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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 77 - No. 100 (1. April - 30. April)
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Heidelberger Tageblatt

httt taglig s her p. Anzeigen: die I1-ſpaltige Petinn.

V « nzeige ;

5 5 ; - ; zeile oder deren Raum 5 Pfg. .

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Expedition Brunnengaße 24. Verautworlliher Redakteur Philipp Klausner. Expedition Brunnengaſe 24. . .

J 88. j Mittwoch, den 16. April TTS
Deutſches Reich. gefährlichſten Verbrecher, die das Landesgericht gegen- | welche bei den Explofionen im Viktoriabahnhof und .
Karlsruhe, 11. April. Die von einem hiesigen | wärtig in seinen Mauern birgt, unter starkem Ge- | den anderen Londoner Bahnhöfen aufgefnnden wurden. :
Blatt schon früher ausgeſprochene Vermuthung, Prinz | leite in einem Hofe des Gerichtsgebäudes gemein- | Die Polizei schließt daraus, daß Daly an dien. :
Wilhelm von Baden werde ſich für die Begnadi- | ſchaftlich und unter Ausschluß anderer Sträflinge | Explosionen betheiligt gewesen. . . .
i gung des vor Kurzem wegen Beleidigung des | ihren Spaziergang. In eifrigem Gespräche schreiten Birmingham, 11. April. Ein M
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Landesboten verwenden, hat ſich bereits erfüllt. Wie | während der angegebenen Zeit den Hofraum auf | Bei demselben wurden drei Bomben und mehrree..
man mit Bestimmtheit vernimmt, iſt vom Prinzen | und ab, Stellmacher, der ſonſt so verſchloſſen iſt, | Flaſchen gefunden, deren Inhalt vermuthlich Nitreen.
ein förmliches Gesuch um Strafnachlaß für den | zeigt ſich im Verkehr mit Schenk ſehr mittheilſam, glyzerin iſt. Daly wohnte ſeit 6 Monaten in Bir-
Verurtheilten eingegangen. Daſſelbe wird übrigens, | freilich nur, insoweit nicht „Partei“-Ängelegenheiten mingham; derselbe war unausgesett polizeilich über-
wenn es ſsich beſtätigt, daß von Rechtsanwalt | zur Sprache kommen. wacht, da die Behörden Grund hatten, anzunehmen,
Payer II. Revision an das Reichsgericht angezeigt Wien, 11. April. Zum Prozeß Schenk hat der | daß ex ein Abgeſandter der iriſchen Dynamitpartei
wurde, vorerſt keine Wirkung äußern können. Die | oberste Gerichtshof sein Votum bereits abgegeben. | sey. Am Mittwoch reiste Daly nach Birkenhead, .
ſtrafgerichtliche Verfolgung wurde bekanntlich nach | Dasselbe lautet entsprechend dem Antrage des Aus- | von Detektiven verfolgt, welche ihn geſtern verhafteen.
der Art des Vergehens (§8 97 R.-St.-G.-BV.) nicht | nahmegerichtshofes auf Begnadigung des Karl Schenk | Abends wurde ein zweites Individuum Namens Egan
auf Veranlasſung des Prinzen, sondern von Amts- | und Vollziehung der Todesstrafe an Hugo Schenk | verhaftet, bei welchem Daly gewohnt hatte. gn.
wegen eingeleitet. é und Karl Schloſſarek. Die Hinrichtung dürfte, wie | seiner Wohnung wurden ebenfalls Exploſionsſtoffe.
Karlsruhe, 13. April Vom Gr. Ministerium | mitgetheilt wird, nicht in der Woche nach Ostern, vorgefunden. .
des Innern wurden mehreren Korporationen und | sondern erſt in der darauffolgenden Woche, also in . § Amerika.
Personen in Anerkennung ihrer Verdienste um Förde- | den letßten Tagen des April vollzogen werden. , Eine Depesche aus der Havana meldet, daß
rung des Obstbaues Auszeichnungen verliehen. Es Frankreich. die Freibeuter, welche jüngst von Key Weſt kom-
erhielten unter Andern ein Ehrendiplom: Hauptlehrer Paris, 13. April. Aus Sontay vom 11. ds. | mend auf der Insel landeten, auf dem Marsſche nach
Karl Hauſer in Mosbach. Geldprämien im Betrag | wird gemeldet: Die Brigade Negrier bombardirte | dem Innern an Anhang gewonnen und jetzt mehrere s
von 50 bis 25 Mk. wurden bewilligt: dem Wald- | am Mittwoch das vor Honghoa gelegene Dorf. Der | hundert Mann ſtark ſind. Es find in Folge desen.
hüter Johann Georg Schmitt in Heddesbach, B.-A. | Feind begann darauf die Stadt zu räumen, nach- Truppenverſtärkungen aus Spanien verlangt wor- .
Heidelberg, dem Gemeinde-Baumwart Seeberger in | dem er Feuer an dieselbe gelegt hatte. Die Brigade | den. Die cubaniſchen Behörden haben die Zensur ..
Mosbach, dem Hauptlehrer G. Schollmaier in Sand- | Briere paſſirte während des Rüickzuges des Feindes | für Zeitungsdepeschen nach und von der Inſel wee.
hauſen, B.-A. Heidelberg, sowie dem Gemeinde- den Schwarzen Fluß, um Honghoa von der Seite | der eingeführt. '











