Machtſtellung erſchüttern. Das iſt nun keines-
wegs die Folge der diesmaligen Centrumsverluſte-
Die Militärvorlage wird vielleicht eine kartellparteilich-
polniſch⸗ antiſemitiſche Mehrheit finden, aber es giebt
feine Kartellmehrheit, das Centrum behält für die
weitere Entwicelung ſeine ausſchlaggebende Stelluns
in der Mitte mit der Mbalichleit, eine poſitive Mehr-
heit nach rechts hin und eine Abwehruiehrheit nach
finf8 hin zu bilden. In der Hauptſache bleiht eS in
der jebigen Stärke ſo gewichtig, wie in der frü-
heren. 0 A
Betrachten mir das Dutzend Wahlkreiſe, das hier
in Belracht kommt, ſo müſfen wir zunächſt zwei als
ganz eigenartig ausſcheiden.
Malmedy-Schleiden in der Rheinprovinz und
YHaden-Raftatt in Baden haben ihre früheren Abge-
oͤrdneten wiedergewählt, die Herren Arenberg und
Qender. E3 ſind weniger die Wählerſchaften, als
die beiden Vertreter dem Centrumsprogramm in
dem gegenwärtig entſcheidenden Punkte untrew ge-
worden. Der per föntiche Einfluß der beiden
Maͤnner gab diesmal den Ausſchlag. Mit einem Ver-
luſt dieſer Kreiſe an eine gegneriſche Partei braucht
man gar nicht zu rechnen.
Voͤn den übrigen zehn Kreiſen entfallen auf Oſt-
preußen 1, Weſtpreußen 1, Schlefien 2, Rheinpropinz
2, Bayern 3, Baden 1. |
Sn Sſtpreußen iſt Allenftein- R öffel ver-
toren gegangen, aber nicht an einen Kulturlämpfer
oder Sozialdemokraten, ſondexn an einen Polen.
Auf einen Einbruch von dieſer freundnachbarlichen
Seite hatte man ſich nicht gehörig geriſſtet. Die Sache
märe troßdem gut gegangen, wenn nicht viele in Ber-
finer Führung gerathene Handwerker jonderbarer
Weiſe für den Polen geſtimmt hätten, obſchon doch
das Centrum wirklich etwas mehr gethan hat, als
die polniſche Fraktion: Die dortigen Ceutrumswähler
ſind unſanft aufgerüttelt, hoffentlich aber nicht ent-
muthigt worden.
Sn Weſtpreußen iſt der Kreis Danzig:
Qand, der eine proleſtantiſche Bevölkerungsmehrheit
Hat, diesmal dem Reichsparteilex zugefallen. Da der
KreiZ in der Hitze des Kulturkampfs (1874—1877)
noch nationalliberal vertreten war, ſo kann man über
einen zeilweiligen Rückfall nicht ſonderlich überraſcht
fein. Das nächſte Mal beſſer!
In Schlejien der ſchwer gefährdeten Centrums-
provinz, ſind nur zwei ſpät eroberte und anerlanut '
unfichere Wahlkreiſe verloren gegangen: Breslau-
Neumark, der fruͤher Huene ſche Kreis, in unmittel
harer, Folge der Fraktiduswirren zum Reichztagsſchluß
an die Konſervativen, Reichenbach⸗Neurode an die
Sozialdemokraten, weil die Conſervatiben die dort
- unentbehrliche Stichwahlhülfe nicht ordentlich geleiſtet
haben.
Weſtfalen hat ſich am Beſten gehalten: es
ſind da nicht bloß alle Centrumzmandate behauptet,
fondern auch noͤch eins — Bochum — gewonnen
worden.
In der Rheinprovinz iſt leider Eſſen ver-
loren gegangen, aber weniger an die nationalliberale
Partei alz an den großen Arbeitgeber Krupp. Die
Scharie kann und muß durch raftlofe Axbeit aus-
gewebt werden. Ebenſo die in Nors Rees wo
der konſervative Landrath mit Hülfe des Beamtenein-
fluſſes und des ſtarken Drittels Proteſtanten u. auch
mit der Berufung auf ſeine katholiſche Confeſſion
diesmal die Mehrheit erlangt hat.
