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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0831

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‚ Arlheint cäglig wit Kusnahme ber Surne unbd Eeiertage
— Gamßags mit UnterHaliuggsbeilage, Breis viertelährlic
B, 120 v6öne Trägeriohn ı. Woßamifglag. BeßeNlungen
bei den Bofanfaiten ı. bei der Sppedition Zwingerüraße %.



2




KrzeigerBlatt ir bie Mıntsbeairke Geibelberg,
Sabenburg, Weinheim, ESowebingen, Botlippaburg,
Miesloch, Yruichfal, Bretien, Ne Xargemünh, Mivsbah
Lbetbach. Onnn Walärg, TB - 6, MWertheimsc,







— —



Verantwortlicher Redakteur:
Zulius Secker in Heidelberg.




ʒ— — —
Drack Varlag u. Erpebition von Sebr. uber OC x
‘ Seidelbern, 33»5%@»@%&% 2 Jehti







Beſtellungen
Auf den Pfälzer Boten werden fortwährend bei
lammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägeri nnen
Pwie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
tratze 7, entgegengenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.°





boͤlitiſche Woenüberficht.
©® Heidelberg, 2. September.

; Die 40. Generalverfantmlung der Katholiken

Deutſchlauds bildete in der abgelaufenen Woche eine
tändigẽ Rubrik in der kathol. Preſſe Deutſchlands.
Auch der Pfaͤlzer Bote war in der Lage über die
großartig verlauͤfene Verſammlung ſeinen lieben Leſern
ebenio ausführlich wie puͤnktlich zu berichten. Es ſei
Lshalb unſerm Herrn Berichterſtatter, der ſich im
Intereffe unſeres Blattes dieſer großen Mühe unter-
Vgen hat für ſeine vortreffliche Berichterſtattung

anf geſagt. Als Nachtrag bringen wir heute die-


ſtellen mußten. Mii der Veröffentlichung der Haupt-
teden werden wir am nächſten Montag beginnen.
Moögen die goldenen Worte die in Würzburg gefpro:
Hen wurden und deren weitere Verbreitung die kath.
Preſſe fich wird angelegen ſein laſſen, allüberall die
Aufnahme finden, welche ſie verdienen, mögen aber
auch die Verhandlungen die nöthige Auregung gege-
ben haben, bis in's lleinſte Dorf friſch und freudig
an die Arbeit zu gehen, damit der Samen der in
Würzburg gelegt im ganzen Vaterlande aufblühe
zum Wohle von Staat und Kirche. Unſere Gegner
werden — auch wenn ſie es nicht eingeſtehen wollen
— zugeben müſſen, daß der Würzburger Katholiken-
tag, in religiöſer, ſocialer und volkswirthſchaftlicher
Nichtung großartiges geleiſtet hat. Prattifche


und — Einigkeit vor Allem. Die Unkenrufe
unſerer Gegner müſſen angeſichts dieſer Thatſache
verſtummen. Unſere Katholikenverſammlungen ſtellen
eben keine politiſche Streitarena dar,
jondern eine Heerſchau aller katholiſchen
Llemente, insbeſondere der katholiſchen Bereine
Deutſchlands, welche für die verſchiedenen Bedürfniſſe

OLD







und Aufgaben ſowie für die Erfüllung der bezüglichen
religiöſen, allgemeinen und ſpeziellen Pflichten ein-
zutreten, zu arbeiten u. zu opfern gewillt ſind. Dieſe
Auffaſſung herrſchte auch in Würzburg vor, von
dieſem Geiſte wurden auch heuer die Verhandlungen
unſeres Katholikentages getragen und geleitet. Das
iſt um ſo bemerkenswerther, als zum Aerger der
Gegner die Vertreter der „ariſtokratiſchen? wie der
demokratiſchen! Richtung aus dem ganzen deutſchen
Reiche zahlreicd vertreten waren! Faſt wie ein
Symbol der Eintracht und des Zrieden 38 er:
ſchien es uns, ſo ſchreibt ein Augenzeuge, in der 1.
öffentlichen Verſammlung, als wir an derſelben Stelle
in der rechten Ecke der Redner⸗ und Präſidialtribüne


