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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0293

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erſcheint sägligh writ Mnsnahnıe der Sonan- unt Seiertage
‚Samfag® mit Unterhaltungsbeilage, Bret? vierteljJährlidh
ME 120 ohne Zrägeriohu- n.. Moftaufiglag. Beßiehlungen
bei den Boflanitalien =, dei der Grxpebision Zwürgerüraße 7,





Knzetae=Glatt Hir vie Amtöbezirie Heidelberg
Kabenburg, Weinhetn, Schwebingen, PHilippSsbura,
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Horbad Buchen Walbürn,Z.-B. . Sh,, Wersheime,

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Berantmortlicher nebaätem:
Sulius Yeder in Heibeiberg.

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2 zerlag ı, @xpebition von Seur Huber
in G&eidelterg, wingerſraßze 7, U: iſ.







— —







Beſtelluugen



ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelverg, Zwinger-
ſtraßze 7, entgegengenommen.






*Als Bolen.

Die „Euchariftia“ (Organ der Prieſter der An-


bringt in ibrer Märznummer S.. 48 von einem „hoch-
geſtellten Geiſtlichen aus Bolen“ folgende Correſhon-
denz: „Chriſtus, Stephanus, Judas, Kai-
phas.“


Tagen zu Sır Podlaͤchien ſich zuirug. . ... Den


durch Ruſſen für die Katholiken geſchloſſene und au
dieſem Tage auf eine unerklärliche, faſt wunderbarer
Weiſe geoͤffneten Kirche eine unabſehbare Menge
Volkes aus jenen Gegenden zu, die noch heute wegen
ihrer Behaͤrrlichkeit im Glauben der Väter Verfolgung
leiden. Das Volk ohne Prieſter verauſtaltete Da
einen feierlichen Gottesdienſt, ſogar wit Ausſetzung
des hochwürdigſten Gutes, denn auf dem Altare, auf


Hoſtien, welche ein Prieſter vor der Schließung der
Kirche aus Nachläſſigkeit dort liegen gelaſſen hatte.
Kirchliche Geſänge tönten weit in den Lüften —
wenigſtens 12 000 Perſonen verſammelten ſich in und
um die Kirche.

Bis anhin wagte keine bewaffnete Macht, in den
Tempel einzudringen, in welchem ſich das allerheiligſte
Sakrament befand! Der Anführer der Soldaten, der
die religibſen Gefühle der Krieger kannte, führte ſie,
aus Furcht vor Ungehorſam, nicht in die Kirche
binein, ſondern erbat ſich telegraphiſch höheren Orts
weiteren VerhaltungsMaßregein. Man wandte ſich
an den Sijhof. Dieſer beorderte den betreffenden
Decan, in deſſen Decauat das Dorf S, lag, doͤrthin,
mit dem Auftrage, die Verſammelten zum Wussinander»
gehen aufzufordern, um ſo allenfallſigen Gewalt-

thätigkeiten vorzubeugen! Der Decan, ein willfähr-
begibt ſich dorthin.
Aber ſtatt allein zu gehen, nimmt er den Gouverneur,
die ganze Unterſuchungscommiſſion und ein ganzes
Regiment Dragoner mit ſich.

An Ort und Stelle angekommen, ſtellte ſich ihren
Augen ein Bild dar, das nie aus dem Gedächtniſſe
der Zeugen ſchwinden wird. Sie ſahen die Kirche
offen, ‚alle Kerzen auf den Altären brennen, die Lirche

ausgeſtreckt, in Inbrunſt des Herzens den Vers aus
den nur



Die Augekommenen ſehen,
brechen dieſes Volkes darin beſtehe, am verbotenen
Orte zu beten. Der Major und die Beamten ſtehen
da wie erſtarrt und waͤgen es nicht, dieſen feierlichen

gehen aufgefordert, rührt ſich aber nicht vom Platze
und ſingt weiter: „Gott iſt unſere Zuflucht!“

Nun,ahber . .. . Ddie Feder ſträubt ſich, es nie-
berzufchreiben . . . Der Decan, mit ſeinen Schirme
herumfüchtelnd, ruft den Soldaten zu: „Mir nach!“
Die verwilderten Soldaten kaſſen ſich
den Befehlnicht zweimalgeben, ſtürmten
über den Rücken der Liegenden in die
Kirche hineinund beginnen nunihre ruf-
ſiſchen Heldenthaten.




£ritt, tobt die Reiteteiauf ihren Roſſen
in der Kirche wie wüthend und wirft
Frauen Kinder Männer mit Wunden be-
deckt aus der Kirche ’%trfaaf@. Indeſſen be-
ginnt vor der Kirche eine wahrhafte Tartaren Ere-
culion; man ergreift wehrloſe Leute und ſchlägt ſie
todt, das Blut fließt in Ströme.l.

Nach Ddiefer Heldenthat
gonerregiment in das Dorf einquartirt, und die armen
Bewohner mußten es auf eigene Koſten drei Wochen
lang unterhalten. . . .

