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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 103 – Nr. 128 (1. Mai – 30. Mai)
DOI Kapitel:
Nr. 109
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0471

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Rr. 1«>S.

Erscheint, Montags ausgenom-
men . täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhaltungs-Blatte
vierteljährlich L-k kr.

Samstag? 8. Mai

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit T kr.

1838.

* Mannheim, 7. Mai. Das gestern erschienene Re-
gierungsblatt enthält das Gesetz vom 3 d- M-, den Haupt-
finanzetat für die Jahre 1858 und 1859 betreffend.
* Mannheim, 7. Mai- Gutem Vernehmen nach find
die einige Tage von uns viel betrachteten „Pifferari" auf den
Wunsch des großherzoglichen Hoses telegraphisch nach Darm-
stadt berufen worden.
* Mannheim, 7. Mai. Der Darstellung des von den
Hiesigen Bierbrauern für die diesjährige Bierperiode gebrauten
Bieres fügen wir noch die dafür bezahlte Aecise an. Im Ganzen
find nach dieser Darstellung 61,246 Ohm Bier gebraut. Für
jede Ohm Bier ist eine Accise von 50 Kreuzern und ein städtisches
Oktroi von 10 Kreuzern zu zahlen, für die Ohm also im Ganzen
1 st. an Abgaben. Von den demnach bezahlten 61,246 fl. sind circa
10,200 fl. in die Stadtkasse und circa 51,000 fl. in die Staats-
kasse geflossen.
* Mannheim, 7. Mai. AlS weitere Beiträge für den
außerordentlich lebhaften Verkehr während des diesjährigen Mai-
markt-Dienstages sind wir im Stande, anzuführen daß an diesem
Tage auf der Rheinbrücke annähernd 9600 Personen in die
Stadt eingingen. — Auf den pfälzischen Bahnen wurden am
Maimarkttage von Ludwigshafen ab circa 5000 Personen,
54 Pferde, 12 Ochsen, 171 Kühe und 27 Schaafe befördert,
welche alle voll Mannheim kamen. Die Expedition der Züge
nahm die Zeit bis Nachts 12 Uhr in Anspruch. — Dem Ver-
nehmen nach wurde einem Juden im Bahnhofe durch bis jetzt
unbekannte Thäter eine Brieftasche mit Werthpapieren im Be-
trag von 1600 Thlrn. gestohlen.
* Mannheim, 7. Mai. Der „Karlsruher Anzeiger"
schreibt: „Es ist uns aus Mannheim von glaubwürdiger Sein
mitgetheilt worden, daß zwischen den Bierbrauern der Residenz
und jener Hafenstadt eine Vereinigung über einen gleich hohen
Preis des Lagerbiers angestrebt werden will, in welcher man
dem Satze von 3 kr. für den Schoppen das Wort geredet
haben soll."
Mannheim, 7. Mai- Die „Karls. Ztg". hat bereits im
vorigen Jahr in zwei gediegenen Artikeln ihre Aufmerksamkeit auf
die Ferienordnung an unfern Mittelschulen gerichtet und die Frage
an dem Sinne der vereinigten Ferien am Schluffe des Schuljahres
entschieden. Vielleicht daß nun auch das hiesige Lyceum in den Stand
gesetzt werden wird, jenen Grundsatz, welcher gleich bei Eröffnung
der Frage im Jahr 1850 der semer Lehrermajorität war, durch-
zuführen. Nachdem nämlich einige ältere Mitglieder des Kol-
legiums, welche hauptsächlich die altgewohnten Babeferien in An-
spruch nahmen, ausgeschieben, hat, wie wir hören, die Lehrer-
konferenz mit großer Mehrheit ihren alten Antrag aus vereinigte
Schlußferien bei dem großh. Oberstudienrathe erneuert. Ihre
leitenden Gründe sind rein pädagogischer Art und dieselben, welche
auch in jenen beiden Artikeln vortrefflich entwickelt waren, vor
Allem der mißliche Umstand einer dreiwöchigen Unterbrechung
so kurz vor dem Schluffe. Jene sechs letzten Wochen zwischen
den sog. Sommer- und Herbstferien (eigentlich zwei Sommer-
ferien) gehören zu den peinlichsten Zeiten für Lehrer und Schüler;
ein Ausruhen so kurz vor dem Ziele nach langem Marsche er-
schwert bekanntlich das Weitergehen in einem bedenklichen Grade,
und ein Gewebe, das man ungeknüpft stehen läßt, ist in Gefahr,
sich aufzulösen Da nun hier auch nicht ber Uebelstand heißer
Schulräumlichkeiten besteht, der eine solche, gewiß mißliche Unter-
brechung befürwortet, vielmehr wenige Wohnungen der Stabt
sich gleicher Kühle und Räumlichkeit erfreuen, wie das Lyceum,
so daß die Lehrer und Schüler, welche nicht verreisen (und deren
ist die Mehrzahl) kaum irgendwo und irgendwie ihre Julitage
besser verwerthen können, als bei geregelter Thätigkeit in den
großen, nach Norden liegenden Schulzimmern, so steht zu hofsi'n,
daß die Behörde nunmehr dem Antrag der Lchrerkonferenz Folge
(Hiezu eine Beilage.)