bald hernach den Abgeordneten Dr. Lieber ſtehen
ſahen! Die ehrwürdigen Geſtalten der von
reinſter katholiſcher Geſinnung und Begeiſterung
erfüllten oberſten Leiter dieſer unſerer Generalverſamm-
lung: Fürſt Loewenſtein und Graf Galen,
drücken ihr den Stempel und den beſten Stempel auf.
Wir ſehen alſo: auch die 40. Generalverſammlung iſt
nicht allein den vorherigen ebenbürtig gewefen, ſondern
ſie übertraf fie an gewaltiger Bedeuiung für unfer
geſammtes katholiſches Leben.

Im Auslande hat ſich wenig verändert.

Italien iſt allmählich in ruhigere Bahnen zurück-
gekehrt, und ſogar Neapel, wo die Wogen der Er-
regung am höchſten gingen, iſt wieder ruhig. Die
Spangungimit Frankrelch aber dauert fort; zumal
die Franzoſen die ganze Metzelung von Aigues⸗Mortes
als etwas „Naturliches“ auffaſſen, in welcher
Anſicht ſie von den Ruſſen und den — Sozialiften ,
redlich unterſtützt werden.

Spanien iſt von ſeinen revolutionären Ideen ſo
ziemlich wiederhergeſtellt, und auch in den übrigen '
Ländern — außer En gland, wo der Bergarbeiter-
ſtreik andauert — iſt ſo ziemlich alles ruhig! Möchte
es dauernd ſo bleiben.



Deutſches Reich.

Berlin, 1. Sept. Die „Nordd. Allg. Ztg.“
theilt mit: Nach einem Telegramm aus Buaß traf
die vom Prem Lieutn. von Stetten nach dem Hinter-
lande von Kamerun geleitetete Expedition an der
Nigger Mündung ein. Die Expedition brach im Fe-
bruar von der Kamerunſpitze auf und ging den Saͤn—
ſagafluß hinauf, wandte ſich alsdann im Maͤrz nach


— —

Balinga und Ticar und erreichte Ngaundere und Yola,
Mit den durchzogenen Gebieten wurden Verträge
abgeſchloſſen v. Stetten dürfte demnächſt hierher
zutückkehren.

* BPofen, 1. Sept. Ueber die Unterredung des
Erzbiſchofs Dr. v. Stablewski mit dem Kultusmini-
jter in Berlin äußert ſich von den Poſener polniſchen
Blättern nur der „Gonice Wielkopolsti“ : „Es klingt
für uns ſehr befremdend, daß erſt anläßlih diefer
Zuſammenkunft die Frage des polniſchen Unterrichts
erörtert vorden ſein ſoll. Wir haben bereits ſeit
mehreren Monaten gehört, daß wir Polen ſchon etwas
in der Taſche hätten Es würde uns jehr freuen,
daß ſchon der neue Schulplan für das bevorſtehende
Binterfemeſter den polniſchen Lindern die gewünfchte
Aenderung brächte, als eine ſchwache Entſchädigung
für die „Silbergrofchen“, welche ihre Vaͤter für die
Soldaten werden zahlen müfjen.“ Zum Schlußz meint
der „Goniee!: „Wir ſind allem Anſcheine nach beim
„Handel“ ſchlecht weggekommen. Möchten wir nicht
wieder durch Schaden klug werden.“

Bonn, Sept Der hieſige Berein ſelbſt-
ſtändiger Handwerker und Fabrikanten hielt geſtern
eine Generalverſammlung ab, worin die ven der NMe-
gierung geplante Einrichtung von Handiverferfammern
Es wurde eine Reſolution
angenommen, wonach die Einführung obligatoriſcher
Innungen gewünſcht wird. Fexner wird am Befaͤhi-
gunsdnachweis feſtgehalten, deſſen Durchführung mit
aller Eutſchiedenheit zu erſtreben ſei, da ſonſt alle
Wiederbelebungsverſuche des Handwerks nicht durch-
ſchlägend ſeien.



Yıteland.

