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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0903

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27. Seytember.
Loswaos undD Damian.



SonntagsSfalender für Stadt uwd Laud

(Kalender für Zeit und Swiakeit.) 1894.





Devk und Berlag von Sebr. Suber uu HdedHerg.



Artheint cägligG mit Aısnahme der Eorm und Seiertage
Samftags mit Unterbaltungsbeilage, Proi® vierteljährlich
MRl 1.20 vöne Trägerlohn u Boßpanffhlag. Beftellungen




für Stadt




AnzeigersBlatt {ür die Amtebezirte Heideldberg,
Kabenburg, Weinheim, Shwebingen, Philippaburg,
Biekloch, Bruchſal, Vreiten, NeXargemänb, Mosbadı
Eberbach/ Buchen Walldurn T.-Bi Ch., Wertheinuse,















Zuͤtius Zecker in Heidelberg.

%. 20

Verantwortlicher Redatkteur:










Stenerreform ohe Steuervermehrung- ı
Heidelberg, 25. Sept.

In der geſtrigen Verſammlung des hieſigen Len-
irumsyereinz Rath. Caſino hielt der Abg. Frhr.
b. Bu ol einen Vortrag, deſſen Hauptinhalt das Thema
ildete: „Steuerreform dhne Steuerver-
Mehrung,“ worüber wir in Folgendem das Weſent-
liche mittheilen.

Einleitend erklärte Redner die verſchiedenen Arten
Vn Steuern, ſpeciell das in Baden beſtehende directe
Staarsſteuerſyſtem, bekanntlich beſtehend in einer allge-
Meinen. Einkommenſteuer, als Hauptſteuer und vier ſog.
Ertragsſteuern, nämlich der Grund⸗ Häuſer⸗Gewerbe-
ſteuer und der Kapitalrentenſteuer. Dabei wurde auch
unſeres Gemeindeſteuerweſens gedacht und bemerkt,
datz in allgemeinen zwei Richtungen von Beſteuerung
heſtünden ; bdie eine, auf Leiſtung und Gegenleiſtung
keruhend, richte ſich nach dem Intereſſe, welches der

inzelne an den voͤn der Geſammtheit gebotenen Vor-
Heiien habe und fei dieſes das in der Gemeindebe-
{teerung übliche Princip, waͤhrend die als Staats-
ſtenerpriucip üblihe Richtung ſich nach der Leiſtungs
faͤhigkeit der Steuerpflichtigen richtend lediglich auf
der Zugehörigkeit zur Gejammtheit und auf deren
Finanzdedarf beruhe. — Demnächſt unterzog Redner
unſere Ertragsſteuern einer Prüfung auf ihre
SGerechtigkeit und etwaige

ähigkeit' ſowie ihre Vereigenſchaftung, das



einkominen entſpkechend ſeiner höheren Steuerkraft
vorzubelaſten und wurde zugleich das Problem erör-
tert, wie falls dieſe Prüfung negativ ausfalle, den

aͤngeln der Ertragsſteuern abgeholfen und damit
zugleich unſer Gemeindeſteuerweſen in geſunder Weiſe
nen geregelt werden könnte. Redner erklärte ſich hier-
zu vkranlaßt durch die ſteten Klagen, welche im Land-
tage vornehmlich gegen die Grundſteuer vorgebrucht
wuͤrden, wegen ungleicher und zu hoher Einſchätzung
insbeſondere auch des Rebgeländes, wegen ihrer
bölligen Außerachtlaſſung der Schulden und wegen
des trotz ergänzender Geſetze nicht genügend einge-
umten Nachlaſſes der Steuer bei Mißernten, wegen


ſowie durch wiederholte beiin Landtage erfolgte An-
regungen auf Reform des Gemeindeſteuerweſens, ins-
beſondere die Häufigen Klagen über den Druck der
Gemeindelaſten und das in den verſchiedenſten Formen,
Telbft als Anſpruch auf Vergütung von Gemeinde-


beamten aus der Staatskaſſe, zu Tage tretende Be-
ſtreben der Gemeinden nach Ueberweiſungen von
Staatsmitteln. Hierzu ſei Redner auch veranlaßt,
durch die neueſten Voͤrgänge auf den fraglichen Ge-
bieten in anderen Staaten.

