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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
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yen hat achtzehnhundert Mann betragen, von denen

echshundert getödtet sind. Baker meldet, er ver-
_ YYuche ſeine Mannſchaften zu reorganisiren, dieſelben
_ eien jedoch nur fähig, den Kampf hinter Versſchan-
_ zungen kurze Zeit auszuhalten. Spione hätten be-
. richtet, die Aufständiſchen beabsichtigen, Suakim an-
_ Y3gugreifen, welches er mit ſeiner Macht zu verthei-
t; t hoffe. + Der Khedive erhielt ein Telegramm

des Gouverneurs von Dongola, wonach Gordon

_ am 10. Februar in Berber erwartet wurde; die
_ Provinzen Berber und Dongola seien ruhig. Nach
_ Stdhina ſind Verstärkungen geſandt, um den Verkehr
_ mit Khartum wiederherzuſtellen.

..



[. Aus Nah und Fern.
î “* Bruchſal, 8. Febr. Ein aus Neckargartach ge-
_ bäürtigtes, hier dienendes 16jähr. Mädchen stahl ihrer
_ Diienſtherrſchaft mittelst Erbrechens eines Schrankes
C SES Gs ms
_ weichen, wurde die zu den schönsten Hoffnungen be-
h fr.gewe Jungfrau erwiſcht und in No. Sicher
gebracht.
_ + Pforzheim, 8. Febr. Vor einigen Tagen
_ centwich der Zuchthausſträfling Weig von Unterhang-
. lſtett, der hier und anderwärts mehrfach Einbrüche
_ YH9uzgeführt hatte und zu 6”jähriger Zuchthausſtrafe ver-
_ YYunrtheilt war, aus dem Gefängniß. in Knittlingen.
r ſollte aus Bruchſal nach Tübingen gebracht
werden, um dort wegen eines Diebſtahls verhört
zu werden. Der flüchtige Verbrecher wurde in
Würm vom Gendarm Diemer wieder aufgegriffen
und in's Amtsgefängniß eingeliefert.
. . f Konftauz, 6. Febr,
_ Renz von hier gab gestern Nachmittag auf dem
hieſigen Güterbahnhof einen Koffer nach Offenburg
cquf, desſſen Inhalt er als Handwerkszeug dek-
larirte. Aus irgend welcher Veranlaſſung muß der
betr. Grenzaufſeher Verdacht geschöpft haben und
bewirkte die Oeffnung des Koffers, deſſen Inhalt
aus ſozialdemokratiſchen Schriften bestand, die von
der Schweiz importirt waren. Renz wurde sofort
in Haft genommen.
* In der Wachter'ſchen Mühle zu Odenheim
_ wurde geſtern der Mühlarzt Anton Fuchs aus Kronau
_ beim Auflegen eines Riemens an der Halsbinde +
Foulard — ergriffen, in die Transmission hinein-












. gezogen und dem Unglücklichen der Hals zerquetscht,
_ . was den ſofortigen Tod zur Folge hatte.

Vermiſchtes.

t Köln, 6. Febr. Wenig erfreulich war die Mit-
_ dtheilung, die unſer Oberbürgermeiſter Dr. Becker
dieser Tage in der Stadtverordnetensikung machte:
nämlich, daß durch die Treulosigkeit eines Assſiſtenten
§ des Stadtbauamts der Stadtſäckel um die Kleinig-
_ H eit von ca. 30,000 Mk. geschädigt worden ſei.

_ HJuwieweit es möglich war, daß der nun flüchtige
_ Vetrüger mehrere Jahre hindurch seine Manipula-
_ tionen unbemerkt ausführen konnte, darüber wird
man ſich betreffenden Orts wohl noch zu verant-

