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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 177 - No. 203 (1. August - 31. August)
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ungen an einem öffentlichen

J U fich nicht tebenggrkährlih war, das Leben, er
Derr muess bis jetzt noch nicht, da die
jungen Leute den ML ,iot. kr Infolge des Auf-
tritts entstand, benutten, um sich davon zu machen.







Va

glückte ein italienischer Arbeiter dadurch, daß
§ ein Hebeiſen an den Unterleib fuhr. Nach zwei
's agen war der Arbeiter eine Leiche. Der Ver-
" örbene scheint ein sſparſamer Mann gewesen zu
fin, in seinem Koffer fanden sich 200 Mark in
[ jüar. vor. ~ An einem Neubau in Lahr beſsſchä-
histen Gassenbuben muthwillig feine Steinhauer-
ü ¡beiten. Die Polizei hat denselben das Handwerk
[U%. z.§r Minh s ste ctett
Yeweggrund : Eheliche Zwistigkeiten. + In der Be-

| Fruchſal, brach am 28. d. Feuer aus; dasselbe
tujt Jedes, h: gelöscht. Der Beschädigte ist ſo-
[l mit Gebäudefünftel als mit den Fahrnissen

fn Kocher, Amts Mosbach mit der daſelbſt be-
h thenden Poſtanstalt eine Reichs-Telegraphenanſtalt
dit beschränktem Tagesdienste vereinigt werden. —
WM Laudenberg verunglückte am 27. Juli der
| handwirth V. Z., indem beim Futterholen die Ochsen

[ §enés, wurde vom Wagen an die Mauer eines
[ ſc§tveges gedrückt und erlitt dadurch ſchwere, je-
[ ! tht gerade lebensgefährliche Verleßungen.

: DVermiſchtes.
'66 Mainz, 28. Juli. Während es faſt zu
iner stehenden Regel geworden ist, daß Muſikfeſte
qhiit mehr oder minder großen Defizits abschließen,





t von dem letzten mittelrheiniſchen Musikfest erfreu-
. Üher Weise das Gegentheil zu konstatiren. Die
ſizmnahmen aus den Concerten und ſonſstigen Fest-
1 ichkeiten ſind so beträchtlich gewesen, daß trot riefiger
Yrnkoſten nicht nur, wie allgemein befürchtet, kein

Vefizzit, sondern ein Ueberſchuß von annährend

VN. '3000 resultirte. Es besteht die Absicht, diesen
YÜeberſchuß dem Bauausschuß für den Bau eines
. VRereinshauſes für die Liedertafel zu überweisen.

u. ~ Stuttgart., 28. Juli. In Betreff der
. Affaire Hummel, die wir nach Stuttgarter Blättern
berichtet, wird der „Bd.-L.-Z." folgende Mittheilung
ene vielbeſprochene Fahnengeschichte am 14. Juli

Vor dem Hotel Continental in Paris hat in dem
. benachbarten Kannstadt noch ein beklagenswerthes

. Yachſpiel gefunden. Ein Schwabe, Dr. Wurſter
Von Reutlingen, war es bekanntlich, der am 14.
Juli in Paris faſt das Opfer der erregten Volks-

. t geworden; jetzt hat die Fahnengeſchichte in-

t wenigstens, einen anderen Schwaben das Leben
Hekosſtet. Am vorigen Sonntag unterhielten sich im
Garten des Hotel Hermann in Kannstadt mehrere
' iunge Leute in französischer Sprache über die be-
1. kannten Vorgänge in Paris am 14. Juli. Einer
_ derſelben billigte und rühmte das Zerreißen der
der deutſchen Fahne und die übrigen waren der-
elben Meinung. Der Privatier Hummel, welcher







Mn einem Nebentiſch ſaß, trat auf den Sprecher zu

und machte ihn auf das Njgehdtig fol: ſuuſetr
' e e . De
Andere entgegnete grob und schimpfte in roher Weise
v daß Herr Hummel ihm eine Ohrfeige versette.
arauf schlug der Andere Herrn Hummel mit einem
Stock über den Kopf. Nach einer anderen Meldung
ſoll ihm der Schlag bei einem ſpäteren Zuſammen-
treffen in der Nähe der Neckarbrücke verſeßt worden
Herrn Hummel kostete die Kopfwunde, die

e und wurde gestern beerdigt.

Schritte, um ihrer habhaft zu werden, find bereits
eingeleitet. Die Aufregung, welche der Vorfall hier
verursacht hat, iſt begreiflicherweise groß.

