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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 177 - No. 203 (1. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0775

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I Tigeint täglich außer Montag.

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| üâ *Vrlbe:g: monatlich 46 Pfg.
brzoge rägerlohn, durch die Poft
Men viertelj. 1 zk. 40 Pfg.



D..) Expedition Brunnengaſſe 24.

] N TSE.

Verantworllicher Redakleur Philipp Klausner.
Mittwoch, den 13. Auguſt

idelberger Tageblatt

Anzeigen: die 1-ſpaltige Petits

Heidelberger General-Anzeiger.

Rabattbewilligung.

Expedition Brunnengaſſe 24.

1882.



Frankreich und China.

. dy Ue Verhandlungen mit China find, troßdem
n Frankreich aus ein Ultimatum das andere ab-
löſt hat und mehrfach letzte Fristen gesetzt worden
Ut N GEL
Pee Zwangsmaßregel gegen China bis nach der
ſ r êrathung der chinesischen Frage in der Kammer zu
| g:tagen, die nach dem Schluſſe der Sitzungen der
âtionalverſammlung ſtattfinden werde. — Der
jtational“ ſchreibt, der chinesische Gesandte Li-Fong-
§ habe geſtern Vormittag mit dem Miniſsterpräſi-
p denten Ferry eine Beſprechung gehabt, es beweise
. s. daß die Verhandlungen noch nicht vollſtändig
hogebrochen seien. Andererseits beweist dies auch,
f îs Frankreich noch keinerlei Erfolg auf diplomati-
J 1hem Wege errungen hat, was umsomehr ins Ge-
Ä ſeht fällt, als es Herrn Ferry gerade jeßt daran
| heſen muß, möglichst schnelle Erfolge in der aus-
] "ärtigen Politik zu erzielen.
M Die Umstände, welche zu dem augenblicklichen
q sgaſchwung in der chinesischen Politik führten, finden
ſ Ih ausführlich, ob zwar etwas einseitig ausein-
| ger eſezi, in einem Briefe an die „Times“ aus
ſ | öngkong vom 7. Juli. Danach iſt der volksthüm-
. uche Führer der neuen Bewegung der frühere
. Fcneralſtatthalter der Nordwestprovinzen Tso-Tsung-
Lang; ihre eigentliche Seele aber kein anderer als
fer Marquis Tseng, der sich des unwissenden und
U denhaſsenden Generalgouverneurs als gefügigen
erkzeuges bediene. Der Marquis hat die De-
thigung, die er in der öffentlichen Meinung Eu-
jopas erlitt, als Sontay und Bacn-inh fielen, ohne
| daß China die von ihm vorausgeſagte Kriegserklä-
mtehn:
ylkeſtone zurtüick und entschuldigte seinen diploma-
ſchen Rückzug mit der Ausrede, daß Li-Hung-
ethang seine Pläne in Peking durchkreuzt habe.
Usterer bildete ſeitdem den Gegenstand seines Haſſes.
treinen ihm ergebenen Verwandten, den Geschäfts-
täger bei der Pariſer Botſchaft, Liu-Ke-Siang,



















Jalt verloren, doch > gerettet!

Roman aus dem Englischen übersetzt von J. J.



(7. Fortſeßsung.) .

innerungen an eine ſchönere Zeit, wo diese schöne
f utter sie in ihren Armen gewiegt hatte und ein
rhöner Knabe Küſſe gegen Blumen eintauschte, er-
| Vachten in ihr. Einem plötzlichen Impulse folgend
| [t, ohne weiter zu überlegen, ~ sie wußte, daß
q ihrer Mutter ähnlich war -- beschloß fie, die
I Gelegenheit zu benutzen und den Sieg über ihre
' erwandten zu erringen. Das Bild stellte ihre
| Nutter weiß gekleidet dar, mit einem Bouquet ſchar-
Y Prother Blumen in der Hand und einem antiken
| YPedaillon um den Hals. Clara trug weiß, wie

immer im Sommer; raſch zog sie den einfachen

J goldenen Kamm, von welchem ihr Haar gehalten
Vurde, heraus, so daß ihre reichen Locken über ihre
Schultern fielen, und einen Zug rother Blumen










pie es auf dem Bilde dargestellt war. Das Me-
qaillon, welches sie trug, vervollständigte die Aehn-
ichkeit ihrer äußeren Erſcheinung und die ſchweren
rothſammetenen Vorhänge, welche die Thüre zwischen

dienten dem Bilde zum paſſenden Hintergrund.

die ihre Liſt bei einer der Betheiligten hervorrufen,



Werde. Elinor erblickte Clara zuerſt, das Lächeln
z ihrem Gesicht verschwand, um einem drohenden




