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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1013

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ziehung von militärischen Sachverständigen, Verſuche
mit einer von ihm konſtruirten und mit seiner Kraft
ßelädenen Kanone an, welche die überraſchendſten
Reſultate ergaben. Ein aus wenigen Tropfen
UWaſſers und athmosphärischer Luft hergeſtelltes Gas
lc<leuderte Projektile mit einer Geschwindigkeit von
23 Fuß in der Sekunde nach beträchtlichen Ent-
; U.) q: qu 20 ovaſe ttt
rſchöpfte. Oberſt Hamilton, ein ebenso tüchtiger
. échniker wie Militär, erklärte, es handle fich hier

vollſſtändig neue Anwendung einer bereits bekannten.
Jedenfalls sei die Sache von höchstem Intereſſe und
unberechenbarer Bedeutung. Steht unſer Jahrhun-
ert abermals vor einer großen, weltumgestaltenden
Erfindung ? oder Humbug?
. 0 [Photographen-Liſt.] Ueber Mme. Roſa
Ehyting, die bekannte Newyorker Schauſpielerin, er-
ühlt der „Figaro“ folgende Anektode: Die Künſt-
êrin war von ihren Verehrern ſchon oft aufgefor-
ert worden, sich photographieren zu laſſen, doch
konsequent hatte sie alle dieſe Bitten abgeschlagen.
ie erklärte, sich nie dazu hergeben zu wollen, in
allen Schauläiden den Blicken müsſiger Gaffer aus-
Yeſeßst zu werden. Doch es kam anders. Diesen
ommer befand sich Mad. Eyting in einem Seebad
ki San Franzisko, um dort Bäder zu nehmen.
es Tages folgte ihr ein versſchloſſener Wagen,
in dem ſich ungeſehen ein photographischer Apparat
verbarg nach dem Strande, so nahe als es eben
möglich war. Am folgenden Tage erhielt die Dame
in verſchloſſenes Couvert, indem sich ihre wohl ge-
offene Photographie vorfand, welche sie gerade in
êm Moment darſtellte, wo sie im leichten Badeko-
m qus den Wellen ſteigt. Auterdem lag ein
illet bei, worin stand, wenn sich Mme. Eyting
nicht sofort entſchlöſse, sich in vollſter Garderobe

de 10,000 Abzüge gemacht, und sie könnte ver-
liéhert ſein, daß dieselben bei dem interessanten Ko-
ſtim reißenden Absatz fänden. Was wollte die über-
iſtete Künstlerin machen? — Heute sieht man in
Allen Newyorker Buchhandlungen ihre wohlgelungene
!'hotographie, und der spekulative Yankee macht
V'rillante Geſchäfte. ,
Im „[ Eine interessante Schuldmahnung.]
ſeber jüngst folgende Anzeige: [ „Gestorben. Ein
UE. "gtüints w türke ttittr i
todt. Er borgte vor vier Wochen fünf Dollars von
uns und verſprach, sie in einer Woche zurückzuzahlen,
!nn er am Leben bleibe. Da er ein Gentlemann
t ein Mann von Wort war und ſeither nichts
M sich hören ließ, muß er natürlich todt sein. Er
[ut ungefähr 35 Jahre alt und Demokrat.“ Viel-
icht wurde er durch diese Anzeige wieder lebendig.

NE.

Volkales.
lun * Heidelberg, 20. Oct. (Nationalliberale Versamm-
EL E TYG; Uthttes s üſe













entweder um eine gänzlich neue Kraft, oder um die

yſotographiren zu laſſen, würden von beiliegendem

m Newyorker „Demokrat“ machte deſſen Heraus-





nalliberalen Partei im großen Saale der „Harmonie“ um
aus dem Munde des ſeitherigen Reichstagsabgeordneten
für unseren Wahlkreis und auch für die nächste Periode
wieder aufgestellten Candidaten Herrn Dr. Wilhelm Blum
von hier zu vernehmen, welche Seellung er im Reichstag

