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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 207 – Nr. 232 (1. September – 30. September)
DOI Kapitel:
Nr. 217
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0945

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anHciliicr Anzeiger

ch

1888,

Erscheist, MovtagS auSgeuom- Anzeigen werden in dem „Mann-
917 men, täglich Morgens in 1800 12 SeVteMbek Heimer Mzetger" und dem tägw
»Ls Gxempl. und kostet mit dem Unter- LS. chen „Straßenplakat" zusammen
Haltungsblatte vierteljährl. LL kr. ' die gewöhnl.Zeile berechn, mit L kr.

Mannheim, 11. Sept. Seit 30 Jahren hörten wir
in der Jesuitenkirche bei feierlichen Gelegenheiten die schönsten
Messen von Mozart, beider Haydn, Rhigini, Beethoven u. A.
Ob dies auch für die Folge noch geschehen wird, ist zweifelhaft.
Der Vertrag der Kirche mit der hiesigen Hofkapelle ist zu Ende.
Wenn nun auch diese sich zu dem gleichen Aversum, wie seither,
zu einem neuen Vertrage entschließen sollte, so fehlt es eigentlich
aber doch an Sängern und Sängerinnen, die stets unentgeldlich
mitzuwirken sich entschließen. Wir gestehen bei dieser Sachlage
übrigens, daß wir zwar im Interesse der Kunst das Unterbleiben
der seither gehörten musikalischen Messen bedauern; im Interesse
des Kirchenbesuches uns aber darüber nur freuen wollen. An solchen
Tagen ist wohl die Neugierde und der Sinnengenuß das Haupt-
motiv des Kirchenbesuches. Wir sind aus gewichtigen Gründen
der Andacht und der Erbauung der Ansicht, diese musikalischen Messen
fallen zu lassen. Dafür aber wünschen wir die Einführung eines
allgemeinen Kirchengesanges, an dem sich alle Gläubigen bethei-
ligen können und zu erbauen vermögen.
4« Mannheim, 11. Sept. Bekanntlich hat die liebe
Jugend zwar wenig Tugend, aber desto mehr Muthwillen. So
lange dieser Muthwillen jedoch Niemand in Schaden beingt, kann
man ihn als Vorrecht der glücklichen Jahre noch gelten lassen.
So würden wir es gern gelten lassen, wenn die lose Jugend sich
gegenwärtig den lieben langen Tag an den Kastanienbäumen
auf dem Schloßplatze die Kastanien hernnterwirft — wenn die
betreffenden Ausseher dies dulden; das aber glauben wir nicht
gelten lassen zu dürfen, oaß die zum Werfen nöthigen Steine
in der Regel so ungeschickt gebraucht werden, daß die Vorüber-
gehenden davon bedroht sind- Wir hoffen vielmehr, daß diese
öffentliche Rüge die Abschaffung dieses Mißstandes beseitigt.
* Mannheim, 11. Sept. Der „Frankfurter Anzeiger"
vom 11. Sept, schreibt: „Dieser Tage sägte ein wohlgekleideter
Mann unter Beiwohnung einer großen Anzahl von Zuschauern
in der Kalbächergasse Holz. Nach eingezogenen Erkundigungen
erfuhr man, daß derselbe ein in Mannheim verbürgerterwohl-
habender Zimmer messt er sei, der sich dieser Mühewaltung in
Folge einer Verabredung, die in einer Weinwirthschast zwischen
ihm und hiesigen Freunden stattgefunderi, unterzogen hatte. (Ein
Abklatsch der jüngst in Mainz vorgekommenen Wette.)
* Aus ganz Baden und selbst darüber hinaus, wo Badener
wohnen, lesen wir von der festlichen Begehung des allerhöchsten
Geburtstages. Es würde zu weit führen, alle die verschiedenen
Kundgebungen einzeln anzuführen; es genügt, den Einen Zweck
Aller auszusprechen: Dem Fürsten.des Landes die aufrichtigste
Liebe und Verehrung entgegen zu tragen.
* Die Stadt Karlsruhe spendete zur Vermählung I. G.
H. der Prinzessin Marie von Baden mit dem Fürsten Ernst von
Leitungen als Weihegabe drei prachtvolle Kandelaber und zwei
herrlich ausgeführte Blumenkörbe.
Karlsruhe, 9. Sept. Durch allerhöchste Ordre (Nr. 41)
vom heutigen werden vachstehende Kadetten 1. Klasse zu Portepee-
fähnrichen in den beigesetzten Regimentern und Bataillonen er-
nannt: 1) Adolph Eichrodt im 2. Infanterieregiment, Prinz von
Preußen; 2) Theodor Ludwig im Artillerieregiment; 3) Karl
Hecht im Artrllerieregiment; 4) Ludwig Lendorff im 4. Infan-
terieregiment, Markgraf Wilhelm; 5) Ferdinand Sander im Ar-
tillerieregiment; 6) Erwin Mohl im Artillerieregiment; 7) Hein-
rich Föhrenbach im (1.) Leib-Grenadierregiment; 8) Albert Va-
lentin im 2. Füsilierbataillon; 9) Karl Spörin im 2. Infanterie-
regiment, Prinz von Preußen; 10) Karl Hoffmann im 3. Füsi-
uerbataillon; 11) Hermann Könige im 3. Infanterieregiment;
1^) Rudolph Greiner im 3. Infanterieregiment; 13) August
Wachs im 3. Dragonerregiment; 14) Leopold v. Schilling im
(1.) Leib-Dragonerregiment; 15) Heinrich Hübsch im 3. Dra-

