Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI Heft:
Nr. 27
DOI Artikel:
Idar-Oberstein und seine Industrie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0216

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.



Abb. 1. Panorama von Idar-Oberstein.

Quarzgebilde (Chalcedone) oder als kristallisierter Quarz
aus. Durch Gesteinsverwitterung wurden solche harte
Gebilde wieder freigelegt, durch niedergehende Wasser
mit ausgewaschen und wurden so von den Steingräbern
gefunden, bezw. auch gesucht.
Aus diesem Grunde finden wir auch in Oberstein
und Idar schon im frühesten Mittelalter Achatschleifereien,
die zum Teil von der „Herrschaft Oberstein“ betrieben
oder doch protegiert waren. Mannigfaltige Gesetze und
Vorschriften wurden zum Schutze dieses Industriezweiges
erlassen, grossartige Erzeugnisse der Achatschleifereien
wanderten schon im Mittelalter in alle Welt und machten
„Oberstein“ einen Namen, wie heute „Pforzheim“ einen
solchen in der Bijouterie-Industrie besitzt.
Es entstanden nach und nach die „Achatgräber“,
die „Achatschleifer“, von denen wiederum sich ein Teil
„Hohlschleifer“ nannte, dann brachte die Technik die
„Steinsäger“ und endlich entstanden auch noch die
„Steinbohrer“, alles Teilgewerbe, die wir in dem nach-
folgenden Artikel näher kennen lernen. Eine mächtige
Steinindustrie erblühte und besonders in Idar entstand

und diese alsdann auch mächtige Fundstätten entdeckten,
von denen im Jahre 1834 die erste grosse Sendung
(einige Hundert Zentner) „als Ballast verschickt“ in
Oberstein eintrafen. Wenn auch anfänglich kostenfrei,
so stiegen bald die Versandkosten und Schleifunkosten
der Steine, und die erst billigen Steine stiegen immer
höher und höher im Preis. Nach und nach kamen aber
auch andere Steine nach Oberstein-Idar, wie z. B. Tur-
maline, Aquamarine, Spitzenamethyste, Minasamethyste,
Topase, Opale usw., und heute sehen wir eine Masse
von Schleifereien nebeneinander wetteifern, die einzelnen
Spezialsteine von ihrem Rohzustande zur fertigen Ware
überzuführen. In Oberstein entstanden gleichzeitig eine
grössere Anzahl von Fabriken und Hausgewerbetreibenden,
bei denen Uhrketten, Federringe, Karabiner, Bijouterien,
Kompasse, Kämme und dergleichen in verschiedenerlei
Metallen fabriziert werden, und es ist erstaunlich, wie
der Fortschritt der Zeit auch diese beiden Städte mit
sich gerissen hat, berichtet doch z. B. die Handelskammer
Trier (zu welchem Bezirke die beiden Städte gehören),
dass die Obersteiner Fabriken von Uhren-, Hals- und

bald Schleiferei neben Schleiferei,
während hingegen in Oberstein
durch die sogenannten „Tombak-
schmiede“ gleichzeitig ein verwan-
dtes Gewerbe einführte, indem man
nun auch das Bestreben zeigte,
solche Steine mit Metallen zu ver-
zieren und Kunstgegenstände zu
fabrizieren.
Bald kam aber diesen Städten
wieder eine Zeit des Niederganges,
denn die Rohmaterialien gingen
bedenklich zurück, so dass man
schon ernsthaft die Zukunft bedroht
sah. Da kam denn im Jahre 1827
die glückliche Kunde, dass einige
Idarer Auswanderer in der brasili-
anischen Provinz Rio grande do Sui
als wandernde Musikanten einen
Hof mit Carneolen gepflastert fanden


Abb. 2. Altes und neues Schloss und Felsenkirche in Oberstein.

194
 
Annotationen