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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0141

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Expedition Brunnengafſſe 24.



Deutſches Reich.

Berlin, 8. Febr. Wie der: „Nordd. Allg. Ztg.“
aus Warſchau geschrieben wird, hätte der Regie-
rungsinspektor der Eiſenbahnen in Polen die An-

» weiſung erhalten, daraufhin zu wirken, daß die bei
den Eisenbahnen dienenden Ausländer, welche bis-

her Aufnahme in den ruſsſichen Unterthanen Ver-
band nicht beantragt hatten, binnen drei Monaten
zu entlaſſen seien. Desgleichen sollten Diejenigen,
welche einen solchen Antrag gestellt den Unterthans-
eid aber noch nicht geleiſtet haben, aus dem Eisen-
bahndienſt entlaſſen werden, falls der Unterthans-
eid binnen Jahresfrist nicht abgeleistet werde.

Straßburg, 7. Febr. Die heutige Versamm-
lung von vierhundert der angeſehenſten Kaufleute,
Industriellen und Kapitalisten des Elſaß auf dem
Stadthauſe nahm einstimmig eine Roſolution an,
wonach die Vorarbeiten zum linksrheinischen Canal-
bau energiſch aufgenommen werden sollen. Die
Frage, ob Ludwigshafen oder Speyer der Endpunkt
sein solle, wurde vorläufig offen gelaſſen. Die
Stadt Straßburg trägt die Kosten des Hafenbaues.

Kiel, 7. Febr. Für die deutſche Marine sind
bei der Schwarzkopf’'ſchen Torpedofabrik fünfhundert
Torpedos bestellt zum Preiſe von fünf Millionen
Mark. Lieferzeit 4 Jahre.

In Hamburg hat ſich ohne viel Lärmen eine
Aktiengeſellſchaft gebildet und auch bereits in das
Firmenregister eintragen laſſen, die sich Deutsche
Borneokompagnie nennt und in Britiſch Nord-Borneo
Ländereien angekauft hat, um auf denselben und
auf etwa später noch zu erwerbenden Grundeigen-
thum in Borneo oder anf andern auftraliſchen In-
seln Plantagen und industrielle Anlagen aller Art,
sowie Handelsfaktoreien zu errichten und alle mit
diesem Zwecke verknüpften Geſchäfte zu betreiben.
Das Aktienkapital beträgt vorläufig nur 2000000
Mk., in 20 auf Namen lautende Aktien & 10000
Mk. getheilt; es handelt sich alſo nicht um eine

Grtndung, die das große Publikum etwa an einer

unsicheren Spekulation zu betheiligen beabſichtigte.
Nach diesem Vorgange ſcheint es, als ob dev prak-

mer mern

Das weiße Schiff.

Cin See-Ro man von Adolph Nortk.



7. Fortsezung.

Die Mannschaft hatte Ruhetag und saß teilweise
unter der Back, um sich vor den ſengenden Strahlen
des erſten Chriſtfeiertages zu ſchitzen. Das Ther-
momcter zeigte die reſpektable Höhe von 26 bis 28
Grad im Schatten. zu

.,Nun, wie gefällt dir denn das Seeleben ?“
begann heute Alfred, einer der Vollmatroſen, mit

Jan eine Unterhaltung.

„Prächtig, Alfred, prächtig !“ erwiderte Jan.
„Das freut mich, haſt auch alle Anlagen dazu,

. ein tüchtiger Burſch zu werden; aber bis jett kennst

du nur die guten Eigenſchaften unſres Standes,
er hat aber auch seine Schattenseiten. Die nieder-
trächtige Windstille kann dir vielleicht bald eine
zeigen.“

R ſtir iſt sie ganz erwünſcht, sie kommt mir vor,
wie eine Station, ein Haltepunkt mitten auf dem
Ocean, so recht angethan, die Feier des heutigen

Tages zu erhöhenn.

:

„Ja, wenns nur einen Tag oder zwei dauert,
dann mag's gehen; hab aber einmal eine von ſechs
Wochen mitgemacht, das ſoll der Teufel holen! Die
Hitze wird dann unerträglich, Schuhe kann man
an den Füßen nicht dulden, barfuß aber auch nicht

gehen, weil das Deck glüht wie eine feurige Ofen-

platte, das Fleiſch verdirbt, das Wasser in den
Fäſſern wird faul, oder was auch vorkommen kann,
trocknet ganz ein." ;







Heidelberger Tageblatt

Heidelberger General-Anzeiger. -

Yerantworllicher Redakteur Philipp Klausner.
Hountag, den 10. Februar

tiſche Kaufmannsstand doch immer noch in erster
Linie berufen wäre, durch seine Unternehmungsluſt
die Handelsintereſſen des Reiches in fernen Welt-
theilen zu fördern. + Wie aus Leipzig gemeldet
wird, hat sich daſelbſt unter Leitung des dortigen
Vereins für Handelsgeographie eine Aktiengesellſchaft
mit der Firma Süùdamerikaniſche Kolonisationsge-
sellſchaft zu Leipzig gebildet.
rankreich.

