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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0799

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rtßl‚)elm
bis 4








- Erfheint täglıdh mit Angnahme ber Gonne Zub Feiertage
Samfags mit Unterhaliungsbeilage. Brei® vierleljahrlich
M, 1.20 oırg Trägerlohn u. Bofanfjglag. Beßekungen
Sei den Bofanfalten . Gei der Wrhebition Zwingerfiraße 7.





KnzeigerBlatt ür vie Amtahezirle Heibelherg,
Kabenburg, Weinheim, SOmebingen, hikippeburg,
Miezloch, Brucfal, Gretten, Ne Järgemünd, MoSbach
Iberbach/ Buchen Walbicn,Z.-Bı Ch., Werkheinse,























Verantwortlicher Redakteur :
SJuliuz Feder in Heidelberg.

Yr, 18








Drack Berlag n. Expebition von Gebr. Yuber
in Beidelderg, Zivingerürake 7.







28. Sabrg.







auf den „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traßtze 7, entgegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.°°





Eint Neforn des Handwerls ?

Ueber die „Vraganijation de3Handwerk3“
und die Regelung des LehHrling3zwefjen8
im Handmwer“ Hat der preußiſche Handelsminiſter
den Bberpraͤſidenten in einem in dem Reichsanzeiger


Vorſchläge auf Grund vorläufiger CErwägungen zur
eingehenden gutachtlichen Aeußerung zugehen laſſen,
welche die Grundlage für weitere Eroͤrterungen ab-
geben follen, wobei auch, wie e& heißt, die von der
Beffentlichkeit zu erwartende Kritik gewürdigt und be-
rückſichtigt werden ſoll.

Zuͤr ausdrücklichen Beantwortung ſtellt der Mini-
ſter den Behoͤrden folgende ſechs Fragen: 1. Erſcheint
die zur Abgrenzung der Kleinbetriebe
gegenuber den Großbetricben angenommene Arbeiter-
zahl zutreffend? 2. In welcher Weiſe ſollen die Bei-
träge für die Fachgenoffenſchaften bemeſſen
und vertheilt werden? Kann hierbei die Höhe der
Gewerdeſteuer, die Zahl der Arbeiter oder der Um-
fang der maſchinellen Hilfskräfte ‚einen Maßftab ab-
geben? 3. In welchem Umfange ſoll die Zahl der
Mitglieder des GehHilfenausfhujfes zu der
Bahl der Mitglieder des Vorkandes der Fachgenoſſen-
ſchaft ſtehen? 4. Wer ſoll die Koſten des Gehilfen-
ausjchuffes tragen? Iſt es unbedenklich, bei der Ge-
ringfügigfeit der Beiträge und dex Schwierigleit der
Einziehuͤng dieſe als Koſten der Fachgenoſſenſchaften
zu bezeichnen ?
Arbeilgebern eine Vorſchußverbindlichkeit aufzsulegen,
und ein Abzugsrecht an Lohn einzuräumen ? 5 In
welchem Verhaͤltniß ſoll die Zahl der Vertreter der
Gehilfenausſchüſſe zu der Zahl der Mitglieder der
Handwerkekammer ſtehen und wiẽ ſoll ihre
Zahl auf die Gehilfenausſchüſſe vertheilt werden? 6.
Raͤch welchem Maßſtaab ſollen die Koſten der Han-




delskammer auf die einzelnen Fachgenoſſenſchaften ver-
theilt werden?


beautwortel werden ſollen, beziehen ſich auf die nach-
ſtebenden Organiſakionsvorſchlaͤge. Es ſollen zur


genoſſenſchaften und Haudelskammern errichtet werden,


delskammern
Den Fachgenoſſenſchaften ſollen alle Ge-
werbetreibenden angehören, die ein Handwerk betreihen


ſchäftigen.
oder für verwandte Geſchäftszweige gebildet werden
und zwar ähnlich wie die Bildung der Berufsge-
noſſenſchaften, und jeder Gewerbetreibende ſoll der
Berufs genoſſenſchaft ſeines Faches angehören. Es
folgen dann nähere Ausführungsheſtimmungen üher
die eigene Regelung der inneren Verwaltung der Ge-



ämter fein jollen. Als Aufgabe dieſer Genoſſen-




gelung des Lehrlingsweſens und Fürſorge für die
Lehrlinge, Entſcheidung von Streitigkeiten mit den
Lehrlingen und Bildung von Prüfungsaus ſchüſſen für
Lehrlinge und Gejellen, ferner falultative Veranſtal-
tungen zur Ausbildung von Geſellen und Lehrlingen
und Srrichtung von Fachſchulen. Unterſtellt ſollen
die Fachgenoffenſchaften der Aufſicht der Handels-
kammern werden.