.:— 1Die Sprache verloren.] Ein ergreifen-
der Vorfall ereignete sich Dienstag im Leopoldifelde
in Budapeſt. Man berichtet hierüber Folgendes:
Der im Ofener Extravillan wohnhafte Oekonom
Karl Bratßel unternahm am Dienstag mit seiner
Gattin und seiner 17 jährigen Tochter Magdalena,
ſowie deren Verehrer, einem jungen Fabriksbeamten
einen Ausflug nach Maria-Einsiedel. Da es erst
11 Uhr war, als fie daſelbſt anlangten, so gingen
fie in das Gebirge und stiegen bis zu dem bekannten

Felsen empor, um die herrliche Aussicht zu genießen.

Unterwegs entspann sich zwiſchen dem Mädchen und
em jungen Manne einer geringfügigen Ursache
SECO EC t
Und dann an der Seite der Mutter des Weges
weiter ging. Als die Ausflügler beim Felſen an-
kamen, der vor sich einen Abgrund von ſchwindeln-
der Tiefe hat, und fich an der prächtigen Fernsicht

\ Quſung des K. Schmitt in Zeuthern. Ants

ziſithert Der Schaden beträgt insgesammt gegen
Mk. + Am 4. Auguſt d. J. wird in Stein

gurchgingen. Z., der nicht raſch genug ausweichen



ergötten, trat plötzlich der junge Mann, im Glauben,
einen Scherz zu machen, hart an dem Felſenrand,
lüftete seinen Hut und mit dem Rufe: „Lebe
wohl, Lencſi!“ machte er Miene, sich hinabzu-
stürzen. Das Mädchen, in der Meinung, der Ver-

ehrer mache Ernst, stieß vor Schreck einen mark-

durchdringenden Schrei aus und ſank dann ohn-
mächtig in die Arme der neben ihr ſtehenden
Mutter. Man trug die Bewußtloſe vom Felſen

weg und legte fie ins Gras, sich bemühend, ſie

wieder zu sich zu bringen. Dies brauchte längere

| Zeit und bis Magdalena endlich die Augen auf-
schlug, schaute sie wirr um sich. Die Fragen der
besorgten Eltern, wie sie ſich fühle, vermochte ſie

nicht zu beantworten. Mit ſsichtlicher Anstrengung
bewegte sie die Lippen, aber sie brachte kein Wörtchen

hervor und vermochte sich zum Schrecken der Um-
stehenden nur durch Zeichen verständlich zu machen.
| In sehr betrübter Stimmung ging die Geſellſchaft

wieder den Berg hinab, bestieg den unten harrenden
Wagen und fuhr nach Hauſe. Der ſchleunigst in
die Wohnung geholte Bezirksarzt untersuchte das
Mädchen und constatirte, daß es die Sprache ver-
loren habe und zwar in Folge einer Nervenerschüt-
terung. Er gab aber der Hoffnung Ausdruck, daß
es möglich sein werde, der Unglücklichen die Sprache
wieder zu geben, doch bedtirfe dies einer längeren Zeit.

~ [Ein zweiter Misdea.] Der Gazetta
del Popolo wird aus C rapani vom 18. Juli ge-
schrieben: Gestern sollte von Cantangnio der Bri-
gadier der Carapinieri, der Lombarde Venture, mit
zwei anderen Soldaten der nämlichen Truppe nach

Caprani zurückkehren. Auf dem Wege riß einer

derselben, ein gewisser Demattris plötzlich aus und
gab drei Musketenschüſſe auf den Brigadier ab.
Hierauf ergriff er die Flucht und bedrohte Alle, die
ihm in den Weg kamen, mit dem Bajonet und mit
einem Revolver. Mit diesem verwundete er eine
Frau in der linken Brust, mit dem Bajonet ein 10-
jähriges Mädchen, wie auch einen Bauer der bald
darauf starb. Einen jungen Menschen, welcher den
Tobsüchtigen verfolgte, traf er mit einem Revolver-
schuſſe am Vorderarme. Man machte sich nun all-
seitig auf, um eine förmliche Jagd auf den Mörder
anzustellen. Dieser kam auch wirklich, aber nur
ſchreckenhafter zurück und ſchien bereit ein noch ent-
ſezlicheres Blutbad unter seinen Verfolgern anzu-
richten; zwei Frauen waren seine neuen Opfer.
Endlich zielte ein ausgedienter Artilleriſt auf ihn

und streckte ihn zu Boden; an den Schläfen tödtlich

getroffen, ſtarb er nach Kurzem. Die allgemeine

Meinung geht dahin, daß der Carabiniere, der ſo |

ſchrecklich wirthſchaftete, auf dem Marsſche bei einer
Hitze von 34 Grad toll geworden sei, was berechtigt
erscheint, zumal die Conduite-Liſte ihn früher als
einen ruhigen friedſeligen Soldaten bezeichnet.

