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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 43
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Steinhandel und Steinkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0367

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


STEINHANDEL UND STEINKUNDE

a

Unter verantwortlicher Redaktion von WILHELM RAU,
Juwelier und Edelstein-Experte in ERFURT.



Edel- und Halbedel- oder Schmucksteine.
ööö Herr Dr. Alfred Eppler - Krefeld macht seit einiger Zeit in
Verbindung mit seinen „Schmuckstein-Ausstellungen“, durch die er in
Interessentenkreisen näher bekannt wurde, ernstlich Propaganda für
die allgemeine Bezeichnung „Schmucksteine!“
Die Benennung Schmuckstein soll für alle diejenigen edlen Ge-
steine Geltung haben, die zu Schmuckzwecken auf irgend eine Art
Verwendung finden, und zwar soll hauptsächlich das nicht ganz
zutreffende Wort „Halbedelstein“ aus der Praxis verdrängt werden.
Herr Dr. Eppler versuchte nun in einem bezüglichen Artikel der
„Deutschen Goldschmiedezeitung“ (Nr. 37) sein Vorgehen zu recht-
fertigen und seinen Standpunkt in dieser Angelegenheit zu präzisieren.
Obschon wir die gute Absicht durchaus nicht verkennen, ist es uns
aber doch nicht möglich, den dort gemachten Ausführungen weder
in wissenschaftlicher, noch in praktischer Beziehung unbeschränkt
beizupflichten. In Vertretung der gesamten Intereressen unserer
Branche sehen wir uns vielmehr zum Ausdrucke schwerer Bedenken
veranlasst. Denn so treffend der Name „Schmuckstein“ auch sein
mag, halten wir solchen nicht für geeignet, das bisher im Handel
übliche „Halbedelstein“ oder gar „Edelstein“ künftig zu ersetzen.
Wenn man sich über alle willkürlichen Gebräuche hinwegsetzt,
ist es auch wohl möglich, darin eine scharfe Grenze zu ziehen, ob
eine edle Gesteinsart zu den Edel- oder Halbedelsteinen zu rechnen
ist. Zu den Voll-Edelsteinen zählen eben nur diejenigen Mineralien,
die wegen ihres schönen Äusseren (prächtiger Färbung und Politur-
fähigkeit) oder sonstigen bestechenden Eigenschaften (leuchtendes
Feuer und irisierendes, gleissendes Farbenspiel) zu Schmuckzwecken
verschliffen werden, und infolge ihrer hohen Härte und der dadurch
bedingten Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische und physika-
lische Einwirkungen diese hervorragenden Eigenschaften auch dauernd
behalten. Da nur die Härten über dem Grade 8 der Mohs’schen
Skala diese Garantie gewährleisten, dürfte z. B. der Smaragd (Härte
7^) trotz seiner hohen Wertschätzug eigentlich nicht mehr zu den
Voll-Edelsteinen gerechnet werden.
Die Klasse der Halb-Edelsteine umfasst diejenigen Mineralarten,
die ebenfalls wegen ihres schönen Äussern etc. zum Schmuck ver-
verwandt werden, aber ihre Reize infolge der geringeren Härte bald
oder allmählich einbüssen, also weniger „edel“ sind. (Härten 5—8.)
Da aber einerseits die Bezeichnung Halbedelstein sich keiner allzu-
grossen Sympathie erfreut, es andererseits aber nicht hinweg polemisiert
werden kann, dass damit doch nur echte edle Gesteine benannt
werden, möchten wir Vorschlägen, dass man dort, wo es die Umstände
ratsam erscheinen lassen, einfach die Erklärung abgeben sollte, dass
es sich um einen Edelstein 2. Ranges handelt.
Danach würden als Edelsteine ersten Ranges nur der Diamant,
der Korund (Rubin, Saphir usw.) und der Chrysoberyll (Alexandrit)
Geltung haben. Also diejenigen Edelsteine, obschon in einigen
Abarten weniger wertvoll, deren hervorragende Eigenschaften un-
vergänglich sind.
Edelsteine zweiten Ranges wären u. A.: Smaragd (obschon sehr
wertvoll), Aquamarin, Spinell, Edeltopas, Turmalin, Kunzit, Zirkon,
Olivin usw., also diejenigen edlen Mineralarten, die zwar hervorragende
Eigenschaften besitzen, die sie zum Schmuck begehrlich machen,
die aber ihre Reize mit der Zeit verlieren. (Härten 5—8, und zwar
hauptsächlich die Kristalle dieser Grade und Opal.)

