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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 154 – Nr. 180 (1. Juli – 31. Juli)
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Nr. 163
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0699

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Nr. 183.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens iü 1806
Exempl. und kostet mit dem Unter-
haüungsblattc Vierteljahr!. kr.

Sonntag, 11. Juli

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem täali-
chen „Sträßenplakat' zusammen
die gewöhn!. Zei!e berechn, mit d kr.

1888.

* Mannheim 10. Juli. Tas Regierungsblatt Nr. 32
enthält: l. Unmittelbare allerhöchste Entschließungen Lr. K. H.
des Großherzogs. Dienstnachrichten. Außer den schon mitge-
theilten noch folgende: Se- K. H. der Großherzog haben den
Stallmeister Wentz in den Ruhestand zu versetzen und der durch die
Gemeinden des Kirchspieles Todtnau und Todtnauberg erfolg-
ten Übertragung der Gemeindebezirksforstei Todtnau an den
Forstpraktikanten Karl Müller von Guttenberg die höchste Bestä-
tigung zu erthcilen geruht, 11 Verfügungen und Bekanntmachun-
gen der Ministerien. 1) Bekanntm. des gr. Justizministeriums:
Die Erhöhung der Anwaltsgebühren in bürgerlichen Streitsachen
betr. 2) Bekanntm. des gr. Ministeriums des Innern: H Pa-
lentertheilung au L. W. Perreaur in Paris betr. b) Die Pa-
tentertheilung an die Mechaniker Schmitt und Komp, aus Hei-
delberg betreffend, e) Die Patcntertheilung an den Mechaniker
A. Link in Freiburg betreffend, ck) Die Staatsgenehmigung von
Stiftungen betr. Wir heben daraus folgende aus- Es haben
gestiftet: Dr. Ladenburg in Mannheim für die höhere Bürger-
schule daselbst 500 st., deren Zinsen zu Gratifikationen und Auf-
besserung der Lehrergehalte verwendet werden sollen; der verlebte
Partikulier Georg Heinrich Morgen in Marmheim dem städtischen
allgemeinen Krankenhaus daselbst 3000 fl.; ebenderselbe durch
letztwillige Verfügung in das evangelische Hospital daselbst
18,235 fl. 31 kr.; 3) Bekanntm. des gr. Finanzministeriums:
Die zweite diesjährige Gewinnziehung des Lotterieanlehens der
Eisenbahn-Schuldentilgungs-Kasse zu 14 Mill. Gulden v. I.
1845 betr. III. Diensterledigung. Die ev. Pfarrei Dürrn, Diö-
zese Pforzheim, mit einem Kompetenzanschlag von 1546 fl. 39 kr.
VI. Todesfall. Gestorben ist: am 1. Juli d. I. der ev. Pfarrer
Greiner in Dürrn.
* Mannheim 10. Juli. Der drei- und vierundzwanzigste
Jahresbericht des hiesigen Vereins für Naturkunde, erstattet in
der Generalversammlung vom 6. Februar 1858 durch den zeitigen
Präsidenten des Vereins, Grafen v. Oberndorf, ist im Druck er-
schienen- Die Mitgliederzahl blieb sich nahezu gleich — 118
ordentliche, 87 Ehrenmitglieder —, für 12 durch den Tod, Weg-
zug oder Austritt abgegangene wurden 11 neue Mitglieder ge-
wonnen. Die Sammlungen und die Vereinsbibliothek haben sich
theilö durch Geschenke, theils durch den Ankauf beträchtlich ge-
mehrt und befinden sich durch die bewundernswert^ Ordnungsliebe
des gegenwärtigen Custos in vorzüglichem Stande. Einen sehr
wesentlichen Beitrag liefert schon die wissenschaftliche Verbindung
mit 47 auswärtigen Vereinen. Die Einnahmen bestehen ungefähr
zu gleichen Thcilen aus den Beiträgen der Mitglieder und den
Zuschüssen der Staats- und Lyceumskasse. Sie bildeten mit den
Kasfenvorräthen 1856 die Summe von 1277 fl. 12 kr.; 1857
von 1355 fl. 51 kr. Die Ausgaben betrugen im ersten Jahre
1143 fl. 21 kr., im vergangenen 971 fl. 48 kr. es geht sonach
ein Kasfenvorrath von 384 fl. 3 kr- auf das nächste Jahr über.
Von ganz besonders gutem Eindrücke sind zwei wissenschaftliche
Beigaben, die erste von Geh. Hofrath Toll in Karlsruhe, „Nach-
richten über die mit Unrecht der badischen Flora zugeschriebenen
Gewächse", und die andere von Dr. Weber, großh. "Regiments-
arzt, über das Ozon als Luftbestandtheil und seine Beziehungen
zu den verschiedenen Zuständen der Atmosphäre.
-Mannheim, 10. Juli- Der Heidelberger Liederkranzmacht
bekannt, daß Sonntag, den 18. Juli, auf dem Schloßhofe zu Hei-
delberg ein Coneert zum Besten der vertriebenen Schleswig-Hol-
steiner stattfinden wird. Zu diesem Cangertag sind alle Gesang-
vereine eingeladen, die Lust und Lieb'zur Sache haben. Anmeldungen
beliebe man an den Heidelberger „Liederkranz" zu richten. Die
Proben beginnen Vormittags 11 Uhr, das Coneert Nachmittags
3 Uhr. Mit den Vokalvorträgen wechseln Jnstrumentalstücke ab-
Zwischen die Gesammtchöre werden nach vollendeter Anmeldung
die Spezialchöre der Einzelvereine eingeschaltet. Als allgemeine