Welches war
Ohne Zweifel
Sogar die ſchismatiſche Bevolkerung wunderte ſich
und fragt:
laſſen, welche beten wollen?“ Sie ſieht,
die Verfolger ſtraft, indem er in das Land nach dem
Hunger die Cholera ſchickt, die Verfolgten dagegen
mit einer reichlichen (Ernte ſegnet und ſie vor der


Seuche bewahret. (Es iſt eine auffallende Thatſache,
daß Ruſſiſch⸗Polen weder von der Hungersnoth noch
von der Cholera zu leiden hatte, waͤhrend ganz Ruß-
land jetzt noch daran leidet ;

Solche Szenen ſpielen ſich vor dem Schluſſe des
19. Bahrhunderts ab, das von Phraſen der
Humanität ſtrotzt. Dieſe Szene ſpielte ſich ab vor
den Augen des ganzen Europa, und die Preſſe ſieht
und hört es nicht! ;

Deutſches Reich.
Berlin, 26. März

Menſchenanſammlungen in größerer und
kleinerer Zahl finden ſeit Mittwoch vor dem Hauſe
210 an der Friedrichſtraße Ecke Kochſtraße ſſtatt.
Dort liegt, ſo leſen wir in der „Poft”,. eine ſogen.
„Stehbierhalle!, die ſeit geſtern die Bezeichnung
Deutſches Wirthshaus trägt. Ein Blick auf die
Schaufenſter lehrt, was dieſer Titel beſagen ſoll.
in grünem Schmucke eine
Photographie Ahlwardt's, und um ſie herum ſind
Bilder der bekannteſten Antiſemitenführer: Liehermann
von Sonnenberg, Werner, Zimmermann, ferner des
Rechtsanwalts Hertwig, des Ingenicurs Paaſch 2C.
aufgehängt. Ein Sprüchlein ſoll wohl bekunden,




lautet:
In dieſem deutſchen Wirthshaus kann
Man Speiſen ohne Knoblauch han.“

Ueber der Thüre ſteht: „Wir Deutſchen fürchten
Gott und ſonſt Nichts auf der Welt.“ —

Beim Ausmnſterungsgeſchäft kam hier am
Mittwoch einer der jungen Leute, der ſich als kon-
feſſionslos bezeichnete, ſehr übelan. Man apoſtro-
phirte ihn — wie ein Berichterſtatter mittheilt, wie
folgt: „Was, Sie haben keine Religion? In der
und nun noch
obendrein keine Religion, ſchämen Sie ſich nicht?
Sie ſind ja —— — noch ſchlimmer, als ein Jude.“

Zu einer Skandalverſammlung geſtaltete ſich




Alte Jakobſtr. 75, veranſtaͤltete große „Seelen-
rettungs » Berjammlung.”“ Das SEintrittsgelb von
20 Pfennigen hatte natürlich die radauluſtigen Ele-
mente nicht ferngehalten, ſendern dieſe waren in
Schaaren zugeſttömt! Oberſtẽ Mec’Kie, „früher ein
leidenſchaftlicher Billardſpieler, ſeit zwölf Jahren


Ankündigungen Hieß, erzählte dır Verſammluug, die ſich











Die feinökichen Brüder.
79 Roman von G. v.mMemagen.
; (Nachdruc verb.)

„So_fo, das willit Du thun? Dır Haft einen großen
Entſchluß gefaßt — vder hat Deine blonde Hedwis ver-
Jangt, daß Waldemar ihr Trauzeuge fei-?"

„Die blonde Baroneß, Wenzel ?“ {tieß Michael Hervor
und trat dicht an den Bruder. „Die blonde Baroneß,
Wenzel, . will weder das Weih eines Moörders noch die
Schwägerin eines Mörders fein !“

Wenzel verfärbte ſich aber er hielt an ſich.

„Das hat Dir die Baroneß gefagt ?"

Ich habe es 19 verſtanden!


beiweijen, Daß fie Recht Hat! €$ muß doch ein abſonder-
lihes Ding jein, dieje Liebe zu den Weibern. Den einen
Bruder Hat ſie bexeits in die Welt hHinausgetrieben, den
zweiten treibt ſie bereits hinter dem erſten hHer, und Beide
glauben ungeheuer vernünftig. zu jeint.. Komm Bruder,
trint noch einen Schluck, jet noch einmol vernünftig, che
Du zum fahrenden Ritter und Helden aller Bänkeljänger
und Poſſenreitzer wirft.”

„Sei es! Beſſer das als ein Shielzeug in Deinen

„Höre Michael, die Geburt hat Dich zu meinem Bru-
der gemacht, darum muß ich Dich nehmen, wie Du biſt
Hätte ich aber nach einem Spielzeug Verlangen, {o wiürde
ich mir eins wählen das mir mehr gefällt als Du! Ich
bin Durchaus nicht entzückt von Dir.” . .

