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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 256 - No. 281 (1. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1127

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Sonntag,

ü vortl. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
t tint täglich außer Montag. Abonnementspreis fi





f herts: monatlich 45 Pig mit Trägerlohn, durch
V gen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtelungsgebühr.

275.

V

Bestellungen auf das „Heidel-
berger Tageblatt“ für den Monat

zezember

. Preise von 47 H. frei ins Haus werden von allen
j. anſtalten. und Landbriefträgern angenommen. Bei
j m Trägern und Trägerinnen hier und nächste Um-
ng fürmonatlich 45 H. Zu recht zahlreichen Bestel-
Len ladet ergebenſt ein Die Expedition.

Denutſches Reich.

„Verlin, 20. Nov. Aus der Promptheit, mit
j r dem Reichstage gleich bei ſeinem Zuſammen-
[k der nicht nur in ſeinen Hauptziffern, sondern
jj in den Einzelheiten in den letten Wochen be-
wordene Etat zugegangen iſt, läßt sich ſchließen,
ii Regierung Werth auf deſſen ſchnelle Er-
„Jung legt. Der Reichstag wird sich vom Be-
y Nächster Woche ab mit dem Etat beschäftigen
„bis zu den Weihnachtsferien wohl kaum für
h,) anderes, höchſtens an den Mittwochen für
jtäge aus dem Hauſe und allenfalls die erſte
der Dampferſubvention Zeit gewinnen. Ob
, öglich sein wird, wie die Regierung es wünſcht,
y Etat vor Weihnachten fertig zu stellen, ist sehr
glich. Der Schwerpunkt der Seſſion fällt aber
n. falls nach Weihnachten und es wird gerade
t q ,vieder die für alle Theile lästige Kolliſsion
ren Sitzungen des Abgeordnetenhauſes entstehen.

































ti sen werden erſt nach Weihnachten zur Be-
z:“: Sr UL it
zigrtige U O vermuthen läßt, darauf
q'Yten sollte, mit Steuerprojekten an den Reichs-
U kommen, so würde die Dauer der Sesſion,

(

h, em was von Vorlagen bis jett bekannt iſt,
* ſehr lange sein.
1 Frankreich.

, Varis, 21. Nov. In der Kammer ſrchildert
h Tadikale Abgeordnete Revillon den Nothstand
) Pariſer Induſtrie und die Beſchäftigungsloſig-
he er Arbeiter. Er beantragt die Ausführung
Arbeiten und die Bewilligung eines Kredits
Millionen für die Pariser Bevölkerung. Mi-
Waldeck-Rouſſeau ſpricht sich gegen den Kredit
d beantragt einfache Tagesordnung, deren
e von der Kammer beſchloſſen wird.

Aus Nah und Fern.

Eppelheim, 21. Nov. Nachdem die Dis-
e der Glocken der evang. Kirche, verursacht
h; „êinen Sprung der größeren, ſchon lange das
[.der Näherwohnenden gemartert hatte, ~ denn
Ihz?itere Entfernung reichte der Klang der Glocken
erweiſe nicht – wurde die Gemeinde heute
ie Ankunft dreier neuer Glocken erfreut. Diese
j,! von ihrem Verfertiger, dem Meister der
Ih. '§locke, in die Kirche gebracht und vor dem
gt aufgestellt worden. Um 10 Uhr versammelte
Gemeinde zur Glockenweihe im Gotteshauſe.
redigt des Herrn Pfarrer Kneucker gab nun
dten Worten der Bestimmung der Glocken
>. Hierauf trug der gemiſchte Gesangverein
hy,, Direktion des Herrn Hauptlehrer Neu vier-
th ig einen Choral vor, eine Leiſtung, die nicht
B BL t::
W.ich.trzütk.tusecgt
‘acht, nachdem die vorigen einfach von dort
worfen worden waren. Möge fich das Wort
U;








nen Gemeinde endlich bewahrheiten !
Michelfeld, 20. Nov. Dieser Tage waren

ſjeidelberger



usdehnung der Unfallversicherung, die Poſt- |

in keiner Hinsicht zum Vortheil gereicht.
haben wir die Hoffnung, wenn dieser Schnee sich

ſerer nur schon zu lange in Parteilichkeiten



Tabakpflanzer auf dem Rathhauſe versammelt, |



h.

(General-Anzeiger.)

Perküudigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Scwebhingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Ueikarbiſchofsheim, Eberbach, Bucheu, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchoſsheim & Wertheim.





um ſich gegenseitig zu vereinbaren, daß ſie dieses
V U Ls str werfe s
Witterung, wenn möglich, an einem Tage abgehängt,
gebunden und dann erſt dem Verkauf ausgesetzt
icin ui mige datjeib “er vue
s. Hoi"; yeim, 19. Nov. Hier besteht seit April
dieses Jahres eine Pfennigsparkaſſe. Wir haben
Grund, mit dem bisherigen Ergebniß derselben zu-
frieden zu sein. Es wurden monatlich etwas über
100 Mark eingelegt und zwar zum großen Theile
von weniger bemittelten und von armen Leuten.
Man ist danibar für diese ſchöne Gelegenheit, die
Kinder von Jugend auf an Sparsamkeit zu ge-
wöhnen.

hr Heddesheim, 21. Nov. „Es ist im Leben
häßlich eingerichtet, daß bei der Roſe gleich die
Dornen fteh'n“. Dieses Dichterwort erfüllte sich
auch so recht an einem hieſigen Dienstmädchen,
welches lceßten Sonntag hinter dem Rücken seiner
Dienstherrſchaft in „vollem Wichs“ auf die Viern-
heimer Kirchweihe ging und die Tanzbeine schwang,
so lange es ehen gehen mochte - das war Freud.
Zu Hauſe wieder angekommen, entdeckte der dienſt-
bare Geiſt, daß der Eingang zum Hause ihrer Herr-
ſchaft verſchlo und das war , ſich die Hinaus-
geſchloſſene nicht im Besitze des Hausſchlüſſels be-
fand sehr. unangenehm. Als. sich aber das
chen dadurch Eingang zu erzwingen glaubte, daß es



zum Hippel, zum Zappel, zum Kellerloch neinstieg,

aber unglückseliger Weiſe mit dem so ſchön herge-

richteten „Ballkleid zufällig in einen großen Sauer-

krautſtänder fiel, ſo daß die helle varderobe eine
gar curioſe Färbung annahm ~ war's Leid, das
noch um so größer wurde, als das Opfer der Kirch-
weihe, zu der Hehe noch die Wahrnehmung
machen mußte, daß der Keller ebenfalls verſchloſſen
war. Da blieb nichts übrig, als mit Geduld aus-

| zuharren, bis der Tag graute (und dies währte

auch gar so lange) und dann so lange zu rufen
und zu weinen, bis man die so verunglückte Kirch-
weihbe ſucherin aus ihrem Gefängniß befreite. Zu
allem Unglück lachten dann die „Zuſchauer“ auch
noch — das heißen die Leute dann „Kerrwevergnieche“.

Z Rappenau, 22. Nov. Schnee ! Schnee!
hörten wir in freudigem Tone unsere Jugend aus-
rufen, aber nicht nur die Jungen, sondern auch die
Aelteren freuen sich an dem weißen Geſchenk. Denn
diese Witterung kann von uns allen nur als eine
erwünschte betrachtet werden und sind wir dadurch
vielleicht mancher Beſsorgniß enthoben. In erster
Linie erſparen wir die Befürchtung, daß es trocken

einwintert und dadurch manchem Wassermangel ab-

geholfen iſt; gegenüber anderen Gemeinden haben
wir keinen Grund zu klagen, denn wir hatten jeder-
zeit hinreichend Waſſer, nur bei dem Mühlenbesitzer
unserer Gegend machte sich ſolcher fühlbar, 1114.10

weitens

noch vermehrt und dann ſchnell abgeht, er ein gutes
VG. u ju c Ni uu tt

und jedenfalls mehr Schaden als Nuten bringen,

und drittens möchte ich dem Herrn von hier, der
über den Correspondenten dieses Blattes ſchon einige
Mal fich in verſchiedenen Lokalen unanständig aus-
eſprochen, von dieſem Schnee als Ueberſchläge auf
tin Haupt empfehlen, mit dem Wunsche einer guten
eſerung.. -

> Us zer; 20. Nov. Das Preisgericht zur
Beurtheilung der zur engeren Wettbewerbung zuge-

laſſenen Entwürfe für die Gedächtnißkirche der

Proteſtation zu Speyer anerkannte den 1. Preis
von 2000 Mk. den Architekten Fluegge und Nordt-

mann (Eſſen), den 2. von 1000 Mk. Vollmer und

Larenzen (Berlin) zu.





geblatt

Druck und Verlag von Wu r m & Pfeff er in Heidelberg.
Expedition Brunnengaſsſs e 24.

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erscheinen Rabatt.

1884.

