Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0800

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Korporationsrecht haben.
ſollen die Befugnifje der Innungen, die ſich
über den Kreis ihrer Mitglieder erſtrecken, aufge-
hoben werden. — Die Koſten der Handwerkskammern
follen, ſoweit ſie in deren ſonſtigen Einnahmen keine
Deckung finden, von den Fachgenoſſenſchaften durch
jährliche Beitraͤge aufgebracht werden.

Die Vorſchläge für die Regelung des Lehr-
Ungsweſens im Handwerk gehen dahın, daß das
Lehrlingshalten denen unterſagt iſt, die nicht die
bürgerlichen Ehrenrechte beſitzen oder gerichtlich in der
Verfügung über ihr Vermögen beſchraͤnkt ſind. Die
Befugniß zur Anleitung von Lehrlingen wird beſchränkt
auf Perfonen, die das 24. Lebensjahr vollendet und
feruer eine ordnungsmäßige Lehrzeit zurückgelegt und
die Geſellenprüfung beſtanden, oder wenigſtens drei
Jahre das Handwerk ſelbſtſtändig betrieben haben.


5 Jahre dauern. Die Geſeilenprüfung ſoll durch die


genoſſenſchaften erfolgen. Durch den Bundesrath können
für beſtimmte Handwerke Vorſchriften über die zuläſſige
Bahlder Lehrlinge im Verhältniſſe zu den beſchäftigten
Geſellen erlaſſen werden. So lange der Bundesrath ſolche
Vorſchriften nicht erlaſſen, ſind die Handwerkskammern
mit Genehmigung Ddec I
dazu befugt. Ber Arbeitern unter 17 Jahren gilt
in der Regel die Vermuthung, daß ſie in einem
Lehrlingsverhältniſſe ſtehen.

titel führen, wenn er
prüfung beſtanden hat.
Meiſtertitels iſt ſtrafbar.

Wir geben in einer ſpäteren Nummer noch die
allgemeine „Erläuterung“, welche den Vorſchlägen des
Handelsminiſters beigegeben iſt. Gleich im Eingange
dieſer „Erläuterung wird den Handwerkern eine
große Enttäuſchung bereitet: die Forderung
des obligatoriſchen Befähigungsnach-
weiſes wird als „unerfüllbar“ zurückgewieſen,
und am Schluſſe wird ausdrücklich betont: „Sin
Befähigungsnachweis für den Betrieb des Gewerbes

Die unbefugte Führung des







Deutſches Reich.

* Berlin, 23. Aug. Der Kaiſer ließ ſich über
den Fall des Grenadiers Schröder eingehend Bericht
erſtatten.

* Berlin, 23. Aug. Einer der

war, wird, wie der „Konfektionär“ erfährt, polizei-

lich geſucht. Einer ſeiner Helfershelfer iſt bereit3 ,
verhaftet worden. Der betreffende Wucherer war

nach einem auswärtigen Platz zum Rennen gereiſt
und ſcheint, rechtzeitig benachrichtigt über ſeine devor-
ſtehende Verhaftung das Weite geſucht zu haben.
Berlin, 23. Aug. Herr Landtags ⸗ Abgeordneter
Letocha hat ſich bereit erflärt, das Reichstags-⸗Mandat
für Kattowitz⸗ Zabrze wieder anzunehmen. Er wird
zweiffellos gewählt.
Berlin, 23. Aug. Nach der Allgem Hand-
werkerztg. hat der engere Centralvorſtand in München
im Einverſtändniß mit den auswärtigen Vorſtands-
mitgliedern beſchloſſen, aus Zweckmäßzigkeitsgründen
den für Halle geplanten 8. Tallgemeinen deutſchen
Handwerker⸗Tag und 9. Delegirten Tag des deutſchen
Handwerkerbundes bis auf Weiteres nicht abzuhalten.
* Gotha, 23. Aug Der Herzog Ernſt iſt
geſtern Abend um drei VBiertel 12 UhHr
Herzog von Sachſen-
Coburg und Gotha war am 21. Juni 1818 geboren
und folgte am 29. Jan. 1844 ſeinem Vater in der
Regierung. Er war ſeit 3. Mai 1842 mit der
Prinzeſſin Alexandrine von Baden, einer
Schweſter unſeres Großherzogs, vermählt, ohne ſich
jedoch eines Nachkommen zu erfreuen. Da alſo der
verſtorbene Herzog einen direkten Erben nicht hinter-
läßt, wäre nach dem Rechte der Primogeniturerbfolge
älteſte Sohn ſeines Bruders Albert und der
Königin Victoria von England, alſo der Prinz von
Doch weil dieſer
als künftiger König von England nicht auch deutſcher

