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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0980

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erfährt, wird eine Linie mit 2 Leitungen hergeſstellt,

von welchen die eine ausschlicßtich für die Gespräche
der Theilnehmer, die andere in erſter Linie für den
Jdienſtlichen Verkehr und überdies in Bedarfsfällen

auch zur Abwicklung des Verkehrs zwiſchen den

Theilnehmecn in Benutzung genommen wird. Die

Dauer des einzelnen Geſprächs wird auf 5 Minuten

beschränkt. Die Theilnehmer an der Verbindungs-

anlage haben das Recht, mit ſämmtlichen Theil:
_ nehmern der anderen Stadt-Fernſprech-Einrichtung,
in wechselseitigen Verkehr zu treten und auch von
letteren zum Geſpräch aufgefordert zu werden.
gwei Theilnehmern der beiden Orte, von welchen
weder der eine noch der andere an der Verbindungs-
anlage betheiligt iſt, kann dagegen die Benugung
dieser Einrichtung nur gegen Zahlung von 1 Mk.

650 Pfg. für ein 5 Minuten dauerndes Gespräch
î gestattet werden. ;

_ * Brurchſal, 9. Oct. Von der auf heute feſt-
gesetten allgemeinen Traubenleſe iſt wenig zu be-

merken. Den Rebleuten, die statt mit einem Wagen
mit einem Schubkarren oder Korb in ihren Wein-
berg ziehen, wird man es nicht verdenken, wenn ſie
kein beſonders freundliches Geſicht dazu machen.

. * Eppingen, 8. Oct. Seitdem Herr Weinguts-
beſiter Bronner in Wiesloch als Kandidat der na-

tionalen und liberalcn Wählerschaft aufgestellt wor-
den, iſt auch in unſerem 13. Reichstags-Wabhlkreiſe
die Wahlbewegung eine lebhafte geworden. Nachdem
in letter Zeit von einigen Seiten verlautet hatte,
Daß auch die konſervativen Wähler dieſem Kandidaten
ihre Stimmen geben würden, ſtellt das in Karlsruhe

erſcheinende konservative Parteiorgan dies in Abrede

und versichert, daß von Seiten der Konservativen
Han der Kandidatur des Freiherrn E. A. v. Göler

feſtgehalten würde. _
* Von der Umpfer, 9. Oct. Die leßten warmen

Regentage haben unſern Weinbergen sehr wohl ge-
than. Die Trauben, deren Beeren etwas klein und
HHickhäutig waren, zeigen jett eine Fülle und Schön-
heit, wie ſchon ſeit vielen Jahren nicht. Hoffen
î wir, daß der Herbſt, welcher im Laufe der nächsten
Woche ſtattfinden ſoll, vollends gut vorübergeht,

dann wird unsere Bevölkerung dieses Jahr mit einem
innigen Dank gegen den Schöpfer abſchließen können.
* Heilbronn, 8. Oct. Wie wir hören iſt mit

Sicherheit anzunehmen, daß die Erweiterung des hie-
igen Floßhafens in aller Bälde in Angriff genom-
men wird. Gestern Nachmittag begab ſich eine De-
putation beſtehend aus den Herren: Stadtſchultheiß

Hegelmaier, Adolf Feyerabend, Adolf Heermann und

Holzhändler Mayer nach Stuttgart, um sich dort bei

der Generaldirekton der K. Württ. Eiſenbahnen, dem
Ministerium des Auswärtigen und dem Finanzmi-
niſterium über den Stand dieser Frage zu infor-
mieren und wiederholt auf die Nothwendigkeit der
raſchen Ausführung der projektierten Floßhafener-
weiterung hinzuweiſen. Es wurde dort in Erfah-

runggebracht, daß voraussichtlich ſchon in den Staats-
_ â#ù-ttrt pro 188/87, welcher in der allernächſten Zeit
_ zum Abhſchluß gelangt, eine Position für die Anle-

freudigen Hoffnungen, die bis vor wenigen Tagen !
eine Bruſt geſchwellt hatten. -

î HLange saßen ſie noch in wehmüthig ſüßem Ge-

. plauder bei einander; und erſt als der Mond sich

bis über die Baumwipfel erhoben hatte und cinen
breiten Streifen seines Lichtes über die Jägerhütte
ergoß, machte ſich Helene nach langem innigem Ab-

. schied von ihm los und eilte auf dem einsamen
; Waltwege dem väterlichen Hauſe zu.

