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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 204 - No. 228 (2. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0911

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Vountag,

| d—.

. . Ewers. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.



außer Montag.



Abonnementspreis für
W ÜÖkezogen viertetjährl. 1 Wart ohne g! uch pie

Heidelberger Tageblatt



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d. d
(G eneral-Anzeiger ) Druck und Verlag von Wurm & Pfeff er in Heidelberg.
; © Expedition Brunnengaſſe 24.

Inzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.







221.

Deutsches Reich.

, Düsseldorf, 19. Sept. Der Kaiser drückte gestern
f end nach Beendigung des Ständefesſtes dem Land-
ma smarſchall Fürſten Wied, sowie dem Oberbürger-
leiſter Herrn Becker seinen Dank für das ſchöne
| aus. Der Kaiser wohnte diesem bis zum
rhluß bei, die Kaiſerin hatte sich etwas früher
U 19%. M En "te rf: t
EE Ke s
ihn nach Benrath führte, wurde der Kaiſer von der
ufgeſtelten Schuljugend begrüßt.

z evelinghoven, 19. Sept. Der Andrang der
yuſchauer zur heutigen Parade des 7. Armeecorps
[r dem Kaiser war ungeheuer; die ganze Gegend
éâütte ſich aufgemacht, den geliebten Herrſcher noch
[emal inmitten seiner Truppen zu sehen. Bis zum
epten Augenblick hatte man vielfach Zweifel gehegt,
trlqdté Strapazen der ruſsiſchen Reiſe dem Kaiser

Yyjaven würden, auf der Parade zu erscheinen.

[vgar
er
be] begrüßt, ebenso der Kronprinz und die Kai-
ipgrrr die zu Wagen auf's Manbverfeld gefahren
Änadetrts, Fzil: c. "D c u
rich, eingetroffen. Das Wette sg
E: H t
tte; Halbescadrons- und e rk t§i, das

tri, e Mal in Regiments-Colonnen bei der Infan-
Littenen Truppen das zweite Mal im Trabe.)
fe üdem der Kaiſer während der ganzen Zeit zu
u blieb, verrieth nichts die geringſte Ermüdung ;
" Angesicht leuchtete freudig und frisch, als ob
kun Ye Anstrengungen zur Aufmunterung uud Stär-

fret gedient hätten. Der Kronprinz wurde besonders

t Vater sein 53. Regiment (deſſen Uniform er

trug) in Parademarſch vorführte.

tibelberg: s ct 45 Vis: mit Trägerlohn, durch









größer war die Freude, den greiſen Herrn
zu Pferde zu sehen. Ueberall, besonders von

















Escadronsfronten bei der Cavallerie (bei den

FF:

ü



Im Hause des Verderbens.
_ Criminalroman von R. Ortmann.



. (19. Fertsetzung)

hteies war nahe an Mitternacht, und selbst die
' ugffligen Bäume des Parks, deren Kronen noch
il wieder leiſe im Abendwind gerauſcht hatten,
hüt in den tiefen Schlummer des Friedens ge-
wajElsbeth V. nicht furchtſam; sie hatte ſchon
ten C Nacht unter ganz ähnlichen Verhältnissen an
K Vette des Gutsherrn durchwacht, und nie hatte

P

js Regung von Grauen und Angst ihrer be-
I LF tr toste nus sstuhttiät
[ulti auch bemühte, mit ihren Gedanken bei an-
iuktnüdlich ehrten viefelbn Ech du Lor feltjamin
th Fremen und ihren räthſelhaften Warnun-
Venn . Hatte es denn nicht den Anschein, als
ſüly., ihre dunklen Prophezeiungen wirklich in Er-

SES







Üliertankung des Herrn von Praventten in y
ü V g df rf se

et






eren zu diesem Schluß zurtickkehren, und immer
îtertſ wurde sie in dem Entschluß, ihre ganze Auf-
lihey t auf bes weitere Verhalten ier unheim-
D ff! ju rittar Nebengemach, dessen Thüre
Uh Jes net war, der Schall eines leichten Schrittes,
"ben ; tr Fuerte stand Doktor Ramfeld
h uhl.








Zuschauertribüne, wurde er mit donnerndem

ig von der Menge begrüßt, als er dem kaiser-

| Augen |betrachtend.

1 gehen sollten, und stand denn nicht die heu- |



Verkündigungsblatt für die Hezirke Heidelberg, Weinheim, Scwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Netkarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.



rankreich.