von Edinburg, an ſeine Stelle treten. Letzterer ſoll


iſt die Lehrlingsprüfung nicht.“ Ja, dieſe
iſt nicht einmal unbedingt nothwendig, um ſelbſt
ſpäter Lehrlinge anleiten zu dürfen; es wird nur

verlaugt, daß derjenige, welcher die Lehrlingsprüfung


werk ſelbſtſtaͤndig betrieben haben muß, ehe er Lehr-
linge anleiten darf.“ Dieſe Vorbedingung zu erfüllen,
iſt aber doch wahrhaftig kein Kunſtſtück! Dazu iſt
der ärgſte Pfuſcher, wenn er ſich nur tüchtige
Geſellen zu verſchaffen vermag, ſehr wohl im Stande.


gründet iſt auf das von den Handwerkern ſelbſt mit
Recht verlangte Fundament „obligatoriſcher
ungen“.
Innungen werden durch die Vorſchläge des Handels-
miniſters theils überflüſſig gemacht,
in ihrenweſentlichen Rechten beſchränkt.


ihrer Mitglieder beſchränkt werden;

formulirten Rechte verlieren.

Wie wird es ferner mit der Zuſammenfaſſung der
Innungen des gleichen Handwerles zu großen In
nungzverbänden ſtehen? Das iſt doch gerade
die von den Handwerkern und den Freunden des
Handwerks angeſtrebte Organiſation des Handwerks.
Werden ſolche

einen Platz und irgendwelche Bedeutung finden können?
Wir fürchten, daß ſie bei der miniſteriellen „Reform“
weder Luft noch Licht mehr finden werden. Un ihre


Handwerkskammern treten,

Kleingewerbes umfaſſen.

Das ſind die Punkte, die zunächſt und in erſter



gefordert haben. Wir werden noch mehrfach Veran-
faſſung haben, die miniſteriellen Vorſchläge im Ein-
zelnen zu prüfen.
das nicht — zunächſt eine herbe Enttäuſchung be-


der von Preußen ausgehenden Reform ſich zu beſchäf-


Db e8 wohl möglich ſei, dieſe Reformvorlage ſoweit zu
verbeſſern und ümzugeſtalten, daß ſie wirklich dem
BGandwerk zum Segen anſtatt zum Verderben gereichen
werde. Ein Fortſchritt iſt wenigſtens darin zu er-

jedoch gutem Vernehmen nach auf ſeine Erbfolgerechte
zu Gunſten ſeines Sohnes, des Prinzen Alfred,
verzichtet haben. Dieſer iſt am 15 Oktober 1874
geboren, wurde am 15. Oktober 1892 für volljährig
erklärt und iſt Lieutenant & la suite des ſechſten
thüringiſchen Infanterie⸗Regiments Nr. 95. Seine
Proklamation zum Herzog dürfte im Laufe des heuti-
gen Tages erfolgen.

Woaltershauſen, 23. Aug. Der Kaiſer iſt
heute früh auläßlich des Todes des Herzogs von






Gotha in Reinhardsbrunn eingetroffen.
*Reinhardsbrunn, 23. Aug. Der Kaiſer wohnte
heute auf beſonderen Wunſch des Herzogs Albrecht
von Sachſen⸗Koburg Gotha der Eidesleiſtung des
Herzogs auf die Verfaſſung bei, welche in feierlicher

dankte am Schluſſe
dem Kaiſer für die Theilnahnie an der Feier.
Die Augb Poſtztg.“