Bermiſchtes.
~ |ſUeber den Eiſenbahnunfkfall] der ge-
ſtern Morgen den Stuttgart-Bruchſal- Frankfurter
Nachtzug No. 38 bei der Durchfahrt durch die Saen
tion Bietigheim bei Stuttgart betroffen hat, erfährt
man noch folgendes Nähere: Der wärttembergische





Postwagen, der durch die in Folge des Anprals |

zerbrochene Pctroleumlampe in Brand gerieth, iſt
bis auf die Eisentheile total verbrannt. Der ganze
Inhalt desselben, bestehend aus ca. 600 gewöhn-
lichen und 90 Werthpoſtpacketen, iſt durch die Flam-
men vollständig zerſtört worden. Jn den Werth-
packeten befanden sich große Summen Geldes in
Gold, Silber und Papier, sowie viele Gold und
Schmuckgegenſtände, wie sie die württembergische
Goldinduſtrie producirt. Ferner befand sich in dem
Wagen die für den Norden und Nordwesten Deutſch-
lands bestimmte Auflage „über Land und Meer“
und anderer in Stuttgart erſcheinenden illuſtrirten

Heitungen. Wie hoch sich der angerichtete Schaden

beläuft, läßt sich natürlich heute noch nicht abschätzen,
aber wird auf das Beſtimmteſte verſichert, daß der
Verluſt sich ganz ohne Zweifel auf weit über eine
Million Mark, wahrscheinlich aber auf annähern

zwei Millionen beziffert. Es sind ganze Körbe mit .

dem in Klumpen zuſammengeſchmolzenen Silber und
Gold am Morgen vollgefüllt worden. Den Schnnlen.
hat der Sir rhei Eisenbahnfiscus zu tragen.
Es sind jedoch mehrere ſüddeutſche Transportver-

Mäd- | sicherungen hierbci insofern stark in Mitleidenschaft
" gezogen, als die cffektiven Werthe, um die Poſtver-

ſicherungsgebühren zu sparen, bekanntlich vielfach be-
deutend niedriger declarirt, gleichzeitig abec in voller
Höhe bei Privatversicherungsgeſellſchaften aſſecurirt
zu werden pflegen. Auch die ganze, nach Nord-
deutschland beſtimmte Briefpoſt iſt mitverbrand. In

großer Gefahr schwebten die vier in dem Wagen
befindlichen Poſtbeamten. Das brennende Petroleum

verbreitete ſich nämlich mit solcher Schnelligkeit nach
allen Seiten, und besonders auf den Fußboden, daß
die Beamten um zu entkommen, nicht mehr die Zeit

hatten, die Schiebethür in der Querwand des Wage.

gons zu öffnen, sondern gezwungen waren, um dem
Tode des Verbrennens zu entgehen, sich durch die
von ihnen zerſchmetterten Lichtſcheiben in das Freie
zu retten. Auch bestätigt es sich, daß einer der Be-
amten verleßt worden iſt. Derselbe wurde durch
einen der Strahlen kochenden Wassers, welche zur
Löſchung des brennenden Waggons von der Loko-
motive aus auf letzteren abgegeben wurden, getroffen
und an der einen S.ite seines Körpers nicht unbe-
deutend verbrüht. :

Lokales.

* Heidelberg, 22. Nov. (Auch ein ganz merkwür-
diges Geſchäft.) Ein abſonderliches Geſchäft dessen Firma

von zwei Perſonen vertreten, die jedoch nur einen Namen
führen und auch beide das Geschäft nach außen und zwar



merkwürdiger Weiſe immer zugleich repräſentiren, inem

beide stets mit einander aut, die Reiſe gehen, hatte ein
Ehepaar errichtet, das auch hier, aber glücklicherweiſenur ein
Geſchäſt machte. Besagtes Ehepaar qſuchte sich ſelbſt die
beſten Bezugsquellen, weshalb es dann auch zu allen
Preiſen abgeben koniite, indem es von Stadt zu Stadt
reiſte, sich in einem Gaſsthauſe einlogirte und wenn es ir-
endwie möglich zu machen war, das Bett, das ihnen als
Ruhestätte gedient reſp. Unterbett und Deckbett, mitnahmen.
Das konnte diese moderne Firma nur dadurch ermöglichen
daß sie große Teppiche mit in die Gaſthäuſer brachte, wie
ſie noblere Reiſende mit ſich zu führen pflegen, in welche
dann die gestohlenen Objekte ſorgfältig eingepackt und
dann an den erſten beſten Trödler oder ſonstigen Abneh-
mer verkauft, oder aber versett wurden. Dies §ethätt
trieben Beide ziemliche Zeit und ist ihnen wie bemerkt
leider auch ein hiesiger Wirth zum Opfer gefallen. Doch
weil der Krug nur so lange zum Brunnen geht, bis er
bricht, sollte das Geſchäft nicht allzulange beſtehen, denn
man nahm desſſen Inhaber kürzlich in Bretten fest, infolge

deſſen sie über itr „Gebahren““ Rechenſchaft abzulegen +
haben werden. : f

_ * Heidelberg, 22. Nov. (Hur Warnung.) Da die
kältere Jahreszeit nun eingetreten und es manchem armen
Fämilienvater schwer fällt oft auch nur das allernothwen- .
digîte Heitzungsmaterial zu beſchaffen, ſieht man nicht
 
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