ſich wohl noch des reichen Fräuleins von Aheim,
lieber Graf?“ - „Das ſJollt’ ich meinen, lieber
Baron“, verſeßzt der Gefragte lachend, „natürlich
erinnere ich mich dieser mageren, ſchieläugigen, roth-
haarigen Vogelſcheuche mit der gräßlichen Kolbennaſe!
Wer könnte jemals ein ſolches Schreckgespenſt ver-
geſſen! Ein solches Reklamegesicht kann es nur ein-
mal auf der Welt geben! Was iſt's mit diesſer
. Pzsvu s „O nichts, lieber Graf, sie iſt nur
_ meine Frau !/ '
. (Das „Neueste“ kommt von Oſhkosh in
Wisconsin.) Eine häübſche, junge Dame trat
plötzlich auf einen an der Straßenecke ſtehenden alten
Herrn zu und gab ihm einen Kuß, sprang aber so-
gleich mit dem Rufe: ,, O, Sie find ja gar nicht
mein Papa!“ wieder zurück und verſchwand. Als
ich der alte Herr von ſeiner Freude über das „Ver-
ehen“ der jungen Schönen erholt hatte, entdeckte er
zu seinem Schrecken, daß seine werthvolle Diamant-
bruſtnadel verſchwunden war.
: ~ Moderne Taufnamen. ,[Was, Menſch
Du willſt Dein Töchterchen „Glicerine“ taufen
îlaſſen? Biſt Du von Sinnen? „Durchaus nicht,
liebe Seele! Entwickelt sich das Kind zu einem
_ anften Wesen, so iſt der Name ja ganz hübſch und
haſſend; wird sie aber, um mich euphemiſtiſch aus-
zudrücken, so lebhaft wie ihre Mutter, dann bilde
ich mir einen Schmeichelnamen und nenne ſie
Nytroglycerinchen.“
t ~ Seit den Raubmord-Anfällen auf die Ban-
9Hquiers ſcheint es etwas gefährlich, öffentlich nach irgend
einem Bankgeschäft zu fragen. In Baden-Baden
fragte auf offener Straße ein unbescholtener Han-
î lungsreiſender von Frankfurt a. M. einen dienſt-
thuenden Schutmann, wo ein ihm persönlich be-
kannter Banquier sein Geschäftslokal habe. Sofort
wurde der Frageſteller verhaftet, aber von der Poli-
zeibehörde nach Vorführung und Durchsicht der Legi-
timation alsbald wieder entlaſſen. Der Schut mann
hatte in Erinnerung an die ausgeſchriebene Beloh-
î nung von 3000 Mk. einen der im Steckbrief be-
_ ſchriebenen Raubmörder zu erkennen geglaubt, ob-
wohl ſolche Leute doch schwerlich an die Polizei mit
Fragen sich wenden, wenn sie auf neue Unthaten
innen.
~ Elementare Kataſtrophen im Jahre
1883. Das vergangene Jahr hat eine ungewöhn-
liche Reihe von elementaren Kataſtrophen und Un-
glücksfällen aller Art aufzuweisen. Die Zahl der
bei denſelben verloren gegangenen Menſchenleben be-
ziffert sich nach Zehntausenden. Einer Zuſammen-
ſtellung des „Mainz. Journ.“ zufolge fanden im
vorigen Jahre von großen elementaren Kataſtrophen
ſtatt: Zu Anfang des Jahres die größte Rhein-
überſchwemmung seit hundert Jahren, dazu die
Ueberſchwemmungen des Main, der Donau c. +
Die Ukberſchwemmungen in Österreich gleich dar-
auf, dann die furchtbaren amerikaniſchen Ueber-
schwemmungen des Missiſippi. + Einer der bedeu-
tendſten Ausbrüche des Aetna vom 20. bis 24.
März. + Der Ausbruch des Vulcans auf der Inſel
Ometepek im Nicaragua-See, der seit der Entdeckung
Amerikas, also seit faſt 400 Jahren, ruhte, am 19.