Chöre sind bezeichnet: „Das deutsche Lied" von Kalliwoda
„Jägers Abschied" von Mendelssohn; „An den Sonnenschein"
von V. Lachner; „Der frohe Wandersmann" von Mendelssohn;
„Des Kriegers Gebet" von Lachner. Diese allgemeinen Chöre
werden theilweise mit Orchefterbcgleitung vorgetragen. So wie
nach dem Schluffe der Anmeldungen das genaue Programm fest-
gestellt ist, werden wir es mittheilen.
ff Mannheim, 10. Juli. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 9.-10. Juli: 325 Personen.
* Aus Baden. Der 9. Juli, an dem Erbgroßherzog Fried-
rich das erste Lebensjahr vollendet, gab an vielen Orten eine
sinnige Gelegenheit zur freudigen Begehung dieses Tages. —
Aeußerem Vernehmen nach soll die Vermählungsfeier I.' G. H.
der Prinzessin Marie mit dem Fürsten zu Leiningen auf den 9.
Sept- d. I. anberaumt sein. Die Neuvermählten dürsten den
ersten Aufenthalt auf Schloß Amorbach nehmen. — Am 5. Juli
fand die statutenmäßige Generalversammlung der Aktionäre der
Karlsruher Gewerbebank statt. Ls wurden in derselben von
dem Vorsitzenden folgende Resultate bekannt gegeben: vom 1-Fe-
bruar 1857 bis dahin 1858 wurden an hiesige Gewerbsleute
und Einwohner 251 Darlehen im Gesammtbetrage von 34,036 fl.
gemacht. Das Rechnungse-rgebniß stellt sich folgendermaßen her-
aus: Einnahmen 45,020 fl. 36 kr., Ausgaben "44,526 fl. 54 kr.,
bleibt Kassevorrath 493 fl. 42 kr. Die Vermögensberechnung
weist nach: Aktiva 11,177 fl. 29 kr., Passiva 10,576 fl. 18 kr.,
bleibt eigenes Vermögen 601 fl. 11 kr. — Die Gemeinde Ett-
lingen hat das Schulgeld, das in einem Gulden vom Kind be-
stand, auf 1 fl. 30 kr. erhoben. — Montag, den 16. August
findet im Rathhause zu Mosbach die Generalversammlung des
Vereins der Notare statt, wozu alle übrigen Fachgenossen, sowie
die Sieuerperäquatoren eingeladen sind." — In Pforzheim
wurde am 8. Juli das Landesfest des badischen Vereins der
Gustav-Adolph-Stiftuug gefeiert. Von nah und fern hatten
sich dazu Festgäste eingefunden, denen die Gastfreundschaft der
Bewohner dieser Stadt die herzlichste Aufnahme bereitete. Ein
Festzug, der fast kein Ende zu nehmen wollen schien, bewegte sich
um 10 Uhr vom Schulhause ans durch die beflaggten Straßen
der Stadt zur geschmackvoll verzierten Schloßkirche, wo der Got-
tesdienst stattfand. Die Festpredigt hielt Stadtpfarrer Bechtel
von Durlach; den Jahresbericht, der eine Einnahme von
9812 fl. nachwies, erstattete Stadtpfarrer Zittel von Heidel-
berg; von fremden Rednern traten auf: Professor Schenkel von
Heidelberg als Beauftragter des Centralvorstandes zu Leipzig,
Prälat Zimmermann von Darmstadt und je ein Geistlicher aus
der Schweiz, aus Württemberg und Rheinbayern. Die Vor-
träge wechselten ab mit entsprechenden Gesängen theils der gan-
zen Gemeinde, theils des hiesigen Cäcilienvereins. Nach dem
Gottesdienst wurden von den Abgeordneten der badischen Zweig-
vereine, die fast alle Vertreter! waren, bezüglich der Verwendung der
Angegangenen Gelder, der Wahl des Festortes (Kehl) für das
nächste Jahr re. die nöthigen Beschlüsse gefaßt. Das zahlreich besuchte
Festmahl, das im schwarzen Adler stattfand, gab Veranlassung
zu einer Reihe von Trinksprüchen, und der Rest des Tages wurde
von den noch nickt wieder geschiedenen Festgästen meist in ge-
selligem Freundeskreise verlebt. Einstimmig sind aber sowohl
Fremde als Einheimische in dem Urtheil: Es war ein schönes,
ein erhabenes Fest! —Eine schreckliche Tbat geschah in Eisingen bei
Pforzheim. Ein Mann versetzte seiner.Frau in Folge ehelicher Zwi-
i stigkeiten mit dem scharfen Theil eines Handbeils einen Hieb auf
! die Stirne, so daß die schwer Getroffene blutend und bewußtlos
! zusammensank. Hierauf brachte der Rcüende sich selbst mit einem
j Messer mehrere tiefe Stiche bei, und als ihm der Selbstmord
j auf diese Weise nicht rasch genug gelang, so eilte er auf den
i Speichrr und erhängte sich- Noch lebt die Frau, aber ihr Zu-
: stand soll ein hoffnungsloser sein.
 
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