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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1051

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. Freitag,

; Verantwor1. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
Erscheint täglich außer Montag. Abonnementspreis für
elselverg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die

bezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuftellungsgebühr.

H 25.

f Beste llungen auf das „Heidel-
. berger Tageblatt“ für die Monate
: November und Dezember

zum Preiſe von 97 A frei ins Haus werden von allen
Uoſtanſtalten und Landbriefträgern angenommen. Bei







Unſern Trägern und Trägerinnen hier und nächſte Um-
. ſebung für monatlich 45 F. Zurecht zahlreichen Beſtel-

Ungen ladet ergebenſt en Die Expedition.

. Deutſches Reich. H
J, Karlsruhe, 28. Oct. Die Blätter der verschiedenen
qſarteirichtunger beſtätigen, daß die VWahlerregung
W Wahlbetheiligung diesmal eine besonders leb-
U~. §§ r ſfcgune rs Ketter:
te Baßhlieks. tzruyrhts von Hehlzetielivägenn
Inttvjs cus
ien der letzten Tage haben schon in den neuesten







nen Blätter zu der braunſchweigischen Erbfolge
t: Kt ' g) ted Szc tick ihc US Ut
ner welfiſch cumberlandischen Neigung.
Berlin, 29. Oct. Die zur Stunde vorliegen-
Nachrichten tiber die Wahlen gestatten noch
nen auch nur annähernden Ueberblick über die
i yſarmenſezung des künftigen Reichstages, denn
liegenden ts sind abgeſchloſſene Reſultate
Vrmeldet, die zu Hunderten vorliegenden Nachrichten
jus einzelnen kleinen Bezirken aber find von ge-
a "gem Werth und leiten erfahrungsgemäß das Ur-
. heil leicht irre. Man rechnet diesmal auf eine ſozial-

ſchon bemerkt, die Partei noch über die 1878
ss ichte Ziffer hinauskommen läßt. Ihre Zahlen
[ sort etwas noch nicht Dagewesenes und müſſen den

HhP!ttſchritllern alle Hoffnung nehmen, diese Bezirke

Wergewinnen zu können. Es sind in der Haupt-
Im Hauſe des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.

















. (55. Fortsetzung.)
In demselben Augenblick aber öffnete sich die
üre des Gemachs, das von den Beamten als
ör- und Konferenzzimmer benuttt wurde, und
ernſtem Gesicht trat der Polizeikommisſsſar her-
* Die Pflicht der Höflichkeit nöthigte Ramfeld,
hen zu bleiben, obwohl er am liebſten mit kurzem
? weiter geeilt wäre; denn trotz seiner Zuver-
lichkeit flößte ihm die Gegenwart des Beamten
mer einiges Unbehagen ein. |
„Sie sind noch immer auf, Herr Kommissar?“
îe er im gewöhnlichen Konversationston, „und
! es scheint, immer noch in amtlicher Thätigkeit.
tine enge Verbindung mit unserem unglücklichen
ton rechtfertigt vielleicht die Frage, wie die Sa-
augenblicklich liegen?“ :
„»Es hat sich noch mancher bedeutsame Finger-
j„Jefunden“, sagte der Polizeibeamte kalt und
jj: „Sie werden morgen ebenfalls über das
?re dartiber unterrichtet werden, Herr Doktor!
h heute erlaſſen Sie es mir wohl, Ihnen aus-
liche Mittheilungen zu machen.
i'§ gewiß! zz J doch zh. wohl turtÑ
un Thätigtei sus hagen Tages. “tu mot
SIE SCE s
ig und während Ramfeld schnell die Treppe
"ufging, wendete er sich an den Gendarmen, der
Oeſpräch mit einem Diener in der Portiersloge

F






rofen Städten und wenigen gedrängt |

YEtokratische Faction von 25-30 Mitglieder. Die
hzialdemokraten weisen eine Vermehrung auf, die



jjeidelberger Tageblatt

(General-Anzeiger.)

Perkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, We Z . Scwehiugen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Neckarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Wa hürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.

