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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 101 - No. 126 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0492

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blikum grüßte sympatisch. Der deutsche Botſchaf- | nicht entschließen, den Antrag anzunehmen, daß | Schmucke, und wohin der Blick fich wendet, schimmert
von Schweinit, war dem Prinzen entgegengereiſt. | Pfandeinträge durch bloßen Ablauf von 30 Jahren | demſelben die holde Blüthenfülle des Mais entgegen:
.. AMneriie. | ohne jede vorausgegangene Aufforderung des Gläu- | Das Getreide steht zum Theil bereits mannshoch
New-Yort, 16. Mai. Die Besſſerung in der bigers von ſelbſt erlöſchen ſollen. Man fürchtete | in den Feldern und auch die Futtergewächſe haben H
Stimmung der Fondsbörse hielt an, bis die Zahlungs- | wohl mit Recht, ein solcher Schritt werde dem | sich ſehr entwickelt, so daß viele Landwirthe, bei .
einſtelung von Fisk und Hatſch bekannt wurde, was | bäuerlichen Credit nicht nützen, ſondern ſchaden. | denen der Futterbedarf ein dringender geworden, .
10 Minuten vor Börſenſchluß erfolgte und große | Vorher nahm die Kammer den Entwurf betreffend | denselben vom Felde holen konnten. Went uns der
Aufregung, ſowie eine neue scharfe Baiſſe erzeugte. | die Staatsbeiträge zu den Gehältern der Voltsſchul- | launische Gott des Wetters uns einigermaßgenge.
Scuey legte die Präsidentschaft der Metropolitanbank | lehrer nach der Faſſung der Erſten Kammer an. wogen bleibt, ſo haben wir die beſten Aussichſen.
nieder. Staatsſetretär Folger ordnete die Zahlung ; : tt . | auf ein gutes Jahr, welches für unſere unter der "
aller in der 125., 126. und 127. Serie einbegriffenen Aus Nay und Fern. Ungunst der Verhältnisse ss vielfach leidende Land-







Bonds bis zum Juli mit vollen Zinsen an. Die F Baden, 15. Mai. Die Wiedererwählung | wirthe ſehr zu wünschen.
hienhäst in Quincy (Illinois) ſtellte ihre Zahlungen teres. bisherigen Oberbürgermeisters des Herrn Bermiÿſchtes.
in. In Boſton fallirten zwei Bankfirmen, eine | Alb. Gönnex war für unſere Stadt ein wahrhaftes ;

derſelben mit 500.000 Dollars. Ereigniß, da von den 92 Stimmberechtigten 90 er- + Stuttgart, 17. Mai. In Ravensburg fand
Lima, 15. Mai. Die Räumung Peru's ſeitens | schienen waren, deren Stimmen alle auf den allge: | vor einigen Tagen die Hauptversammlung der württem-
der chileniſchen Truppen hat begonnen, aber sie wird | mein beliebten und hochgeehrten Mann fielen, dessen | bergischen Section des Weltſprache:Vereins ſtatt. Der
nicht vor Auguſt beendet sein. mit den ſchönſten Erfolgen erſpriesliche neunjährige | württembergiſche Verein ist der stärkste der Landes-
M. Aen. | Thätigkeit ihm diese Einstimmigkeit zu erringen ver- | Vereine; er weiſt 242 Mitglieder auf. Ueberyaupt
Der ,Mahdismus“, sagt die „Times“, scheint | mocht hatte. macht der Verein Fortschritte. Für die Verbreiiunm..
ansteckend zu sein. In Bokhara iſt ein anderer I Aus dem Odenwalde, 17. Mai. Die Poſt- | der Sprachlehre des Erfinders Pfarrer Schlevene.
Mahdi, Namens Mahemod Abdallah Ben Oman er- | verwaltung entfaltet in letterer Zeit eine rührige | ſind 67 Lehrer, unter ihnen 17 Württemberen.
ſtanden. Er hat den Titel „Kefrid“ angenommen | Thätigkeit zur Verbeſſerung des Landpoſtdienſtes. | thätig. Pfarrer Schleyer und Wundarzt Kienle

und an den Sultan einen langen Brief gerichtet in | Um den kleineren Plätzen des flachen Landes beſſere | hielten start beſuchte und mit Beifall aufgenommene
welchem er ihn auffordert, das grüne Banner des | und vermehrte Poſtverbindungen zu verschaffen, | Vorträge, welche zur Folge hatten, daß ſich ein Club
Propheten zu entfalten und die Ungläubigen zu | wurden an verschiedenen Orten des Baulandes und | Ravensburg mit 60 Mitgliedern bildete. Am 26.
vernichten. + “ | Odenwaldes wie z; B. in Boxberg, Ballenberg, Buchen, | und 27. August wird in Friedrichshafen die General-





