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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0979

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: Hamſtag,
Verantwortt. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
Erscheint t ä gli ch auße.

üetsetberg : monatlich
zogen



r Montag. Abonnementspreis für
45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr.

H 238.

M Bestellungen auf das Heidel-
berger Tageblatt pro W.
Quartal, werden noch fortwährend von allen
oſtanstalten und Briefträgern angenommen.

Die Expedilion.

Deutſches Reich.

Berlin , 9. Okt. Aus diplomatischen Kreisen
verlautet mit großer Beſtimmtheit, daß die Congo-
ſutierenz icht befcloſet: Sache ſei und in Berlin
L EI gw hut fen
ird in der zweiten Hälfte dieſes Monats zu dau-
?rndem Aufenthalt in Berlin erwartet.

Sigmaringen, 8. Okt. Wie man der Nat.-3.



z:: U;§tt uus brtsel ts
Vorkehrungen getroffen. Wie betannt, zes 19:
îiser zur Feier nach Sigmaringen kommen und
wird aus diesem Grunde der Aufenthalt in Baden
gs etwas ausgedehnt. Auch das kronprinzliche

Aar wird erwartet. Der König und die Königin

: Frankreich.
f Paris, 8. Oct. Der in den Telegrammen vom
jzanzöſch-chineſiſchen Kriegsſchauplatze in letzter Zeit
fr läufig erwähnte Ort Kelong iſt ein an der Nord-
ce Formaſas gelegenes Städtchen von 4- bis 5000
inwohnern, der Hafen liegt 8 Kilometer von der
Ftadt und iſt für Seeſchiffe wegen der zahlreichen
?lſenriſſe am Eingange ſehr gefährlich; der Ein-
t Bust vyn es. sss geſchäst, bis Courbet am
hae iguſt und 1. Oct. bombardirt und genommen






lie ; der Hafen von Tanqui, den Lespes besetzt hat,
y. 9t auf der Nordwestseite Formoſas, 50 Kilometer

1 Kelong. Der Eingang zu dem breiten Betts
(s Tamſuiſtromes wird von einem 883 Meter hoch
uegenden Forts beherrſcht. Weiter ins Land hinein
gen zwei hicrgfpigen von 614 und 376 Meter
Vöhe. Die Flußbarre besteht aus Sand- und Stein-

W Weiter südlich von der Stadt liegt das

Im Hauſe des Yerderbens.

Criminalroman von R. Ortmann.



î(37. Fortsetzung)

t ja! Es fährt gegen acht noch ein Poſtom-
Uhr er kommt, so viel ich weiß, um halb neun








| cs !r< Neudorf, und von da, bis Brandenstein
: [zt ger Suuze meh ich diesen Om-
|C fryuteſ! ~ Ich danke Ihnen für Ihre

§,7D, bitte, bitte!“ knixte die behäbige Dame.
bestehe damit jederzeit gern zu Diensten ! Wer:
ie dann noch in dieſer Nacht zurückkehren ?“
hin „Ich glaube wohl ; aber unmöglich ist es immer-
niht 9t, daß ich ausbleibe. Ich wünsche jedenfalls
t, irgendwie erwartet zu werden.
een s war unverkennbar, daß er das Gespräch als
det ansah, obgleich die dralle Wirthin den so
ej. ell abgeriſſenen Faden gern noch eine Weile fort-
jugonnen hätte. So zog sie sich denn bescheiden
;.. obwohl sie sich auf dem Wege nach ihrem
kun, ner einigen Kopfſchüttelns und einiger Bemer-
Lesen, die wie ,„ſonderbarer Mensch“ oder etwas
"liches klangen, nicht enthalten konnte.
i) D0lmfeld ſtellte zur Befriedigung der nerven-
men, hen unter ihm Wohnenden seine Zimmerpro-
tee ein, und begann sich, obwohl er noch meh-
rid, Stunden Zeit hatte, für seinen Ausflug anzu-
und en. Schon hatte er den Hut auf dem Kopfe
twagent Griff der Thür in der Hand, als ihm noch
ve, ~ einfiel. Er ſchloß seinen kleinen Handkoffer
' einmal auf, nahm einen mäßig großen Re-

f



VYerkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg,
bach, Necarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen,

îchreibt, werden hierſelbſt zu der am 21. d. M. in

M Rumänien sind bereits nach Sigmaringen abgereist.



