Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI chapter:
Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
DOI chapter:
Nr. 37
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0157

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
«



Nr. 37.

Erscheint. Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhaltungs-Blatte
vierteljährlich L-L kr.

Freitag, 12. Februar.

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßeuplakat" die Zeile berech-
net mit Ä kr.

1838.

* Mannheim, 11. Febr. Es dürfte den Theater-
freunden von Interesse sein, zu erfahren, baß Fräulein v- Sell
nach einer glanzend aufgenommenen Darstellung der „Jungfrau
von Orleans" am Herzog!. Hoftheater zu Braunschweig als
erste Heldin unter sehr vorteilhaften Bedingungen engagirt wurde.
* Mannheim, 11. Febr. Nach der „Badischen Landes-
zeitung" soll auf hiesigem Platze eine Maschinenfabrik errich-
tet werden. Bereits sollen zu diesem Zwecke in der Nahe des
Hendrich'schen Bierkeüers die erforderlichen Grundstücke angekauft
sein. Als technischer Direktor wird ein früher in der Keßler-
schcn Fabrik angestellt gewesener Werkführer genannt.
Mannheim, 11. Febr. Gestern Nachmittag verließ
Herr Schwerdtfeger Georg Wunder seine Vaterstadt, um zu seinem
ncugewählten Berufe nach Karlsruhe überzusiedeln. Als Com-
mandant der hiesigen Feuerwehr ist der Wegzug dieses Mannes
auch von allgemeiner Bedeutung. Herr Georg Wunder erwarb
sich sowohl bei der Organisiruug wie bei der Leitung der Feuer-
wehr anerkennenswerthe Verdienste. Mit seiner richtigen Be-
handlung der Mannschaften verband er einen bescheidenen Sinn;
immer und überall da, wo Gefahr die Feuerwehr rief, war er
stets wacker und unverdrossen in der Ausübung seines mühevol-
len Amtes. Wir ehren und anerkennen in diesen Worten Alles
Das, was Herr Georg Wunder für das allgemeine Beste gethan,
und hoffen, daß ein gutes Geschick ihn in seiner neuen Heimath
dafür lohne. Von Seiten seiner Freunde wie der Feuerwehr
hatte sich der Scheidende verschiedener Aufmerksamkeiten zu er-
freuen.
* Aus Baden. In jüngster Zeit kamen in Pforzheim
verschiedene kleine Diebereien vor, ohne daß es gelang, den
Thätern auf die Spur zu kommen. Die Thätigkeit der hiesigen
Polizei führte aber endlich doch auf die Urheber, und es waren
dies — noch schulpflichtige Knaben, welche sich zu einer förm-
lichen Dieböbande vereinigt und ausgerüstet hatten. — Von einer
Gaunerin, die in der Gestalt einer bis jetzt noch nicht aufgefun-
denen Bauersfrau hiesigen Handelsleuten nicht nur Maaren in
ziemlichem Betrag, sondern dazu noch Geld abschwindelte, erzählt
man auch, d. h. von der Verschmitztheit, mit der sie zu Werke
ging. — Im Monat Januar haben 34 Auswanderer, worunter
3 Kinder, Kehl passirt- — Das Kiefernadelbad Wolsach ist in
das Cigenthum einer Privatgesellschaft übergegangen; der bis-
herige Eigeuthümer desselben, Herr Görringer, bleibt technischer
Leiter der Anstalt. — Im Oberrhein kreise ist die Gründung
einer Sterbe- und Wittwenkasse für die niederen Staatsdiener
im Werke. — Ein säckinger Korrespondent der „Frickthaler Zei-
tung" wurde gefänglich eingezogen. In den ersten Nummern
genannter Zeitung im Anfänge dieses Jahres erschien eine Reihe
heftiger Artikel, worin die badischen Zustände mit den schwärzesten
Farben gemalt, und sogar die höchste Person des Staates berührt-
wurde. Die Polizeibehörde wußte sich in einen Theil des Manu-
scriptes dieser Artikel zu setzen. Die Untersuchung ergab, daß der
Korrespondent dieses radikalen Blattes eine und dieselbe Person
war, welche seither der konservativen „Karlsruher Zeitung" die
ganz ergebensten Korrespondenzen auS dem Oberlande einsandte.
* Würzburg, 7. Febr. Nach der Aussage von Reisenden
soll auf der Rhön eine bedeutende Schneeweisse liegen, und da-
durch die Passage stellenweise sehr erschwert sein.
Regensburg, 5. Febr- Mittheilungen aus München, de-
nen man vollkommen Glauben schenken darf, besagen, daß der
König den Capitular Dr. Ignaz Senestrcy am bischöflichen Ca-
pitel zu Eichstätt auf den erledigten bischöflichen Stuhl von Re-
gensburg berufen hat. Die Ernennung hat allgemein und um
so mehr überrascht, als der Ernannte früher Nirgends unter den
verschiedenen Eandidaten für den hiesigen Bischofssitz genannt
worben ist. Er ist der Sohn eines bayerischen Lanvgerichtsbe-
amten, geboren 1818 zu Bärnau in der Oberpfalz, wurde am