. “ . Oberschefflenz u. a. m. die Landbriefträger mit Fuhr- | versammlung des Centralvereins ſtattfinden. Die
_ Gaurödiſcher Landtag. - werken ausgerüstet, welche zugleich zur Perſonenbe- | Weltſprache besteht aus 88 Buchstaben; ſie iſt eine
Karisrutze, 16. Mai. Unerwartet raſch erledigte | förderung geeignet sind. Für die ländliche Bevölke- | ähnliche künstliche Schöpfung für den phonetiſchen
ute die Zweite Kammer den auf die landwirth- | rung iſt dies insofern eine sehr wohlthätige Concu- | Ausdruck, wie es die Stenographie für den ſchrift-
chaftliche Erhebung bezüglichen Bericht des Abge- | renz, als dadurch an vielen Orten regelmäßige Ver- |. lichen Ausdruck iſt, und vielleicht bestimmt, ein Eini-
vdneten v. Neubronn, welcher lediglich diejenigen | bindungen mit den nächsten Eiſenbahnanſtalten her- | gungsmittel des Verständnisses über die ganze Welt zu
Fragen behandelt, welche den Prozeß und das bürger- | geſtellt werden und das Reisen auf dem Lande auf | sein. ++ In dem Städtchen Lauffen am Neckar (be-
liche Recht berühren. Die meisten dieſer Fragen | diese Weise bedeutend erleichtert wird. Wer je längere | kannt als Hölderlins Geburtsort) fand am 13. d.
ind auch außerhalb Badens von Intereſſe, ſo | Zeit in Orten gelebt hat, welche von der Bahn ent- | Mts. eine Feier zur Erinnerung an das vor 300
namentlich der Wunſch, daß die Reiſegebühren der | fernt gelegen ſind, wird den Werth derartiger Ein- | Jahren geſchlagene Treffen bei Lauffen ſtatt. Land-
Anwälte ermäßigt und bei den Amtsgerichten der | richtung zu schätzen wiſſen. Eine weitere Erleichte- | graf Philipp von Heſſen beſiegte in demſelben die |
Rechtſuchende von dem Richter selbſt und zwar in | rung des Verkehrs iſt durch Errichtung einer Un- | Öeſterreicher und verhalf dadurch dem landesflieeen.
reundlicher berathender Weiſe und nicht von dem | zahl von Poſtagenturen und Poſthülfsſtellen in solchen | tigen Herzog Ulrich von Württemberg (deſſen Schikſae.
Gerichtsſchreiber abgefertigt werde. Sehr freundlich | Orten geschaffen werden, in welchen fich Poſtanſtalten | Ludwig Hauff in seinem „Lichtenſte in“ mit rwan.
tellte ſich die Regierung zu dem Wunſche einer Er- | bisher nicht befanden und deren lebhafter Verkehr | tischer Ausſchmückung erzählt hat) wieder zu ſeiner
weiterung der bürgermeiſteramtlichen Gerichtsbarkeit | die Einführung ſolcher Anstalten zn Bedürfnisse ge- | Herrſchaft. . u!
die Erfahrungen sind hierin in Baden außerordent- | macht hatte. Auch die Hahl der Poſtboten iſt be |) J [Neber eine Blumenverkäuferin als '
[ich günstig, indem nur etwa der 50. Theil aller | hufs Herbeiführung verbeſſerter Beſtelleinrichtungen | 20 Millionen-Erbin] ſagt eine Nachricht aus
ieſer Fälle in die höhere Instanz gelangt, wo der | überall und bei einzelneu Poſtämtern erheblich ver- | Philadelphia: Schon seit Jahren verkaufte an der
weitaus größte Theil der Entſcheidungen bestätigt | mehrt worden. Mancher hat dabei lohnenden Erwerb | 12. und 13 Cheſtnut Str. eine alte Frau ihre Blumen-
wird. Gleichwohl iſt vom Reiche nach der Lage | oder einen willkommenen Nebenverdienſt gefunden, | ſträuschen. Der Verdienſt war ein recht kärglie nen.
der Dinge im übrigen Deutſchland ein Entgegen- | einen Umstand, deſſen Bedeutung bei den dermalen | und oft genug reichten die Tageseinnahmen kaum
kommen, wenigstens vorerſt kaum zu erwarten. Als | ſo ungünstigen Erwerbsverhältniſſen auf dem Lande | zum trockenen Brode. Vor einigen Tagen hat ſich
Ausweg Jollen durch Landesgesſeß die Bürgermeister | nicht zu überschätzen iſt. -+ Die vor Kurzem aus- | plötlich ergeben, daß die greiſe Blumenverkäufeen..
e ſugenannten Schiedsmännern erklärt werden. | geſprochene Hoffnung, daß das günſtige Wetter der | Miterbin des koloſſalen Vermögens iſt, welches der
Dies hätte die bedeutende Folge, daß sie auch Rechts- | vorigen Woche uns werde erhalten bleiben, iſt nicht | vor 185 Jahren verſtorbene Nikolaus Emerich hinter-
reite zwiſchen Angehörigen verſchiedener Gemeinden | unerfüllt geblieben und das alte Sünderpaar Pan- | laſſen und das ſich zur Zeit mit Zins und Zinses-
chlichten dürfen und daß die also geschloſſenen Ver- | kratius uud Servatius hat sich diesmal von einer | zins auf Doll. 20,000,000 belaufen soll. Der ver-
leiche vollstreckbar sind. Ebenſo nahm die Kammer | ganz harmloſen Seite gezeigt. Statt des gewöhn- | storbene Gatte der alten Frau iſt eiu Enkel des
ne Anträge an, welche darauf abzielen, daß der | lichen Froſt uud Intermezzos hat es uns, wie auch | Erblaſſers gewesen :: alle ihre Papiere ſind in bester iv
bernehmende Erbe . bei Bauerngütern nicht über- | die nachfolgenden Tage mildes, angenehmes Wetter | Ordnung und sie hat bereits einem hervorrggeeneen.
äßig belastet und daß die Ankündigung von Voll- | mit mehrfachen Regen und dadurch die Vegetation | Advokaten die Angelegenheit übergeben. .ws
ſtreckungen, sowie die ſogenannten Kaufbriefe künftig | zur vollen Entfaltung gebracht. Die Natur zeigt | Ö [Kölner Kunfſtauktion.] Demnächſt ge-
illiger werden. Dagegen konnte sich die Kammer | ſich jett allenthalben in ihrem vollen bräutlichen | langt in der altbekannten Kunſt- und Antiquariats-