Juni. Die Hochwaſſer in Schleſien am 20. und
921. Juni und später. + Das verheerende Erdbeben
von Ischia am 28. Juli. + Der Ausbruch des
îKrakatoa, der ſeit Mai 1680 ſich nicht mehr gerührt
hatte und daher für erloſchen galt. Der 2500 Mtr.
hohe Berg verschwand in der Fluth und sechszehn
neue Krater stiegen empor, am 26. Auguſt. + Das
anhaltende und starke Erdbeben bei Tſchesmeh
(Smyrna und Chios) am 15. October und die
folgende Zeit. Geringere Erdbeben, Bergſtürze,
Hochwasser wurden im Laufe des vergangenen Jahres
faſt täglich gemeldet. + Von bedeutenderen Unglücks-
fällen sind zu erwähnen: Am 4. Januar verbrannte
in Berditſchew (Rußland) ein Circus mit 400 Per-
onen. Am 10. Januar brannte in Milwaukee das
Hotel Hall Houſe ab, wobei 109 Personen ver-
brannten. Am 19. Jan. ging der deutsche Dampfer
„Cimbria“ unter; nur 56 Personen wurden gerettet,
. ertranken. Am 3. Juli sind beim Stapellauf
der „Daphne“ in Glasgow 150 Perſonen verun-
Jlückt. Am 17. Juli blieben in Sunderland (Eng-
land) bei einer Kindervorsſtelung durch Gedränge
Am Ausgang 200 Kinder todt. Am 2. September
“ fuhr auf der Station Steglitz bei Berlin ein Courier-
jäug durch eine Menschenmenge, wobei es 40 Todte
Und zahlreiche Verwundete gab. Am 13. October
gab es in der Synagoge von Ziwonka (Podolien)
durch falſchen Feuerlärm ein Gedränge, welches 46
Frauen das Leben koſtete. . t ..
D [Ein wahnsinniger Schiffskoch.] Aus
ndon, 12. d. wird geschrieben: Als das ameri-
aniſche Segelschiff Sea-King von New-York in
and anlangte, machte der Kapitän der Polizei
die Anzeige, daß fein Schiffskoch Ali Jon, ein Chinefe,
während der Ueberfahrt verrückt geworden sei und | Ih
die Mannschaft ihn aus den Gründen der Nothwehr
habe tödten müſſen. Der Chinese hatte die fixe Idee,
daß die Mannſ;chaft mit dem Gedanken umgehe, ihn
umzubringen. Er erkrankte, erhielt Medikamente,
ſchloß sich in seine Kajüte ein und drohte Jeden zu
tödten, der es versuchte, einzutreten. Er ſchoß auf
den erſten Offizier, der im Gang stand und durch
die Deffnung schaute und verwundete ihn an der
Schulter. Er hatte einen großen Vorrath Munition
und gab einen Schuß nach dem andern ab. Es
war unmöglich feſtzuſtellen, in welcher. Ecke des
Zimmers er stand, da Niemand an das Fenſter zu
treten wagte. Ein Matrose hielt einen Hut auf
einem Stock an die Oeffnung und der Chineſe durch-
bohrte die Kopfbedeckung mit einer Kugel. Einige
Matrosen ſuchten die Thüre zu erbrechen, aber die
Kugeln pfiffen ſo nahe an ihren Ohren vorbei, daß
ſie eiligſt davon abließen. Darauf gab der Kapitän
der Mannſchaft Befehl, Feuerwaffen zu holen und
durch die Thüre in das Innere zu ſchießen. Nach
der erſten Füſilade schon hörte man drinnen Stöhnen
und Aechzen. Sieben Kugeln hatten den Chinesen
getroffen. Am folgenden Tage starb er. Ein Re-
volver und zwei Kisten Patronen fanden ſich in
seinem Zimmer vor.
~ Eine neue Papiermaſsse. Der ſchwediſche
Konsul Gade hat der Regierung der Vereinigten
Staaten einen Bericht über die Verwendnng von
weißem Moos zur Papierfabrikation unterbreitet.
Das Moos, welches ſich in Norwegen und Schwe-
den in ungeheueren Mengen vorfindet, wird nicht in
friſchem Zustande zur Fabrikation verwendet, dazu
dienen vielmehr die fußdicken Schichten desselben,
die sich im Laufe der Jahre angeſammelt haben
und die in ihrem halbverwesſten Zuſtande ein aus-
ezeichnetes Rohmaterial für die Papiererzeugung
ee Eine Moos-Papierfabrik wird bereits in
Schweden errichtet und in der nächſten Nachbarschaft
derſelben befinden sich ſo ausgedehnte Mooslager,
daß es Jahrzehnte brauchen wird, um dieselben zu
erſchöpfen. Muſter des aus diesem Rohmaterial ge-
wonnenen Papiers und Pappendeckels wurden be-
reits auf den Markt gebracht, von lettterem sogar
Proben bis zu dreiviertel Zoll Stärke. Der Pappen-
deckel iſt so hart wie Holz und kann leicht gefärbt
und polirt werden. Man glaubt, daß dieſes Fabri-
kat in vielen Fällen mit Vortheil anstatt des Holzes
angewendet werden kann. Es hat alle Vorzüge und
keine Nachtheile des Holzes; es ſpringt nicht und
wirft sich nicht. Dieſer Pappendeckel kann daher
zur Herſtellung von Thüren und Fensterrahmen ver-
wendet werden und dürfte sich auch für allerlei
Ornamente eignen.