Paris, 18. z Heute sind wieder Gerüchte
über eine Vermittlung zwischen Frankreich und China,
über das Wiederaufnehmen der diplomatischen Ver-
handlungen u. s. w. verbreitet. Wie es heißt, wäre
die französiſche Regierung nicht abgeneigt, auf ernst-
lich gemeinte Vorschläge einzugehen, welche durch
angeſehene Vermittler gemacht worden seien, um eine
friedliche Löſung anzubahnen. Es wird ferner ver-
ſichert, der deutſche Reichskanzler ermuthige zur An-
nahme der für den Ausgleich gemachten Vorschläge.
Die guten Dienste Bismarcks seien nicht ohne Ein-
fluß auf die verſöhnliche Stimmung, die am Pekinger
Hofe herrſche, ſowie auf die Entſchließungen der-
Ur %| r! t:tetäetl ttt;
der Rücktritt Silvelas, des spaniſchen Botschafters
in Frankreich, zu Aenderungen im Cabinet Anlaß
geben, welche nach der Rückkehr des Königs nach
Madrid erfolgen werden. Die Minister des Innern
und der öffentlichen Arbeiten würden ihre Entlaſſung
nehmen; man wolle entſchieden das ultramontane
Element aus dem Cabinet ausschließen.

Paris, 18. Sept. Es liegen noch keine weiteren
Nachrichten über das gestern von Reuter gemeldete
U ct R 41:42 1 M (s
t T V. Ltr tus
trieben. ~ Die Kammer wird bei ihrem Wiederzu-
sammentritt nicht blos vor Neujahr noch das Senats-.
wablgeset, das Budget, das Rekrutirungsgesez und
dic Debatte über [China und das über Tonking zuver-
ledigen haben, sondern in dieser kurzen Friſt ſich
auch mit dem fertigen Bericht des Herrn Conſtanz
über das Lisſtenwahlsyſtem für die Kammerwahlen
mit dem Protektorats - Vertrag mit Annaam der
Kolonialarmee, und endlich mit der Vorlage des
Herrn Meline betr. die Erhöhung der Viehzölle zu
beſchäftigen haben. Man glaubt daher, die Ein-
berufung der Kammer werde bereits auf den 7. k.
M. erfolgen. Am nächsten Dienſtag wird das
Kabinet darüber Beschluß faſſen. + Der Abg.

„Nun, tit geht es unserem armen Patienten?“
t F CU '§, LL pri zaseÑrÑ.
?ugtn let „JIſt er ſchon einmal zu ſich

Das junge Mädchen ſchüttelte den Kopf.

„Ich hoffe, seine Ohnmacht iſt in Schlaf über-
gegangen, wie es gewöhnlich nach solchen Anfällen
zu geſchehen pflegt. Es iſt das bei ihm sehr ſchwer
zu unterscheiden.“

„Jedenfalls müſsſen wir verſuchen, ihm ein an-
regendes, belebendes Mittel beizubringen! Dieser
Zuſtand völliger Erschlaffung könnte sonst doch ge-
fährlich werden. Ich habe glücklicherweise in meiner
Reiseapotheke ein solches Medikament mitgeführt,
das ich ſelbſt zuweilen zu nehmen pflege. Wir wollen
es mit einer kleinen Dosis davon verſuchent“nn.

Er nahm ein Päckchen in weißem Papier aus

der Bruſttaſche seines Rockes, füllte eines der auf
dem Tiſche ſtehenden Gläser mit Wasser, und schüttelte
penn ! ganz kleine Quantität weißlichen Pulvers
in daſſelbe.
„Hoffentlich gelingt es, den Patienten genugſam
zu ermuntern, um ihm dieſen Trunk einzuflößen,“
sagte er, „und Sie, mein Fräulein, werden das
wohl am besten anzufangen wissen. Wollen Sie
nicht einen Versuch machen ?“

Elsbeth rührte sich nicht von der Stelle. „Der
Sanitätsrath Lindenberg, der Herrn von Branden-
ſtein ſtets behandelt, hat mir streng eingeschärft, ihn
in einem solchen Falle nie zu wecken, da sich der
Anfall dann sehr leicht wiederholen könne.“

„Aber ich bin auch Arzt, und weiß, sehr wohl,





was zu thun und was zu unterlassen iſt !“





auf dem Fußboden.




1884.







Prout hat das ihm angebotene Portefeuille des
Handels gleichfalls abgelehnt, Herr Legrand bin-
gegen sich zur Uebernahme desſelben bereit erklärt.