ſtadt in Summa nahezu 200,000 Stimmen abge-
eben worden, die sich auf die drei kämpfenden
t er wie folgt vertheilen: Fortſchritt 83,000
Sozialdemokratie 67,000, Antifortschritt 58,000.
Der vereinigten Gegnerſchaft ift hiernach die Fort-

ſchrittspartei nicht mehr gewachſen, sie müßte ſich

sogar anstrengen, um dem einzelnen Gegner das

Spiel abzugewinnen. In diesen Ziffern prägt sich

die Niederlage, die der Fortſchritt diesmal in Berlin
erlitten hat, in deutlichſter Weiſe aus. Läſſigkeit
kann man hier nicht als Vorwand nehmen; ſoweit
wir unterrichtet sind, war die fortſchrittliche Orga-
niſation vorzüglich und die Agitation eine überaus
"V rtſs, Fix tt g u den j fs
Zersetzung begriffen iſt, dies vorzugsweise der Sozial-
demokratie zugute kommt, indem sie ihr aus diesen
sonst freiſinnigen Kreiſen Anhänger zuführt.
Berlin, 28. Okt. Der Kaiſer ertheilte geſtern
Nachmittag eine längere Audienz dem Fürsten Bis-
marck und nahm das Diner allein ein. Am Abend

in- | besuchte der Kaiser die Vorſtelung im Opernhauſe.

Heute Vormittag empfing der Kaiser den Chef der
Marineſtation der Nordsee Viceadmiral Graf v.
Monts, nahm die Vorträge des Hofmarſchalls
Grafen Perponcher, des Polizeipräsidenten v. Madai
und des Geheimen Hofrathes Borck entgegen.
Mittags arbeitete der Kaiſer mit dem General-
lieutenant v. Albedyll und ertheilte dem Chef der
Admiralität, Staatsminister v. Caprivi, Audienz.
Um 5 Uhr ſindet hei dein Kaiſer im königlichen
Palais ein Diner von 20 Gedecken statt, zu welchem
der Herzog von Ratibor sowie die Generale Graf
Brandenburg I. und II., der Botſchafter in Peters-
burg, General von Schweidnitz, der Polizeipräsident,
der Viceadmiral Graf Monts u. s. w. mit Ein-
ladungen beehrt worden sind. Der kaiserlich
deutſche Botſchafter in Petersburg, General v.
Schweinit,, wurde heute Vormittag von dem Kron-
prinzen in längerer Audienz empfangen.
Frankreich.

Paris, 28. Oct. Das Amtsblatt wird dem-

nächst einen Bericht des Handelsminiſter veröffent-

saß, und sich bei der Annäherung des Vorgesetzten
reſpektvoll erhob.

„Sie werden während der Nacht auf dem Poſten
bleiben,“ sagte ihm der Kommissar mit leiser Stimme.
„Wenn der Doktor Ramfeld irgend einen Befehl
gibt, oder sich vielleicht aus dem Schlosse entfernt,
ſo haben Sie mir ungeſäumt davon Mittheilung zu
machen. Ich lege mich nur auf das Sopha meines
Zimmers, und Sie haben keine Rücksicht darauf zu
nehmen, daß Sie mich vielleicht zu wiederholtenmalen
wecken müßten !“ '

„ZU Befehl, Herr Kommissar!“ erwiderte der
Gendarm und kehrte auf eine entſprechende Handbe-
wegung des Beamten auf ſeinen Platz zurtick, im
Innern nicht all’ zu froh darüber, daß auch in dieſer

Nacht keine Aussicht auf ordentlichen Schlummer

vorhanden sei. Der Portier an seiner Seite be-
gann allmählich einzuquicken, und ſin dem ganzen
weiten Gebäude wurde es so ſtill, wie in einer
Totengruft.

Mißtrauiſch gemacht durch die unangenehme
Ueberraſchung der verwichenen Nacht ging Ramfeld
heute zunächſt in sein Schlafzimmer und schaute,
mit dem Lichte in der Hand, hinter alle Vorhänge
und in alle Winkel, in denen sich etwa ein Menſch
verſteckt halten konnte. Beruhigt setzte er den Leuchter
auf den Tiſch zurück, als er die Ueberzeugung ge-

wonnen hatte, ldaß das Gemach ganz leer sei, und
nachdem er noch dem Diener, welcher seine persön- .
liche Bedienung zu besorgen hatte, die Erlaubniß

ertheilt, zur Ruhe zu gehen, begab er sich in das
anſtoßende Zimmer, um den Plan, welchen er ſict;
unterdessen für die Vernichtung der ominösen Briefl










31. Oktober

Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelber
Expedition Brunnengaſſe 22e22.
Anzeigen: die 1-ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erscheinen Ra

1884.
lichten, in welchem die Zweckmäßigkeit einer n

nalen Ausstellung im Jahre 1889 dargethan 1
die Ernennung des Abgeordneten Prouſt zr
neralkommissär vorgeſchlagen wird. + Ratio!
und Liberte versichern, daß Ferry die Erhöhr
der Credite für Tokin ablehnen werde, da er sich







bei der Kriegführung von Tonkin auf die Vertheinin.
gung beschränken und nur Pfänder in Händen be- t

halten wolle.
Amerika.