* Bern, 1. Sept. Die Arbeiterpartei reichte bei
der Bundeskanzlei eine mit 52,000 Unterſchriften ver-
ſehene Eingabe ein, welche die Einführung des Grund-
ſatzes des Rechtes auf Arbeit in die Bundesverfaſſung
verlangt, ſodaß darüber eine Volksabſtimmung ſtati-
finden muß.

* Qondon, 1. Sept. Telegraphiſchen Nachrichten


mouthsſhire 6000 Berglheute heute die Arbeit
wieder auf. Man glaubt, daß der Stricke in dieſer
Gegend mit dieſer Woche ſein Ende findet.

* Qondon, 1. Sept. In Bradford feiern
einige Tuchfahriken wegen Kohlenmangels; 2000 Ar-
beiter ſind beſchäftigungslos.









Treuer Liebe Sohn.
Roman von Roſen.
aͤchdruck verb.)

‚ „Sie lieben mein Kind?“ rief Beatriee mit bebender
Stimme.
a „Wißverjtehen Sie mich nicht. Frau Gräfin. Ih liebe
Ihre Tochter nicht, wie ein Jüngling, der um ein Mädchen
Wwirbt. Ihre Tochter iſt mir ein holdſeliges Kind, das dem
Vereinjamten- Greiſe einigen Sonnenſchein in ſein verode-
E Dajein bringt. Ich habe nur ' einen. einzigen: Ver-
wandten und der fümmert ſich nicht im Mindeſten um
nich Ihr Töchterchen ſcheint einige Neigung für den
alten Mann zu empfinden und ich liebe die Kleine, alg
* ſie mein eigenes Kind waͤre. Ich wuͤnſche fie zu aDop-


„Sie kennen ®iralda erſt ſo kurze Zeit“, bemerkte
Beatrice, den Locdenkopf ihrer Toͤchter ſtreicheind.

„Mir iſt auch nur noch kurze Zeit zur Anlipfung eines
Hreundjehaftsbandes geftattet, Frau Oräfin“, wendete der

arquis ein. „Mir ſind waͤhrſcheinlich nicht mehr viele

Sahre gegönnt. Gewähren Sie meine Bitte, die Ihnen
Nichts raubt aber mich unendlich beglüct. Ich will Ihrer
Fochter ein hübſches Vermbgen hinter laſſen und zu dieſem
Zwẽck jchon morgen mein Teſtament auſſetzen Ich beſitze
eine große Summe erſpaxten Geldes. Diejes und ein pon
Meiner Mautter ererbtes Gut ſoll auf ®iralda ühergchen,
und Alles, was ich dafür verlange, iſt Ihre Geſellſchaft.
Sie darf Eltern und Gejchwiltern befuchen, ſo oft He mag
Yie Joll jedes Vorrecht hHaben, das meiner Enteliu gebührte,
Dienerichaft, Equipage, Gefellichaft, Schmuck und Keider,
D Viel ſie wünſcht. Ich werde mich glänzend belahni
ühlen zu wiffen daß e& Jemand in der Welt giebt, der
mich 44 liebt und ſich freut, daß ich Lebe.“

Beatrice zögerte. * —— —

_ „®iralda ſagte mir, daß Sie Schanſpielerin ſind?
inr Qord Trewor nach einer kurzen Baufe fort, ‚„ UnDd daß
ſie mwünicht, der Eltern Lal zu erleichtern. Ich will Ihrem
Mültterlihen Chrgeiz zu genügen und Giralda alücdlich zu
Machen trachten. Du, mein Kind, vertrauſt mir doch und






Giralda.

Ja Herr Marquis”, antwortete Giralda, zärtlich zu
Beatriee aufblidend.. „I0 weiß, Atama wird mir ihre
Einwilligung nicht verjagen.“

Die Mutter ſchwieg noch immer. Im letzten Augen-
blick ſtiegen ihr wieder Zweifel- auf, ob ſie ihr Kind einen
ſo ſchyieriaen Bfad wandeln laſſen dürfe, —

. „®irakda ſollte mir ſchon aus den Grunde gehören,
weil Jie entichieden des Gepräge der Treworſchen Zamilie
trägt”, bemerkite der Marquis. „AWenn ich nicht wüßte,
daß He ſpaniſcher Abkunft iſt würde ih Sie für eine
Trewor hHalten, Ihre. Zochter fagte mir, Daß Sie Eng-
Jänderin von Geburt jeien. Il eS niht möglich, daß Sie
von einem Zweige der Treworſchen ZJamilie abjtammen,
Frau Gräfin?" ;

Beatriee verneinte

Die Augen des Marquis ruhten auf kurze Zeit auf
dem Waͤdchen.