„Und.ich verabfehene Dih! Du Yalt mich und m: ine
gemißbraucht zu Deinen Zweden. Als Du mir
tflgteft‚ nur Hildegard ſtände hindernd zwiſchen mir und
Hedwig, und BraunfelSs würde ſeine Tochter niemals: dem
@ä)mager einex Krämerstochter zum Weibe geben — als
Du ir Ddas fagtejt, Wenzel, Hajt Du _ eine Unmahrheit
gejagt. Hildegard trennte uns nicht — fie wäre gerade
das Einzige gewejen, was uns hätte zufammenführen
fönnen, Du wußtelt, daß Du eine Unmwmahrheit fagteft

Dır haſt gelogen und Deine Lüge war eS, die den Haß
gegen das Weib meines Bruders in meine Seele warf
und. zu verzehrender Gluth ‚entfachte. Sie ſollte e8 —
denn Ddiefer Haß und ſeine Befriedigung ſollten die Maske
jür Deine eigenen verbrecherifchen, brudermörderiſchen
Yläne ſein Du haſt wie ein Teufel gejpielt, aber Du
ſollſt Dein Spiel verlieren. Du glaubf{t den Gewinn ſchon
in Händen zu haͤben aber ich werde ihn Dirt ent-
re Ben.”

Das wirſt Du nicht!"

Ich werde es aber thun wer
hindern?“

*

* ſpotte Deiner und fürchte die Gewalt gar nicht
mehr! ;
„Du haſt viel Muth Bruder, aber ich denke, Du wirft
es auf Gemwalt nicht anfonmımen laſſen! Zu allererit aber
beantworte mir die Frage: Was hat der alte Braunfels
zu Dir gejagt ?“ . S

„Dasjelbe, was er auch Dir geſagt hat!“

Wirklich? In diejem Punkte hätte id alſo doch die
MWahrheit gefagt! Yın weiter. Ich forſchte bei mir ſelbſt
nach dem Grunde ſeiner AWblehnung. In uns, in Ddem
Namen Hohenan Iag er nicht — jo konnte er nur in
jenem fremden Weibe liegen, das freh in unjere Familie
eingedrungen wmar. Soll das ein Frrthum gewejen jein,
10 war 68 wenigſtens ein verzeihlicher, und Du jelbit Haft
ihn mit mir geheilt! Und weiter. Ich ſah Dich leiden,
tief und ſchwer leiden — e& war wohl auch verzeihlich,
daß ich Dir, meinem Bruder helfen wollte ; undals ich mich
fragte, wie DaS nefchehen könne da fand ich nur das eine
Mittel — die Bejertigung jenes fremden Weibes! Das
Weib ſtand Deinem. ©lüce entgegen, 1o dachte ich, es war
ein Schandfleck auf unſerem Wappenfchilde, 10 Denke ich
noch JOr Darum mit — Diejem Aeibe,. jJante i und
ſagteſt Dn f ;

will mich denn


haſt ſie ſchon gehaßt, ehe Du ſie noch geſehen haͤtteſt, dieſe
Toͤchter des Krämers, die ſich in das Herz Waldemars und
in unjer gräfliches Haus eingelogen hHat. Du klaaſt mich
endlich an der Erbſchleicherei und brüdermörderiſcher Ab-
chlen, und doch hat wohl kein Menſch auf der ganzen
Welt ahnen können daß die Schwäche und Zhorheit Wal-
demars ſo weit gehen würde, wie ſie leider gegangen iſt.
Wo bleibt da der Beweis für Deine Anklage? Nenne
ihn, ich habe das Kecht, ihn zu fordern! Du ſchweiaſt?
Weil Du keinen nennen fanızıt. Doch nun eine andere
Frage Koͤxnen mir unfjeren erſten Irrthum noch aut-
machen? Es ſcheint mir unmdalich zu ſein.“

Baroneß Hedwig will nicht das Weib eines Nörders
ſein wird ſie Dein Weib werden wollen, wenn Du ihn
bewieſen haſt, daß Du allerdings nicht gerade ein Mörder
aber doch etwas biſt, was einem Morder verzweifelt
chulich ſieht? Ich glaube nicht; e iſt todt und bleibt
jür Dich verloren Was fannit Du alſo erreichen, wenn
Du ſo kopflos unjer Werk verrathen willſt? Schmach
und Schande für Dich und mich und für das ganze Ge-
ſchlecht von Hohenau! Und alles das eines fremden Wei-
bes - einer unbegreiflichen Laune wegen? Deinem Fn-
terefje alaubte ich zu dienen, als i fie für die Welt
ſterben lLieB, in Deinem und meinem Intereſſe muß ſie
jür die Welt fo Cange toDdt fein, bIis Yie ohne Gefahr
für uns wieder leben Fann: und wenn Du Dein Intereije
wirflich ſo gering anıdlägit, haben




wie Du Lujt 3 \
ſchetuſt {op werſe ich das meinige in Ddie Wagichale und
?er[‘l'ag}ge, daß Du ihm dienit, wie ih Deinem gedient
habe.

„Und. gilt. Dir Waldemar Michi8 2“ .

„Waldemar ijt Dein Bruder, mwie ich es auch bin, und
gleichgewogen i e3 unrecht, die Kettung des einen mit
der Vesnichtung des anderen zu erkaufen.“

Goͤrtſetzung folgt.)


gemacht. < . ich 96 /
Gattin Deines Bruders in Deine Seele geworfen, und Du



 
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