gonerregiment; 16) Leopold v. Freystedt im 2. Dragonerrcgi-
ment, Markgraf Maximilian; 17) Rudolph Hecht im Jagerba-
taillon. (K. Z.)
* Die Karlsruher Feuerwehr ist wegen ihres gesellschaft-
lichen Geistes längst schon bekannt. Bei einem Feste auf dem
Hack'schen Eiskeller am 6. Sept, bewährte sich dies wieder ein-
mal recht glänzend. Vierhundert Personen verlebten einen frohen
Abend wie in einer Familie. Die Ausschmückung des Lokals
sowie des Weges dahin bot gleichfalls nur festlich erhebende Ein-
drücke.
* In der Nacht vom 7. auf den 8. September verstarb in
Dur lach Dekan Fecht in dem hohen Alter von 80 Jahren.
Baben, 9. Sept. In Anwesenheit II. KK. HH. des
Großherzogs und der Großherzogin, der Prinzessin von Preußen
und des Prinzen Wasa und einer großen Volksmenge fand ge-
stern das zweite Pferderennen bei Iffezheim statt, welches allge-
mein befriedigte. (K. A.)
Edenkoben, 10. Sept. In der verflossenen Nacht nach
Mitternacht brach bei Herrn Bierbrauer Meyer Feuer aus. Zum
Glück herrschte gänzliche Windstille- Der angestrengtesten Mühe
gelang es, nach einigen Stunden des Feuers Herr zu werden.
Der artesische Brunnen im Hause des Hrn. Meyer selbst lieferte
zur Löschung beinahe alles Wasser. Alle Früchte, die im Hause
aufgespeichert lagen, sollen verbrannt und das vorhandene Malz
verdorben sein. (Pf. Z)
* DaS große bayerische Lager bei Augsburg hat ein
großes Interesse für die militärische Bedeutung Deutschlands.
Allseitig wird die Tüchtigkeit und Schulgerechtigkeit, sowie der
gute Geist der Truppen sehr gerühmt.
'' Der Mainzer Carnevals-Verein setzt auch für das
nächste Jahr einen Preis von 11 Dukaten für daS beste Theater-
stück ans. Die Preisstücke sind bis 22. Dezember unter Chiffre
„11" franko einzusenden.
Mainz, 10. Septbr. Bei der am Mittwoch den 8. Sept,
stattgehabten Einweihung der Klosterkirche Marienthal im Rhein-
gau hatte sich eine unzählbare Menge Theilnehmer eir.gefunden,
darunter auch seine Durchl. der Fürst Metternich, die Frau Grä-
fin Ingelheim und der Herr Generalmajor und Festnngökomman-
dant der hiesigen Bundesfestung, Graf Crenneville nebst Frau
Gemahlin, sowie viele Geistlichen der Diözesen Limburg und
Mainz. (M. A.)
Am 4. Nov. wird die Bergschule in Dillenburg er-
öffnet werden.
In dem luxemburgischen Dorfe Tüntingen wurde der
wirkliche Staatsrath Graf de Marchand-d'Ausembourg von der
Regierung zum Bürgermeister ernannt.
* Am 9. Sept, traf Prinz Alfred von England bei seiner
Schwester, der Prinzessin Friedrich Wilhelm, zu Babelsberg
auf Besuch ein.
* In der interessanten Polemik der Zeitungen, ob den gro-
ßen Staatsmännern Preußens, dem Frhrn. vom und zum Stein
und dem Grasen Hardenberg von Staatswegen Denkmale er-
richtet werden, scheint sich festzustellcn, daß Preußen wieder in
die Bahnen dieser Männer cinlenken will, was jedenfalls das
schönste Denkmal für dieselben wäre!
Köln, 8. Sept. In der gestrigen 2. Sitzung der General-
versammlung der katholischen Vereine hielt Gymnasialdirektcr
Kiesel aus Düsseldorf einen Vortrug über „Geschichtsfälschung."
! Domkapitular Heinrich ans Mainz brachte einen „Gruß aus
dem katholischen Mainz." Graf Jos. v. Stolberg hielt einen
Vortrag „über die Entstehung und Wirksamkeit der Bonifaeius-
j vereine." Die Zahl der bis heute eingetroffcnen Theilnehmer
beträgt 641. Die Anwesenheit des Herrn Cikerling im Bra-
! banterHofe am Sonntag Abend erregte, wie dem „Mzr-Journ."
 
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