Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (2.1911-1912)

Qeorg Tappert: Der Clown / Originalholzschnitl

Sie lesen von der Qröße der Römer. Es ist
ein wasserfarbenes Qerede: Triumpf, Sieg, Nach-
weh und Ruhm.

Vor mir sitzen in den Bänken die andern Schü-
ler mit der Nase in den Büchern und einer liest, an
die Bank hinten angelehnt, seine Übersetzung vor.
Ach es ist unerträglich. Die Sonne scheint, und ich
Jangweile mich. Ich blättre in meinem Buche; will
lieber drüben weg schauen. — L’Arlhesienne. —
Seltsam, — was zieht mich das Wort an. Es klingt
mir so bekannt, so vertraut. L’Arlhesienne. —
Und rührt an etwas in mir; wie ein verschwim-
mendes Lächeln. Immer wieder klingt es in mei-

nem Ohr; ich hasche danach. Nichts ist da —

Summ, sumrn. — Langsam will es auftauchen.
Im Traum; wir gingen üb'er den Danun. Wir
sprechen von Büchern. An der Bordschwelle
trennten wir uns. Er reichte mir zum Abschied die
Hand. Und da sagte er zu mir mit seiner ruhigen
Stimme: „Lesen Sie auch L’Arlhösienne“. Dann
ging er. Mir wurde süß und heimlich zu Mute, und
ich wachte auf. —

Im Traum, im Traum. Ich sitze auf meiner
Bank ganz angelehnt. Mit halbgeschlossenen Au-
gen. Wieder suchend und verloren.

Es läutet. Ich nehme melne Bücher und gehe.

Draußen regnet es. Schmutz liegt auf der Straße
und die braunen Pferde dampfen. — Einige gehen
mit mir im Regen. Wir sprechen von dem Wetter
und anderem. Wir gehen über die Brücke. Plötz-
Iich fällt mir jenes ein, und ich muß lächeln. —
Aber wieder fühl ich es summen; es erfüllt mich. —
Mein Zimmer. Stül. — Ich habe mich auf mein
Bett geworfen. Eine seltsame Unruhe ist in mir,
eine eigene tieftiefe Spannung; meiner Seele ja,
heimbch, nach innen gezogen. Ich versinke in mich,
es löst sich alles in mir. Wispert wie ein liebes At-
men, Schmauchen, Näherschlürfen. Ich finde es
wieder; ach wenn ich es wieder fände.

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