genden merkwürdigen Beſchluß des Vorbereitungs-
Comites zur Katholikenverſammlung in Würzburg:
Der Beſchluß der für unſere bayeriſchen Ver-
bältniſſe leider ſo recht bezeichnend iſt, geht dahin,
unmehr auch die nichtkatholiſſchen hieſigen
Blätter zu den auf die Generalverſammlung bezuͤg⸗
lichen Juſertionen zu benützen. Unter diefen nicht-
kaͤtholiſchen Blättern befinden ſich ſolche mit ent-
ſchieden centrumsfeindlicher Tendenz; wir nennen
nur die „Neue bayer Landesztg.“ des Herrn Mem-
minger, des „Fraͤnkiſchen Sigl“, die in früheren
Jahren auch die Katholikentage mit Hohn u. Spott
überſchüttet hat.“
Dieſer Beſchluß, welcher geradezu eine Unterſtütz-
; ung akatholiſcher Blätter anftrebt, „ift leider, bemerkt
das Blatt, ſo recht bezeichnend für unſere (des Cen-
trums) bayer. Berhältnifje“. Die eine Katholiken-
verſammlung beſchließt, man ſolle die farbloſe Preſſe
nicht unterſtützen, und das Comite für die andere
Katholikenverſammlung ſtrengt ſich möglichſt an, dieſem
Beſchluß entgegenzuhandeln. Von der Taktloſigkeit,
welche in dieſem Verfahren gegenüber der katholiſchen
Preſſe liegt, brauchen wir kaͤum zu reden.



Peſt, 23. Aug. Die Gemeinden Ciswaoda u.


das Comitat Szaboles iſt choleraverſeucht.

* Nom, 23. Aug. Eine Manifeſt verbietet jeg-


Stadt. (Wir werden über die ſtattgehabten Demon-
ſttrationen, die in der Stadt der Päpſte ſtattgefunden

haben, in der nächſten Nummer ausführlich berichten.)
Rom, 22. Aug. Nach dem /Popolo Romano“



ift, ſich etwas ernſtlicher mit der Handwerkerfrage zu
beſchäftigen. Es war aber auch die höchſte Zeit!


Aignes Morte3 geäußert: „Tutti i Christiani
sono fratelli e quello non è stato un eccidio maun



‚ fratricidio“ (Alle Chriſten ſind Brüder, und iſt daher


geweſen)





Aus Baden
Heidelberg, 24. Auguſt.

— Der pratktiſch ſoziale Kurſus in Bamberg
hat am Montag unter den erfreulichſten Ausſichten
ſeinen Anfang genommen. Die Theilnehmerzahl war


Gladbach und erreichte Abends das ſechſte Hun-
Dert. Die Begrüßungsfeier im Saale des Kathol.
Geſellenhauſes nahm einen ſehr anmirten Verlauf.
Es ſprachen Magiſtratsrath Barnikel im Namen
des Lokalcomites, Domvicar Maurer, welcher die
Grüße des Hochw. Oberhirten brachte, Reichstagsab-
geordneter Wen zel, Präſes Nagengaſt u. Frof.
Dr. Hitze Auf die Träger der geiſtlichen und
weltlichen Autorität: Se Heiligkeit den Papſt, Kaiſer
Wilhelm, Prinzregent Luitpold und Erzbiſchof von
Schork wurden begeiſterte Hoch ausgebracht. Namens
der Oeſterreicher ergriff Prof Piffl das Wort.
Redner ſtreifte die ſorialen Verhältniſfe ſeines Vater-
landes, die chriſtlichſoziale Bewegung, die wohl noch
ihre Schlacken habe, der aber ein geſunder Kern in-
newohne, und erinnerte an die umfaſſende Thätigkeit
des Cardinals Gruſcha auf ſozialem Gebiete. Dr.
Horsky ſprach Namens der Czechen, worauf Dr.
Weiz die Grüße des Herrn Fürſtbiſchofs Simon
Aichner von Brixen Überbrachte. Prof Hitze er-
widerte auf die Rede Prof. Piffl's mit dem Hinweiſe
auf die großen Verdienſte des ſeligen Baron Bogel-
jang, von dem die kath Sozialpoͤlitiker Deutſchlands
ſo viel gelernt und cHarakterifirte das Wirken des
Cardinals Gruſcha, als eines Sohnes Kolpings.
Die Verſammlung brachte auf den Wiener Oberhirien
ſtürmiſche Hochrufe aus. — Morgens darauf um
8 Uhr früh fand in dem majeſtaͤtiſchen Dom ein
feierliches Hochamt ſtatt, das Herr Landtagsabgeord-
neter Domdekan Keller celebrirte. Nach dewſelben
begannen nach einer halbſtündigen Verſpätung die
Vorträge. Nachmittags fand eine von Dr. Pieper
eingeleitete Debatte über die Bekämpfung der Sozial-
demokratie ſtatt, wobei ſich intereſſante Meinungsver-
ſchiedenheiten ergaben. In die Debatte griffen ein:
Pſarrer Kunz Gruchſalin Baden) Dr. Heim
Lehramtsaſſiſtent in Wunſiedel, Domvikar Dr. Pich-
ler und Domprediger Dr. Winterſtein.