Paris, 7. Febr. Dem Leichenbegängniß Rou-
hers in der Kirche St. Augustin wohnten alle No-
tabilitäten der bonapartistischen Partei bei. Unter
den zahlreichen Kränzen befand sich auch ein von
Kaiserin Eugenie gesendeter.

Paris, 7. Febr. Die Kammer hat die En-
quete-Commission in Betreff der Arbeiterfrage er-
wählt. Die von der republikaniſchen und domokrati-
schen Union vereinbarten Liſten, auf denen den Ra-
dikalen eine von diesen ungenügend befundene Ver-
tretung gesichert war, sind in den meiſten Bureaus
durchgedrungen. Von der äußersten Linken sind ge-
wählt Clemenceau, Brialon und Grmain -Casse. —
Die Kammer beschäftigt ſich mit den algerischen
Eisenbahnen; Raynal erklärt, daß die algeriſche
Gesellschaft ſich verpflichtet habe, alles Material,
außer Schwellen, von Frankreich zu beziehen.

Öesterreich-Ungarn.

Wien, 7. Febr. Die Kaiſerin wird sich sicher
weder nach England, noch Meran oder Corfu be-
geben. In Hofkreiſen verlautet bestimmt, dieselbe
trete eine Reiſe an, aber es ſei unbekannt wohin.

-— Das über Erwarten günſtige Reſultat der ser-

biſchen Wahlen erregt hier große Befriedigung,
weil dieſelben die Continuität der Entwicklung Ser-
biens für drei Jahre, die Dauer der Skuptſchina
verbürgen. Das Resultat kam den hiesigen Serben
und selbſt der Belgrader Regierung überraſchend.
Der König hatte wohl ein günstiges Ergebniß vor-

ausgeſehen und gegenüber verschiedenen Diplomaten

in Belgrad ſich in diesem Sinne geäußert, doch
war er ſelbſt darauf gefaßt, daß eine größere Zahl,
wenn nicht der Radikalen, so doch der Resticianer
gewählt werden würde.

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Expedition Brunnengaſſe 22Ml. ..
1884.

Belgrad, 7. Februar. Insgeſammte sind 108 t
regierungsfreundliche Deputirte, 14 Radikale uw
6 Liberale (Anhänger von Riſtic) gewählne. y t

England. :æw' Nn

London, 7. Februar. Der Strike der 19,000
Weber in Lancaſhire iſt geſtern in unerwarteter.
Weise beendet worden. Das Central-Comite de
Weber hat nämlich beſchloſſen, sich die Lohnherelne.
seßung von b pCt. gefallen zu laſſen unter der V
dingung, daß die Lohnfrage im Mai wieder eröret.
werde, damit die Löhne erhöht werden können, wum
die Lage des Geschäftes dies geſtattet. Die Fabi.
kanten erklärten ſich mit dieſer Bedingung einne.
standen und wird die Arbeit in ſämmtlichen Spin.
nereien sofort wieder aufgenommen werden. De
Weber in Darven protesſtiren indeß gegen den Be.
ſchluß ihrer Kameraden. .
; Portugal. y

Wie der „Times“ aus Liſſabon gemeldet wirt.
scheinen die Portugiesen entſchloſſen zu sein, ſichihre:
Suprematie in Mittel- und Südafrika nicht ohne.
Weiteres aus den Händen schlüpfen zu laſſen. Sehr t
geheimnißvoll werden die Vorbereitungen für eine /
von der Regierung patroniſirte afrikaniſche For-
schungs- und Handels-Expedition betrieben. Dieſelble_
wird von einem Offizier des Generalſtabes, Enrique
de Carvalho, befehligt werden. Er kennt das Lan
wohl und seine Instruktionen gehen dahin, nue
Bündnisse zu schließen und alte zu befestigen, ne
mentlich in der reichen Provinz Angola, welche einer ;
ungefähren Schätzung nach zwei bis drei Millionen
Einwohner hat. :

Amerika. ; .