Es liegt nahe“, ſagte er mit veränderter Stimme,
„daß Giraldas YMehnichkeit mit meiner Familie dazu bei-
frug, mein Intereſſe für Ihre Tochter zu erwecken aber
es war noch etwas Anderes das mich ſo unwiderſtehlich
zu ihr hinzog, ihre Augen, Frau Gräfin Und dieſe Augen
zleichen ſo ſehr denen einer Perjon, die ich einſt namen-
ſos liebte. Sie waren die ſüßeſten und ehrlichjten, die
jemals auS einem ſonnigen Knabengeſicht leuchtefen. Wenn
ich in Giraldas Augen ſehe, glaube ich nun wieder in die
ſeinigen zu blicken, alg ſie noch unſchuldig und rein
2— . 2

Der alte Mann ſtarrte trübe vor ſich hin. Sein
Geſicht war von einer Bläſſe bedeckt, die nicht der körper-
ſiche Schmerz verurſacht Hatte und um ſeine Lippen zuckte
e3 wie von mühfam unterdrücter Erregung.

Giralda vermochte ihre Thränen nicht zurückzudrängen
und ihren Kopf in der Mutter Shooß bettend, weinte ſie
Jaut, Auch BHeatrice Kämpfte, mit ihrem Mitleid. Die
Bitterkeit und Einſamkeit eines ganzen Lebens ſprach aus
den Worten des Greiſes und der Wunfh nach einer "l%eg%
wurde



ſöhnung zwiſchen ihrem Gaͤtten und ſeinem Onfel



von dieſem Augenblick an ein leidenſchaftlicher Sie hHatte
den Maxauis ſeit vielen Jahren gefannt, aber ihr *
5 * er immer den herzloſen Menſchenfeind Hervore
gefehrt.

Bei dem Geränſch von Giraldas ſchluchzender Stinme
wenbdete ſich der Maranis nach ihr um.

Ach das kleine mitleidige Herz, murmelte er und ein
Lächeln der Frende verklärte jeine ſtolzen Züge, „Sehen
Sie Gräfin, wie ſehr das Kind mich liebt. Die Kleine
weiß, daß der Knabe vyn dem ich vedete, ein Heuchler,
ein Meuchelmörder war,“ rief er und aus feinen Yugen
ſchoſſen Blige, „Er war es, der mich zu dem machte, was
ich bin. Ich fluͤche ſeinem Andenken und wenn er leble
würde ich ihn erbarmungslos vernichten Zur Erinnerung
an die glücklichen Tage, in welchen ich noch an feine Liebe
und Redlichkeit alaubte, geben Sie mir SJhr Kind, Gräfin.
Er war nächit jeiner Mutter das einzige Wejen, das ich
bis jeht liebte. In jenen fernen Tagen iräumte. ich von

“einer Zufunit, in Der feine Soͤhne und Toͤchter meine
Knie umjbielen würden Er war damals mit einer vor-
nehmen Dame verlobt, Ddie, wie ich zuweilen vermuthe,
jeinetwegen unvermählt gehlieben ijt. €3 waren eitle
Träume, aber ſie werden mir verwirklicht erfcheinen und
ich werde glauben, dak eS ſein Kind iſt, das ich liebe, wenn
®iralda bei mir iit. Wollen Sie ihr geftatten, mir zu
folgen Frau Gräfin?“



Er hatte
in den Kopf ge-
einen Erfolg davonzutragen,
ſchon auf Fehlſchlagen vorbereiten zu miijfen

mit einer Seierlichfeit, die
A Ihr Kind hüten, wie





























































 
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