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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 2.1911-1912

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Nr. 57 (April 1911)
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Adler, Joseph: Alles aus Liebe zur Kunst
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Nr. 58 (April 1911)
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gemeinschaftlichen Wirken zu vereinen, dazu
bedurfte es des neutönenden Genies von
Richard Strauss.

Der Fürst vergisst des Fürstners. Es ist doch
schliesslich auch sein Verdienst, dass der harm-
lose Zusammenhang zwischen Eisenbahn und Musik
auf der Drehscheibe der Geschäftspraxis zu einem ge-
meinschaftlichen Wirken aneinandergekoppelt wurde.
Alles was dem Wesen der Kunst zuwiederläuft wird
hier zu ihrer Popularisierung unter Volldampf gesetzt,
der Kaufmann und die Presse stellen fiir d e n E r -
öberungszug eines Musikwerkes alle
Signalscheiben auf Erfolg, und der Orts-
verkehr einer Operngemeinde wird über
die Fernstrecken der ganzen Kunstwelt
g e 1 e i t e t. —

„Amiisieren sie sich gut beim Rosenkavalier.“ Mit
diesem Wunsche liess d^er Mann an der Billet-
sperre die Damen passieren. Die Herren vergnügten
sich schon auf dem Wege zu Oktavian Rofrano. Ueber
das Fehlen eines Speisewagens waren sie sehr ent-
täuscht, doch schon in Röderau machten sie Tanz-
übungen auf dem Perron “ Die Intellektuellen, so
nennt einer die Musikverständigen, blieben ernst, sie
lasen im Führer durch die 118 Leitmotive der Oper
und das kann gewiss kein Amiisement sein.

1m Opernhaus in Dresden sah man alle seine
Coupegenossen wieder, und

obgleich man darauf vorbereitet sein musste,
wirkte das doch ein wenig varstimmend. Denn
die Kunst verlangt nun einmal, dass man, um
sie vollkommen zu geniessen, seine Gedanken
völlig auf das dargebotene Werk richtet und
alle Verbindungen vergisst, die zu dem lauten
Leben dort draussen fiihren.

Wenn man den für die Rückfahrt geltenden Teil
der Sonderzugkarte doch nicht verfallen lassen kann,
muss man an keine Verbindungen denken Nur vor
Beginn der Ouverture, „da man nun schon einmal nicht
gar zu heilig gestimmt war,“ brauchte es keinem
zu entgehen,

dass selbst der Theaterzettel noch eine Hin-
deutung auf die Eisenbahn enthielt: die Roile
des Ochs von Lerchau wurde nämlich von
- Herrn Perron gesungen, dersich nach den Regeln
des Deutschen Sprachvereins eigentlich Bahn-
steig nennen müsste

Und die 118 Leitmotive. Nunne, wo bleibt dein
Witz? Doch als das

Straussische Tongemälde sich zu enfrollen be-
gann, vergass man bald Sonderzug und Um-

gebung. Man mühte sich, in diese
seltsame musikalische Welt einzudringen,
und fühlte rasch, auch wenn man
sich gar nicht berechtigt und
imstande glaubte, ein Urteil abzu-
geben, dass hier ein grosser Künstler in seiner
Weise sich äusserte.

Für den Journalisten äussert sich selbst
n o c h der grosse Künstler in seinem Werke.

Acht Tage nach der „Fahrt der Rosen-
kavaliere“ vermittelte uns das Rose Quar-
tett das Auftreten des kleinen Korngold. (Mozart
rechts, Beethoven links, das Wunderkind in der Mitten.)
Und ein verblüffter Johannes D. konnte dem
Trieb nicht widerstehen, in einem demokratischen Blatt
auszurufen:

Dass Korngold in dieser Beziehung da
anfängt, wo Strauss oder Reger aufhören,
will mir nicht überraschend erscheinen, viel-
mehr als ein Zeichen dafür, dass wir es hier
in späteren Jahren vielleicht mit einem
grossen sch öpf e risc he n Genie zu tun
bekommen werden.

Nun wissen wir auch schon, wo Strauss und Reger
aufhören. Aber für den Anfang wollen wir die Drohung;
dass wir es bald mit einem neuem grossen Genie
zu tun bekommen werden, nicht zu ernst nehmen,
und es wird noch ein Weilchen Zeit haben: zum Aus-
ziehen des Jaketts derNotwehr und dem Auf-
krempeln der Hemdärmel der Ent-
schlossenheit.

Joseph Adler

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