(General-Anzeiger.)

alte rothe Fort, in welchem sich das engliſche Con-
ſulat befindet. Die Regenzeit, die für Formoſe An-
fang October beginnt und bis Anfang Mai dauert,
iſt unfreundlich und ungesund, die Sommerhitze sehr
ſtark ; heftige Stürme sind häufig. Tamſui hat trotz
eines sehr ungeſunden Klimas in den letzten Jahren
ſehr zugenommen; die chineſiſche Stadt hat 16- bis
20000 Einwohner. Der Thechandel, besonders
nach Amerika, hat hier einen großen Aufschwung
genommen, seit der Hafen 1864 dem auswärtigen
Handel eröffnet wurde. An Europäern ſind faſt
nur Engländer in Tanmſui unter dem engliſchen
Conſul Frater ansässig. j
Paris, 9. Okt. „Havas,, medet aus Hanoi.
Negrier stieß geſtern bei Kep auf 6000 chineſsiſche
Reguläre, welche eine von Verſchanzungen um-
gebenes Centralſchanzwerk besetzt hielten. Die
Chineſen begannen den Angriff und ſuchten die
Franzoſen zu umringen. Das Gefecht dauerte von
früh neun bis Nachmittags zwei Uhr und endete
mit der Flucht der Chinesen und deren Rückzug
nach der chinesischen Grenze; die Chineſen, vom
Rückzuge abgeschnitten, flohen in vereinzelten Haufen
in der Richtung nach Dvognan und wurden verfolgt.
In Kep, wo die Chinesen bemerkenswerthen Wider-
ſtand leiſteten und welches die Franzosen umzingelten,
mußte Bresche geſchoſſen werden; das Centralſchanz-
werk wurde mit dem Bajonnet genommen. In Kep
allein verloren die Chineſen 600 Todte. Die

Franzoſen gingen sehr nuithig vor und operirten

mit solcher Umsicht und Entschiedenheit, daß man
sich der Rückzugslinie des Feindes bemächtigen

konnte. Das gesammte Kriegsmaterial der Chineſen

und eine große Anzahl von Maulthieren und Pferden
fiel in die Hände der Franzosen. Von den Franzosen
ſind ein Käpitän und einige zwanzig Mann todt, acht
Offiziere und fünfzig Mann verwundet, Negrier
und ein Ordonnanzoffizier leicht verwundet. Gene-
ral Briere iſt nach dem Schauplatz der Operationen
abgegangen. i ; -

; Paris, 9. Okt. Ein Telegramm der Ag. Havas
aus Shanghai vom 8. Oktober besagt: Das Bom-

bardement von Tamſin begann am 2. Oktober und-

Weinheim, Schwebiugen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos. |
Walldiru, Adelshrim, Tauberbiſcthoſsheim & Wertheim. :

11. Oktober



Druck und Verlag von Wu r m & Pfeff er in Heidelberg. h ;
Expedition Brunnengaſse 24. Hes
zeigen: vie lgpygltige Petitzeile oder

deren Raum 5 Pfg.
fü ärt Pfg. § Rabatte..

Bei mehrmaligem Erscheinen

dauerte noch am 6. Okt. fort. Sämmtliche Forts
wurden zerstört, und die Häuſer der europäiſchna
Einwohner sind von den Kugeln arg mitgenommen.
Die Einwohner ſelbſt haben nicht gelitten. De.
Chineſen ſind stark verschanzt.
England. . d
London, 8. Okt. Der britische Dampfer „Mire.
mar“ aus Glasgow ist auf der Reiſe von Yokohama .
nach Hongkong mit Mann und Maus zu Grunde .
gegangen. Rur 2 chu m
merika. ...
New-Yorkt, 7. Oct. Briefe aus Callaoe, wo
gegenwärtig die britiſchen Schiffe „Pelican“ und
„Heroine" sowie eine große Menge anderer aun
ländiſcher Schiffe vor Anker liegen, um étvaige.
Flüchtlinge an Bord zu nehmen, + schildern die.
dortigen Zustände als äußerſt ungeregelt. Der Prä- 's
sſident, der von den siegreichen Chilenen eingesſctt .
wurde, soll bei der großen Masse des Volkes ſcth.
mißfällig angeschrieben stehen; deren Günſtling fir.
das Amt ist General Casceiras. Gegen Ende Auguſt .
kam der General an der Spitze von sechshundeete.
Mann sogenannter Truppen, die hauptſächlih ane
halbverhungerten Indianern aus dem Innern be
ſtanden, in Lima an, mit der Absicht, sich als Prien.
ſident zu proclamiren. Seine beabsichtigten Bewe- .
Hr h qrrzen i . Lua aut! w f ,
bis in die Mitte der Stadt vorzudringen, als se.
ein ſchreckliches Feuer aus Gardner- und Gatlin.
Kanonen aus den Häuſern und von den Dächet.
gegen dieselben eröffneten und ein fürchterliches .
Blutbad anrichteten. Von den 600 Mann retteten .
nur wenig ihr Leben, darunter der General. Dee
Correſpondent fügt hinzu, daß die beiden britischen i
Schiffe mehrete Monate in Callao verbleiben wren.
den, daß Jedermann bankerott und in Trauer nach
ret Kriege iſt und daß die Aussichten daher ſehr e
trübe sind. zA







