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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 19
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Steinhandel und Steinkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0169

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STEINHANDEL UND STEINKUNDE

o

Unter verantwortlicher Redaktion von WILHELM RAU,
Juwelier und Edelstein-Experte in ERFURT.

“ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST gg



Vom Diamanten-Markt.
London. Die Premier-Minen-Gesellschaft scheint augenblicklich
das beste Geschäft zu machen, zumal in geringeren Qualitäten. Es
ist allerdings eigentümlich, dass nur die ständigen Abnehmer der
Premier-Minen-Gesellschaft ihren Bedarf fortwährend bei dieser
decken, da die andern Käufer sich anscheinend schwer dazu ent-
schliessen können. Letztere sind wahrscheinlich angewiesen, keine
höheren Preise anzulegen, wie solche seitens des Syndikats gefordert
werden. Die Preise der Premier-Minen-Gesellschaft sind aber durch-
weg höher, wofür aber eine bessere Aufmachung und eine gewissen-
haftere Assortierung geboten wird.
Vom Syndikat liegen keine neuen Berichte vor. Am 15. April
stand eine neue Sendung aus Bulfontein zum Verkauf sowie eine
aus der Jagersfontein-Mine. Am 22. traf eine Sendung aus Kim-
berley ein.
Die Produktion im Monat März in den verschiedenen südafrika-
nischen Minen war folgende:

Premier . . .
aus
558627
Ladungen
157037
Karat
Robert-Viktor .
15035
10433
n
Voorspoed . .
n
17 733
n
3080
n
Lace . . . .
n
37 339
11286
Peiser . . .
n
19046
2991
Die Koffifontein-Mine hatte
eine Ausbeute von
2700 Karat und die

Vaalriver eine solche im Werte von 70500 Mark.
Bei der Voorspoed-Mine soll seit einigen Monaten die Reichhaltig-
keit in der Ausbeute bedenklich nachgelassen haben. Bei der Robert-
Viktor-Mine ist dadurch ein Rückstand eingetreten, dass man plötz-
lich die Wahrnehmung machte, sich in dem ursprünglich projek-
tierten Flächeninhalt des Kraters ganz erheblich getäuscht zu haben.
Es soll sich allerdings nur um eine vorübergehende Verengung des
Krater-Kanals auf einer kurzen Strecke handeln.
Auf der Premier-Mine wurden letzthin wieder verschiedene Dia-
manten von ungewöhnlicher Grösse und guter Qualität gefunden.


Amsterdam. Die Folgen der letzten Börsenkrisen machen sich
doch weit nachteiliger bemerkbar, als man zuerst annehmen konnte.
Der Handel in geschliffenen Diamanten hat ganz erheblich nach-
gelassen, auch die Nachfrage nach Rohware ist weit weniger lebhaft.
Bereits über 600 Arbeiter der Diamanten-Industrie in Amsterdam
sind ohne Beschäftigung.
* *
*
Antwerpen. Auch hier machen sich unheilvolle Nachwirkungen
bemerkbar. Eine Anzahl kleinerer Diamantschleiferen haben bereits
ihren Betrieb eingestellt, so dass auch hier die Zahl der arbeitslosen
Diamantarbeiter ständig wächst. Die grossen Häuser Misrahi und
Fleischmann haben inzwischen falliert, die Passiven sollen Millionen
betragen. * *
Nach den letzten Berichten hat sich die Gesamtlage in Antwerpen
und Amsterdam wieder etwas gebessert. Um einer irrigen Auffas-
sung vorzubeugen, bemerken wir noch ausdrücklich, dass es sich
aller Voraussicht nach nur um eine bald vorübergehende Depression
zu handeln scheint, mit einem nennenswerten Preissturz in Diamanten
kann deshalb vorerst keineswegs gerechnet werden.

Vermischtes.
Ein grosser Diamant im Gewichte von 373 Karat von reinstem
Wasser ist kürzlich, wie der „Times“ aus Johannisburg gemeldet
wird, in der Premier-Mine (Südafrika) gefunden worden.
* *
*
Eine neue Turmalin - Mine ist, wie aus einem Berichte von
Calcutta hervorgeht, in dem Rubin-Minen-Distrikte von Ober-Birma
entdeckt worden. Seit einem Jahre hat man bereits 232 Lizenzen
an verschiedene Gesellschaften vergeben, die inzwischen eine Pro-
duktion von 161 Pfund im Werte von ca. 250000 Mark zu ver-
zeichnen hatten. * *
*
Diamant-Minen in Australien. In der Gegend von Invervell
in Neu-Süd-Wales hatte man schon seit einiger Zeit Diamanten-
felder entdeckt, die nunmehr von verschiedenen Unternehmern aus-
gebeutet werden. Eine Ortschaft, die sich in dem Minen-Distrikte
gebildet hat, wurde mit dem vom Diamantengebiet Südafrikas be-
kannten Namen „Kimberley“ belegt.

Briefkasten.
K. Th. in O.-L. o) Trotz des hohen Standes unserer heutigen
Wissenschaft haben die bisherigen Forschungen über die Natur der
Stoffe, die die Färbung der Edelsteine bewirken, noch zu keinem
absolut sichern Resultat geführt. Die färbenden Substanzen sind
nämlich solche minimalen Bestandteile edler Kristalle, dass deren
Feststellung vermittels chemischer Analyse nicht mehr möglich ist.
Infolge verschiedenartiger reaktionärer Versuche haben sich bezüg-
lich der angefragten Mineralien folgende Ansichten gebildet:
Die rote Farbe des Rubins rührt wahrscheinlich von einer ge-
ringen Menge Chromoxyd her, die künstlichen Rubine werden durch
Beimischung von 2 Atomen Kalium, 2 Atomen Chrom und 7 Atomen
Sauerstoff gefärbt.
Die blaue Farbe des Saphirs wird durch eine Chrom- oder Man-
ganverbindung hervorgerufen, bei Saphir-Imitationen benutzt man
Kobaltoxyd.
Die grüne Farbe des Smaragds rührt von 2 Atomen Chrom mit
3 Atomen Sauerstoff her, eine Verbindung, mit der auch die Nach-
ahmungen des Smaragds gefärbt werden.
Die hellblaue Farbe des Aquamarins wird durch die gleiche
Verbindung wie beim Smaragd bedingt, nur dass es sich hier um
eine andere Oxydationsstufe handelt.
Die violette Farbe des Amethysts wird Mangan oder Eisensäure
zugeschrieben, nach andrer Ansicht soll es sich um eine organische
Substanz handeln.
Die Art der gelben Farbe vom Topas konnte bisher überhaupt
noch nicht ermittelt werden, man nimmt jedoch an, dass es kein
Metalloxyd sein könne. Bei Imitationen verwendet man Uranoxyd.
b) Die Mineralien, die in ihrem Namen die Silbe ,,-spath“ führen,
gehören zu keiner speziellen Mineralgruppe, sie sind vielmehr nach
mineralogischen Begriffen gänzlich verschieden. Sie stimmen nur
bezüglich einer vollkommenen Spaltbarkeit überein. Die Annahme
dürfte deshalb nicht verfehlt sein, dass die Silbe ,,-spath“ nach dem
griechischen Worte „späthe“ (zerschneiden, spalten) gebildet wurde.

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