Zn Bayern haben wir drei Verluſte zu ve-
klagen und zwar a us ſch ließhich in Niederbayern
wo die Bauernhündler im Verein mit Dr. Sigl das
Volt velhetzt haben Unſere Gegner rechnen auch
das als Erfoͤlg, obſchon die neben dem tollen Preußen-
frefſer Sigl gewählten‘ Bauernvertreter viel oppofi-
"$ioneller {ind als dus Tentrum. Die heiden Bauern-
vertreter werden in Berlin vorausſichtlich etwas
kluger und centrumsfreundlicher werden. Seltſamer
Weiſe bezeichnet der Keichs Anz.“ in ſeiner amt-
lichen Zujammenftellung die anſaſſigen bayeriſchen
„ Bauern als „Bund der Landwirthe“, als wenn es
treue Trabanten des Herrn v. Plötz wären — und
Dr. Sigl wird ſogar mit dem (Cehtrum) verſehen,
bekäinpft als jeinen „preußifjchen“ Wauwauh
In Baden iſt — abgeſehen von dem Lenderſchen
Kreis — nur in Lorrach eın Unfall eingetreten.
' Damit kann man wirklich zufrieden ſein, da wir in
Baden niehrere kritiſche Kreiſe haben, zu deren Behaup-
tung Glück gehört. Loͤrrach zählt nur eine ganz
fluͤher eine ſo ſtarke nationalliberale Godhburg, daß
3. B, 1881 ‚der Cenirumstandidat mit 5160 gegen
9806 Stimmen glänzend durchfiel.
Alſo im Ganzen (abgeſehen von den zwei Kreiſen
des Brinzen Areuberg und Lender) zehn Verluſte und
einen Geiviun. Dieje uuliebſame Erfahrung ſchadet
uns weiter nicht, wenn überall die rechke Lehre
daraus gezogen wird, ſofort an der Verbeſſerung
der Organifation zu arbeiten und die Wiedergewinn-
ung des verlorenen Terrains ſowie die Sicherung des
noch vorhandenen von langer Hand mit Umſicht und
Ausdauer vorzubereiten. Alles in Allem genommen,
erſcheinen dieſe Einzelverluſte verhältnißmäßig ge-
ying angeſichts der au ßetordentlıcdhen Schwie:
rigfeiten, die auf unſerer Seite und der beſonders
günftigen Momente auf der Gegenſeite In dem
grimmen Kampfe um Sein oder Nichtſein hat das
Die Ablehnung der Militär-Vorlage
erfolgt, ſo wird der „Deutſchen Reichszeitung? aus par-
lamentariſchen Kreiſen geſchrieben, ſicher,
helm bedeckt, verlas er die Thronrede. Einzeli
Stellen, wie diezwingende Nothwendigkeit der GHeeres
vermehrung“ und die „Srreichung derſelben mit alleX
zu Gebote {tehenden Mıtteln“ hob er durch ſcharfe
Betonung hervor: Die heiden letzten Saͤtze wurdel
durch Beifalsrufe unterbrochen, im Uebrigen die Ked“
ichweigend angehört. Al3 fie beendet mar, ieß DE
an undimprovifirte : „Und nun.gehen Sie hin, gechrt
dieſes Werkes zuUM
ſeinen Segen zum Zuſtandekommen
Der Reichsfanzl®?
Amen!“
Vorlage gelten ließ auch jetzt gelten laͤßt. Und das
muß fie doͤch wohl. 11 Polen ſtimmen gegen,
nur 8 für die Vorlage: wenn der Fraktions zwang
ſeine Wirkung that/ um al le Mitglieder zur Abſtun-
mung für die Vorlage zu zwingen als nur 9 dafür
gegen die Vorlage zwingen, da 11 gegen dieſelhe
und nur S-für
Falls aber die Freunde der Vorlage ſich diesmal
Vorlage ſtimmen wollen, dann hängt allerdings das
von einer einzigen
Stimme ab.
Daß bei dieſer Sachlage den Polen die weiteſtgehen-
den Vergünſtigungen angeboten werden, um ſie für
die Vorlage zů gewinnen, iſt ſelbſtoerſtändlich,
aber auch ebenjo nuß103. Denn die Polen haben
ſeit 1876 vieles erfahren, vieles gelernt. und nichts
vergeſſen und nichis vergeben: ſie wiſſen, daß jede
Conzeifion,. die ihnen heuie gemacht wird, um ſie für
die Militärvorlage zu gewinnen, 14 Tage nach der
Abſtimmung wieder entzogen werden kaan; und das
bisherige Verfahren der königl. preubiſchen Staats-
regierung iſt nicht geeignet, bei den Polen die Ueber-
zeügung hervorzurufen, daß dex Kultusminiſter und
der Buͤndesrath die ungünſtige Meinung, die er von
den Polen Hat; dauernd ablegen werde.