Bei dieſer Prüfung ſtellte Redner als unbeſtritte-
nen Grundſatz an die Spitze, daß ein Steuerſyſtem
nun dann als ein gerechtes bezeichnet zu werden
verdiene, wenn es DdDieSteuerquellen gleid:
mäßigund die Steuerpflichtigen ent»
ſprechend ihHrer Leiſtungsfähigkeit
treffe. An der Hand dieſer Eriterien und
auf Grund eingehender Erörterungen der that-
ſächlichen Verhältriſſe gelangte Redner zur Anſicht,
daß wenn Gleichmäßigkeit in der Steuerveranlagung
und in der Beſteuerung mit möglichſter Berückſichti-
gung der perſönlichen Leiſtungsfähigkeit die Attribute
tines gerechten Steuerſyſtems bildeten, unſere Ertrags-
ſteuern in unvereinbarem Gegenſatz zu gerechten
Steuern ſtünden, ferner daß deren vielbeklagte
Mängel ſich nicht heben ließen, weil dieſelben ſich
mit Nothwendtgkeit aus dem innerſten Weſen des
Syſtems ergäben und daß die Ertragsſteuern deßhalb
auch ſchlechihin nicht geeignet ſeien, den denſelben nach
dem Obigen zugedachten Zweck zu erfüllen, indem ſie
die Durchführung einer rationellen Unterſcheidung
zwiſchen der Beſteuerung des Beſitz und des Arbeits-

Hierzu

Bedenken nicht, oder doch nicht entfernt in gleichem
Maaße entgegenſtehen würden, wie als Staatsſteuern
Redner gelangt ſo zu der beſtimmten Anſicht, daß

die Beſchaffuͤng der Mittel für einen gerechten

Ausgleich in der Vertheilung der beſte-
henden Laſten in Staat und Gemeinde
und damit eine geſundeSteuerreform ohne
Steuervermehrung ſich nur erreichen laſſe,
durch den Verzichtdes Staates auf alle
Ertragsſteuern gegen Einführung einer den
Ausfall deckenden Vermögensſteuer und durch
Ueberlaſſung der betreffenden Steuer-

insbeſondere durch die an Stelle der Ertragsſteuern
tretende Vermögensſteuer ein nicht zu unterſchätzender
ſozialpolitiſcher Erfolg erreicht würde, weil
dieſe im Gegenſatz zu den bisyerigen Ertragsſteuern,
als eine nur das reine, die Perſon überdauernde
Geſammtvermögen und zwar alle Vermögensarten
gleich umfaſſende Perſonalſteuer je glichen Grund
zur Eiferſucht zwiſchenBeſitz und Arbeit,
fowohl als auch zwiſchen den verſchte-
denen Beſitzformen unter ſich mit der
Wurzelaus der Welt ſchaffen mürde.

Im Einzelnen verwies Redner auf die Verſchieden-
heit unſerer Ertragsſteuern unter ſich, nicht nur in
der Beſteuerung (15 Pf. von 100 M. Steuerkapital bei
der Grund und Gewerbeſteuer. 8 Pfg. bei der Kapital-
rentenſteuer), ſondern mehr noch in der Veranlagung.
Während bei der Grundſteuer das Steuerkapital nach
den mittleren Güterpreiſen der Jahre 1828 47, beim
Mangel genügenden Anhaltes in dieſer Beziehung
aber nach dem 25fachen Betrage des jährlichen Pacht-
ertrags, eventuell eines taxirten Reinertrags, bei Wald-
dungen nach dem 15fachen Betrag des jaͤhrlichen Hau-
harkeitsertrags angeſetzt iſt, beſtimmt ſich das Steuer-
kapital der Gebäude nach dem mittleren Kaufwerthe
aus den Jahren 1853—62, das Gewerbeſteuerkapital
nach dem mittleren Jahresſtand der Betriebskapitalien,
ohne Rückſicht auf den Ertrag, und bei der Kapital-
renteuſteuer nach dem 20fachen Betrag des jährlichen
Zins· und Renteneinkommens, bei Leibrenten und
Waiſenbeneficien nach dem 8: bezw. Afachen Ertrag.
— Bei der Grund⸗ und Gebäudeſteuer findet ein Ab-
zug der Schuldzinſen und Laſten nicht, bei der Ges
werbeſteuer theilweiſe, bei der Kapitalrentenſteuer
findet er ganz ſtatt; die Grund- und Gebäudefteuer
kennt keinen ſteuerfreien Minimalbeſitz; bei der Ge-
werbe und der Kapitalrentenſteuer dagegen kommen
Betriebskapitalien unter 700 Mark, bezw. Renten von
nicht mehr als 60 Mark nidt in Betracht. — Noch
auffälliger als dieſe zahlreichen Ungleichmäßigkeiten
iſt übrigens in ihrer Wirkung die völlige Außeracht-
laſſung der Leiſtungsfähigkeit des Steuerzahlers; die
Grundſteuer unterſcheidet nicht, ob der Boden ſchulden-
frei oder überſchuldet iſt, ob die Ernte gut oder





