene Leute kämen näher, brach er durch das Gebüſch
puh eilte wie ein Verfolger ohne Beinnen zwischen
?n Bäumen dahin.

Wie lange er so ohne Plan und Ziel im Park
ſerumgelaufen war, durch ſein eigenes Aechzen er-
lÿrect und bei jedem Knacken eines Baumzweiges
îusammenfahrend + davon hatte er ſelbſt nicht die
Peringste Vorstellung. Mit Schweiß bedeckt und
zum Tode erschöpft, schritt er endlich auf das Herren-
[qus zu. Seine Haare waren von den herab-

ngenden Zweigen zerzauſt und seine Hände von
| niedrigen, dornigen Gestrüpp mit blutigen
CHrammen bedeckt. Ehrerbietig trat ihm am Fuße
Lt Rampe der Inſpektor Windolf entgegen, den..
get in der Hand haltend und einen unbeachteten
raßfuß nach dem andern machend.
v» rNach den Befehlen des Herrn Barons“, begann
r endlich, als Kurt ohne ein Wort oder einen Vlick



tidelberger Tag eblat
eneral-Anzeiger.

Verkündignngsblalt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Sc<wehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Neikarbiſchofsheim, Eberbach, Huchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.





die Kammern zum 14. Oktober einberufen werden.
~~ Offiziell wird aus Tonkin gemeldet: General
Briere de l’'Isle ergriff , nachdem er von der An-
griffsbewegung der zwischen Bakle und Langson
lagernden chineſiſchen Truppen Kenntniß erhalten,
sofort Maßregeln, den Feind zurückzuwerfen. 3
Kanonenboote, welche zur Rekognoszirung des Loch-
nan-Thales entsendet wurden, kamen mit einer etwa
4000 Mann ſtarken chinesiſchen Truppenabtheilung
ins Gefecht und brachten derſelben erhebliche Verluste
bei. Der Verluſt der Franzosen belief sich auf 21
verwundete Matrosen und 10 verwundete Soldaten.
Der Kapitän des Kanonenbootes „Maſſue“ wurde
getödtet. Die Chinesen werden fortdauernd zurtick-
edrängt. - Nach dem heute veröffentlichten Wochen-
L T O GENMN IT Fs
806, 116 weniger als in der vergangenen Woche.
Die Sterblichkeitsziffer iſt niedriger, als seit langer
Zeit. Als an ſporadiſcher Cholera verſtorben werden
nur 3 Personen aufgeführt. - Jm Departemeut
): Oſtpyrenäen kamen gestern 3 Cholera-Todes-
älle vor.

Paris, 4 Okt. Die Depesche Courbets an den
Marineminiſter aus Kelung vom 3. Oktober ſagt:
Ich habe am 1. Oktober die Operationen gegen
Kelung mit Besetzung des Hügels St. Clement be-
gonnen, die nach ziemlich heißem Gefechte erfolgte.
In der Nacht zum 2. Oktober räumten die Chinesen
2 Werke westlich des Hügels St. Clement; wir be-
setten vieselben ohne Schweriſtreich und ſuchen uns
darin zu verſchanzen. Ich werde am 4. Oktober
die Operationen gegen das ößtlich gelegene Schanz-
werk beginnen. Wir haben 4 Todte, 5 Schwer-
und 8 Leichtverwundete und einen Vermißten. Die
Verluſte der Chinesen werden auf 80 bis 100 Todte
und 200 bis 300 Verwundete geschätt. Admiral
Lespes begann am 2. Oktober den Angriff auf
Tamſui. Er wird den Hafen zu besetzen ſuchen.

Paris, 4. Okt. Ein Telegramm aus Honkong
von heute meldet: Courbet begann Mittwochs die
Bombardirung des Forts Kelung. Die Chinefſen
leiſteten lebhaften Widerſtand. Der Verlust der

an ihm vorübergehen wollte, erlaube ich mir zu be-
r ;

44! hielt inne; denn der Gutsherr ſtarrte ihn
so ausdrucksvoll und gläsern an, daß ihm die
Worte in der Kehle ſtecken blieben, und daß er in
höchſter Bestürzung seinen Hut zwischen den Händen
zu drehen begann.

„Es iſt gut!“ murmelte Kurt, ohne stehen zu
bleiben. „Es ist gut - ich weiß ſchon > ich will
jettt nichts hören !“ ;

So ging er weiter an dem verblüfften Inſpek-
tor vorbei, die Treppe hinauf in sein Zimmer, deſſen
Thür er mit ängſtlicher Haſt hinter sich verſchloß.
Er warf sich auf das Sopha und legte ſein Gesicht
in beide Hände. Aber so feſt er auch seine Augen
zudrückte, er konnte doch das grausige Bild nicht
los werden, das die Worte jener Frau wieder mit
voller Deutlichkeit vor seine Seele gerufen hatte.
Er sah das qualverzerte Gesicht des ſterbenden Oheims
mit seinen hervorquellenden Augen, seinen ſchaumbe-
deckten Lippen, er hörte das Aechzen nnd Röcheln
des Vergifteten, ſah die vom Todeskampf gekrümm-
ten und zuſammengezogenen Finger und es ſchüit-
telte seinen Körper wie ein heftiger Fieberfroſt. +
Nachdenken und überlegen konnte er nicht. In
seinem Kopfe wirbelte alles ſo wild durcheinander,
daß er nicht eine einzige Vorſtelung mit dem Ver-
ſtande feſtzuhalten vermochte; nur das eine hatte
er begriffen, daß das Verbechen entdeckt sei, daß er
verraten und ergriffen werden könne, daß alles, alles
umsonst gewesen sei, und daß in jedem Augenblick
die Diener des Gesetzes eintreffen müßten, ihn zu
furchtbarer Rechenschaft zu ziehen. Er stöhnte und
winselte in seiner ſinnloſen Verzweiflung, und es



8. Oktober





Expedition Brunnengaſss e 24.