: Eine fürchterliche Entdeckung machte dieser
Tage die Sanitätsbehörde eines volkreichen Vor-
ortes von Birmingham in dem Bemühen, die
Ursache des Ausbruches der Pockenepidemie, welche
bereits mehrere Menschen hingerafft zu ermitteln.
In einem Zimmer, welches ein Mann Namens
Owen bewohnte, wurde eine alte eichene Kiſte vor-
gefunden, welche die Leiche seiner in London 1863
verſtorbenen Schwester barg. Owen liebte seine
Schwester ſo leidenschaftlich, daß er ſie nicht be-
[;( LY fut ttt: Lettie q zu prGgter
Zimmer gehalten und Jedermann den Zutritt in
dasselbe verwehrt. Die Kiſte war von eiſernen
Reifen umgeben, aber die Noth zwang Owen eines
Tages, dieſe Reifen als altes Eiſen zu verkaufen.
Der entſetliche Leichengeruch, welcher der Kiſte ent-
quoll, soll die Pockenepidemie verurſacht haben.
— Was der Krieg 1870 — 1871 Frankreich
gekostet hat, iſt jeßt endgiltig festgestellt. Die Ver-
luſte an Geld und Mannſchaften ſind ungeheuer.
Durch Tod, Verwundung und Gefangenschaft verlor
das Land 656,093 Mann, wovon ſpäter allerdings
einige 100,000 wieder in die Heimath zurückkehrten.
Der Verluſt an Geld belief sich auf 14,326 Mil-
lionen Francs, davon 12,131 Millionen aus dem
Staatsſchaß. Um ebensoviel mußte die Staatsſchuld
zzhoht werden, die jett die höchſte der ganzen Welt
ift. j ; j s
in der Erde steigt, mit dem Thermometer gemessen:
bei 30 Meter Tiefe 1 Grad, 1 Meile 250 Grad,
6 Meilen 1250 Grad und ſo fort; folglich muß im
Innern der Erde der Granit flüſſig sein. Die feſte
Erdrinde dürfte nur in einer Dicke von etwa 5
Meilen exiſtiren. Die Dampfheizung in der Erde
wird durch feuchtwarme Luftſtrömungen bewirkt.
Aus dem Gerichtsſaal. „Alſo der Ange-
klagte hat Ihnen, als Sie Poſten standen, eine
Cigarre angeboten?“ „Jawohl, Herr Präſident.“
„Sie verweigerten die Annahme des Geſchenks ?“
beſiegbarer Reiseluſt erfaßt, kur
es würde ihm vielmehr häufig vorgehalten, ds
des Aeußeren, Herr v. Giers, trat heute früh seine
T Ste Feſiuus rtr r et MA Nl § §e burt V ttta LSL
seinem Sohne Konstantin und dem Fürſten Canta-
„Zu Befehl, Herr Präsident!“ „Und was gab er
nen zur Antwort?“ p,Sie ſind ein Schafskopf,
Herr Präſident.“ .
~ Erkannt.. Ein Vater wollte seinen einigen
Sohn Peter, der ſehr einfältig war, gerne uu s
rathen und führte ihn in die Gefsellſchaft ein. As
beide das erstemal zu einem Abendeſſen geladen.
waren, sagte der Vater, ehe sie in das Haus traten.
„Mein Sohn, sprich nur, wenn Du gefragt wirt.
und dann auch möglichſt wenig, damit die Menſchſen.
nicht merken, daß Du ſo dumm bist.“ Bei Tiſchen.
ſaß Peter zwischen zwei sehr niedlichen Damen, ile.
troß ihrer Bemühungen nichts aus ihm heruaenen.
brachten, als „ja“ und „nein“. Schließlich wantee.
die eine derselben sich an ihren andern Nachhar unn
ſagte leiſe: Der ſcheint mir mal gehörig dumm zu
sein.“ So leise dieſe Worte geſprochen waren, Pere.
hatte sie doch vernommen und rief seinem Var..
über den Tisch laut zu: „Vater, Se wissen es schen.
