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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 51 - No. 76 (1. März - 30. März)
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Expedition Brunnengaſſe 24.

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Heidelberger Tageblatt

Heidelberger General-Anzeiger. -

Verantwortlicher Redakteur Philipp Hiausner.

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zeile od
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Bei mehrmaligem Erſche inn
Rabattbewilligung. t

Expedition Brunnengaſſe 24.



K
Deutſches Reich.

) Berlin, 12. März. Der Reichstag verwies

die Reichshaushalts-Rechnungen für 1879-80,
80-81 und 81-82 der Rechnungscommission,
diejenige für 188283 der Budgetkommission. Der
Ausführung des Abg. Rickert gegenüber, daß Etats-
überſchreitungen nicht durch Ällerhöchſte Ordre ge-
nehmigt werden könnten, sondern die Nachſuchung
_ der Idemnität beim Reichstage erheischten, hob der

Bundescommiſſär hervor, dieselben seien, soweit sie

die Kreisverwaltung beträfen, materiell, wenn auch
nicht formell, vom Rechnungshofe gebilligt. Betreffs
des von Rickert in Erinnerung gebrachten Regula-
tivs über Dienstwohnungen erklärte der Bundes-
kommissär, die Beendigung der bezüglichen Erwä-
gungen sei bald zu erwarten. Die Ubtbereinkunft
mit Luxemburg wegen der gegenseitigen Zulaſſung
an der Grenze wohnhafter Medizinalpersonen wurde
in erster und zweiter Leſung genehmigt. „Der Ge-
ſetentwurf über das Feingehalt der Gold- und Sil-
berwaaren, wozu die Abgg. Haärle, Barmmnberger,
Köller, Gerwig, Wöllwarth und Reininger ſich im
allgemeinen zustimmend äußerten, wurde einer be-
ſondern Commission überwiesen. Morgen steht das
, Unfallgeſet zur erſten Leſung.

Berlin, 11. März. Generalfeldmarſchall Moltke
erläßt einen Aufruf, worin er behufs einer quellen-
mäßigen Darstellung der Kriege Friedrichs des Großen

durch den großen Generalstab Behörden, wissen-
ſchaftliche und Familienverbände, sowie Einzelne, in
deren Besit sich bezügliche Schriftstücke, Karten,
Pläne befinden, auffordert, gedachtes Material dem
großen Generalſtabe leihweise im Original oder in
Abschrift zugängig zu machen. |
Berlin, 11. März. Das Präſidium des Reichs-
tages wurde, wie wir bereits meldeten, Sonntag
Mittag um 12!/, Uhr vom Kaiser im Kaiſerlichen
Palais empfangen. Se. Maj. äußerte sich über die
Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses
und speciell darüber, daß die Berathung des Cultus-
Etats viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Da
der Reichstag in ſeiner bevorſtehenden Session durch
Festſtelung des Etats nicht in Anspruch genommen





| Aus dem Stift.

Erzählung von E. Hartner.

7. Fortſezunn.

. ynWas in aller Welt iſt in Eberhard gefahren?“
fragte der Graf am Abend dieſes Tages seine Ge-
mahlin. „Ich fürchtete, ihn wieder wie krank zu
finden, und er kam mir friſch und munter entgegen
wie nie!. .
! „Ich wundere mich auch über ſeine Häuslich-
keit,“ erwiederte die Gräfin, „denn ich geſtehe gern
daß ich fürchtete, die Einsamkeit und Stille unseres
Lebens würde ihm nach dem glänzenden Aufent-
halt in Paris drückend sein. Ich bin freudig über-
kafcht; daß er sich hier augenscheinlich ſehr wohl
fühlt.4 ;
joß tr ſcheint ſich ausgetobt zu haben . lange
rt! Zu U cet bees:
„Das kann wohl ſein,“ versetzte die Gräfin,
„denn es iſt mir aufgefallen, daß seit dem Beſuch
der Borowskis eine Aenderung mit ihm vorge-
gangen iſt.“ ]
ß Die t Mutter hatte recht, eine Aenderung
war in der That vorgegangen, nur hatte sie andere
Ursachen. Je antipathiſcher ihm das röthliche Haar
und die hellen Augen der Kouſine Emma waren,
deſto anziehender wurden ihm Viktorinens dunkles
Haar und dunkle Augen. Sie war in ihren schwarzen
Trauerkleidern fehr anders, als Êdie elegante
Pariſerin, in deren Schoß die erſpaarten Gelder







| Fräulein Hagen übt jeden Tag, allerdings zu einer

eignes, gewaltſam bezwungenes Herz. Und doch
hätte die feinſt abgewogene Koketterie, die geſchickteſte
Berechnung den Weg zum Herzen dieses Mannes |