Sechszehntes Kapitel.
Noch gewissenhafter, als es Dr. Ramfeld zu er-

. warten gewagt hatte, hielt Kurt sein geſtern gegebenes
Versprechen. Der Kammerdiener hatte den ſtrengsten

Befehl von seinem Herrn, der sich unwohl fühlte,
jede Störung fern zu halten, und für Niemand
war der Gutsherr an dieſem Tage sichtbar geworden.
Uebrigens würde es wohl keinen gegeben haben, der
beim Anblick des Barons nicht an die Wahrheit
seines Unwohlseins geglaubt hätte. Eine so leichens

; : hjaft fahle Farbe, ſo weiße Lippen und so eingeſunkene
_ luugen hatte Kurt noch nie, ſelbſt nach dem wüſteſten

seiner Gelage nicht gehabt, und seinen zitternden
Fingern wurde es ſichtlich ſchwer, die Feder, welche

. er in der Hand hielt, in einigermaßen sicheren
_ Schriftzügen zu führen. .

Das aber verſuchte er an dem heutigen Vor-

Ywittag mit besonderer Beharrlichkeit, und das




Schriftstück, welches er ſchnell unter seinen übrigen

Papieren verbarg, als Ramfeld um die Mittagsstunde

an seine Thür klopfte, hatte bereits einen ganz an-

ehnlichen Umfang erreicht. Langsam öffnete er

L alsdann die versſchloſſene Thüre; aber die Hand,

î welche ihm der Doktor zum Gruße entgegenſtreckte,
schien er nicht zu ſehen. M



gung eines weiteren Floßhafens werde aufgenommen
werden. Vorausſegung von Seiten des Staates ist
hiebei, daß die Stadtgemeinde sich demſelben nach
verſchiedenen Richtungen entgegenkommend beweist.

An der Bereitwilligkeit hiezu darf in Anbetracht des

Umſtandes, daß auch die Intereſsſen der Stadt eine
Erweiterung der hieſigen Hafenanlagen verlangen,
uicht gezweifelt werden. Hiernach geht dieſe schon
längſt auf der Tagesordnung stehende Frage dem-
nächst einer befriedigenden Löſung entgegen.

Aus Baden, 9. Okt. Gestern fand die Schluß-
abrechnung in der Ott'ſchen Erbſchaftsangelegenheit
in Tauberbiſchofsheim ſtatt. Hof- und Ge-
richtsadvokat Dr. Pann wohnte derselben bei. Den
Schluß bildete ein gemeinſames Mahl des Beitrei-
bungskomites und der eingeladenen Gäste im Gaſt-
haus zur Sonne. - Wer ruſſiſche Looſe hat,
ſchaue nach, ob er kein 1866er mit Serie 14,114
Nr. b0| beſizt. Dieſes Loos hat 200,000 Rubel
gewonnen und iſt der Loosbeſißer noch unbekannt.
. In Mannheim wurde der I1sjährige Sohn
eines Schloſſers, der ſcit etwa 14 Tagen die Schule
ſchwänzte und ſich obdachlos herumtrieb, von der
Polizei ausfindig gemacht. Zwei Schutleute mußten
eine förmliche Jagd auf den Jungen E
ſchließlich in einem Haus in die Enge getrieben
wurde, in welchem er sich auf den Speicher und
dann auf das Dach flüchtete. Auf dem Transport
nach dem Gefängniß machte das Bürſchlein einen
vergeblichen Fluchtverſuch. + Süſſigkeiten floſſen in
Mannheim in eine Kandelrinne, indem einem Roll-
fuhrmann ein Faß Syrup vom Wagen fiel und
zerſprang. Mit Auffangen des Nektars war ſelbſt-
verſtändlich die liebe Jugend eifrig beſchäftigt. +
Pfarrer Schmitt von Bühl iſt in Eſ <elbronn,
A. Sinsheim, eingetroffen, um seine neue Stelle als
Pfarrer der dortigen und der Neidensteiner Gemeinde
anzutreten. Herrn Schmitt wurde ein festlicher
Empfang bereitet. + Eingebrochen wurde im Haus des
Matth. Simon in Hockenheim. +- Der 13jährige
Sohn einer Wittwe in Hüfingen trieb an einem
Göpel und wurde von demselben erfaßt. Der
Knabe, welchem der Unterleib ſchwer verleßt wurde,
konnte noch zu Bett gehen, starb aber in ganz kurzer
Zeit. . Der Trajektverkehr zwischen Bregengz-
Romanshorn ſoll mit dem 15. Oktober einge-
richtet werden. Die öſterreichiſchen Schiffe trajektiren
bis jezt nur nach Konstanz und Friedrichshafen.
Der Direktor der schweizeriſchen Nordoſtbahn war
in Betreff der neuen Trajektlinie letzten Samſtag in
Bregenz. – Wirth Frick in Freiburg wurde in
seiner Wirthſchaft von dem ſchon mehrfach beſtraften
Taglöhner Klingele in den Unterleib gestochen. Der
Thäter ergriff die Flucht, wurde aber von einigen
Gäſten eingeholt und, da er auch gegen dieſe Front
machte, thatkräftig zurtickgewieſen, wobei er an Kopf
und Arm so ſchwer verletzt wurde, daß ſeine Ueber-
führung ins Spital nöthig fiel. — Bildhauer Seitz
aus Rom ist geſtern in Freiburg eingetroffen, um
die Aufstellung seines Werkes, der Statue des Erz-
biſchofs Hermann von Vicari, im Münſter vorzu-