Lokales.
* Heidelberg, 17. Jan. (Schon wieder Einer verduftet.)) -
Der Reisende einer hieſigen Firms wurde am 1. d. M.
matt ringe hh ur zelt ez.
; enen . g von ca ,
U §412 zrrzehtt. Sc qs dh ct heep R f-
er machte ſich aus dem :
Staube, seiner Firma das Nachsehen überlaſſenn. De.
wenn es so fortgeht alles Vertrauen der Prinzipäle, innen.
Angestellten gegenüber ſchwinden muß, iſt FÄbftvcrftäter ..
lich, aber bitter für den étrlighen Menſchen, wenn er un.
jhuldia tr u tl Hatz lever wi qe unseren z ;
werthen Leſern noch erinnerlich sein dürfte, wurde ve.
einiger Zeit auf der hiesigen Bleiche ein Bodenteppih een.
wendet und konnte der Thäter nicht ermittelt werden. Ent.
jezt fühlt ſich das Dienstmädchen einer hieſigen Bürgers-
frau gedrungen, ihre Dienſtfrau dieſes Diebstahls zu be-
ichtigen. Welchen Glauben die dienſtbare Küchenfee ver- .
ient, wird sich zeigen und wird ihr auch der Dank nt.
vorenthalten werden, gleichviel, ob sie aus Ehrlichkeit oe.
Böswilligkeit die Sache aussprengte.
Neueſte Nachrichten. .,
Berlin, 15. Jan. Der Statthalter v. Man.
teuffel iſt hier eingetroffen. Der Kaiser hatte ne.
hrt e zue lutgere Korteets y! Hagfelt. . hen .
Antrag Gabler, den Poſtſchalterdienſt an Somtgaen.
und Festtagen von acht auf vier Stunden zu be- .
inken, an. | %s
u t.. 16. Jan. Bei der Lanttagggsblkl.
wurde der fortſchrittliche Thierarzt Uebler (Altdorf)
mit 207 von 222 Stimmen gewählt. .
Paris, 16. Jan. Ein Telegramm des Gun.
verneurs von Cochinchina aus Saigon vom 16. Jae.
meldet, die Besetzung Hue's sei im Prinzipe beſchloſen.
die Freibeuterbanden von Anam ſeien zerſtreut, ine.
Führer bestraft. :
Wien, 16. Jan. Der Afrikareiſende Streden.
derzeit in Prag und ein perſönlicher Freun ds.
Königs Johann von Abessynien, wurde, wie die
„Politik“ meldet, von Sir Baring in Kairo erſuhuen.
ein Gutachten abzugeben, auf welcher Baſis de
Frieden zwischen Egypten und Abeſſynie a zee.
schließen wäre. Strecker ſoll eine diesbezügliche dle.
lomatiſche Mission seitens Englands übernehmen. .
Wien, 16. Jan. Bei Linz nächſt Hallſtant int.
ein Lawinenſturz erfolgt. Durch den Wald dr ve.
heerend über den Bahnkörper gestürzt wurde, iſtdie.
Bahnverbindung auf 300 Meter unterbrochen. De.
Lawine lagert 15 Meter hoch. 26
Pest, 16. Jan. Im Unterhaus ſtellte der Miniſeen..
präsident in Abrede, daß er sich um die Unere.
ſtützung der Opposition bewerbe. Er habe sich aller- .
dings mit Jranyi und Szilagyi wegen eins en.
heitlichen Vorgehens in der Mischehenvorlage in.
Einvernehmen gesſett. Bisher aber sei ihn ſolclsen.
Verfahren noch niemals zum Vorwurfe gemacht,
er dieſes außer Acht laſſe. Tisza ich tif schert: -
U tt ; t tſUuruyen einheitliche ; Ine
tereſſengruppe, deren Intereſſe das Wohl N
landes sei, welche trotz aller Verdächtigungen ihre
Fſzt erfülle. § ..- z
Montreux, 16. Jan. Der russiſche Minister
gau zu übernachten, von da nach Stuttgart und
dann nach Wien zu reiſen. Der Miniſter wird vv(m
cuzene, Botſchaftsrath in London, begleitet. .
Agram, 16. Jan. Im Landtag fragte Barcic,
warum Starcevic der Eintritt ins Landtagsgebäude
durch Gendarmerie verwehrt worden sei. Der Prä-
ſident erwiderte, er verfügte dies im Intereſſe der
Ordnung, da Starcevic geäußert habe, er werde
trotß der Aussſchließung in den Sitzungssaal komm