ue j
Flecken nun machte er die Bekanntſchaſt eines Mäd- | der Verbindung, und der baldigen Vermählung würde | aufzunehmen. Die einzige Bedingung, welche ee.
chens aus niederem Stande, einer Fiſchertöchter oder | ſomit nichts mehr im Wege ftehen. . | ſtellte, war, daß die Vermählung des jungen Paares
was dergleichen, deren Herz er bethörte. Er In der Unſchuld seines Herzens und vielleicht | noch während ſeiner Anwefſenheit auf der Besſitzung

ürde sich gern eine zeitweilige Unterhaltung ge- | mehr noch in der Unkenntniß des großen Lebens | vor sich gehen müſſe, da die Pflicht ihn binde, bei
chaffen haben, indem er dieſes Mädchen zu seinem | ging das Mädchen auf dieſen Vorschlag ein. Sie | der Heirath seines einzigen Sproſſen zugegen zu fein.
Spielzeug nahm. Aber in der Weiſe, wie er es | wußte die betagte Mutter, die ihrerseits den Plan | Cleothilde bemerkte nicht die leichenartige Bläſſe

ſich vorgeſtelt, ging das Mädchen nicht auf ſeine | nicht recht billigen mochte, zu bewegen und folgte | auf dem Antlitß des Mädchens und fuhr daher in
Vorschläge ein; und sie zu seiner Gemahlin zu er- | alſo den beiden Freunden auf die gräfliche Beſizung | immer gleichmßigem Tone fort: j ur

eben, war doch eine durchaus unmögliche Sache, | auf welcher sie das Glück ihres Lebens zu erjagen Wie dies, und zumal in Italien sehr häufig der

a ſie zu einer Stellung, wie sie ihm an ſeiner | vermeinte. -- Die Arme! fügte sie in mitleidigem | Fall iſt, ſo beſaß auch jenes Schloß eine Kapell,
Seite zu Theil geworden wäre, weder die genügende | Tone hinzu, ſie eilte mit glückſeligem Antlit, ihrem | die sich am Hauſe ansſchloß, und nach kurzem Er-
ildung, noch den Adel der hohen Geburt besaß. | Untergange entgegen, das thörichte Kind. wägen wurde also beſchloſſen, die Trauung ds.