Sein Freund befand ſich indeſſen augenſcheinlich
in viel zu guter Laune, als daß er das hätte be-
merken sollen. Er warf einen raſchen prüfenden
Blick in dem Zimmer umher und ließ sich dann mit
großer Gemüthsruhe auf dem Sopha nieder.

„Nun, die Sachen lasſen sich ja ganz gut ant“,
sagte er. „Die Person, die Dich geſtern so ſehr
erſchreckt hat, ſcheint ziemlich harmloser Natur zu
sein + etwas geiſtesgeſtört oder ſo was ähnliches
. jedenfalls durchaus nicht gefährlich.“

Kurt schüttelte den Kopf, ohne daß sich ſeine
düiſtere Miene erhellt hätte.

„Werde ich sie heute noch ſprechen oder nicht ?
Das ist Alles, was ich von Dir wiſſen möchte.“

„Gewiß sollſt Du das, mein Junge, aber Du
begreifſt, daß ich fie nicht hierher beſcheiden konnte,
ohne Aufsehen zu erregen.“

„Nun, so werde ich zu ihr gehen, wo wohnt sie?“

„Ah! Man merkt doch, wie wenig Ueberlegung
Du in solchen Dingen haſt. Es würde noch viel
auffälliger sein, wenn Du dieser Frau ohne greifbare
Ursache einen Beſuch machteſt. Nein, Ihr müßt an
einem dritten Orte zuſammenkommen, wo Ihr vor

jeder Ueberraſchung jicher seid und ungestört mit |_

einander reden könnt.“ ;

„Wird fie sich dazu herbeilajſen ?“

;, Ft ſchon Alles in Ordnung gemacht! Ich habe
durch einen zuverlässigen Vermittler, der natürlich
keine Ahnung hatte, um was es sich eigentlich handle,
bei ihr anfragen laſſen, und sie wird Dich heute
Abend + wenige Minuten nach acht Uhr bei den

Buchenbäumen am Teiche erwarten, wo Ihr Euch

geſtern getroffen habt.“
; „Und wer iſt diese Frau ?“





nehmen. . Badenweiler wurde dieses Jahr y§1 .

Deutsche, 265 Niederländer, 246 Schweizer, ..

4313 Fremden besucht, darunter waren:

Engländer, 210 Franzoſen, 124 Russen, 98 Nord-
amerikaner, 40 Belgier, 29 Dänen, 20 Öſterreicher,
11 Italiener, 8 Südamerikaner, 4 Norweger,

Spanier, 3 Afrikaner, 1 Australier, 1 Oſtindier.
Die Zahl der Fremden betrug 1879: 2530, 1880 :
3651, 1881: 3643, 1882: 3984, 1883: 4088. —
Am Kniebis iſt ein einzelſtehendes Haus abgebrannt.

Eine fremde Frau rettete zwei allein zu Hauſe be

findliche Kinder.

/

Bermijrchtes.
. [Das zehnjährige Jubiläum des

Weltpoſtvereius.] Am 9. Oktober feierte der

vor allem durch deutſches Verdienst in's Leben g
rufene Weltpoſtverein sein 10jähriges Jubiläum.