- Heiße Jahrgänge.] Angesichts des
gegenwärtigen heißen Sommers dürften einige Daten
über die Hige im Sommer früherer Jahrhunderte
nicht ohne Intereſſe ſein, welche wir einer uns vor-
liegenden vergleichenden Uebersicht entnehmen. Im
Jahre 627 nach Chriſti Geburt versiegten die Quellen
und Menſchen verſchmachteten; 879 war es un-
möglich im Freien zu arbeiten, bcſonders auf dem

Felde; wer aushielt, wurde entweder vom Schlage

gerührt oder vom Sonnenstich befallen. Im Jahre

993 wurden die Nutzpflanzen auf dem Felde; ge-

röſtet, wie in einem Bakofen. Das Jahr 1000
brachte besonders Frankreich eine große Hibe, die
Flüſſe trockneten aus und der Gestank der dadurch
getödteten Fiſche brachte die Peſt. Bei der Hite
im Jahre 1014 verſchwanden in Elſaß und Lothringen

Brunnen und Flüsſſe. 1132 troknete der Rhein aus;

1152 erreichte die Hite einen solchen Grad, daß
man Eier im Sand kochen konnte. 1277 kamen
viele Menschen und Thiere in Folge der großen
Hitße um. Im Jahre 1303 waren Rhein und
Donau trockenen Fußes zu paſſiren ; 1384 vertrocknete

die Ernte, 1538 die Seine und die Loire. 1556
war über ganz Europa eine große Dürre verbreitet

1615 vertrockneten in Frankreich und ſelbſt in der
Schweiz die Brunnen und Teiche, nicht minder heiß
waren die Jahrgänge 1646, 1678 und 1701. Im
Jahre 1716 regnete es vom März bis Oktober
nicht ein einziges Mal, das Getreide verbrannte;
die Flüſſe trockneten wieder aus. Die Hie stieg
bis 39 Grad Reaumur und in bewäſsſerten Gärten

blüthen die Obstbäume zweimal. Außerordentlich
groß war auch die Hite in den Jahren 1724, 1746,

1765 uud 1811. Wegen unnatürlicher Hite wurden
im Sommer 1815 (das Thermometer zeigte 40

Grad R.] die Theater geschloſſen. Heiße Sommer

verzeichneten weiter die Jahre 1830, 1832, 1835,

1850, 1856, 1861, 1869 und 1870. . |
~ô [Ueber Cigarren rauchende Maul-

Esel] wird Folgendes berichte. Die Mauleſel,



perten! man fich in Säbgfrika zum Ziehen. von .
Personen- und Gepäckwagen bedient, leiden häufig,

in Folge des Genuſſes von dumpfigem Mais, an
Kolik. Sobald der Boer oder der als Treiber
dienende Kaffer oder Hottentotte diese Krankheit bei
einem der Thiere bemerkt, formt er ſchnell aus
alten Lumpen eine Cigarre, steckt dieselbe dem Maul-
esel in ein Nasenloch und brennt sie an, während
er das andere Nasenloch und das Maul des Patienten

zuhält. Das Thier ist nun gezwungen, die Cigarre

t uf U EU tus.
den Regalias gehören diese Eſelcigarren nun freilich
nicht. + Wird ein Zugochse krank, so heilt ihn der
Bauer mit ein oder zwei Flaſchen Brandy, welcher,
warm gemacht und stark mit Pfeffer vermischt, dem
Ochsen eingegeben wird.

Lokales.