Baumwart Joh. Georg Windisch in Sandhausen, | der Ferge her zu umgehen, dieselbe wird Morgen Egypten.



B.-A. Heidelbeeen. in Honghoa einrücken. Die Chinesen fliehen in der | Kairo, 11. April. Wie aus Sugatin gemeldet

t ; Desterreich-Uugaru. Richtung auf Phula. wird, ist ein Bataillon ägyptischer Truppen in der
Wien, 10. April. Nach einer hierher gelangten | England. Stärke von 827 Mann mit 7 engliſchen und 32
Mittheilung wurde der Leichnam der von Hugo London, 13. April. Dem , Observer“ wird | ägyptischen Offizieren eingetroffen, um Suatin zu



Schenk ermordeten Theresia Ketterl vorgeſtern durch | aus Kairo vom Heutigen gemeldet, daß nach dort | besesen. 500 Mann englische Marine-Infanterie
den Gendarmerieführer von Hohenberg anläßlich eingelaufenen Berichten die Verbindungen von Berber werden von Alexandrien erwartet, sobald dieselben
eines Patrouillenganges durch die „Sternleithen“ | zu Lande und zu Waſſer unterbrochen seien. Die eintreffen, werden die übrigen engliſchen Truppen
bei St. Pölten in Niederösterreich aufgefunden. | Rebellen hätten bedeutenden Zuzug erhalten und | abmarſchiren. ;



Die behördliche Besichtigung des Unglücksplates, machten Einfälle in die Umgebung der Stadt; der TTT
wo Theresia Ketterl dem Mädchenmörder zum Opfer | Gouverneur rufe die Hilfe engliſcher Truppen an. Aus Nah und Fern. k
fiel, dürfte Morgen oder Uebermorgen erfolgen. – Liverpool, 12. April. Die bei dem geſtern in [] Mannheim, 12. April. Hofrath Dr. Julius

Täglich zwischen 12 und 1 Uhr Mittags machen | Haft genommenen Daly gefundenen Höllenmaſchinen | Werther hat, der Münchener Allgemeinen Zeitung :
Hugo Schenk und Hermann Stellmacher, die beiden | sind genau von derselben Konstruktion wie diejenigen, | zufolge, um seine Entlaſſung als N











: Yhretſtügung zu verschaffen, nicht unbenützt vor- halten ; tz hir “ tt Ftufithet ! ,es

: ergehen. und diese Briefe sandte ihr der vornehme Herr:

tc EV.; Die . “tes Ur tte f ct. |. i l6 Hie hier z.. t k g Hier
(?. Forticzung.) Goldstücke, welche Clothilde ifr aufzudrängen be- Wie versteinert blickte die Gräfin e;f bas

müht war, entschieden zurück. Erſt als auch Jo- | Papier. ;

