Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 256 - No. 281 (1. November - 30. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1131

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Dienktag,

erantwortl. Redakteur Philipp Kl ausner in Heidelberg.

täglich außer Montag. Abonnementspreis für
eidelberg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
oft bezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr.

















Befte kkungen auf das „Heidel-
berger Tageblatt“ für den Monat
Dezember

zum Preise von 47 H frei ins Haus werden von allen
Poſtanſtalten und Landbriefträgern angenommen. Bei
unsern Trägern und Trägerinnen hier und nächſte Um-
gebung für monatlich 45 .. Zu recht zahlreichen Beſtel-
lungen ladet ergebenſt ein. Die Expedilion.

Ñ Deutſches Reich.
Karlsruhe, 22. Nov. Die Statistik der Capi-
talrentenſteuer für das Jahr 1884 gibt höchſt inte-
reſante Anhaltspunkte. Das Steuerkapital hat in
Baden seit der Aenderung des Gesetzes im Jahr
1875 stetig zugenommen, am ſtärkſten in den
letteu Jahren, wo die Zunahme nicht mehx unter
| 30 Millionen fiel und im Jahr 1884 die höchste
giffer, mehrmals 53 Millionen erreichte. Das ge-
amnmte Steuerkapital hat nunmehr 930 Millionen
_ übersſchritten und wird bei ähnlichem Anwachsen
in 3 bis 4 Jahren die erſte Milliarde erreichen.
Unter den 20 größeren Städten steht Karlsruhe



mit 167 Millionen an der Spitee, das nächſtfolgende

Mannheim hat nur etwa 107 Millionen und Frei-
burg hat sich ſchon bis zu 91 Millionen emporge-
ſchwungen, demzunächſt folgt Heidelberg mit 68
Millionen, dann Pforzheim mit 40 Millionen, Baden
mit 39 Millionen, Konstanz mit 18 Millionen. Der
Hauptſit der Kapitalrentenſteuer iſt naturgemäß
in den Städten. Der gegenwärtige Steuerfuß
beträgt 15 Pfennig von 100 Mk. Steuerkapital.
Verliu, 21. Nov. Von rheinischen Induſtriellen

















den Reichslanzler vorbereitet, welche in dem Gesetze

über die Dampfer-Subvention, eine Linie nach Kal-

kutta hergestellt zu sehen wünscht. –~ In militär-
iſchen Kreiſen freut man fich über die Auswerfung
von 50 000 Mk. im Etat zur Förderung der Ver-
Juche mit Luftballons zu Kriegszwecken. Die Fran-
zoſen haben gerade jezt zu Meudon erstaunliche
Erfolge in der Lenkbarkeit der Ballons erreicht,
und ſind die hieſigen Militärbehörden nicht zurück-

Schwargz-Elle.

Roman aus dem Thüringiſchen von F. Klink.

(4. Fortsezung.)

. Else blieb stehen. Sie ſah den Verwalter mit
dem Ausdruck höchſten Staunens an. .
| ; vet Sie nicht, Herr Normann“’, sagte
ie endlich. ; ;
Der Verwalter zog ein zuſammengefaltetes Pa-
pier aus seinem Portefeuille und überreichte es ihr.
„Der Zufall brachte dieſen Brief in meine Hände
Fräulein Else. Ich habe einen harten Kampf aus-
efochten, ehe ich zu dem Entſchluß kam, Jhnen den-
ſelca zu tibergeben. Sie wären vielleicht glücklich
geworden, aber . mein Pflichtgefühl, meine Freund-
ſchaft, ja, ſage ich es offen, meine Liebe für Sie,
zwingt mich, Sie wenigstens zu warnen.

Der tiefe Ernſt des jungen Mannes machte Else
ſtutig und sie nahm zögernd das überreichte Papier
und faltete es auseinander. Verwundert las sie die

bemerkung, '
wc tt S: h Lr R LB
die Hände des Verwalters zurücklegend, der schon
geglaubt hatte, daß ein furchtbarer Schreck das
ſchöne Mädchen zu Boden ſchmettern würde. In
ihrem Gesicht machte sich nicht die geringſte Verän-
derung bemerkbar, nur um ihren Mund zuckte es
in leiſem Spott.
„Fräulein Else,
zu dem Schreiber dieſes Briefes ?“ fragte der Ver-
wolter, indem er Elſe's Hand stürmiſch ergriff.

wird, wie die Weſ.-Ztg. hört, eine Bittſchrift an



geilen, auch die Gratulation in Form einer Rand-

Sie stehen nicht in Beziehungen |_



jeidelberger Tageblatt

(General-Anzeiger.)

VPerkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Iſwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Uectarbiſchofksheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.





geblieben und haben für das laufende Etatsjahr
bereits ansehnliche Sumuien zu gleichen Zwecken
t?tqrsgare Auch hier sind die Erfolge recht er-
reulich. ;

Berlin, 22. Nov. Der Reichstag wählte zum
ersten: Präsidenten den Abgeordneten v. Wedell-
Piersdorf mit 261 von 333 abgegebenen Voten,
darunter befanden sich 71 weiße Zettel. + Auf
Antrag des Abg. v. Benda werden Frhr. v. Francken-
stein und Hoffmann per Akklamation zu Vicepräſi-
denten gewählt. Es entspinnt sich eine längere De-
batte über die nächſte Sitzung. Durch die Mehr-
heit, beſtehend aus Centrum und Freisinnige, wird
entschieden, daß die nächſte Sitzung Mittwoch ſtatt-
finden, Laber nicht der Etat, sondern der freiſinnige

Antrag auf Einführung von Diäten auf die Tages- |

ordnung gesetzt werden soll.

Darmſtadt, 20. Nov. Der auf nächſten Mon-
tag einberufene fünfundzwanzigsſte Landtag wird
nachdem sich an eben dieſem Tage die beiden
Häuſer gebildet haben, am 25. d. M. durch den

Großherzog im Reſsidenzſchloſſe eröffnet werden.
. Gegen Abend findet Hoftafel im Schloſse statt, zu

welcher die Mitglieder der beiden Kammern Ein-
ladungen erhalten. Andern Tags werden in der
Zweiten Kammer, nach Feſtſtelung des Voran-
ſchlags für letztere, die üblichen Vorträge des
Finanzminiſterial-Präſidenten über den Hanptvor-
anſchlag u. s. w. und ferner die Vertheilung der
Einläufe an die zu wählenden Ausschüsse statt-
finden. Vorausſichtüiich dürfte das Zuſammenſein
der Zweiten Kammer nur kurze Zeit währen. .Das
Ministerium des Innern und der Juſtiz der Sektion
für Juſtizverwaltung, hat aus Veranlaſſung des
bekannten Bundesraths-Beſchluſſes wegen Einführung
von Normalgrößen für das zum Amtsgebrauch er-
forderliche Papier sämmtlichen Justizbehörden und
Notaren empfohlen in künftigen Bedarfsfällen, un-
beſchadet der Beſtimmung wonach für den Verkehr
unter den Behörden ein Papierformat von 33/21
em eingeſsührt iſt, bei Bestellungen von Papier
thunlichſt eines der näher bezeichneten Norr alfor-
mate auszuwählen; dieſe . Normalformate werden
- >>;

Aber sie entzog ihm dieſelbe unwillig.
V ESE FEE S S ütss;
sie in einem so froſtigen Tone, wie er ihn noch nie
zuvor von ihr gehört hatte.

„Ich sage Ihnen, Elſe Brand wird mit ihrem
Gelde nie erſeßen, was ein erbärmlicher Mensch im
Leichtsinn verſchleudert hat.“ :

Sie machte dem Verwalter eine steife und förm-
liche Verbeugung und eilte raſchen Schrittes davon,
ehe er noch Zeit fand, ein Wort zu seiner Entſchul-
digung hervorzubringen. :

In wenigen Augenblicken hatte sie die Brücke

| erreicht und war hinter den Vorrathshäuſern ver-

ſchwunden. \ ;

„Thor ! Eiferſüchtiger Thor, der ich war!“ ſagte
Normann. „Ich habe ſie tief gekränkt.“
HMißmuthig trat er den Rückzug nach dem Schloſſe
an und doch enthielt der Gedanke, daß Else nicht
die Braut des Barons ſei, für ihn eine unendliche
Beruhigung. Er wollte schon in den nächsten Ta-
gen. eine Aussöhnung herbeizuführen suchen und ihr
den wahren Grund ſeiner Herzensangſt mittheilen.
Wenn sie ihn erhörte! ,

Aber die Gelegenheit zu einer Aussöhnung wollte
ſich durchaus nicht bieten, obgleich Normann Else
wiederholt sah. .

Sie fand ihm gegenüber den alten, harmloſen
Ton nicht wieder. Sie mußte immer an den ab-
Iheelts Brief denken, den Kurt von Eßlingen ge-

rieben. ; :
Wenige Tage später war Elſe mit einem Körb-
chen den Bergabhang hinangestiegen, die letzten Herbst-
blumen zu pflücken. Unten am Wege standen einige



ſtörungen in keiner Weise.