* Heidelberg, 30. Juli. ſ -
tt GN M
klagten eine große 'An ahl von Versäumnißurtheilen gefällt
wird. Die Beklagten ?. e ſich, 1 !
vor dem Richter zu erscheinen, ſie erkennen die Forde-
se: Sl. qa . Jute.a.r t! ht ur
dann begiebt er sich der Gelegenheit, mit Unterſtisnng
des Richters, mit dem Kläger über Friſten und Theilzah-
lungen zu verhandeln. Er veranlaßt den Richter auch
durch die anscheinende Renitenz sehr häufig zu Etftttt
Strenge beim späteren Pfändungsverfahren. rſcheint
dagegen der Beklagte, so kann der Richter ein Anerken-
nungsurtheil erlaſſen und gelangen dann nur ? der Ge
bühren zur Anrechnung, während bei einem Verſäumniß-
urtheil der volle Betrag erhoben wird. Um dieses durch
ein Beiſpieli klar zu machen: Würde dem Klageobject ent-

sprechend der Gebührenſat für ein Verſäumnißurthel

22 Mk. betragen, so würden beim Erscheinen des Klä ers
und ß{u4u9 11: „zcrteutshzsuttzeus nur 6 ark
h) r ‘:!:! fu Juli. (Unerlaubter Verkauf.) Ein

Stuttgarter Haus lieferte vor einiger Zeit ziemlich werth-

volle Pilder an zwei hieſige Gewerbetreibende. Es waeren.

| Ratenzahlungen bedu :
Bilder Pu" tiuel:; der Firma bleiben sollten, bin.
vollſtändige Zahlung erfolgt sei. Trotzdem letztere aße.

en, gleichzeitig aber auch, daß die

noch in weite Ferne
Bilder und machten si
rechtswidrigen Handlung ſchuldig, so daß Untersuchung
tset t tu! s Juli. (Gerempelt.) In einer der

erückt, verkauften die Fier rie ô

lezten Nächte stand ein hiesiger Bürger bei einem Schuz .
manne, um sich mit demſelben über etwas zu beſprehenn.

als ein vorüberkommender Herr den erſteren § nicht.
übel anrandelte. Als dieser solch’ provozirendes
gros rate. e He

nicht allein wegen Ruhestörung, sondern auch noch wegen.

Schmähung eines öffentlichen Dieners zu verantworten at.

Neueste Nachrichten. .
Gastein, 30. Juli. Der Erzherzog Albrecht.



von Osterreich iſt heute früh in Begleitung des- ..
Hofmarſchalls Baron Piret hier eingetroffen uw in
der Villa Meran abgestiegen. Gegen 10 Uhr stattete z
der Erzherzog, welcher die Uniform des 2. oſtpreun :
ßiſchen Grenadierregiments Nr. 6 angelegt hate.
dem Kaiser Wilhelm einen längeren Beſuch ab,.

welchen der Kaiser kurz darauf in der Uniform sine.



öſterreichiſchen Regiments erwiederte. _
Paris, 30. Juli. Minisſterpräsident Ferry em-

pfing heute den Gesandten Chinas, Li-Fong-Pa. .
Wie die „Agence Havas“ glaubt, hatte Li-Fong

Pao eine weitere Friſt zur Beantwortung der Note
Frankreichs verlangt. Die Bewilligung derſelben sei
aber abgelehnt worden. Die gegenwärtige Friſt
läuft mit dem 1. August ab. Die Unterhandlungen

in Shanghai zwischen dem französſiſchen Gesanntten.

Patenotre und dem Vicekönig Stanking dauern
noch fort. ..
gg 10 Uhr starben in Marseille 13, in TouÄ
lon 10 Personen an der Cholera. w

Paris, 30. Juli. Dem „Temps“ wird aus

London gemeldet : Da es sich als unmöglich herauaen.
gestellt hat, die egyptiſche Frage auf der Confereenn.
in endgiltiger Weiſe zu regeln, ſo ſchlägt Englaan.
ein vorläufiges Abkommen vor, dem zufolge den.

egyptiſchen Zinſen um "/, Procent herabgesetzt wer-
den, die Renteninhaber aber eine Entschädigung er
halten sollen. Na
lands ſollte diese ng
stehen, die, von der egyptiſchen Regierung den Jn-

habern überwiesen, seiner Zeit ausgezahlt werden .
sollten. In dem neueren Vorschlage aber hat Een.
land nun die den Inhabern zu gewährende Ver

gütung weit günstiger gestaltet als im erſten Ven.

chlage. Die Conferenz wird morgen über diesnm.
Vorsſchlag berathen. . Ä .

Stahlbad Weinkemhe.

Saison vom 15. Mai bis 1. Oktober



(Selbſtverſchuldete Gerichten.

äufig ohne allen Grun,

dadurch, wohl unabsichtlich ene.

enehne.



30. Juli. Von gestern Abend bis heiten.

dem ursprünglichen Plane Eng- ;
ergütung in Schatſcheinen ble.



 
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