inen Mittelweg gab es nicht, und so verfiel der | Cha blickte mit weit geöffneten Augen die Gräſin | jungen Paares hier zu vollziehen. Ein Jeſuiten-
unge Edelmann im Uebermuth der Jugend auf den | an. Wieſo denn? fragte ſie endlich beben. pater aus dem nicht weit gelegenen Kloſter ward
nheilvollen Gedanken, durch Anwendung einer Liſt Clothilde lächelte in erheuchelter Wehmuth. Es | nach dem Schloſſe beſchieden und hier also wenige



Ziel ſeiner Wünſche zu seinen Füßen zu ſehen. | geſchah eine Sünde, meinte sie nach einem Seufzer, | Tage später Udo von Sternenberg mit der Fiſcherin
îjIch habe nun in der That vergeſſen, fuhr sie | die beſſer niemals das Licht erblickt haben sollte, auf | getraut. Getraut! hauchte Elſa; o, wie glücklkeann.
ort, wie jene Stadt geheißen, in deren Nähe mein | welcher die Schmach Dein.r Herkunft, das Elend | mich dieſe Botſchaft macht! :
eliger Gatte zu jener Zeit seinen Aufenthalt hatte ; | Deiner Kindheit beruht. Aber Du mußt sie kennen Ich bin noch nicht am Ende, erwiderte die Gräfin
vch glaube ich daß es Florenz war. Der Name | lernen, dieſe Geschichte, damit Du, da Du schon be- | verlegen; der traurige Ausgang der Begebenheit iſt
es Ortes thut indeſſen gar nichts zur Sache; das | gonnen haſt, Deine Wünſche hoch über Deinen Stand | noch nicht erzählt. Wenige Monate, fuhr ſie fort,
n ſich wichtige bleibt ja doch nur die Handlung | zu erheben, vor einem ähnlichen Looſe, das nur | waren seit dieser ſonderbaren Vermählung verfloſſen.

. Er weilte als Gaſt auf dem Schloſſe eines | Sorge und Kummer hat, behütet bleibſt, î als der junge Gatte, des Fiſchermädchees üben.
befreundeten jungen Grafen, der gleiche Nei- Auf jenem Schloſſe, ging sie nach einer kurzen | drüsſſig, ihre Geſellſchaft floh. Du mein Gott! de.
n beſaß, wie Udo von Sternenberg; und da | Pauſe weiter, waren alle Vorbereitungen zum Em- | Sinnesrauſch war gemach vorüber und ds, ws.
auch in eben dieser Angelegenheit eine Mei- | pfange der armen Thörin auf das Sorgfältigſte | von dem einfachen Dorfkinde übrig blieb, nicht m
heit zwiſchen ihnen exiſtirte, ſo waren ſie | getroffen. Ein alter Mann, der zu dieſem Zwecke | Stande, den Anſprüchen, die ein junger Edelnanm 1

kurz ev hloſſen und ſchmiedeten einen Plan. Sie vun den beiden im Uebermuth jubelnden Freunden | an ſeine Gattin stellt, auch nur im Entfernteſten

beſchwatten das Mädchen, Deine Mutter, mit Er- | gemicthet war, ſpielte vorzüglich die Rolle des Vaters; | Genüge zu bieten. Er traf daher die Vorbereitungen.

ſihlungen. durch welcie ſie die einfältige Dorfschöne | er empfing die kleine Fiſcherin mit zuvorkommender | zu ſeiner Abreiſe heimlich und machte auch in nete.

] l Vater t: #l4uies. ibo teur. Freundlichkeit, gab wiederholte Pale der Sprtpeltte gar langer zeit diese Absicht zur Wirklichkeit. |

Ñ HC R WÜhlegt haf er êtürit te se als Tode t s qe.ETItÊÊ21Èeaa
' igung zu | Familie u ſtmalige Erbin in sein Haus E. lum









 
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