] Blicke Plat zu machen. Mrs. Nugents ſcharfe

; | Moment klar wurde, und der Blick, den sie auf das
: ; j | Mädchen schoß, würde Eine, welche weniger Uner-
Clara sah seinen Blick und alle die lieben Er-

vflückend, steckte sie dieselbe genau so in ihre Locken

em Wintergarten und dem Wohnzimmer bekleideten

get: trat geräuſchlos ein, ihre Augen funkelten
| chenhaftem Muthwillen über die Ueberraſchung,

welcher Li-Hung-Tſchang gleichfalls haßte, entsandte
er tf China, um den Eifer der Kriegspartei wieder
anzufeuern. :

zt tes führte seine Aufgabe nur allzu geschickt
aus. Er umgab fich zunächſt mit Anhängern der
mächtigen Hunan-Partei und bewog den General
Peng-Yu-Liu, einen fremdenbekämpfenden Eisenfresser,
zu der Veröffentlichung seines Kriegsmanifestes,
welches den Chinesen mit Bewunderung, den Euro-
päer mit Hohn erfüllte. In China fanden Haß
und Verwünſchungen gegen die Ausländer stets ge-
neigte Ohren. Zuweilen wagen die Weisen, diese
Verwünſchungen durch ihre Kritik machtlos zu machen.
Aber im Algemeinen darf der Amtloſe ſich Alles
gegen die im Ämte befindlichen Staatsmänner heraus-
lehnen. vrt! e teu geh Er ru
lenker in beständiger Furcht vor den nationalen
Eisenfreſſern leben, die ihre Beförderung einzig und
allein ihrer Meisterschaft in der Kunst des Läſterns
verdanken. So war auch Tſseng's Geschäftsträger
übererfolgreich, zumal als er in der Perſon des
Generalsſtatthalters Tſo-Tſung-Tang das Mundstück
für seine Verleumdungen gegen Li-Hung-Tschang
fand. Sobald die Gefahr eines Krieges mit Frank-
reich durch Unterzeichnung des Friedens vorbei war,
tt tts r et GU:
ein bloßer Egoiſt, ſo würde er sein Amt niederlegen
und dadurch jene bald in. die Enge treiben. Der
Zuſammenſtoß zwischen franzöfiſchen und chinesischen
Truppen in Langſon ſoll nicht das Werk chinesischer
Wortbrüchigkeit, sondern bloßer Geſchäftsunfähigkeit
sein. Li-Hung-Tschang sandte Abschriften des Ver-
trages an alle Gouverneure der Südprovinzen mit
der Anweisung, entſprechende Maßregeln zu treffen.
Da ihm aber die Oberhoheit über dieſe Gouverne-
ments abgeht, wandten diese fich nach Peking, und
dort begannen denn die Beamten ihr Aufschubsyſtem,
hielten mit den Anweisungen zurück, indem sie über
die Bedeutung des Wortes „sofort“ lange Erörte-
rungen pflogen; unterdessen erfolgte aber der be-
treffende Zuſammenſtoß.



Augen bemerkten die Veränderung in den Zügen
ihrer Tochter, deren Ursache ihr auch im nächsten

sſchrockenheit als Clara besaß, vernichtet haben.
Alwynne's [Augen folgten denen seiner Beglei-
terinnen. Mitten im Sat brach er ab, und das
schöne Lächeln, welches Clara so wohl kannte, zog
über sein Geſicht und mit ausgestreckten Händen
sprang er ihr entgegen. „Jſt es wirklich meine
kleine Clara, oder ist jenes Portrait aus dem Rah-
men getreten?“ rief er, als das junge Mädchen ihm
ihre Hand reichte und dabei so glücklich lachte, wie
sie ſeit Jahren nicht gethan hatte.
„Ja es ist wirklich Deine alte Spielgefährtin,
die Dich nie vergeſſen hat, und die die Erste ge-

sie von Deinem Kommen unterrichtet hätte. Ich bin
so froh + so froh + Dich wieder zu sehen.“

Diese herzliche Begrüßung, dieser liebende ver-
trauende Blick drang in ſein innerſtes Herz. Die
lange Zeit der Trennung war vergeſſen und die
glückliche Vergangenheit stand wieder vor seinen
Augen. Er bog ſeinen Kopf, als wolle er die rothen
Lippen küſſen, die ihm so verführerisch entgegenlach-
ten, aber er hielt zurück mit einem Blick voll komi-
schen Zweifels über ſeine Kühnheit. Der Ausdruck,
die Geberden waren dem Alwynne von früher so
ähnlich, daß Clara ihre 18 Jahre vergaß und ihr
Gesicht so freimüthig wie früher hinhielt. „Du
darfsi, Alwynne, wenn Du es wünſchest.“

wesen wäre, Dich willkommen zu heißen, wenn man |





und den Verdruß, welchen fie der anderen bereiten

Er lachte ~~ das alte bekannte fröhliche Lachen
~ und fich zu ihr niederbeugend, küßte er die un-

Es iſt nun zwar keineswegs anzunehmen, daß

die Intriguen des Herrn Tſeng zu einem offenen q.