Anzeigen: die 1-sſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.

1884.







Franzosen [betrug bis 10 Uhr Morgens 2 Todte !

und etwa 10 Verwundete. .
Paris, 6. Okt. Eine Depesche Courbet's aus
Kelung vom 4. Okt. meldet: Die Werke im Oſten

und Süden der Rhede wurden heute durch Landung.
kompagnien widerstandslos beſezt. Vor weiterm

Vorgehen gegen Tamſui oder die Kohlengruben ist

es unerläßlich die Hauptpunkte zu befestigen, damit.

ſie durch wenig Manschaft vertheidigt werden könnn

ebenso ist die Zerſtörung mehrerer chinesischer Schanz

werke nothwendig. Die Batterien von Tamſui sind
demontirt ; wir arbeiten daran, die von den Chinesen.
durch verſenkte Dſchunken und Torpedos hergestellte
Sperre zu zerstören. .
, _ Dùünemark.

Kopenhagen, 6. Okt. Der Reichstag wurde im

Feſtſaale der Universität eröffnet. Der König ver

las die Thronrede und ſagte, indem er die Ein-
äſcherung der Chriſtiansborg erwähnte:
Königsſchloß, welches den Repräſentar
bisher Obdach verlieh, liegt in Trümmern; dies

stimmt zum ernsten Nachdenken, muß aber auch ene

ſtarke Aufforderung sein, für das Wohl des LandesV
und Volkes einträchtig zu arbeiten.“

theidigungsmaßregeln zu sichern und hofft, daß auch
die übrigen Beſtrebungen für das Landeswohl dann
glücklichen Erfolg haben werden. Der König wurde

mit neunmaligem Hoch begrüßt. Die bisheriſn

Präsidenten wurden wiedergewählt und der Reichs-
tag dann auf 4 Wochen vertagt. + Der deutſche

Gesandte, Herr v. Philippsborn sprach heute dem d

König Namens des diplomatiſchen Korps die Theil-

nahme über die Verluſte aus, von denen der König

und das Land durch den Brand des Schloſſes be-

troffen worden ſind. (
Amerika.

Newyork, 5. Okt. Ein Telegramm aus Buenosg-
Ayres von gestern meldet von großen Ueberſchwem-
mungen, die in der Provinz Buenos-Ayres ſtatt-
gefunden haben. Elf Tage lang waren die Ver-
bindungen zwischen mehreren Städten vollständig

bemächtigte sich seiner neben der furchivaren Angst
auch ein glühender ingrimmiger Haß gegen den

Menſchen, der ihm plötzlich als der alleinige Ur-

heber seines Unglücks erschien, gegen den unermüd-
lichen Rathgeber und thatbereiten Freun.

Von draußen wurde an die Thüre geklopfttz,

erſt leiſe und bescheiden dann immer lauter und
rückſichtsloſer, ſo daß Kurt endlich das angſstbleiche
Gesicht aus den Kissen erhob und mit ſeiner heiſeren
unsicheren Stimme fragte, wer da sei?

„Ich bin cs, Kurt“ antwortete Ramfelds wohl-
bekannte Stimme. „Weßhalb, zum Henker, ſchließeſt
Du Dich am hellen Tage ein und giebſt nicht

einmal eine Antwort? ~ Mach’ auf, ich habe e :

was mit Dir zu besprechen !“

Kurt hatte ſich aufgerichtet und ſtarrte unſchlüsg

auf die Thür. Plötzlich ſpannten sich seine ſchlaffen
Züge unter der Wirkung eincs raſch aufsteigenden

Entſchluſſes. Er sprang in die Höhe und riß d'en.
Thür mit einer solchen Gewalt auf, daß Ramfed

erſtaunt einen Schritt zurückwiche.
„Du haſt etwas mit mir zu sprechen! ~ Aus-
gezeichnet !“ rief er ihm entgegen. „Ich möchte auch

gern ein paar Worte mit Dir reden! + Hier here.

ein, wenn's gefällig iſt! - Wir ſollen uns bald
verſtehen, denke ich!“

Der Doktor ſah
als habe er ein ungeberdiges Kind vor ſich, das
man erſt nach ſeinem Gefallen austoben läßt, um
es dann deſto nachdrücklicher zu züchtigen. Er schob

ihn gelaſſen etwas tiefer in das Zimmer zurike.

drückte die Thüre hinter sich ins Schloß und blieb



dann mit verſchränkten Armen ihm gegenüber ſtehen. .

„Run, was wollteſt Du wir mittheilen?“ fra een.

Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelberg.

„Das .
n der Natoean.

rede legt dem Reichstage besonders qt zttet: .
Selbständigkeit des Landes durch zweckmäßige Ven.

ihn so kalt und überlegen n.
 
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