quellen an die Gemeinden.

; Eine Reform in gedachtem Sinne iſt nach Anſicht
des Redners durch die Entwickelung unſeres badiſchen
Staatsſteuerweſens bereits vorbereitet und liegt das
Bedürfniß hierzu, ſowohl auf Seite des Staates als
auf derjenigen der Gemeinden in gleichem Maaße



ſchlecht war, die Häuſerſteuer nicht, ob das Wohnhaus
vermiethet iſt, oder nicht, die Gewerbeſteuer nicht, ob
das Betriebskapital etwas erträgt, oder nicht, ob gute
Verkehrs⸗ und Aoſatzverhältniſſe vorliegen, oder nicht.
wegen Unglücksfällen ſind nur da
zuläſſig, wo ein beſonderes Geſetz ſolche geſtattet, das









Treuer Siebe Sohn.

Roman von U. Rojen.
Gachdruck verb.)

Die Fahrt wurde immer ſchneller. Niemand begeg-

nete den Reijenden.

Von Schloß Adlerhorſt, der Wohnung des jungen
Lord Grosvenve ‘ fhimmerte eine Ichtereihe wie Sterne
binab in die Tiefe, während am Fuße des FeljenS, wo
dn8 Heine Dorf malerijch gebettet Iag, ein Neit vor
Seuchtfäfern verſtreut fchien. Dieje Jchienen immer näher
zu fommen. } |

Giralda bildete ſich ein, ihr Gefangenwärter wolle ſie
in jenes Dorf bringen, aber er wendete ſich von dem Adler-
horfl ab nach der Külte zu. ;

„Wie lange baben wir noch zu fahren?” fragte fie,
von der kalten Finiternik erfchrecdt, die ſich über die Ge-
gend zu breiten begann. 4

ur nochH wenige Minuten Sehen Sie das Licht
von dem Feljen drüben ?“ jagte Perkins, mit der Peitſche
rach einem röthlidhen Funken deutend „Das Licht fommt
auSs Ihrem fünftigen Gefängniß, Fräulein. Sie werden
wartẽt und die Laterne iſt ein Signal für mich. Wir

aben eine halbe Stunde zu fahren, bis wir oben . auf
em Berge angelangt jind, aber ©ie werden dort ficher
ein“, ficherte Berkins, während Giralda verzweifelt auf

ihren Sig zurüchank. . '
S mein Goͤtt, Du wirſt mich ſchützen,“

Siralda.
27. Rapitel.

Ein Lichtſchimmeran dunkhem Ort.

Das Haus, welches nun zu Giraldas Ajyl erkoren
Worden mar, erhob jichH auf einem ebenſo iteilen, aber
Minder hoͤhen Felſen, wie der Adlerhorſt und war von
Hligel, der dieſen trus, nur durch das lauge und
44 getrennt, in welchem das Dorf Grosvenor ſich

eynte,

murmelte

Bu der einfamen Wohnung auf der ſturmumbrauſten
AnhHöhe führte ein einziger rauher Bergpfad, welchen Gi-
ralda und ihr Gefangenwärter ietzt erflimmten. Von zwei
Seiten ragten graue Felſenmauern in die Luft und an der
dritten Seite brandeten die Wogen des Meeres Sine
unzugänglichere Stätte konnte im ganzen Lönigreich nicht
gefunden werden Ein kleiner verwahrloſter Garten um-
gab das ſchlichte, und von unbehauenen Steinen erbaute
Häuschen. } ;

Das Raſſeln der Räder auf Ddem holprigen, Pfade
hatte eine alte Frau aus ihrer Ruhe aufgefcheucht. Sie
bffnete die Thür ihrer Sinfiedelei, trat auf die Schwele
* hielt eine flackernde Kerze auf Armeslänge über ihrem

opf.