einer Mutter gefloſſen waren und in deren Gesell-

Freitag, den 14. März

wäre, ſo würden die Verhandlungen voraussichtlich



in nicht zu langer Zeit zu Ende geführt werden | 9

können. Erfreulich wäre es gewiß für alle, wenn
namentlich auch das Pensionsgeſetz erledigt würde
und nicht wieder an den Bundesrath zurüikkäme.
Se. Maj. schloß mit dem Wunsche, daß die Geschäfte des
Hauſes einen allseitig befriedigenden Ausgang näh-
men. Die drei Präsidenten, deren Audienz etwa
nur zehn Minuten dauerte, hatten die große Freude,
den Kaiser im besten Wohlſein zu sehen und feine
geistige Friſche wie körperliche Elaſticitcit zu bewun-
dern. Der Empfang des Prinzen Heinrich in
Kiel dem der Kronprinz entgegengeeilt, wird ſich
zu einem Feste der Marine geſtalten. Am 192. d. |
M. ſchon trifft derſelbe ein und wird an dieſem
Tage, da erſt am 13., wie nunmehr desinitiv be-
ſchloſsen iſt, die Einfahrt der heimkehrenden „Olga“ er-
folgen wird ein Gaſt der dortigen Marineſtation sein.

Berlin, 11. März. Prinz Wilhelm als Corps-
burſch. Lettten Samſtag fand in den Festſciilen des
Kaiſerhofes das Jahresfeſt der alten Herren der
Bonner Boruſſia statt, an welchem tiber 70 Per-
ſonen theilnahmen. Eine besondere Weihe erhielt
das Feſt durch das Erscheinen des Prinzen Wilhelm,
der dem Corps während seiner Bonner Studienzeit
angehört hatte. Derselbe trug die Uniform eines
Majors des 1. Garde- Regiments, hatte aber, der



Gelegenheit entſprechend, die militäriſche Kopfbe-
deckung mit dem burſchikoſen Cerevis - Deckel ver-
tauſcht. Außer ihm betheiligten ſich an dem Feſte
auch der Erbgroßherzog von Baden, der Prinz Friedrich
Wilhelm von Heſſen, der Herzog Johann Albrecht
von Mecklenburg - Schwerin und der Prinz von
Ratibor. Der Alterspräſident Fürſt Salm - Dyck
brachte den Tvaſt auf den Kaiser aus. Bakd da-
rauf erhob sich Prinz Wilhelm und feierte in kräf-
tiger zündender Rede das Corps Boruſſia, mit wel-
chem die ſchönſten Erinnerungen seiner Studienzeit
unzertrennlich verknüpft seien. Herr von Pilgrim
brachte hierauf den mit jubelnder Begeiſterung auf-
genommenen Toaſt auf den Prinzen Wilhelm aus;
derselbe verweilte bei dem Feſte, welches die Theil-
nehmer noch lange in fröhlicher Stimmung an die

| ſchaft er den Weihnachtsabend zugebracht ht

aber er war der witzigen, Champagner trinkenden
und Konfitüren naſchenden Schönheiten in eleganten
Boudoirs einigermaßen müde. Was sie zu sagen
hatten, wußte er ſo ziemlich auswendig, während
Viktorine ihm etwas ganz Neues bot. Ihre Bil-
dung hatte durchaus keinen gelehrten Anſtrich,
der unbequem hätte werden können, und ſie äußerte
ihre Gedanken mit einer Ruhe, die ihm zuſagte.
Mehr jedoch als das geistige Intereſſe, das sie
ihm bot, reizte ihn der unnahbare Stolz ihres
Wesens. Es gelang ihm nicht zum zweitenmal, sie
in einem têt-a-têt zu feſſeln. In die Bibliothek
kam ſie nicht wieder, troßdem daß er sie das nächſte
]COhnNOnOoOlOÀO]OOOOoottoo$oc cËÔÓelß
wartete. „Sie vernachlässigen ja Ihre Musik ganz
und gar, Fräulein Hagen!“ sagte er eines Abends
zu ihr, und cr biß sich heftig auf die Lippen, als
die Gräfin ſtatt ihrer erwiederte : „Manchmal machſt
du noch ungerechtfertigte Vorwüfe, Eberhard!

Stunde, in der du noch zu schlafen pflegſt !“ —



Ueberhaupt hätte auch die ſtrengſte Kritik mit ' Gz e'hin, hatte d

Viktorinens Haltung zufrieden sein müſsen, keine

Niene, kein Zucken verrieth, ob und was ſie empfand.
Sie blieb sich immer gleich, höflich, gehalten, mehr

zurückweiſend als anziehend. uw. ug...
Welche Kämpfe ihr diese vornehm kalte NMiene
koſtete, wußte nur der, der alles weis und ihr

nicht ſicherer finden können, als diese ſchwer errungene
Zurückhaltung. Dem elegänten jungen Grafen



| reiſen! Eben iſt ſo ein großer Brief gekommen !“

T

gaſtlichen Räume des Kaiſerhofes feſſelte, bis ge
! tu. 12. März. .Die Komtunalfteuerkom
mission nahm den Paragraph 9 mit einem Am

dement Hammacher's an, welches die Doppelbeſteue-
rung der schon durch Beſteuerung der Aktiengeselle

ſchaften getroffenen Aktionäre und Bctheiligten bei w

Bergwerkſchaften ~c. ausſchließen will.