Aus Nah und Fern. ww
* Mannheim, 8. Oct. [Fernsprech-Einrictuan.
Mannheim- Frankfurt.] Wie die „N. B. L-ßtgn.



volver heraus, in welchem, nach den aus der Trommel
hervorragenden Zündſtiften zu urtheilen, noch drei
Patronen steckten und ſchob denſelben in eine Taſche
seines Rockes. Dann zog er das kleine Billet her-
vor, das er im Laufe des Nachmittags wohl doch
mehr als fünfzigmal gelesen hatte, und verbrannte

es an der Flamme einer Kerze. Draußen erkundigte

er sich nach der Abfahrtsſtelle des Poſtomnibus und
ſchritt derselben in der gespannteſten Erwartung und
mit dem glühenden Wunsche, die Viertelſtunden
möchten sich in Minuten verwandeln, haſtig zu.

Etwas weniger aufgeregt vielleicht, aber jeden-
falls nicht minder fröhlich war zu derselben Zeit der
Gemüthszuſtand Nikolaus Werner's. Heute Abend
sollte ja die letzte Zuſammenkunft mit Helene von
Nuggenhagen ſtattfinden, und die ganze Leere und
Nichtigkeit seiner hoffnungslosen Zukunft gähnte ihm
zugleich mit diesem Gedanken so trübe und entmu-
thigend entgegen, daß er sich am liebſten in dem
dunkelsten Winkel eines Urwaldes versteckt hätte, um!
ſich uit ſein Wehe vor allen Blicken der Menſchen
zu verbergen. ; u .

Um die verabredete Stunde war er oben an
seinem Platz in der Jägerhütte und diesmal war
es Helene, welche ſchon gewartet hatte.

In kurzen Worten erzählte er ihr, wie der ge-
ſtrige Tag die Entscheidung ſchneller gebracht habe,
als er es ſelbſt geahnt, und wie es jetzt keinen

Zweifel mehr über ihre nächſte Zukunft gäbe. Die

Trennung war zu einer unabänderlichen Nothwen-
digkeit geworden, und er bemühte ſich, ihr den
Zwiſchenfall gleichſam als ein Machtwort des Schick-



sſals darzuſtellen, gegen das es kein Sträuben und
I



Helene zeigte ſich nach dieſer Mittheilung weniger
erſchüttert und muthlos, als er es gefürchtet hate.
Sie lehnte ihren Kopf an seinen Arm und fagieen.
ohne ihn anzuſehen, mit einer gewiſſen wehmüthigen .
ſaſtg: müſſen wir denn scheiden, Nikolaus, unn .
müssen auf eine glücklichere Zukunft hoffen. – Ih.
habe gestern noch einmal mit meinem Vater ge- .
ſprochen, und ich weiß jetzt, daß auf seine Einwilli- .
gung niemals zu hoffen wäre. Ohne die Hoffnua«an
fl t NU tr lr
r us Str, versprechen, daß Du zurüice.
ÀntetetÊÊÇÊÊStee
M 4 tete re V; igtrn

werde, allem Widerſtand meines Vaters zum Trogen.

Mit zuckenden Lippen verſuchte er, sie davon zu
überzeugen, daß ihr Abschied am besten ein Abſchen.
für's ganze Leben wäre; daß er keine Hoffnung hab.
ihr jemals cine Stellung in der Gesellſchaft zu sichern

wie sie ihrer würdig ſei; daß vielleicht eine ganze .

Reihe von Jahren darüber vergehen müſſe, ehe een.
überhaupt daran denken könne, ſich einen eigenn .
Herd zu gründen, und daß sie ihn gar bald ven
geſſen haben werde. Aber Helenens Entschluß wean !
cin felſenfeſter. Sie wußte alle seine Vorſtelueam.
und Einwendungen mit dem Hinweis auf ihre ſaren.
und treue Liebe niederzuſchlagen, und vor ihem
Muthe ſchwand endlich die unter schweren Kämpfen.
errungene Entsagungskraft des jungen Mannes de.
hin. Er ſchloß sie feſt in seine Arme, gelobte ihe
alles, was sie von ihm forderte, und ließ ſich durch
ihre Zuversichtlichkeit ſelbſt zurückwiegen in jet





 
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