Die Arbeiter der Fachgenoſſenſchaftsmitglieder



Lehrlingsverhältnike, der Abuahnie der Geſellennrüf-
ungen, der Entſcheidung von Streitigkeiten zwiſchen


berühren.



diefe Angelegenheiten mit vonem Stimmrecht Theil.
Kommt ein Beſchluß gegen die Stimmen ſeiner ſämmt-
lichen Mitglieder zu Stande, ſo kann der Gehilfen-
ausſchuß mit aufſchiebender Wirkung die Entſcheidung
der Handelskammer beantragen. Bei der Abnahme



Streitigkeiten zwiſchen Angehörigen der Fachgeneſſen-
ſchaft und ihren Lehrlingen, und bei der Verwaltung
von Einrichtungen, für welche die Gehilfen Aufwen-
dungen zu machen haben, ſollen die Mitglieder des
Gehilfenausſchuſſes, abgeſehen von der Peiſon des
Vorſitzenden, in dem gleichen Maß betheiligt werden,
wie die Mitglieder der Fachgenoſſenſchaft. Der Ge-
hilfenausſchuß ſoll ferner berechtigt ſein, Anträge be-
züglich aller ſeiner Zugehörigkeit angehörenden Gegen-
ſtände bei der Fachgenoſſenſchaft und der Handwerks-
44 zu ſtellen, welche über dieſelben zu beſchließen
aben.

Aus den Fachgenoſſenſchaften heraus ſollen dann
die Mitglieder der Handelskammer gewählt
werden, wobei die Zahl der von den einzelnen Ge-
noſſenſchaften zu wählenden Mitglieder nach Anhörung
Gewerbetreibender durch die hoͤhere Verwaltungsbe-
hörde beſtimmt ſein ſoll. Auch das Amt der Mit-
glieder der Handwerkskammern iſt ein Ehrenamt. Die
Errichtung und der Geſchäftsbetrieb der Haudwerks-
kammern ſoll geregelt werden und durch ein Statut,
das Beſtimmungen über den Sitz der Handwverkskam-
mern, die Wahl und Befugniſſe des Vorſitzenden die
Art der Berufung der Handwerkskammer, die Bildung
und Befugniſſe der Abtheilungen (Ausſchüſſe), die An-
ſtellung des Sekretärs dieſer darf nicht Mitglied
der Haͤndwerkskammer ſein —, die Vertheilung und
Einziehung der Beiträge, das Kaſſen⸗ und Rechnangs-
weſen enthalten ſoll.

Als obligatoriſche Aufgaben der Handelskammer
werden bezeichnet: Die Aufſicht über die Fachgenoſſen-
ſchaften und Innungen ihres Bezirkes, ferner Über
die Durchführung der Vorſchriften für das Lehrlings-


des Lehrlingsweſens übertragenen Ohliegenhetten,
Mitwirkung bei Ueberwachung der Arbeiterſchutzbe
ſtimmungen, Sorge für Arbeitsnachweis und Arbeits-
weſen und Berichterſtattung über gewerbliche Fragen;
ferner fakultativ die Berathung von Einrichtungen,
die zur Förderung des Kleingewerbes dienen, und
ebenfalls Veranſtaltungen zur Förderung der Ausbil-
dung von Geſellen und Lehrlinge und Errichtung
von Fachſchulen, wobei ſie über Anmeldung und Ab-
melduͤng der Geſellen und Lehrlingen bei den Fach-

Für


ein Kommiſſär geſtellt werden, der die Rechte eines
Mitglieds der Kammer, aber ohne Stimmrecht hat.
Dieſer kaun Beſchlüſſe der Kammer mit aufſchiebender
Wirkung beanſtanden. Die Handwerkskammern ſollen















* Treuer Siebe Fohn.

Roman von U. Roſen.
Nachdruck verb.)

Was mag dieſe Ohnmocht der ſtolzen Dame veran-
laßt Haben? ch glaubte fie über iede Ichwäche erha-
ben. Nun, Giralda, wie gefiel ſie vir? Warſt Du nicht
von ihrer Schönheit geblendet?“

Sr wendeie ſich fragend nach ſeinen Schüßling um
amd. jJah ın ein bleiches Geſicht! aus dem iede Spur von
Jaͤrbe entwidhen war. ; } .

„DO bitte Mylord,“ flüſterte das junge Nädchen auf-
geregt, „verlafien wir das Theater „Ih habe keine Luſt
mehr, das Schaufpiel anzujehen. Kehren wir in unſer
Hotel zurüd.“ n Ü ;

„Bijt Du ſo ſehr enttänfcht, Deine Mutter nicht ent-
deckt zu haben ?“ fragte der Marquis. *

5 antmwortete auf dieſe Fragen mit einem flehen-
en Blid: .

„So, gehewu wir”, ſagte Lord Trewor. Wäreſt Du nicht
in der Abgejchloflenheit des LandlebenS erzogen worden.
o würden Dih Dinge dieſer Art nicht ſo leicht aus der
Zaſſuns bringen.” Ra .