zu den wichtigeren Tagesfragen seither genommen und |

eventuell fernerhin nehmen wird. Es hatten sich aus dem

anzen Wahlbezirk eine ziemliche Anzahl Freunde der
G F
ſchuſsſes der Partei die Anwesenden und warf, nach-
dem er durch Acclamation zum Vorsitzenden erwählt wurde,
einen kurzen Rückblick auf die parlamentarische Thätig-
keit des Herrn Blum, ihn mit den Worten der Ver-
sammlung empfehlend: „Wir wissen, was er unserer Partei
iſt und was er für diese gethan hat.“ Herr Dr. Blum
entrollte hierauf vor der Verſanmlung ein Bild seiner
längjährigen Thätigkeit im Reichstage und betonte, daß
er lieber nicht mehr nach Berlin gegangen wäre, doch hätten
ihn seine Freunde in einer Weiſe t:; gebeten, das

andat nur noch einmal anzunehmen, daß er dem Er-
ſuchen nicht habe wiederstehen wollen. Als er dann ge-
ſehen, daß es gelte, den Kampf gegen die vereinten Utra-
montanen und Conſervativen aufzunehmen, habe er ſich
freudig entſchloſsſen, mit auf den Plan zu treten; wenn es
gelte diesen gegenüber die für ihn heilige Sache des Natio-
nalliberalismus im Reichstage zu vertreten und zu ver-
theidigen, sei er immer da. Dem Heidelberger Programm
ſtimmt Redner in allen Punkten bei, nur in dem der
Börsenſteuer, die er gemäßigter wünſche, könne er seine
Zuſtimmung nicht geben. Nach den sehr umfassenden Klar-
legungen des Herrn Dr. Blum begann die allgemeine Dis-
cuſſion und wurde dann Lehn jeder solle in seinem
Bezirke wirken, daß Herr Dr. Blum den Sieg über ſeinen
Rivalen Menzer davontrage.

* Heidelberg, 20. Oct. Pfttisausſchreihe: für Studen-
tenlieder.) Die „Deutsche tudenten-Zeitung“ erläßt ein
Preisausſchreiben für Gedichte, welche sich als allgemeine
Deutsche Studentenlieder eignen. Dieselben müssen leicht
ſangbar und noch nie veröffentlicht sein. Die concurriren-
den Gedichte müssen bis spätestens 30. November 1884
an die „Redaction der Deutschen Studenten- eitung“ in
Heidelberg, gelangen. ~ Zur Uebernahme des reisrichter-
Amtes haben ſich die Herren Geh. Hofr. Prof. Dr. Bartsch
Heidelberg), Prof. Dr. Felix Dahn (Königsberg), der

chriftſteller Julius Wolff (Berlin), Dr. Johannes Trojan
(Berlin) und Dr. Conr. Küſter (z;!U;1 bereit erklärt.
Als Preise kommen ein kunſtvoller Majolika-Humpen mit
Silberd:ckel und mit Widmung und drei ehrende Aner-
kennungen zur Vertheilung.

* Heidelberg, 20. Oct. (Ja die bösen Engländer.)
Vorgestern Nacht, so zwiſchen 11 und 1 Uhr stellte in der
Nähe von Schiffwirths-Bierkeller ein hiesiger Wirth einen
seinen Rundgang machenden Poliziſten mit den Worten :
„Sehen Sie dort die jungen Engländer, die müssen Sie
ſofort verhaften, denn die uten und verhöhnen mich schon
ſeit faſt einer Stunde; hörenSie, jetzt fängt die verfl ....
Bande ihren Spott mit mir zu treiben wieder an.“ Und in der
That ließ sich in selbigem Augenblick ein ganz gewaltiger
Scandal vernehmen, wie wenn Kinder, Katzen und Vögel
sich zu einem nächtlichen Concert vereinigt hätten. G
machen Sie es mir ſchon lange und ich habe keinen ordent-
lichen Stock, sonst hätte ich dem übermüthigen Volk schon
lange den Buckel gegerbt, stellen Sie die Kerls nur zu
Rede“ klagte unser empörter Wirth weiter. Doch der Schutz-
mann bedeutete ihm mit lachender Miene, daß der „Utz“
nicht von den Engländern, sondern von Vögeln käme,
welche seit einer Stunde die Stadt umkreisten. Der gute
Mann war von einem großen Flug Polargänsen, welche
von vielen hiesigen Einwohnern gehört und für Schnee-
t"U jz! §219. t! K Hb t br
und Ruhestörungsprozeß anstrengen wird, kann noch nicht
mitgetheilt werden.