25. November

Druck und Verlag von Wurm & Pfeff er in Heidelberg .
Expedition Brunnengaſſe 22. t







für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Ersſcheinen Rabatt. ;

1884.





hauptsächlich bei Anschaffung von Druckpapier zur
Anwendung gelangen. t
Frankreich. ; .

Paris, 22. Rov. Die die Tonkingangelegeen.

heit betreffenden Schriftſtticke sind heute der Kkmer

zugeſtelt worden. —~ Der Admiral Courbet tele.
graphirt aus Futſcheu unterm 22. d. M:.: ;
13. und 14. d. griffen 400 Mann mit 2 Kannen
die von den Chinesen neubefeſtigte Stellungen a.

Der Feind wurde mit erheblichen Verluſten zurück-
eine Verſchanzungen zerſtör. Wir
hrt rsKutewente cl

geworfen un
hatten drei

ſtelung des höheren Eingangszols. wieder bis.
Dienstag vertagt. 'U ue
! ; Spaninen. w
Madrid, 21. Nov. Gegenüber den übertreiben.
den Darstellungen, welche die oppositionellen Blättee

über die jüngsten Studentenunruhen und deren Ven

anlassung verbreiten, wird regierungsseitig bekannt
't G r ERS F.
hzuge Freſeſu: von einem Bischof. exkommunizirt i.

worden. Eine unter den Studenten zur Unterzeiclhe_
nung kursirende Erkläruug, worin das Verhaltendes.
Biſchofs gebilligt wurde, gab zu Reibereien in deer

Studentenschaft Anlaß. Da der Universſitätsxektor
denselben nicht kräftig genug entgegentrat, pflanzten
dieſelben sich nach der Straße fort und veranlaßten
Ruhestörungen, woran auch Mitglieder der republinen.

kanischen Partei sich betheiligten. Die Polizei mußte.

einschreiten. Da Seitens der Studenten Revolver
ſchüſſe auf die Beamten abgefeuert wurden, ging

vie Polizei mit flachen Säbelhieben vor. Fünf Polin
ziſten und vierzehn Studenten sind leicht verwunde,
68 Studenten verhaftet. Der Universitätsrektorgae

seine Demission, welche angenommen wurde. Die
Bevölkerung der Stadt betheiligte sich an den Ren.



Aus Nah und Fern. '
+Friedrichsfeld, 24. Nov. (Grauenhaſter Mord.)
Gestern früh versetzte Metzger Sponnagel von Seckenn.

R bmigsterzen, die sie um ihres Duftes willen liebte.

Es war nicht viel, was sie noch fand und die Feen
benpracht ſchwand auch längst dahin, aber sie hatte.
dennoch mit vielem Geschick einen hübschen Straus

daraus gebunden und betrachtete ihn mit Wohlge
fallen. ts Ut
Sie stand jettt auf der Höhe, dicht an dem un-
begrenzten Parkrand vom Schloß Rotenburg un.
schaute über das im farbigen Herbſtgewand strahl.
lende Thal, durch welches die Saale, mit dem Un-
hz vermiſcht, ſchäumend und brauſend da-
inſtürzte.
hatten das Waſsſer erhöht, ſstellenweiſe war die Saale
aus ihren Ufern getreten und hatte einen Theil de
Wieſen überſchwemmt. ; Ö w

Indem Else noch, in tiefe Betrachtungen ver-

loren, daſtand, hörte sie plöglich einen feſten Männ

nerſchritt auf dem Kieswege des Parkes und seite.

wärts blickend, sah sie Baron von Eßlingen daher.

kommen. Nun hemmte auch er den Schritt. Ihr
erster Gedanke war Flucht, ihr zweiter, zu bleiben.
Was kümmerte ſie dieer Mann. ;

So blieb ſie, aber die heißen Blutwellen stiegen.
ihr in die Wangen und überhauchten sie mit enem
tieferen Roth. Nun näherten sich auch seine Schritte.

Aber Kurt von Eßlingen war kein Knabe un
den Frauen gegenüber kein Neuling. Nur einn

Moment hatte er gezögert und dann war e

entſchloſſen, diesen günstigen Moment nicht unbee

nützt vorüber gehen zu laſſen, Sie konnte es gewiß
nicht übel deuten, wenn er sich ihrer erinnerte.

„Fräulein Brand,: nicht wahr, ich

täuſche mich
nicht?“ fprach er muthig. ..

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg. !

Am

Gewaltige Regengüſſe im oberen Lanane


 
Annotationen