Sin Miethwagen- brachte ſie hierauf in das Hotel

rück

„Du biſt miüde“, jagte der Maraguis al8 ſie die Treppe
zu ihren Gemächern hHinaufitiegen. Es war Unrecht von
mir, dich unmittelbar . nach den Anfirengungen der Keife
ing Theater zu. führen. Du thaͤteſt gut, .. Dih ‚Jogleich zu

zu


dım mich zu jehen. Wenn ich Dich in diejem HZuftande zu
Deiner Mamnıa brächte, mürde ſie meine Bitte Dich adoptiren
dürfen, ‚entjchieden zuͤrückweiſen und mich für einen
Menſchenfreßer hakten. *

(&r drücte einen vaterlichen Kuß auf ihre Stirn;, e
Ichlang ihren Yım um ſeinen Haͤls und füßte ihn mit
finbäi@er Inbrunſt.

8





Alte zu fein.“

„Du liebſt mich alſo wirklich, Kind?“ fragte der Marquis
gerührt „Du erwiderſt alſo die Neigung, die Dein neuer
Großpapa für Dich empfindet?
7 8 Mylord, bon ganzem Herzen, Gute Nacht, Herr

ylord“

Wenige Minuten ſpätex ſtahl ſich Giralda, in einen
dunklen Mantel gehüllt und das Geſicht dicht verſchleiert,
aus dem Hotel auf die Straße

18 Kapitel.
Mutter und Tochter.

Beatrice war, von ihrem Vatex und ihrem Bewerber
bhegleitet, die beide ernſilich um ſie beſorgt wuren, nach
Haufe geeilt. . .

Lord. Ormond zweifelte nicht, daß zwiſchen des Grafen
Toͤchler und dem Mädchen mit den wunderbaren blauen
Augen Gottfrieds nahe Beziehungen beſtanden und er war
auch entſchloſſen das Geheimniß, in weldhesS der Zufall ihm
einen ſo tiefen Einblick zeſtaltel Hatte, vollſtändig zu er-

gründen

Es iſt ſeltſam, wie das Schicklal mich in diejer An-
gelegenheit unterſtüßzt! daͤchte er, Beatrice die Marmor-
itufen zu ihrem Palaſt emporführend. „Dh, meine ſtolze
Schöne, ich werde ſehr bald wiſſen was Sie 10 ſorg-
fällig vor aͤller Welt verborgen Halten. Und um mein


* 44 zu heirathen. Ja, der Lag meines Triumphes
iſt nahe“
Sie müſſen verzeihen, Mylord“, ſagte Beatrice im
Salon angelanat/ „ich- fühle mich noch ſehr matt und ich
muß mich unverweilt auf mein Zimmer zurüdziehen. Die
Biläfle‘ ihres Gefichtes und der fleberhaftẽ Schimmer ihrer
Augen beftätigten ihre Worte
Meine arme Beatrice”,

; xief der @raf bekümmert.
„Du mußt zu Bett gehen, Srmond wird Dich

; ich entfuldi-
gen. ‚Comm, ‚ jHüße Dich auf meinen Arm, ich werde Dich
geleiten,“ ; ;



Ich rechne mit Beſtimmtheit Ddarauf, Sie morgen,
wenn Ich mir die Ehre geben werde, mich noch Ihrem
Befinden zu erkundigen, Ichon ganz wohl zu ſehen gnä-
Ddıges Zräunlein“, ſagte Ormond bedeutungseoll. „Hert
Graf ich werde Ihre Rückkehr erwarten.“

Er ſetzte ſich vor dem Kamin nieder, während Bea-
trice und ihr Vater ſich entfernten

Magda war in dem Zimmer ihrer Gebieterin be[häf-
* * ihrer Fürſorge übergab der tiefbetrübte Graf ſeine

ochter.
O was iſt geſchehen, Euer Gnaden? rief Maada
erſchiocken und voll baͤnger Ahnungen, nachdem ſie die
Thür hinter dem Grafen wieder geſchloſſen hatte, „Sie
ſehen bleich aus, wie der Tod. Was iſt vorgefallen? Sind
Sie krank?“

. Beatrice ſchleuderte ihren Mantel fort, als ob er ſie
erſtickte und warf ſich bleich und zitternd in einen Seſſel
vor dem Feuer.

„Sie war im Theqter, Magda“, rief ſie dann mit
gebröchener Stimme, „fie mar mit Lord Trewor dort. O,
mein Gott die Taube in den Klauen des Geiers. Welch
unfjeliges Geſchick führte mein Kind unter den Schuß Die-
fes Mannes ? Wir ſind verloren, Magda, wir find alle
verloren.“ . Ü

Ver war mit dem Marquis?“ fragte Magda von
plößlidhem Grauen erfagt. : .

„®iralda, meine Zochter, mein unjhuldiges, vertraus
endes, arglojes Rind! O allbarmbherziger Himmel! daß
es meiner Tochter Hand' ſein mußte, die das Verderben
auf ihres Baters Haupt Herabbeilchwor.“ _ .

Zraͤulein Giralda mit dem Marquis,“ wiederholte
Magda erjtarrt: „Was iſt da zu khın,“ gnäbige STau 2
Velilien Sie nach dem Birkenhain gehen, um den gaädigen
Hertn zu warnen?,

„Nein‘ Magda“,
Schaudern. „Zunächtt muß
wifflen, was e erzählt hat!

Fortſetzung - folgl.)

entgegnete Beatrice mit erneutem
ich Giralda ſprechen muß


 
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