Paris, 19. Sept. Hier geht das Gerücht, Gro.
don sei ſchon vor 6 Wochen getödtet, ebenſo den.

Konsuln von Frankreich und Desterreich. Die Briefe
und Geldforderungen Gordon's seien Fälschungen

der Araber. (Wir geben diese sensationelle MitthieMn.

lung eines Pariſer Korrespondenten unter allem Vor-
behalt wieder. Die Red.) ;
England.

London, 18. Sept. Die Verstärkung der bri-
tischen Armee in Egypten um weitere 3000 Mann
Truppen iſt nunmehr eine beſchloſſene Thatsache.
Lord Wolſeley ſcheint entſchloſſen zu sein, den Ent-
sat von Chartum nicht gänzlich von der Nilboot-

Expedition abhängig zu machen, sondern gleichzeitg.

einen Verſtoß auf Chartum via Suakim und Ber-
ber zu wagen. Zu diesem Zweck bedarf er weitere
Truppen und dieſelben ſind ihm vom Kriegsmini-
sterium, das in seine Dispositionen das vollſte Ver-
trauen settt, ohne Zaudern bewilligt worden. Vor-
erſt ſoll auf den besonderen Wunſch des Generals
ein 1100 Mann ſtarkes Kameelkorps gebildet wer-
den, zu welchem jedes Cavallerie-Regiment in Eng-
land, sowie die sieben Bataillone der Garde-Infan-
terie Freiwilligen Contingente von je 50 Mann
stellen werden. Dieses Corps wird bereits am 28.
ds., zuſammen mit 400 Mann anderen Truppen,
nach Egypten abgehen und nach ſeiner Ankunft da-
selbſt ausschließlich auf Kameelen beritten gemacht
werden, da Pferde sich für einen Feldzug in der
Wiſſte durchaus nicht eignen. Der Rest der Ver-
ſtärkungen bestehend aus drei Bataillonen Infanterie
von den zwei in Malta und das dritte in Barba-
does stationirt sind, werden sobald als möglich naehn.
folgen. Jedes dieser Bataillone hat die volle Kriegs-
stärke von 500 Mann. ;
London, 19. Sept. Der „Times“ wird aus
Philadelphia gemeldet: Ein Personenzug der In-
diania, Bloomington and Weſtern Eisenbahn ent-
gleiſte bei Illinois in Folge eines Schienenbruches
Fünfzehn Personen wurden verletzt darunter befindet

„Ich kann aber troßdem die Verantwortung aich t
auf mich nehmen.“ t
Ramfeld biß sich auf die Lippen ; aber er ant-

wortete nichts und heftete seine Blicke wieder auf
das Gesicht des Kranken. Einige Sckunden lang
lag derselbe noch unbeweglich da, dann ſchien es,
als übe das Auge des Doktors einen beunruhigen-
den Einfluß auf ihn aus; es ging etwas wie ein
schmerzhaftes Zucken über sein Antlitz, die Augen.
lider begannen leiſe zu beben und zogen ſich endlich
langſam in die Höhe. :
„Geben Sie ihm jetzt diesen Trunk!“ flüſterte
Ramfeld Elsbeth in's Ohr, ihr das Glas darbieten.
Aber sie weigerte sich. „Reichen Sie es ihm

selbſt, Herr Doktor! ~ Ich kann nicht gegen mie.

Anweisungen handeln !“

„Trinken Sie ein wenig von diesem Waſsſer
Herr von Brandenstein“, wendete sich der Doktor
ttt. an den Kranken. „Es wird Sie erfriſchen und
ſtärken !“ ; ; .

Damit hielt er ihm auch ſchon das Glas an
die Lippen und halb mechanisch ſchlürfte der alte
Mann etwas von der durchſichtigen Flüssigkeit.
Gleich darauf aber trat ein Ausdruck des Ekels und
Widerwillens auf sein Gesicht und er bewegte die
Hand, als wolle er damit den Spender des erfri-
schenden Trunkes abwehren. Ramfeld zog das Glas.

zurück und hielt es gegen die Lampe, um zu sehenn.

wie viel von ſeinem Inhalt getrunken sei. .
„Es wird genügen!“ sagte er, und machte eine
Bewegung, als wolle er das Gefäß mit dem Reſt
der Löſung auf den Tiſch zurückstellen. Scheinbar

zufällig entglitt es dabei seiner vat t ſirsrach .
ortſ. folgt. .
 
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