* Heidelberg, 20. Oct. Dem Vernehmen nach wird
mit dem 1. Jan. n. J. die Oberſteuer-Commission von
Mannheim nach hier verlegt. Herr Obersſteuer-Commissär
König von hier, wird alsdann zum Obersteuerrevisor er-





- Ausverlnauf ~
Meines ganzen Waaren-Lagers beginnt

HMlntag, den 20. ds. Mn.
Rar! Rolter, Hauptstrasse 158.



nannt und an dessen Stelle treten als Oberſteuer-Come.

missär, zwei Beamten, der Eine für hiesige Stadt und .
der Andere für Auswärts. Für dieses Burean follee 122.

Gehilfen nöthig werden.

* Heidelberg, 19. Oct. (Bedauernswerther Unglücks.
fall.) Gestern wurde Frau Wittwe Eckert, frühere Be.
sißzerin des „Silbernen Anker“ in Neuenheim plötzlich vom
Schlage getroffen und fiel einem anwesenden E h

in die Heidelberg, 20. Oct. (Ungemüthlicher Meßtanz.) .

Anläßlich des gestrigen Meßtanzes geriethen in einer Wirth.

schaft in der Bahnhofstraße einige Burſchen hinter ein-

ander. Im Verlaufe der Keilerei erhielt ein als hzndele_

süchtig bekannter Knecht 4 Messerſtiche in das Gesicht, ſo.
daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte.

* Heidelberg, 20. Oct. (Einbruchsdiebſtahl.) In der
Nacht vom Freitag auf Samstag wurde in einer L / :
ſchaft in der Bergheimerſtraße von einem bis jetzt nicht
se EES E .

Eßwaaren oder dergleichen entwendet wurden, konnte bizSs.

jezt nicht festgeſtellt werden. Die Kasse war zum Glück
genchnſie f rpatrh den Einbrecher gewesen.
letzten he!zeleet.29: Nee ( ganz räthſelhafte Weise ein

am Holzlauer stehender Karren, um nicht wieder vorzu- .

kommen. Es liegt begründeter Verdacht vor, daß er von

Y;:tfthitiger Hand in den Neckar geſchoben und von den M
[3

en mitgeſchwemmt wurde.



Heidelberg, 20. Oct. (Marktpreis vom /§ Oct.)

Butter in Ballen _ Mek. 1. — bis Mk. 1.
Eier pet E ! j '." z.
Kictoffs pr älter 20 Pd. ! C ? ! I
Yepſ ", AF. ©! !
Birnen ,, 100 ,, „ 1.50 „ u: z.
Hretlhgen . 100 ] CT. 45 ...
rauben ,, Pfd. n f 20 „ |2%
eu per Ctr. 2.80 ,, ,„ Z.
troh r ., . 2. 40 . m . 2.

B| 8SS| | S| & | SS



Neueste Nachrichten.
Marfeille, 19. Oct. Michelin, der Komman-
dant des „Avyron“, wurde vom Touloner Kriegs-
gericht freigesprochen. Der Schiffslieutenant Des-
plat lobt das muſterhafte Benehmen der Mannschaft

ſowie des Kapitän Petersen des Hamburger Dampfers

„Maſssilia““, welcher dreihundert Paſſagiere und den
Schiffsarzt rettend aufnahm.

Brüſſel, 19. Oct. Bei den Gemeinderathswahlen
in Brüſſel siegten die Liberalen mit über 3000
Stimmen Majorität. Die Vorstädte wählten eben- E
falls Liberale. ~ Jn Antwerpen wurden Liberalen.
gewählt. F. Ztg. .

Petersburg, 19. Oct. Die Regierung hofft,

daß die Moskauer Studenten-Unruhen durch Feſte.

uhu! .te ÿzußt:ädelsidie: ceészet . Von
Pf ~ Cru urs raf be rtr Deus.
direkten Angriff auf Katkow geplant hätten. Ein
hier verbreitetes Gerücht über Krawalle auch an

der hiesigen Universität find bis jetzt grundlos. Ale

Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung ſolcher Krawalle
sind getroffen. :

Rigi-Diorama













irth..

rſam, sonſt wäre sie jedenfalls die an- t

Verſchwunden.) In einer der :
 
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