l geben wird. Daß die höhere Bürgerschule von Sommerferien
Nichts weiß und sich sehr wohl dabei befindet, ist ein Grund
mehr, um dieselben auch am Lyceum abzuschaffen, da manche
Eltern Söhne an beiden Anstalten haben, und ist zugleich ge-
eignet, eingewurzelte Vorurtheile mancher Einwohner hinsichtlich
der Gesundheitsverhältnisse thatsächlich zu widerlegen.
Aus Baden. Am 5. Mai Morgens kurz nach 3 Uhr
verschied zu Karlsruhe der großh. Oberst und Zeughausdirektor
Friedrich Köbel an einem Gehirnleiden im 62 Lebensjahre. —
Am 5/Mai überreichte eine Deputation der Stadt Freiburg
j Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog das von der Stadt
l Freiburg aus Anlaß der Allerhöchsten Vermählung dargebrachte
0 Geschenk. Dasselbe besteht in einem großen, für das großher-
l zoglicke Schloß in Baden bestimmten Fenster mit sehr gelungenen
! Glasgemälden und einer Rahme von reicher Holzschnitzerarbeit. —
§ Letzten Sonntag wurde in Bruchsal ein alter, wohl seil 30
l Jahren außer Uebung gekommener Gebrauch erneuert, nämlich
i die Prozession zur Michaeliskapelle bei Grömbach. — Ihre Maj.
! die Königin der Niederlande traf am 6. Mai in Karlsruhe
- ein, um dem Großherzoglichen Hofe einen Besuch abzustatten.
, und setzte am Abend ihre Reise nach Paris fort. — Am selben
l Tage, Nachmittags 4^ Uhr wurde der am Großherzoglichen
! Hofe beglaubigte Minister und außerordentliche Gesandte Baron
: Du Jardin von Sr. K. Hoh. dem Großherzog in feierlicher
i Audienz zur Ueberreichung seines Abberusungsfchreiben empfangen,
s und später zur Hostafel zugezogen. — Mit dem Fortfchreiten
der betreffenden Einrichtungen bei dem Dorfe Iffezheim in
. der Nähe von Baden-Baden nehmen die Pferderennen, welche
i in der ersten Hälfte des Monats September stattfinden werden,
mehr und mehr das allgemeine Interesse in Anspruch. Bekanntlich
finden die Rennen an drei Tagen statt, und am ersten Tage ein
solches allein für Pferde, die in Frankreich geboren sind. Der
Termin zur Anmeldung für diese Rennen war bereits am ver-
! gangenen 15. März abgelaufen, und sind dazu nicht weniger als
27 Pferde angemeldet worden, unter deren Eigenthümern sich
die berühmtesten Sportsmen Frankreichs befinden. — Die Be-
wohner der Berge dürfen sich über die schneeige Anmeldung des
Wonncmonates trösten. Auch bis in die Niederungen der vordern
Thäler des Breisgaues hat es ordentlich geschneit, und vom
30. April bis 3. Mai hätte man eher glauben können, man
ginge dem November, als dem Sommer zu. — Bekanntlich hat
im Jahr 1854 eine Auswanderung von Angehörigen der Ge-
meinden Bötzingen und Oberschafshausen — im Ganzen
238 Personen — nach Algier stattgesunden. Wie die „Frbgr.
Ztg." meldet, sind unterdessen einzelne Familien, wiewohl stark
dezimirt, wieder zurückgckehrt, auch von den dort Gebliebenen
Zahlreiche Briese angelangt. Aus diesen, sowie aus den münd-
lichen Aussagen geht aber hervor, daß der größere Theil der
Ausgewanderten an der Cholera und dem Fieber, diesen Schrecken
jenes Landes, gestorben ist. Wohl haben auch Einzelne eine
leidliche Eristenz gefunden und verlangen nicht mehr in ihre
j frühere Heimath zurück; allein im Ganzen betrachtet, hat sich
l das Unternehmen nicht bewährt. — Am zweiten Pfingsttag wird
l in Halt ingen ein Sängerfest abgehalten werden.
* Am 4. Mai wurde der würtemb er gische Landtag in
z Stuttgart eröffnet.
* Der gewesene Marinerath der seligen deutschen Flotte
l Dr. Jordan in Frankfurt ist nach drr „Zeit" zum wieder-
! holten Male beim Bundestage um Verlängerung seiner Pen-
i ston eingekommen, da seine „Muse" ihn nicht ernähren könne.
* Frankfurt, 4. Mai. In Folge des sehr niedrigen Was-
l serstandes des Mains ist die Dampfschifffahrt auf demselben be-
l reits wieder eingestellt.
Dresden, 6. Mai. Die zweite Kammer hat heute in
l fünfstündiger Sitzung das Kriegöbüdget berathen. Der Commis-
 
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