Für die zukünftige Geſetzgebung über
polnifhe Angelegen heiten liegt e& aber im
Zutereſſe der Polen, daß der und
die preußiſchen Mitglieder deſſelben Yurch eine ein-
ſchneidende Thatſache wie die namentliche Abſtim-
mung über die Militarvorlage im Juli d. J., es
ſchwaͤrz auf weiß vor ſich ſehen, daß das Zünglein
an der Waage neben dem Centrum auch die Polen
bilden. Ueßrigens ſind Centrum und Polen im Ab-
geordnetenhauſe ſtets miteinander gegangen; die kurz-
zeitige Trennung der Polen vom Centrum im Reichs:
lage iſt jezt vorüber. Daß einige militärfreundliche
polniſche Reichstagsmitglieder jetzt noch wiedergewählt
ſind, iſt nur beſondexen Umſtänden zu verdanken; die
polniſche Bevölkerung iſt der Mehrheit nach gegen
die Militärvorlage. Alſo Ablehnung oder nur mit
ein bis zwei Stimmen Mehrheit der Abgeordne-
ten erfoͤlgende Annahme der Militärvorlage, während
die Mehrheit der Wähler im ganzen Reiche ganz
übereinftimmend gegen die Vorlage iſt: eine pein-
liche Lage für Bundesrath und Kaiſer.
Eın ſo wichtiges Geſetz wird, mit ſo winziger
Mehrheit beſchloſſen, nicht vom Bundesrath geneh-
migt werden — ohne Schädigung des Anſehens des
deutſchen Reiches.
Deutſches Reich.
*' Berlin. 4, Juli. Wie die /Nationalzeitung“
hört, hat der Kaiſer dem Finanzminiſter Miquel das
Großkreuz des Rothen Adlerordens mit der Krone
Reichstag.
WBerlin, 4. Juli.
Alterspräſident Dieden leitete die eyſte Sihung und
berief die hrovſſoriſchen Schriftführer. Bei der Abzählung
ergab ſich die Anweſenheit don 291 Mithliedern. Morgen
findet / die: Präſidentenwahl ſtatt
Aus Baden.
Heidelberg, 5. Juli.
@ Der Reichstag iſt eroffnet! Die Etöffnung
fand im Weißen Saale mit dem üblichen großen
Ceremoniell unter Aufmarſch der Schloßgarde Com-
— — —
{
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bunten Uniformen und Hofkleidern hatten ſich einge-
gefunden und nahmen dem Throne gegenüber Auf-
ſtellung. Von der Volkspartei, den Antiſemiten und
2 Upr erſchien unter Voraͤntritt der Hofchargen der
den Miniſtern, dem Bundesrath und der Generalität
gefolgt Er wurde mit dreifachem Hoch begrüht, das
der Alterspraͤſident des Reichstags, Herr Dieden,
ausbrachte! Stehend, das Haupt mit dem Küraſſir-
ſchloß der Aft. — FJa, möge Gott ſeinen Sege®
geben zu den Arbeiten, zu welchen die vom 2
gewählten Vertreter berufen ſind. Sicherlich wird
der Reichstag” bewilligen was zur "Erhaltung D°
Friedens und des Anſehens des Reiches nothmenDig
zu prüfen und diejenigen Forderungen, welche 4 er
wirthſchaftlichen Kräfte des Landes gehen, a b z u 1 eh
nen Möge aber ganz beſonders der Reichstag venigſten
in den fpäteren. Tagungen, die wirthfchaft
und ſozfalpolttiſchen MAufgaben
die ihm vorliegen mit der Hülfe Gottes zum Wohl
des Vaterlandes und zum Befjten“ zahlreicher Boll®
klaſſen erledigen — Erledigen wie das Bolk es 1
Staat?
wejen 3u ermwarten berechtigt ijft. Das walte der allt
— Ehren Ahlwardt In einem „offenen Wor
an ſeine Waͤhler in Friedeberg-Arnswalde hat He
Ahlwardt erklärt: „Meine Konjervativen Gegne“
ſagen, ich ſei Schuld an der Ausdehnung der Sozial‘
demokratie. Das iſt unwmahr. Die Junter u. Judelı
die das Volk ausfchinden und zur VBerzweiflung treibekı
ſind daran ſchuld.“ Der Ruf „SGegen Junker UN
Zuden!“ muß namentlich den „Konfervativen“ „Al’
genehm“ in die Ohren klingen, welche im Früh
jahr ſo eifrig für Ahlwardts Wahl eingekreten
—
Aus Stadt und Land.