Beim Anblick dieſer Frau lebten Giraldas Hoffnungen
wieder auf. *

Kein weihliches Weſen, ſo dachte fie, würde dem
Fleben unverſchuldeten Unglücks widerſtehen können, hier
würde ſie Beiſtand finden.

Wer fommt ?“ fragte die Frau mit barſcher Stimme
und die Kerze in der Richtung des nahenden Wagenge-
raſſels ſenkend.

Ich bin es — der Diener Verkins — mit der
4 Dame“, lautete die vorſichtige Antwort des Kammer-
dieners.

„Ach, Sie ſind es? Nun, es iit Alles in Ordnung.
144 Mann iſt unten im Dorfe Grosvenor und ich bin
allein.“

Die Pferde, von der Anſtrengung der ſteilen Auffahrt
dampfend und pruſtend blieben vor dem verwitterten
Pförtchen ſtehen.

Perkins ſprang vom Bock herab und beeilte ſich, Gi-
raldaz Zeſſeln zu Löjen. * *

„Ah gebunden ?” kuurrte die Frau, Perkins bei ſeiner
Arbeit leuͤchtend „Iit ſie ſo feurig. ;

„Na, Hier iſt He am rechten Ort. Treten Sie nur in
das Haus mit her.“

Nachdem die kunſtvolle Schnürung, die Giraida an
ihren Sig gefeſſelt : Hatte, gelöft war, nahm Perkins die
HalbohHnmächtige in ſeine Armennnd folgte der voran-

ſchreitenden Bäuerin in ein ziemlich geräumiges, aber
äußerft ärmlich ausgeſtattetes Zimmer. Dort lich Berkins
bgätämäbcben ziemlich ſanft in einen bequemen Rohrſeſſel
aleiten.

Die Frau ſtellte ihre Kerze auf den Tiſch und ſchloß
die noch offenitehenden Fenſterläden, kam dann ſchlurrend
auf Gitalda zu und betrachtete ſie mit unverhohlener
Neugter *

; Muth erſtarb wieder, als ſie die Fraunäher
anſah.

Die große, ſtarke, bewesliche Bäuerin ſchien kräftig
wie ein Mann. Ihr leicht ergrautes Haar war aus der
niedrigen Stirn geſtyichen und in einem harten kleinen
Knoten zuſammengeſteckt. Ihre Züge verriethen eine herz-
loſe Kalte und unerbitterlidhe Stirenge, Dieje ſtarre ei-
ſerne Natur was des Mitleids und des Erbarmens offen-
bar nicht fähig. Sie war das Weib eines Fijhers, deſſen
Haupterwerb der Stranddiebſtahl bildete. Das Paar er-
freute ſich in dex beſcheidenen Nachbarſchaft nicht des beſten
Rufes und wurde allgemein gemieden. Nie verxirrte ſich
ein Gaſt zu ihnen. Ein geeigneteres Gefängnißz hätte ür
Siralda nicht gefunden werden können. Die Wahl der
Ferkermeiſter war nicht minder zweckentſprechend Frau
Bitt war die Amme Ormonds geweſen und das Wenige,
waz He an Gefühl bejaß, war ausſchließlich ihrem ehe-
maligen Säugling gewidmet. Er haite ihr zu wiederhol-
ten Malen Wohlthaten erwiejen und das Häuschen, das
ſie bewohnte, mar ſein Geſchenk. Nach jeiner Unterredung
mit Giralda im Schloßgarten Hatte Ormond ſich froh-
lockend der Fiſcherleute erinnert. E3 war für ſeine Pläne
von Wichtigkeit, daß Hiralda ſogleich das Schloß verließ
und nicht Zeit und Gelegenheit gewann, den Niarquis
das Qügengewebe zu enthüllen, in das er ihn eingeſponnen
hatte aber jie Durjte weder zu ihrem Vater noch zu ihrer
Mutier zurückkehren.




 
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