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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
DOI Kapitel:
Nr. 26
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0113

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Maiuibumr AnzciMr.

Nr. LS

Erscheint, Montags ausgenom- Anzeigen werden im „Mannhci-
men, täglich Morgens und kostet >uer Anzeiger" und dem täglichen
mit dem Unterhaltungs-Blatte Ov. „Straßenplakat" die Zeile berech-
vierteljährlicb kr. - net mit 'S kr.

1838.

Bestellungen ans den „Mannheimer
Anzeiger" und Vas „Unterhaltungs-
blatt" für die Monate Februar und März
können für 3V kr. gemacht werden bei allen Postanstalten, den
Boten der Umgegend, den Tragern in der Stadt und bei
der Expedition.

* Mannheim, 30. Jan. Heute Abend 5^ Uhr hält der
hiesige Verein für Naturkunde in dem Vereinslokale (ün Großh.
Schlosse) seine statutenmäßige Generalversammlung. Die Wich-
tigkeit der Naturwissenschaften überhaupt und die Bedeutung des
hiesigen Vereins insbesondere veranlaßt uns, speziell auf diese
Versammlung aufmerksam zu machen. Die Sammlungen des
Vereins sind dem Publikum vom 15. April bis 15. Oktober je-
den Mittwoch Nachmittag von 2—4 Uhr geöffnet. Den Mit-
gliedern aber außerdem noch jeden Sonntag von 11 — 1 Uhr
Mittags. Diese Sammlungen befinden sich durch die außer-
ordentliche Sorgfalt des Großh. Kustos in einer rühmlichen Ord-
nung, und gewähren dadurch den Kennern wie den Laien bei
ihrem Besuche stets eben so lehrreiche als angenehme Genüsse.
Außerdem gereichen diese mit unermüdlichem Fleiße geordneten
Sammlungen dem wissenschaftlichen Streben unserer Stadt sehr
zur Ehre. Wenn deßhalb sich unsere Gelehrten und die Freunde
der Naturwissenschaften mit anerkennenswertstem Eifer an dem
Vereine für Naturkunde betheiligen, so ist sicher auch die zahl-
reiche Betheiligung der übrigen Bewohner der Stadt an einem
so bedeutungsvollen Vereine wünschenswerth. Die Naturwissen-
schaften greifen in ihren praktischen Folgen immer tiefer in das
gesellschaftliche und geschäftliche Leben ein. Denjenigen, welchen
Beruf und Lebensstellung eine wissenschaftliche Verfolgung der
außerordentlichen Ergebnisse der Naturwissenschaften nicht möglich
machen, bietet der Verein in seinen Berichten, wie auch in seinen
Sammlungen immerhin anerkennenswertste Resultate. Eine aus-
gedehntere Betheiligung an dem Natnr-Vereine würde sicher eine
Vermehrung der Sammlungen, sowie auch vielfältigere und rei-
chere Mittheilungen in den Vereins-Berichten zur Folge haben.
-7- Mannheim, 29. Jan. Künftigen Sonntag, den 31.
d. Mts., Vormittags 9 und 10 Uhr, wird in sämmtlichen hiesigen
Kirchen wegen des Hinscheidens Sr. König!. Hoheit des Höchst-
seligen Großherzogs Ludwig Trauergottesdienst abgehalten.
* Aus Baden. Nächsten Sonntag, den 31. d. M-, wird !
der feierliche Trauer-Gottesdienst für Se. Kgl. Hol), den höchst-
seligen Großherzog Ludwig in Folge allerhöchster Entschließung
in sämmtlichen evangelischen Kirchen des Landes stattfinden. Die
oberste Kirchenbehörde hat für den Vormittag Jerem. 29, 1 j:
„Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über Euch habe, spricht
der Herr, nämlich Gedanken des Friedens u. s- W-", und für
den Nachmittag (wo ein Gottesdienst mit Predigt gehalten wird)
2 Cor. 4, 17 und 18:. „Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht
ist, tchaffer eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit,
uns die wir nicht sehen auf das Sichtbare u. s. w." als ganz
vortrefflich geeignete Terte vorgeschrieben. Die Wahl der Lie-
ver und Gebete ist den Geistlichen überlassen- — Nachdem schon
seit längerer Zeit im Amtsbezirke VOlingen, sowie in der be-
nachbarten Gegend verschiedene falsche Münzsorten, als Sechs-
kreuzer-, halbe und ganze Guldeustücke, gar nicht selten zum Vor-
schein kamen und hierdurch der Verdacht rege wurde, daß in der
Nähe eine Falschmünzerbande bestehen müsse, wurde diese Ver-
muthung durch die am 25. r>. erfolgte Verhastnahme von 5 In-
dividuen aus der Gemeinde Stockburg, welche durch die öffent-
liche Stimme schon längst und jetzt namentlich durch die Auffin-
dung der Presse des Verbrechens der Falschmünzerei beschuldigt
sind, zur Gewißheit. Wenn das Gerücht Begründung hat, so
dürften dieser Verhaftung noch mehrere weitere bald nachfolgen.