Durch denſelben iſt um alle geſitteten Nationen ein.
ſichbares Band der segensreichſten Art unter deutſchee.
Führung geſchloſſen. Des Generalpoſtmeisſters Stephan.

geflügeltes Wort: „die Poſt iſt eine Freundin der
Nationen geworden, eine Bötin des Völkerfriedens
eine Beförderin des Wohlstandes, ein Machtelemen
unſeres Vaterlandes“, iſt in diesem Sinne in Er-
füllung gegangen. Die gewaltigen Erfolge der

Weltpoſt laſſen ſich unſchwer aus den ſtatiſtiſchen 1
Notizen erkennen. In Europa ſind fast täglich ..

16 Millionen Briefe unterwegs. Nach den neueſtet!
Nachweisen betug in Deutschland die Zahl der

jährlichen Briefe 630 Mill., Karten 275 Millionen.
Drucksachen und Waarenproben 180 Mill., Zeitungen
368 Mill., im Ganzen 1526 Mill. Sendungen
von denen etwa !/, jf det Hege falt .
te Poſt ca. 1U. .

Täglich werden durch
alſo 151/, Miliarden Werth jährlich übermittelt.
70,000 Poſtbedienstete waren dazu in 10 600 Poſt-
anstalten thätig, 52 000 Briefkasten, dienten in
37 000 Orten zur Aufnahme der Briefsendungelt-
12000 Wagen, darunter ca. 2000 reichseigent

zur Beförderung. Die Vermehrung der Poſtſen?-

ungen im letzten Jahrzehnt betrug rund g4 pet.
die Vermehrung der Bevölkerung dabei nur
pCt. In Berlin werden in der Minute über 200 _

10

Briefe sortirt, 1400 Kilo Poſtkarten werden in
Deutschland täglich hergeſstellt,

Nicht weniger als, 1200 Taxen hat der Well
poſtverein beseitigt;
nationale Verwaltungsgemeinschaft, welche ihre
Mittelpunkt in Bern hat.

ſchlichtet, eine in 3 Sprachen erſcheinende Zeitſchrt

l’Union postale veröffentlicht und die dienstlichen

Mittheilungen sammelt. Nur wenige Gebiete Süd-
amerikas, Australiens und das Reich der Mitte
sind bis jezt vom Weltpoſtverein, deſſen Einwohnet?
zahl ca. 800 Mill. beträgt, noch
Durch Nebenverträge iſt auch der Austauſch yon

Werthbriefen, Poſtanweiſungen und kleinen Packete! ,

„Es herrscht einiges Dunkel in Bezug auf ihre.
Perſon. Eine Abenteuerin, wie ich vermuthe! Nun.

Du wirſt ja selbst sehen !“

„Ja, ich werde sehen“, wiederholte Kurt lane.
sam und nachdrücklich. Und ich werde es auch

durchschauen, wenn ich zum Opfer irgend einer Br

trügerei gemacht werden soll. Ich werde es durch

schauen, verlaß Dich darauf !“
Ramfeld zuckte die Achseln.

„Was hätte ich davon für einen Vortheil!

Thue Du nur immerhin, was Dir beliebt; *
werde meine Maßregeln schon noch rechtzeitig zu
trefittt fer! mich hèute Abend nicht an den O

der Zusammenkunft begleiten, Paul“, sagte ve
Baron nach einer Pauſe. „Ich verlange das v

itt Gar auch gar nicht meine Absicht! Ich habe
am Nachmittag in dem kleinen Neſt hier, das ſs

wenn ich nicht irre, ſogar eine Stadt nennen, ett?

zu thun und werde schon in zwei Stunden hahit ;

fahren.“

„Bah! — was ſollte mir das nüten, wo
bei Deiner Unklugheit noch heute Abend alle
graphendrähte wie ein Spinngewebe umſ
könnten. +– Wenn ich das wollte, so würde ur

| schon längst davon sein. ~ Mach’ Dir darum n!

keine Sorge !“

„Mir wär's übrigens ganz gleichgültig! 1

entgehſt Deinem Schicksal doch nicht, das wei



ganz gewiß !“ :
' ; (Forſetung folgt.)

1

278 Formulare.
für Poſtkarten gibt es in diesen Vereinsſtaaten.

er iſt die bedeutenſte intet .



Dort befindet ſich das y
internationale Bureau, welches die Streitigkeiten.

ausgeschloſſen.

„Du willſt Dich in Sicherheit bringen ?“ mich .
Tele: !
ling? ;


 
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