Newyork, 7. Febr. Nach Berichten welche bis.
Mitternacht eingegangen sind, nehmen die Waſſen.
fluthen im Westen zu. Der in Pittsburg durch de
Ueberſchwemmung angerichteten Schaden wird aaf
1 Million Dollars geſchätzt. Fünftauſend Perſonn
sind obdachlos geworden und vorläufig in öffenn.
lichen Gebäuden untergebracht. '

. Egypten. H

Kairo, 8. Febr. Die gesammte Macht der

Aufständischen bei dem Angriff auf Bakerd's Tripſo-













„Nun, nun, so schlimm wird es wohl dieses
Mal nicht werden!“

„Das helfe Gott!“ . :

„Wißt Ihr, Alfred, da Jhr vorhin vom Waſsſer
yros.. daf unsre Waſſerfäſſer mir das liebſte an

ord sind ?

„Unsere Waſſerfäſſer ? ;

„Ja, es ist eine Kinderei, wenn ich Euch sage
warum: weil sie die nämliche Farbe haben wie
die auf der Martha: weiß mit rothen Bändern !“

„Dein Vater ſcheint die hellen Farben besonders
geliebt zu haben. Das Schiff weiß mit 'nem rothen
Strich, die Fäſſer weiß mit roten Bändern, die
Segel weiß mit “ j

„Rothen Reffknütteln, fiel Jan lachend ein,
„nein, ganz so ſchlimm war es nun freilich nicht,
aber eine Mondkiekt“ ( das größte Segel am
Großmaſt, bei Kauffahrtheiſchiffen nur selten )
„hatte die Martha doch, und die vermisſe ich hier !“

„Dummer Firlefanz !“ meinte Alfred.
Die Unterhaltung ging dann über aufs Platting-

fslechten, Roſt klopfen, Deck. waſchen, bis endlich |

die Glocke Jan ans Steuer rie... ù1!. .,

Die Windſtille hielt indeſſen zum Gliicke für die
Maury nicht lange an, denn ſchon gegen Abend
setzte der nördliche Monſum wieder ein, der nun
auch ohne Unterbrechung anhielt, und die Bark
ihrem Ziele immer näher trieb. Vorbei an St.
Helena, dem Kap der guten Hoffnung, durch
den Indischen Ocean, bis wir endlich in der Nacht
vom 2. zum 3. Mai 1874 in der Nähe der Sun-
dainſeln wiederfinden.

Jan stand auf dem Auskiek + für Hannes ~

mit der Weiſung nach Land im Nordoſten zu lugen.

L

Jetzt lag sie ſchon im Nordoſten kaum fünf Sec-





Um vier Uhr ſiebenundvierzig Minuten ginn.
die Sonne auf, und wirklich, am Horizonte erblickte
man einen dunklen Streiffk. „Land in Lee!“ rief
Jan mit freudig erregter Stimme, ſo laut er konntee.Ô

„Land in Lee !“ wiederholte der Mann am Rüver.\

Bald darauf kamen die Steuerleute und dee
Kapitän auf die Back, um mit den Fernröhren den
dunklen Streifen zu besichtigen. + Es war die
Weihnachtsinsel (Chriſtmas- Island) ; höher und
höher hob sie ſich aus den dunkelbraunen Wellen.



meilen entfernt, und deutlich
dung dem Auge. -

Welch ein Anblick nach langer Entbehrung! .

Das ist das Land, jubelte es in Jans Bruſt
das du erreichen wollteſt; dies iſt aſiatiſcher Boden!
- Wie ganz anders erschien ihm die See, die deh
dieſelbe wie geſtern war; dieſe Wogen hatten vielleicht
vor kurzer geit die Martha getragen. — Hier
konnte ſie ihm jede Stunde begegnen, + hier be-
gann feine Botschaft! Aſien war erreicht !

Am 21. März fielen die Anker auf der Reede
von Singapur. .,
So war man nach einer ununterbrochenen Reiſe
von hundertneununddreißig Tagen endlich an des
erſte Ziel der Maury gelangt. i .

Noch aber konnte Jan die andern Schiffe auf
der Reede nicht deutlich erkennen, da die Maury,
um das Pulver zu löſchen, noch in beträchtlicher
Entfernung von dieser vor Anker lag. .

Erſt am nächsten Tage, am 22. März, + S
war ein Sonntag, segelte sie die Bucht weiter hinauf

In stattlicher Menge sechs an der Zahl,
die ſiameſiſche Flagge vertreten. e

zeigte sich die Wall







J
 
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