Berlin, 12. März. Gutem Vernehmen nach .

gehen die Anträge der Enquete-Kommisſion dahin,
die Rübenſteuer von 80 auf s5 Pfennig zu er-
höhen und die Ausfuhr-Bonifikation für Rohzucker
von Mk. 9 auf Mk. 8. 60 zu ermäßigen. |

* Kaiſerslautern, 12. März. Am Montag, den .

31. März d. J. findet hier ein Pfälziſcher Partei-

tag der neuen Partei statt, zu welchem die Herren.
Reichstagsabgeordneten Hänel, Rickert und Richen.
einzutreffen beabsichtigen. Freiherr v. Stauffenbee

ſoll als Reichstags-Candidat aufgestellt werden.

Kiel, 12. März. Prinz Wilhelm iſt um 9 uU
hier eingetroffen. Er fuhr durch die fetlich ge.
ſchmückten Straßen, in welchen die Soldaten un.

Matrosen Spalier bildeten zur Barbarossabrücke und

hat fich dann sofort auf der Korvette „Blüchern.
zum Scheibenschießen mit Torpedos nach der Wiekfe.

Bucht darauf nach Friedrichsort begeben.
Frankreich.

Baris, 12. März. Die „Rspublique francaiſe!n. .
ſagt : Die Annäherung Rußlands und Deutſchhlane

hat in der diplomatischen Welt einen sehr tiefen
Eindruck gemacht. Troß der deutſchen und ruſſiſchen

Versicherungen von der rein friedlichen Bedeutuuan. .
dieser Politik sind Italien und Oeſterreich beſtintztn.

weil sie einsehen, daß ſie dadurch in den Hinter-
grund gedrängt werden. (Fr. Ztg.)
Lyon, 12. März.
Paris adresſſirte Packet, welches Sonnabend aufgen.
geben und als verdächtig nach dem Arsenal geſchafft
worden war, iſt heute von einem ſachverſtändigen
Chemiker, welcher seitens der Behörde delegirt war,
geöffnet worden. Derſelbe konstatirte, daß das Packet
ſehr stark mit Dynamit gefüllt und dieses derart



unbedeutende Erzieherin kam ihm nicht entgegen.
Er ſuchte sie den ganzen Tag, und wenn sie ihn
auch nicht gerade floh, so zeigte ſie doch in keiner

Weise, ob sie sein Kommen oder Gehen erfreutenuene.

betrübte. Das war ihm neu, es gab ihm zu denken.
Er erfuhr, daß ſie mehrere vortheilhafte Heiraths-
anträge zurückgewieſen hatte, das war ihm unbe-

greiflich. Was er eigentlich beabſichtigte, wohn. .
ſein Wesen führen ſollke + eine folche Frage len. i.
er sich natürlich nicht vor, er folgte der Eingebninine.
des Augenblicks, und dieſer flüſterte ihm zu de n.
das junge Mädchen schön war und unverzeihieat..
blind für seine Reize. War es zu geſtatten, daß ..
dieſe Untergebene im Hauſe ſeiner Elter uuem.

pfänglich blieb für Aufmerksamkeiten, die franzöſiſche
Herzoginnen entztickt haben würden! Dahinter steckte
ein Rätſel, und dieses Räthſel mußte er löſen.
Graf Eberhard hatte ſchon viel bei Frauen durch
die gewinnende Liebenswürdigkeit seines Weſens
erreicht, dieses Mal ſollte er aber doch den alten




Wohnſiß seiner Väter verlassen, ohne ſein Ziel

erreicht zu haben. Der Befehl des Ministeriums
f ein, nach Wien zu verfügen. Zum
Glück . für Viktorinens Selbſtbeherrſchuug erreichte
ſie diese Nachricht durch die Kinder, als fie mit
diesen allein war. Die kleine Agnes kam gesprungen
und ſagte ihr aufgeregt: „Denken Sie, Fräulein
Viktorine, Eberhard muß schon morgen früh ab-

„So halten wir also heute deine Henkersmahl-
zeit,“ ſagte der Graf ſcherzend, als man ſich zu.
tie . . '

Ja erwiderte der Sohn und ſah Vikorine an.



en: die 1-ſpaltige Petit- .
oder deren Raum 5 Pfg., s








Das an den Grafen vm

war bisher alles entgegen gekommen, diese junge, .


 
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