Bruche zwiſchen China und Frankreich führen wer-
den, wohl aber können dieselben zu der schon oft
von chinesischer Seite verſuchten und faſt immer be-
währt gefundenen Zauder Politik treiben, welche
für Frankreich eigentlich das Gefährlichſte von Allem

iſt. Ja, es iſt ſogar die Gefahr vorhanden, daß es
bei dieſer Hinhalte-Politik nicht bleiben wird, ſuamn
dern daß doch noch ein Krieg zwiſchen Frankreceh

und China ausbricht, weil möglicherweise auch das
Ministerium Ferry in Folge der Vorgänge auf dem
inneren Kriegsſchauplaßse in Frankreich das alte
napoleoniſche Recept in Anwendung bringen könnte,
nämlich die Leidenschaften der Franzoſen anstatt im
Innern sich in äußeren Kriegsunternehmungen ab-
kühlen zu laſſen. ;

Deutſches Reich. :

Karlsruhe, 11. Aug. Die Summe der im
Jahre 1882 auf landwirth=chaftliche Gebäude und
sonstige Liegenschaften erfolgten Pfandeinträge betrug
rund 120 Millionen; im Verhältniß zum Steuer-
kapital (2241 Millionen) ein nach jeder Richtung
hin nicht allein zufriedenſtellendes, sondern sogar
überraſchend günstiges Ergebniß, insonderheit wenn
man bedenkt, daß die richterlichen Pfandeinträge
dabei den allergeringſten Antheil haben. Auf den
Kopf eines Einwohners kommen an bedungenen
Einträgen 26,8 an gerichtlichen 5,1 Mk. Intereſſant
iſt auch, daß zwar die Zahl der Einträge bei den
Landwirthen größer iſt, als bei den Gewerbetreiben-
den, daß aber bei den lettteren die Summe der
Pfandſchulden weit überwiegt (63750000 gegen

41 460000; sonstige Einträge 14485000 Marthe.
Als weiteres Ergebniß der Zuſammenſtelung tit.

eine bedeutende Belaſtung mit sogenannten Gleiche
ſstellungsgeldern hervor, was einen bestimmten Schluß
auf ungünstige Gutsübernahmen zuläßt; ebenso iſt

die Thatsache ganz unwiderleglich erwiesen, „daß .

die dermalige ungünstige Lage vieler Landwirthe

in dem unmäßigen Erwerb von Liegenschaften eine u

ihrer wesentlichen Ursachen hat“. Aber auch in dem

T widerſtehlichen Lippen. „Clara, ich bin erstaunt,

über Dich, Du vergisſſeſt Dich !“ Mrs. Nugent's

strenge Stimme enthielt eine Welt von Unwillen uan
und Mißfallen für Clara. Alwynne zog des junken
Mädchens Hand in seinen Arm und führte ſe ite.
entgegen. Diese Geberde war bedeutungsvoll. Clara

fühlte ſich ſtark neben ihrem neuen Verbündeten unn

ihre Antwort war ruhig nachlässig, als wäre ihre.

gegenseitige Stellung eine umgekehrte. ;
„Ich kann mir nicht helfen, Mrs. Nugent, Sie
haben mich nicht auf diese Ueberraſchung vorbereitet.Ö

Sie können daher nicht erwarten, daß ich mich mt. |

Ellinor's würdevoller Elegance benehmen und daß ich
mich vergeſſen ſoll + ich wollte, ich könnte es.“ !
„Es iſt beſſer, Du gehſt hinauf, Kind, und läst.

Dir Dein Haar ordnen, wir haben genug von Deine.
Schauſpielkunſt gehabt,“ sagte Ellinor mit Bitterkeit.
„Danke, ich bin damit zufrieden ; Alwynne, weite
ich, wird mich in meiner Unordnung, wie Du es.

nennst, mögen, denn die rothen Pelagonien sind

seine Lieblingsblumen und Deine Toilette it. ſo.
tadellos, daß er Dich ansehen kann, wenn er einen
fehlerfreien, effektvollen Put; als Ruhepunkt für sein..
trage wut..zen waren während dieses kleinen

Zwischenfalls von der Einen zur Anderen gegangen
und Clara glaubte bemerkt zu haben, daß er den
Mrs. Nugen
lächelte und Ellinor gab ihren Augen den geduldin.

Stand der Dinge erkannt habe.

gen Ausdruck einer Märtyrerin. Dies war die alte

Liſt, wenn die Waise durch ſcharfe Worte und bon

hafte Behandlung die Selbſtbeherrſchung verlor und 1
scharfe, unfreundliche Worte zurückgab. Nicht sellen-

freilich wurde das Herz des Mädchens gerührt durch


 
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