Ihre Ohren hatten vernehmen müſſen, was zu | sepha ihr zuredete, ließ sie es geschehen, daß diese Ja, da war Alles : die Beſtätigung der Taune.
überdenken ſie mit Schauder erfüllte: ihr Gemahl | das Gold in einen Beutel legte, der in einem Schub- zwischen Udo von Sternenberg aus Nizza u
war verheirathet gewesen, verheirathet zur Zeit, da fache der Kommode verſchloſſen war. Annetta Martini aus Berlamo. Als Zeugen waren .
er sie, das unschuldvolle, vertrauende junge Wesen Ich bin eine alte Frau und vom Schicksal nie- | verzeichnet: Viktor von Hohenheim (desen nme.
zu seiner Gattin erkoren, da er ihr seinen Namen dergebeugt, nahm sie hierauf das Wort; es wird | Clothilde aus den Erzählungen ihres Gatten nur
gegeben, seinen Reichthum geſchenkt, — einen Reich- | keine Sünde sein, wenn ich die edle Gabe der Dame | allzu bekannt war) und Camillo Roſto, Schulvor-
thum, der sie nichts anging, einen Namen, der ihr | annehme, aber Freude gewährt sie mir nicht. Seit- ſteher aus Berlamo. Da war der Taufschein der
niemals rechtmäßig gehörte, weil eine Andere ihn | dem meine Annetta todt ist, seitdem auch die Kinder | Zwillingskinder Elſa und Bella, Töchter des Grafen
besaß ; und diese Andere hatte er verrathen, ver- verſchwunden . . . . Udo von Sternenberg und ſeiner Ehefrau Annetta,



lassen, dem Untergange geweiht. - O, es war zu | “ Habt guten Muth, unterbrach sie Clothilde, es geborene Martini, und da war auch das Bild und
viel der Pein für die arme Frau! –~ [; Ueber: gibt einen Vater dort oben, der für alles Leid eine | die Handſchrift des Grafen, deren Anblick das Blut
wältigt von dem endlosen Schmerze, der ihre Seele Tröſtung hat. in den Adern der armen jungen Frau erstarren
gefangen hielt, unfähig zu weinen und zu klagen, Die Erde wird mir mein Kind nicht wieder- | ließ. ...::: /

ließ ſie ihr Haupt in die Kiſſen des Divans glei- geben, versetzte die Alte, ich bleibe allein. Das Ein- Alles in Richtigkeit! stieß sie hervor.

ten uno starrte mit gläsernen Augen das Nichts zige, um was ich zur heiligen Dreifaltigkeit flehe, Was nüten mir die Papiere? hub die Alte :
ihres Daseins an. : iſt Strafe für den Frevler, der uns so elend ge- | wieder an; was nütt mir Alles, wenn ich die Kin-
, Plötzlich kam ihr die Besinnung. Sie durfte | macht. Möge ſich sein Vergehen hundertfach rächen, | der nicht habe ? — — Aber ſo iſt es richtig, fügte
ia hier, in diesem Hauſe, sich nicht der Verzweiflung | an ihm und ſeinem ganzen verm.... ..... d | ſie nach einer Pauſe bedeutungsvoll hinzu, icht
berliefern, ohne einem Verdacht bei den Leute. Geschlecht ! kommt mir ein Gedanke, vielleicht daß die evlc Gabe

qusgesett zu ſein; darum ſuchte sie mit Gewalt die Die Gräfin wankte und war genöthigt, ſich auf | der gnädigen Frau eine wohlthätige Folge hat,
Herrſchaft über ihre Gefühle wieder zu erlangen, | Joſepha zu ſtützen. auch bei der Polizei iſt es nicht anders. Das wird
ſctte sich, wenn auch mit der größten Apathie, zu Mutter Martini aber, welche die Bewegung der | wohl einen Sporn geben, wenn man die Münze
Tische, aß von Allem, was ihr vorgesetzt ward, | Dame bemerkte, fuhr fort: Sie glauben vielleicht, klingen hört. Haha! - Wäre meine Annetta nicht
nahm dann, wie immer, den Kaffee und pflegte ein | meine Gnädige, daß meine Worte eine Läſterung zu vertrauend gewesen, bis sie nach Jahren aller
halbes Stündchen, wenn auch nur scheinbar, der ſind ? Da sehen Sie + und bei dieſen Worten hatte | Mittel entblößt war und krank dalag, ſo hätten
Ruhe, und folgte zum Schluſſe Josepha zu der sie aus einem Wandſchränkchen eine Rolle Papiere | wir auch dieſen Herrn von Sternenberg verfolgt
Tante Martini, denn das junge Mädchen ließ die | genommen, die ſie entfaltete — hier iſt der Trau- | und gefunden; aber und hierbei machte ſie eine
rinmal gebotene Gelegenheit, der alten Frau eine ! schein, richtig und ganz, wie ihn meine Tochter er- drohende Handbewegung –~ wenn. es mir gelingt,

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