vit L F§ls Zelt Jm vie Etlsub-
Er miethete sich einen Zampan, die zu diesem
îYZuwecke di. Schiffe umkreuzten, und ließ sich nach
den Siamesen führen. Nur zu bald hatte er es
erſchaut, daß keins der betreffenden Schiffe die
Martha war; vier davon gehörten allerdings zur
Klasſe der Barken, aber diese waren in Form,
Farbe und anderen äußeren Abzeichen zu verschieden
von dem Bilde, welches Jan vor sich liegen hatte.
Nichtsdeſtoweniger ging er doch an Bord des
gzunächſt gelegenen und ſuchte deſſen Mannſchaft auf.
Neugierig kamen ihm die chinesiſchen Matrosen
entgegen und fragten nach seinen Wünschen.
_ Bald waren dieſe mitgetheilt, doch erstaunt sahen
ſich die Chineſen an, viel schienen sie von der hafſtig
hervorgeſprudelten Rede Jans nicht begriffen zu haben.
zac! L Sctüf ?" fragte endlich der am
_ gj„gJa, habt Ihr mich denn nicht verstanden ?“
fragte Jan erſtaunt. :
t: „Wohl, wohl! ~ ~ doch nicht ganz!“

_ Jan wiederholte jeßt noch einmal Punkt für
Puntt sein Anliegen und zeigte endlich am Schlusse
ein Bild der. Martha“. ;

. üs 9% ſuchſt du?“ fragte jezt wieder der Zivi-

liſierte. ;

_ „Ja doch,“ entgegnete Jan, „habt Jhr es viel-
leicht je angetroffen, bitte ſagt!l!..

uz "ttt r qu kr
îtutterſprache und erhielt von dem Angeredeten
ine zuſtimmende Antwort; darauf nahm der erste
eine imposant sein sollende Haltung an und begann:










Der Diensſtmann Georg





worten haben. Der eben 2S8jährige betreffende
Assiſtent fälschte Quittungen bezw. Namensunter-
ſchriften der Stadtbaumeister und ließ daraufhin
durch Dritte bei der Stadtkaſſe Geld erheben.
Wahrscheinlich hat er frühere Deficits durch neue
Erhebungen gedeckt. Jüngst liquidirte er einen
Poſten für Plaſterung der „Herzogstraße,“ die gar
nicht neu gepflaſtert worden war. Ob dies nun
nur ein Schreibfehler von ihm war oder ob er ſich
bereits zu feſt gerannt hatte + kurz dieſes Gc-
ſchäft brach ihm den Hals, und als er merkte, daß
man an der ihm vorsſetten Stelle der Sache auf
den Grund gehen wollte, da gab der junge Herr
Baueleve Ferſengeld und Foll sich jett wohlbehalten
in London befinden. Man iſt sehr geſpannt darauf,
ob ein Vorgeſetter des Flüchtigen für die Verun-
treuung des Letzteren verantwortlich gemacht werden
kann.

~ Leipzig, 7. Febr.. Ueber den Poſtraub im
hiesigen Berliner Bahnhof. Zu den Peoſtſachen,
welche vom Poſtamte No. 2 (Dresdner Bahnhof)
nach dem Berliner Bahnhofe zu dem Zuge 4 Uhr
20 Min. überzuführen waren, gehörten zwei Brief-
beutel, die in der Nacht mit dem Zuge von Dres-
den daſelbſt angelangt und von denen der eine nach
Berlin, der andere in der Richtung nach Bitterfeld-
Magdeburg weiter zu befördern war; die beiden
Briefbeutel enthielten außer Einſchreibebriefen dek-
larirte Werthſummen von etwa 80,000 Mark. Der
Poſtunterbeamte, welcher den Transport begleitete,
hat die Beutel im Poſtamt 2 richtig übernommen
und, wie er bestimmt versichert, auch in das Ma-
gazin des Poſtwagens in vorschriftsmäßiger Weise
verladen. Nachdem der Wagen im Berliner Bahn-
hof eingetroffen war, hat der gedachte Beamte die
ihm anvertrauten Gegenstände, darunter die beiden
Geldbeutel, den Beamten im Zuge übergeben wollen
und zu diesem Behufe das Magazin geöffnet, die
Verladung der übrigen Poſtſtücke am Eiſenbahn-
poſtwagen iſt jedoch noch nicht beendet gewesen, und
da das noch einige Zeit in Anſpruch zu nehmen
ſchien, ſo hat der Begleiter des Poſttransportes vom
Postamt 2 das Magazin seines Wagens verschlossen,
um, wie er ſagt, sich an den Bahnpoſtwagen zu be-
geben und dort beim Verladen behilflich zu ſein.
Der betreffende Begleiter hat jedoch einen großen
Fehler insofern begangen, als er das Magazin sei-
nes Wagens nur einfach verſchloß und das kleine
praktiſche Sicherheitsſchloß, das für solche Fälle vor-
gesehen iſt und von dem jeder der Poſtbegleiter ein
Exemplar besitt, nicht anlegte. Als der Beamte
zurückkehrte, fand er die eine Hälfte der Magazin-
thüre offen stehen, und bei sofortigem Nachsehen
wurde ermittelt, daß die beiden Briefbeutel geraubt
waren. Es wurden unverzüglich Nachforschungen ein-
geleitet und die vorgesetzten Dienſtbehörden benach-
richtigt, ſo daß mit Anbruch des Tages bereits nach
allen Richtungen hin die polizeilichen Erörterungen
im Gange waren. Man nimmt an, daß der freche
Raub nur von einer oder mehreren Personen ver-
übt sein kann, die von den einsſchlagenden Verhält-