New-York, 18. Oct. Die erſten Wahlberichen.
aus Ohio und Weſt-Virginien am Abend des 1..
d. M. erfüllte die Anl änger der Regierungsparie.
mit Jubel, die der Demokratie mit Verzweiflun..
denn es ſah so aus, als ob Weſt-Virginien für dſen.

Demokrvtie verloren und Ohio mit einer Mehrheit
von 20-25,000 Stimmen für die Republikaner

ſich erklärt habe. Die Berichte am darauf folgen- _

den Tage machten anderen Stimmungen Raum, in-

dem sich herausstellte, daß der erſtere Staat fich für .
die demokratiſche Partei und Ohio mit einr wii.

rt vu ! M Lz

bei verhehlen die Zeitungsberichte nicht, daß der s ! :

Sieg in Ohio mit den verwerflichſten Mitteln der
Corruption und der Gewalt erkämpft wurde.
Waſhingtoner Regierung hatte eine kleine Armee

von Bundesbeamten dahin geschickt, welche wochen- zt
lang für ihre Partei thätig waren. Sowohh dſen.
demokratiſchen wie die republikanischen Zeitungen

Cincinnati's geben zu, daß die Wahl in jenr Saen.
die blutigſte gewesen sei, die je dort ſtattgefunnn.
Eine Anzahl Personen wurde getödte,s auen

habe.
dere verwundet. Ueber ein Tauſend Bundesmar-
ſchälle waren von seiten der Regierung ernannt
worden, die angeblich die Wahlen überwachen follten,
in der That aber dazu bestimmt waren, die Bürger
am Stimmtkaſten einzuſchüchtern, da sie willkürlich

Verhaftungen vornehmen können, und ihr Chef, d'en.
sogenannte Bundesſuperviſor, Ankläger unn Ve.
unterſuchungsrichter in einer Person iſt, von deſen.
Urtheil nicht eher appellirt werden kann, bis den.
Sache lange nachher vor den Bundesgerichten un.
E

zur Ausführung zu bringen. Er zog den Schlüssel,

der die betreffende Schublade des Schreibtische.

öffnen sollte, aus der Tasche und war eben im Be-
griff, denselben in das Schloß zu stecken, als er..-zu
ſeinem maßloſen Schrecken gewahrte, daß die. Schub-

lade etwa um die Breite eines Vierte'sszol ofen. .

ſlant. . einer furchtbaren Ahnvmg. ergriffen, riß er
ſie vollends heraus und wühlte.rmit zitternden Fingern

die Papiere auf unter dena er geſtern die bedeenn

tungsvolle Brieftaſche ve:tborgen hatte. Alles Blut
war aus ſeinem Gesickf: entwichen, seine Augen waren
weit aus ihren Hölzlen herausgetreten, hörbar ſchlu-
gen ſeine Zähn-! aufeinander + die Brieftasche war
verſchwunden," Hum erſtenmale verließ ihn in dem

Moment je?ser Reſt von Kaltblütigkeit und Benmunn.

denn mit éentſetlicher Klarheit hatte die einzige Er-
klärung, & welche es für dies räthſselhafte Verſchwin-
|I; legte HV ste Jie Ecte getaner
A . ,
~ dœran war nicht zu zweifeln. ie hatte am
verflossenen Abend von ihrem Versteck aus wahrge-
nor.amen, wo er sie verborgen hatte und sie mußte
njzun eine Möglichkeit gefunden haben, sich während
ſiner Abwesenheit abermals in das Zimmer zu

Juani

F"ſchleichen und das einfache Schloß mit einem Nach-
' ſchlüſſel oder mit irgend einem andern Instrument

zu öffnen. Jn wildem Taumel drehte sich bei dieser
Vorstellung das Zimmer mit seinem ganzen Inhalt
vor seinen Augen. Das also ſollte das Ende ſein!

Darum hatte er mit der äußerſten Vorsicht gehandelt,
mit der kälteſten Berechnung jeden, auch den kleinſten
Nebenumsſtand erwogen und seinen Zwecken dienſt-

taſche zurecht gemacht, ungestört und in voller Ruhc: | bar zu machen gewußt, damit er jezt, wo er das



Die


 
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