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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
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Nr. 1
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Nr. 1.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhalrungs - Blatte
vierteljährlich L-L kr.

Freitag, 1. Zanuar

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit T kr.

1838.

* Mannheim, 1. Jan. Der heutigen Nummer unseres
Blattes liegt ein Wandkalender als Neujahrsgabe für unsere
Leser bei. Möge derselbe unseren Freunden nur glückliche Tage
zeigen!
7 Mannheim, 31. Dez. Stand der Fremden in hiesiger
Stadt vom 30. auf den 31. Dez.: 250 Personen,
* Aus Baden. Am 29. Dez war bei Ihren Kgl. Ho-
heiten dem Großherzoge und der Großherzogin Hoftafel, im
Großherzoglichen Residenz-Schlosse, zu welcher die Professoren
von Vangerow, Bunsen und Hausier von Heidelberg und
noch andere Notabilitäten der Wissenschaft geladen waren. — Un-
term 30. Dez. wurde dem Amtsrichter Kamm die Amtsrichterstelle
in Pforzheim übertragen und der Referendar Wilhelm Stein
von Mosbach zum Amtsrichter von Schönau ernannt.— Eine
Redaktionsbemerkuug der „Karlsruher Zeitung" macht die Mit-
theilung, daß in Folge eines Höchsten Befehls die weitere Be-
handlung der Angelegenheiten des Karlsruher Hoftheaters durch
die Presse untersagt ist. — In Bruchsal hat der Tabakshandel
seither größere Lebhaftigkeit erlangt und wurden Preise von 13
bis 18 fl. per Zentner bewilligt, was zwar den durch die vor-
jährigen Verhältnisse hervorgerufenen Erwartungen der Produ-
zenten nicht entspricht, aber doch an sich um so annehmbarer ist,
als der diesjährige Tabak besonders schwer wiegt. Uebrigens
sind die vorhandenen Tabaksvorräthe noch sehr bedeutend und
die Rajchheit des Absatzes stehe aegen frühere Zeiten noch sehr
zurück. — Auch mit dem neuen Wein ist <-s sehr stau, und ob-
wohl bas durstige Publikum ihn sucht und liebt, w fehlt es doch
an Spekulanten, und nur für den augenblicklichen Bedarf wird
gekauft. — Aus Heidelberg schreibt der „Schw. Merk."
über den Tabakshandel: Es ist ein gutes Zeichen, daß Tabaks-
spekulanten, welche sehr vorsichtig sind, sich jetzt entschließen, ihre
Einkäufe zu macken. Sie zahlen den Zentner schönes Deckblatt
mit 16 bis 20 fl. Viele größere Landwirthe haben ihren Tabak
zusammengeschlagen und wollen noch höhere Preise abwarten, die
im Frühjahr kommen sollen. — Am unteren Neckar ist der
Verkehr in neuem Weine sehr gering, und viele hundert Fuder,
zumal geringeren Weines, liegen an der Bergstraße und am
Brurheine, ohne daß besondere Nachfrage nach demselben ist. —
Auch Tabak ist im Ganzen noch wenig verkanft. In einzelnen
Gegenden und Orten sind noch gar keine Käufe abgeschlossen. —
In Freiburg wurden aufsämmtlichen Fruchtmärkten des Jahres
1857 verkauft 38,218^ Malter Früchte um einen Erlös von
529,290 fl. 24 kr. Im Ganzen wurden 609^ Mltr. weniger
verkauft und 93,025 fl. 57 kr. weniger erlöst als im Jahr 1856,
in welchem der Gesammldurchschnittspreiö per Malter 16 fl. war,
während er dies Jahr nur 13,8 fl. ist. Bei letzterem ist aber
wohl zu bemerken, daß noch im Januar d. I. der Durchschnitts-
preis 14,8 war, während er nach einem seit Juli ohne Unter-
brechung monatlich stattfindenden Sinken im Dezember sich auf
11,7 gestaltet. Nachdem nun im letzten Vierteljahre der Durch-
schnittspreis zwischen 12 und 11 fl. sich festgestellt hat, so dürfte
dieser als der im Ganzen bleibende Normalpreis für die nächste
Zeit angesehen werden, wenn nicht ganz außergewöhnliche Wit-
terungsverhältniffe in einiger Zeit die Aussichten ändern- Alle
andern Lcbensmittelpreise sind aber im Wesentlichen nicht zurück-
gegangen. — Das „Anzeigeblatt für die Erzdiözese Freiburg"
veröffentlicht das Verzeichniß jener Beiträge, welche in Folge des
erzbischöflichen Hirtenbriefes vom 16. Juli v. I., die Fürsorge
für verwahrloste Kinder betreffend, bis jetzt eingegangen sind.
Sie betragen die ansehnliche Summe von 36,916 fl. 14H? kr.,
wovon 17,435 fl. 35 kr. speziell für eine kathol. Rcttungsanstalt
in Gurtweil und soweit bekannt 5654 fl. ebenso für eine solche
in Walldürn bestimmt sind. Der größte Poften sind 10,000 fl.,
gespendet, wie verlautet, von einer Jungfrau von Freiburg.
München, 26. Dez. Der großherzogl. badische Minister-