„Das weiße Schiff mit dem rothen Strich und dem |

runden Bug kenne gut, es iſt Foo-chaw-ow!“

„Die Foo-chaw-ow !“ jubelte Jan.

„Yes !“

;.. wo iſt sie jetzt ?“ .

Der Ziviliſierte fuhr, ohne seine Haltung zu
ändern, fort: „Foo-chaw-ow war in Bangkok, ging
fort mit uns, wir hier, ſie nach Hongkong. Dort
iſt sie und bleibt auch, denn sie hat nöthig zu machen
Schiff gut wieder in Dock dort.“

„Und Ihr wißt gewiß, daß sie dort iſt ?“

t! g.. "rt. an Bord der Maury
zurück. Das war mehr, als er zu finden hätte
hoffen können. Er kannte den jetigen Namen der
Martha und wußte ihren Aufenthaltsort. Nun
handelte es sich darum zu erfahren, welches das
nächste Ziel der Maury ſei.

Fünf Tage brauchten sie zum Löſchen.

Danach fuhr der Kapitän an Land, eine neue
Fracht zu erlangen. Voller Ungeduld erwartete Jan
seine Rückkehr. ;

Am ſpäten Nachmittage sah er endlich die Gig,
die durch Albert und zwei Leichtmatroſen geführt
wurde, wieder zurückkommen.

Das Tau zum Auswerfen lag bereit in seiner Hand.

Der Oberfteuermann stand an der Fallreep.

_ Nur noch wenige Rudersſchläge entfernt, rief
Käpitän Petersen dem Steuermann zu, daß er ab-
geſchloſſen habe. ;

Hörbar klopfte das Herz Jans. .

„Wohin Kapitän?“ fragte der Steuermann.

le Hals vat trrtz1s§ ugtong!



nissen genaue Kenntniß haben. Während des Vor- .

mittags hat man den einen Beutel, seines baaren
Geldinhalts beraubt, doch die Einſchreibebriefe mit
den Wechseln ec. noch enthaltend, unweit des Ber-
liner Bahnhofes, nach der Richtung von Entritzſch
zu, aufgefunden. Soeben, bei Schluß der Redaktion,
werden wir vom Peolizeiamt erſucht, mitzutheilen,
daß sich in dm einen der entwendeten Geldbriefe
zehn Stück deutſche Reichsanleihe, Nr. 1261 bis
Nr. 1270 zu je 5000 Mk. nebſt Talons urd Cou-
pons befunden haben. Es erscheint dringend gebo-
ten, auf das Vorkommen dieser Effekten genau zu
achten. Der betreffende Poſtbegleiter ist verhaftet,
doch scheint keine Gewißheit vorzuliegen, daß man
in ihm den Urheber der That zn erblicken hat.

(Der kluge Bauer.) Richter: „Sie ſind also
Familienvater mehrerer Kinder?“. — auer :
„Jawohl, Herr Richter, ſchon mehrere Jahre mit
einem „Frauenzimmer“ verheirathet! — Richter:
„Das ist doch selbſtverſtändlich, wenn Sie verhei-
rathet sind, daß Sie auch nur mit einem Frauen-
zimmer verheirathet sein können.“ -+ Bauer! „Bitte,
Herr Richter, meine Schwester ist z. B. mit einem
Manne verheirathet.“



Lokales.