Karlsruhe, 28. Jan. Ihre Großh. Hol), die regierende
Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha und Se. Großh. Hoh. der
Prinz Wilhelm sind heute Mittag dahier eingetroffen. Se°
Großh. Hoh. der Prinz Karl sind Ihren Großherzoglichen Ho-
heiten bis nach Oos entgegengefastren, und im hiesigen Bahnhof
wurden Höchstdieselben von Ihren Königlichen Hoheiten dem
, Großherzog und der Großherzogin begrüßt. — Am gleichen
Tage, Morgens halb 8 Uhr, wurden die sterblichen Ueberreste
Sr. Kgl. Host, des in Gott ruhenden Großsterzogs Ludwig in
feierlichem Zuge in die Schloßkirche übertragen, an deren Portal
Se- König!. Hoh. der Großherzog und der Prinz Karl dieselben
in Empfang nahmen. Nachdem die hohe Leiche in die Kirche
verbracht war, fand ein kurzer, von Hrn. Hofprediger Beyschlag
gelasteter Trauer-Gottesdienst statt. Von 10 Uhr an war die
hohe Leiche ausgestellt, und das Publikum hatte bis Nachmittags
4 Uhr Zutritt zu der Kirche; nach 4 Uhr hatte die Garnison
Zutritt. Die irdischen Ueberreste des verewigten Fürsten ruhten
in einem prachtvollen, von hundertfältigem Lichterglanz umstrahl-
ten Sarge, zu Lessen beiden Seiten je ein Kammerherr und ein
Stabsoffizier die Ehrenwache hielten- Das Gotteshaus selbst
präsentirte sich in eben so reich, r, als geschmackvoller Trauerdeko-
ration. Eine zahllose Menschenmenge strömte herbei, um noch
einmal die Züge des vielgeprüften fürstlichen Dulders zu sehen,
den der Allmächtige endlich von seinen langjährigen schweren Lei-
den befreit und zur ewigen Glorie berufen hat. (Karlör. Z.)
* Frankfurt. Man gewöhnt uns Deutsche an Umwege;
z. B. den Antrag des holsteinischen Ausschusses im Bundestage
erfährt Deutschland aus einer belgi sch en Zeitung und dieser ist
.er aus Paris mitgetheilt wordew
Schwarzburg-Sondershausen, 22. Jan. Nach Dem
was jetzt bei uns vorgekommen, darf man hoffen, daß die Schwarz-
burger Beamten bald die aller übrigen deutschen Bundesstaaten
in kirchlicher Frömmigkeit weit übertreffen. EinemBeamten, wel-
cher um Beförderung nachsuchte, aber ein schlechter Kirchengänger
war, ward nämlich diese nicht nur versagt, sondern der schlechte
Kirchengang ausdrücklich als Grund der abschlägigen Resolution
angeführt. ' "(Magd. Z.)
* Berlin. Bei dem Empfange des Prinzen von Preußen
mit seiner jungen Gemahlin in Berlin werden sich 62 Gewerbe
mit 22,000 Arbeitern, 150 Fahnen und 42 Musikkorpö betheili-
gen. Für die Maschinenbau-Arbeiter werden in einer dortigen
Kleiderfabrik 500 schwarze Fracks, zu Thaler das Stt'ick,
augefertigt und die Kosten werden den Arbeitern am Lohne wie-
der abgezogen. Die Maschinenbauer führen eine Locomotive im
Zuge mit, die Wagenbauer einen Eisenbahnwaggon und die Gold-
arbeiter und Juweliere präsentsten eine Fahne mit Gold und
Edelsteinen besetzt im Wertste von 21,000 st.
* Wien, 26. Jan. Nach dem eben im Druck erschienenen
Personalstand der Säcular- und Regulargeistlichkeit in der Erz-
diözese Wien zählt die Stadt Wien 30 Pfarren und 38 Klöster
mit 131 Welt- und 58 Ordenspriestern. Die Dekanate außer-
halb Wiens enthalten 338 Pfarren, 83 Loealien, 9 Vicariate
und 31 Benefizien und Aushülfsstellen- Im Ganzen eristiren
654 Welt- und 238 Ordenspriefter.
-^Briefe aus Ancona vom 21. Jan. melden so wenig als
vorhergehende ein Wort von vorgefallenen Unruhen.
Bern, 27. Jan. Die angekündigte französische Note ist
angelangt; sie soll sehr strenge Theorien und Forderungen über
das Asylrecht aufstellen. (Schw-M.)
Bern, 28. Jan. Eine Verbalnote, die der französische
Gesandte über die Flüchtlingsangelegenheit abgegeben, M mehr
räsonnirenden Inhalts und nicht so ernster Natur, wie Schweizer
Blätter angeben. (A. Z.)
* Frankreich. Die kaiserliche Regierung scheint seit dem
 
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