(MacriHten für dieſe Rubrit ſind uns jederzeit willlommen. — Etwaig
Koſten werden ſtets ſofort erſetzt)
— peidelberg, 5. Iuli. Muthmakliches Wetter i
ſchlägen.
* gHeidelberg, 5 Juli. Zu der 38. Wanderverſanl
lung der deutſchen und öſterreichiſch ungariſchen 6
züucdter, welche in den Tagen vom 12.—17. Augu 4
ſtaͤtlfiidel Ut folgendes Programm feſtgeſetzt 5
— der Seitgälte. — 4
Eröfinung der Ausftelung durch Herrn Minijterialrat
Feinhard als Ehrenpräſidenten und Hefichtigung
Montag bis Mittwoch: Verjammlungen im Nathhan2100ı
an Dderen Schluß Vreisvertheilung. Nachmittag3 ar
der FZeitgäfte nach Schwetzingen Ahends 9 Uhr Belen tung
der Schloßruine. Donneritag: Schluß der Ausſtellung. 9
* Heidelberg, 5. Der „Straßb. Boft“.
( WNagemeines Befremden AT
die Thatjache, daß man den Hiefigen BahHnhol 4
denr. großen Brande im Maoin-Neckarbahnhof, in Trunn
fiegen läßt. Am 25. Mai fand eine Konferenz der beme‘%
ligten Staaten Pıeußen, Heſſen nndBaden ftatt, ohne 4
allem Anjheine nach eine Einiaung über den Neubak %.
zielt wurde Daß die Lbſung nur in einem einhed[tcbeig
Neubau beſtehen kann/ ſteht wohl außer Zweifel Sben”
darf als unbejtreitbar gelten, daß der Kern Ddiefes 7
haues nur der badiſche noch beſtehende Bahnhof ſein e
Benn deeſe Grundſätze einmal heſtſtehen Ddann iſt *
langere Verzögerung angeſichts der dadurch ⏑—
Zuſtände geradezu unerfindlich. Wer jeBt nach 2
fommt und als Fremder in Sriahrung bringt, Da *
Trümmerwejen mit einem alten @ütermagen als ä‚?a“g
gebäckſtation nach einem halben Jahre ſeit der —
eine der erſten und” bedeutungsvolliten («fiienbahn_\tflf“”%‚er
des deutjchen Reiches für; den Fremdenverkehr dariteld, el
muß ſich in der That einen für uns nicht ſehr
Haften. Begriif von der Würde und von dem Gejchäit390 n
im nenen dentſchen Reiche machen; au füir Das 7
Baden und für die Badener ijtes ein jOHmerzlidtt .
danfe, Daß das, was un angeht, 10 jelten zu den DUU
lichen im großen Stile zu erledigenden S)Ingelegenbe‘ße‚
gerethitet. mird. Wir möchten die Uufmerkjamtkeit weite
‚7 * Heidelberg,. 5. Iuli. Wahrſcheinlich war 02 *
einem Hunde gezogene Fuhrwerk, das geſtern von *
hauſen kommend die alte Brücke paſſirte zu ſchwer 44
Das Thier fiel zujammen und befam Schaum v0} den
Mund. Der begleitende Meggerburjhe urde. als € *
Hund_ weiter führen wollte von ihm gebijien unDd miIW
'in’S Rranfenhaus gebracht werden, Wo die WunDde ““vge
jucht wurde. . ES {teht: wohl. außer Zweifel, Daß DE fl’fße„
‘DHige mit Ddazır beigetragen hHat, das ſonſt kraͤftige z
zu Falle zu bringen.
= Mannheim, 4, Iuli: In verfloffener J?affäfi
twurde - Die‘ NatjerBüfte, - welche in der
bon unbekannter Gand mit. rother., Farbe aM“
_8 Weinhehn, 4. Iuli. Gier verungsücte 107
früh der 25jährige ledige Gärtnergehilfe H.a ged0
der feit. 5 Sahren bei Gärtner.Schropp
i
dmaſſel
Waͤnde gaben aber nach, Steine und Er 4
werden.
Rol
ner würde
Mürgen3. fü
Mpfang Dı
Dr ging e
Q—Eeäten Kr
Aksmenge
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At vielen
Porſtaud!!
einz, den!
Mit einem
ann enth
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einer fehr
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Rupp, ein
AUSbringen
ereins U
beigetragen
I?qlten, gel
Mit einem
Dielt Herr
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Aſend A
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ſoch Leben
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In den 3
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heiſtehen
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daß vord!
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auern!
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