„. .' Heidelberg, 8. Febr. (Frecher Diebstahl der zur
Vorsicht mahnt.) Am 7. d. M., Abends, wurden einem
errn in der Untern Neckarstraße aus seinem verſchloſſenen
met; zu welchem tr Schlüssel außerhalb neben der
U zue t Urs te GF L RE c
Schlüssel der Wohnungen nicht neben die Thür zu hängen,
sondern in die Tasche zu stecken und bei sich zu tragen.



Schöffengericht Heidelberg.
(Schluß.)

7. Maurer Wilhelm Wagner von Kleingemünd be.
von.. ih am Ahent R §. Zanttar derart unbändig und
tz! ret t der potscttieter Hattmank qu
leichter gesagt wie gethan. Wagner wehrte ſich wie ein
Löwe, trat nach dem Arm der Gerechtigkeit und entblödete
sich nicht einmal ihm anf die Nase zu ſchlagen, dabei
ſchimpfend und brüllend wie raſend. Er hat 12 Tage
ß über dieſes Betragen nachzudenken und zahlt die

en.

y 8. Das schon mehrfach bestrafte hiesige Früchtchen,

Schlosser Ludwig Heinrich Spiegelhalter ließ ſich wieder
tt:tz Lurz sn G e rei wit hette
Namen anzugeben. Ihm rect 30 Tage ct r Uspes
4 Wochen Haft zudictirt. 9. Der Handelsmann Caspar
Jakob II. von Wölferbütt iſt ein großer rt eines
guten hausgemachten Schwartenmagens. eil ihm aber
(h aj t UU. t P G(. Uk foitt
Jakob Leit Wittwe in Waldhilsbach ein Prachtexemplar
auszuführen und muß er heute dieses Gelüſtel mit ſechs
Tagen Gefängniß und den Koſten büßen.
_ 10. Der Studio Paul Fochtmann von Buttſtätt war
in einer übermüthigen Laune ſo unvorsichtig, dem Schutz-
mann Krebs von hier und mehreren Studenten gegenüber
zu äußern, „Schutzmann Kramer habe falſch geschworen
und eine Schweinebande, die falſch schwöre, habe nichts
mehx zu sagen“ --: eite Gemäthsattwallung. die dem
jungen Herrn 50 Mark und die Kosten einträgt.

















.I. Zulät Acoo.

Die nächsten zwei Tage schafften rührige Ma-
laienhände den Erdballaſt an Bord, vier fernere
wurden benuttt, noch einige Stückgüter für Hon-
kong und Whampoa zu übernehmen.

Am zwölften Tage war man wieder seeklar
und fuhr mit günstigem Slidwestwinde die Singa-

| purer Straße hinauf, und ſchon nach zehn Tagen

hatte die Maury die Höhe von Hongkong erreicht.
Gegen Mittag des 12. Aprils kamen die Lema?
inseln in Sicht, und eine große Anzahl Zampans
drängten sich an das Schiff, ihre Lotsendienſte an-
Hag wurden aber von dem Kapitän außer acht
elaſſen.

ß Mur wenige hatten Schnelligkeit genug, mit dee
Maury Kurs zu halten, und von diesen war es
vornehmlich einer, der stets an der Lowardseite_
aushielt und nicht einmal die treibende Kraft der
Ruder bedurfte, um gleiche Geſchwindigkeit mit der
begleitenden Bark zu erzielen. Gs
Seine Mannschaft bestand aus drei Köpfen,
einem älteren Chinesen, desſen Zopf nur ſpärliche
Ueberreſte eines ehemaligen, vielleicht statttichen
Haarwuchses zeigte; einem noch sehr jugendlichen
Insaſſen, der sich damit beluſtigte, einen Spän, an
einen Bindfaden befeſtigt, auf den kräuſelnden Wellen
htipfen zu laſſen, und einem etwa vierzehnjährigen
Mädchen, das bei uns allerdings für mindestens
uu rr ! U Lt he §tzt:
gefertigte Segel an den Wind.

.f (Fortsezung folgt.)
 
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