resident an unserm k- Hof, Frhr. v. Berkheim, wird unsere Ltadt
auf einige Zeit in Urlaub verlassen, und wurde deßhalb der
großherzogl. Legationssekretär Dr. Minet als interimistischer Ge-
chäftöträger beglaubigt. (Ä. Z.)
Stuttgart, 29. Dez. Unangenehmes Aufsehen erregte ein
in Ludwigsburg stattgehabtes Duell, welches wegen confessionellen
Streitigkeiten unter Kavalieren von vorgerücktem Lebensalter sich
entspann. Herr v- E., früher in badischen Diensten, ließ sich
über die Geistlichkeit der katholischen Kirche im Wortwechsel einen
Ausdruck entschlüpfen, welchen der katholische Herr v. I., Jnfan-
teriehauptmann, nicht ertragen zu können glaubte. Er forderte
seinen Gegner auf Pistolen und wurde, wie es heißt, tödtlich
getroffen. (Fr. Pz.)
Darmstadt. Die hiesige Schreinerzunft hat Beschwerde
gegen die Möbelhändler erhoben und verlangt Schutz ihrer Jn-
nungsgerechtsame in der Art, daß diese ihre Magazine nur durch
Beziehung der Möbel aus den Werkstätten der hiesigen Schreiner
rekrutiren. (Fr. Pz.)
* Berlin. Die österreichische Opernsängerin, Fräulein K.,
ist hier unter dem Verdacht des Diebstahls und der Adelsan-
maßung in gerichtliche Haft genommen worden.
Berlin, 29. Dec. Unter den fürstlichen Herrschaften
welche im Januar zur Vermählungsfeier nach London gehen
werden sich auch die Prinzen Wilhelm und Carl von Vaden
befinden. — Auf die Einladung Preußens zur Beschickung einer
Konferenz, welche in Bezug auf die Besteuerung des Rüben-
zuckers definitive Feststellungen treffen soll, sind bereits von
mehreren Zollvereinsregierungen zusagende Antworten hier einge-
gangen. Es ist aber noch nicht bestimmt, ob die Konferenz be-
reits cnn 7. Januar werde eröffnet werden können. Die seither
auf denl Corrcsponvenzwcge geführten Unterhandlungen haben
noch keine akheitige Einigung zur Folge gchcwt. Wie verlautet,
zeigen Braunschweig und Würtemberg noch keine Neigung, vern.
Vorschläge zuzustitnmen, daß außer der Erhöhung des Steuer-
satzes von 6 auf 7H2 Sgr. für den Centner Rüben schon jetzt
in bündiger Weise die Zusage gemacht werde, daß bei einer fer-
neren günstigen Entwicklung der Rübenzuckerindustrie nach drei
Jahren eine abermalige Steucrerhöhung eintreten solle.
Berlin, 29. Dez. Ich beeile mich, Ihnen die wichtige Nach-
richt mitzutheilen, daß die Verlängerung der Stellvertretung Sr.
Maj. des Königs durch den Prinzen von Preußen, über deren
Fortdauer bis vor Kurzem noch gestritten werden konnte, jetzt als
eine vollendete Thatsache zu betrachten ist. Der König, dessen
körperliches Befinden sehr erfreulich ist, während sein Gesammt-
zustand die Uebernahme der Rcgierungsgeschäfte noch nicht zuläßt,
hat am Weihnachtsabend dem Prinzen darüber in der herzlichen
Weise, welche zwischen den beiden fürstlichen Brüdern herrscht,
darüber seine Eröffnungen gemacht, denen daraus andere Schritte
von mehr offizieller Natur gefolgt sein mögen. Die offizielle be-
treffende Publikation durch den Staatsanzeiger wird in kurzer
Zeit zu erwarten sein, da es wünschenswerth erscheinen wird,
diese Angelegenheit noch vor Eröffnung des Landtags, am 12.
Jan., zu erledigen. Auf wie lange Zeit die Stellvertretung ver-
längert werden soll, ob auf neue drei, oder auf neun Monate,
oder auf unbestimmte Zeit, darüber wird wohl zur Zeit noch be-
rathen werden. Unter diesen Umständen wird die Reise deS Prin-
zen nach London wahrscheinlich unterbleiben, obwohl nur wenige
Tage dazu genügen würden. (Allg. Z.)
Königsberg. Ein cigenthümlicher Unglückssall hat sich
in unserer Nähe zugetragen. Ein junger Gutsbesitzer büßte vor
zwei Jahren die linke Hand durch eine Dreschmaschine ein; in
diesen Tagen näherte er sich wiederum auf unvorsichtige Weise
der Maschine und verlor auch die rechte Hand. (K. Z.)
Aachen, 28. Dec. Nach den hier eingegangenen Nach-
richten wird der Prinz Friedrich Wilhelm nach Vermählung mit

Die nächste Nummer erscheint: Samstag, den 2. Januar.
 
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