— Iſt der Kulturkampf beendigt?? Wie
der „Germania“ berichtet wird, werden in Großter-
land, einem Orte oder herrſchaftlichen Gute in der
Mark, die katholiſchen Kinder der doͤrtigen
katholiſchen Familien mit Schulſtrafen belegt,
wenn ſie an Sonn- und Feſttagen nicht dem pro-
teſtantiſchen Gottesdienſte beiwohnen.
Außerdem ſollen ſie gezwungen werden, proteſtantiſche
Kirchenlieder und Gebete auswendig zu lernen Das
klingt zwar unglaublich, wird aber doch Thatſache
ſein Jedenfalls wird der Kultusmiſter, ſobald er von
dieſer Ungeheuerlichkeit Kenntniß erhält, Abhülfe
ſchaffen muͤſſen.

— Das Heine Denkmal, das in Deutſchland
ſo viel Aergerniß bereitet hat, ſcheint eudlich uns
nicht länger täſtig fallen zu wollen! Wie
die „NMational-Zeitung“ mittheilt, iſt das Denkmal
vom Geſangverein „Arion“ in New-York angekauft
worden. Max Ams, der nach Deutſchland gereift
war, um im Yuftrage des Denkmalkomitees des
„Arion“ vorzugehen, hat das Comitee benachrichtigt,
daß er den Loreley⸗Brunnen von dem Bildhauer
Profeſſor Ernſt Herter in Berlin für den Arion“
zum Preiſe von 100,000 Mark erworben habe, Der
urſprünglich geforderte Preis war 160,000 Mark.
Hätte der Bildhauer Ausſicht gehabt, ſein Werk in
Deutſchland zu verwerthen, ſo würde er es ſchwerlich
ſo viel billiger abgegeben haben. Vielleicht halten
ihn aber die Kreiſe, die das Denkmal zuerſt bei ihm
beſtellt hatten, ſchadlos, hatten ſie doch ohnehin
Düſſeldorf und Mainz das Denkmal umſonſt ange-
boten. Damit fällt nicht nur den chriftlich und
national geſinnten Mainzern ein Stein von Herzen;
offenbar hat das Comitee eingeſehen, daß auch in
Mainz die Ausſichten ungünſtig ſind, und ſich daher
zu dieſem letzten Knallefekt entſchloſſen, ehe noch der
Mainzer Abfall fertig und landbekannt wurde. Kein
echter Deutſcher, geſchweige ein Chriſt, wird dem Denk-
mal eine Thräne nachweinen oder New⸗Dork um ſeine
kommende Zierde beneiden.

— Schutz des Evangeliums an der arg
bedrohten Weſtgrenze Der durch die Broſchüre
„Die Rockfahrt nach Trier unter der Aera Korum“
zu einer Berühmtheit gelangte Kandidat der evange-
liſchen Theologie, Herr W. Reichard, hat ſich, der
„Trier. Landesztg.“ zufolge, durch ein neues Vor-
kommniß hervorgethan. Das Ereigniß ſpielte ſich ab
in der Nacht vom Samſtag auf Sonntag zwiſchen 3
und 4 Uhr. Herr Reichert war in Kurden auf dem
Nachhauſewege begriffen, wobei es nicht ohne ruhe-



ſtörenden Lärm abging. Zur Ruhe ermahnt, blieb



X Hei
6
—4 und i

B Maı
li jährige
che Selbſtn

= Neck
4
; b}“gen ein
% Sahre
%eämf)fluf%n
lrelfl)entug |
© Wwerden
ſten ihm
o—
meinden!
Bfatrlinder
 
Annotationen