Mit der Bezeichnung „Schmuckstein“ könnte man dann diejenigen
edleren Mineralarten belegen, die zwar der Härte nach in die zweite
Klasse einzureihen wären, die aber weniger geschätzt sind oder
noch sonstige Nachteile besitzen, wie Unbeständigkeit der Färbung
etc. Hierzu gehörten vor allem die undurchsichtigen Schmuckstein-
arten Türkis, Lapis lazuli, Labrador, Blutstein, Onyxe usw.
Wir glauben entschieden, dass durch diese Einteilung, die im
übrigen auch eine leicht definierbare Berechtigung hat, die Vorteile
der Praxis besser gewahrt bleiben, als wenn man die Bezeichnung
Schmuckstein für alle edlen Gesteine, die zum Schmucke dienen, als
Allgemeingut einführen würde. Indessen wollen wir unsere Ansicht
nicht zum Prinzip erheben, sondern man wird uns stets geneigt finden,
uns auf Grund eines besseren Vorschlages belehren zu lassen.

Vom Diamanten-Markt.
w London. Augenblicklich ist Hochsaison, wobei ganz bedeutende
Quantitäten umgesetzt werden, es ist danach zu erwarten, dass sich
der Jahresschluss noch recht günstig gestaltet.
Das Syndikat hat in letzter Zeit ansehnliche Verkäufe abge-
schlossen, und schon hört man bereits zahlreiche Anfragen nach den
zunächst hier eintreffenden frischen Sendungen aus dem Produk-
tionsgebiet.
Vor ca. 3 Wochen ist durch die Direktion der Premier-Mine die
letzte Rohware verkauft worden. Da dieselbe inzwischen auch nach
Abschluss der langen Verhandlungen dem Syndikat beigetreten ist.
Nunmehr gehören sämtliche umfangreicheren Diamantenminen Süd-
afrikas dem Londoner Syndikat an. Es wird deshalb allgemein, in-
folge Wegfalls der grösseren Konkurrenz, eine neue Preissteigerung
befürchtet, zumal in den besseren Qualitäten.
Die Preise für gut geschliffene runde Ware sind so wie so schon
ganz enorm, für Karäter werden bis zu Mark 800.— gezahlt, l'/2—2
Karäter erzielen sogar 1000 bis 1250.— Mark und mehr. —
4: #
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Abgesehen von den Hauptplätzen wird infolge dieser enormen
Preise den Detaillisten das Geschäft sehr erschwert, da es der be-
züglichen Kundschaft unfasslich ist, für recht kleine Brillanten ca.
1000 Mark bezahlen zu sollen. Hier sind die Aussichten wenig
tröstlich, zumal es gerade bei dieser Kundschaft am allerschwierigsten
ist, geringe Qualitäten anzubringen, da sich diese durch ihre Sach-
unkenntnis veranlasst sehen, sich vor 'dem Ankauf sämtliche guten
Eigenschaften vom Juwelier garantieren zu lassen. Wenn man aber
gewissenhaft sein will, so ist es fast unmöglich, einen nennenswerten,
regulären Verdienst zu erzielen.
Es dürfte überhaupt nicht zuviel gesagt sein, wenn man behauptet,
dass jetzt schon in den Mittelstädten, infolge des zu hohen Wertes
des zur ausreichenden Auswahl benötigten Juwelenlagers, vielfach
eine genügende Prosperität dieses Artikels ausgeschlossen ist.
Vermischtes.
un Farbsteine werden augenblicklich sehr stark begehrt, und
zwar vorwiegend in guten Qualitäten.
Saphire werden besonders ausserordentlich begünstigt^und haben
deshalb eine nennenswerte Preissteigerung erfahren; für grössere,
schöne Steine dieses edlen Minerals werden jetzt überhaupt Preise
gezahlt, in welcher Höhe solche bisher noch nicht erzielt wurden.

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