19. März 1842 zum Priester geweiht und ist seit dem 1. Juli
1853 Domcapitular in Eichstätt. (N. C.)
Stuttgart, im Febr. Der Betrag der positiven Insolvenz
der drei fallirten Bankhäuser beläuft sich, wie von unterrichteter
Seite verlautet, auf mindestens 800,000 fl. — Das schwedische
Anlehen wird hier zu 96 ausgeboten und ziemlich stark gekauft.
* Wie ein Reisender mittheilt, liegt sowohl auf dem Huns-
rück, wie im Nassauischen, in der Gegend von Ems und
Langenschwalbach, der Schnee in großen Massen.
* Die thüringische Presse spricht sich sehr mißbilligend
gegen die Beschränkung und polizeiliche Beaufsichtigung der so-
genannten Spinnstuben aus; was den Vornehmen Soireen,
Coucerte und Gesellschaften, das sind dem Landmanne seine
Spinnstuben. Die Spinnstuben werden unbesucht bleiben, da-
gegen die Wirthshäuser an den Winterabenden gefüllt sein.
Gera, 7. Febr. Gestern Nachmittag 3 Uhr ist die Ver-
mählung des Erbprinzen Heinrich XIV., jüngere Linie Reuß,
mit Prinzessin Pauline Louise Agnes Herzogin von Württemberg
auf dem herzoglichen Stammschlosse zu Karlsruhe in Schlesien
vollzogen worden. (Karlsr. Z.)
* Köln, 4. Febr. Die „B. B.-Z." gibt die Passiven deS
fallirten Hauses Cassel, Kirchberg u. Comp. wohl zu hoch auf
800,000 Thlr. an.
* Köln, 8. Febr. Die gestern gemeldete Annehmlichkeit,
den Rhein zwischen hier und Deutz auf der Schiffbrücke zu Yas-
siren, war von kurzer Dauer. Die Brücke mußte wegen des von
Neuem eingetretenen Frostwetters heute früh wieder abgefahren
werden.
Wien zählt gegenwärtig 545 Doctoren der Medizin,
76 Militärärzte, 29 Magister der Chirurgie (barunter 6 dem
Militär angehörend), 115 Wundärzte, 28 Zahnärzte, 45 Apo-
theker und 1270 Hebammen.
* Wien, 6. Febr. Die kostspieligste Zeitung, welche im
österreichischen Postkataloge aufgesührt wird, ist das „Echo du
Pacifique", das in S. Francisco erscheint und jährlich 152 fl,
51 kr. kostet. — So weit die Nachrichten reichen, sind der Donau-
strom und seine Nebenflüsse in Oesterreich ihrer ganzen Ausdeh-
nung nach mit Eis bedeckt. — Aus Laibach wird geschrieben,
daß die intensive Kälte in Verbindung mit den empfindlich kalten
Ost- und Nordostwinden im vorigen Monat das Gefrieren des
Laibachflusses zur Folge hatte, was sogar in den strengen Wintern
der Jahre 1683, 1684 und 1789 nicht vorgekommen war.
London, 8. Febr. Nach Berichten aus Lissabon, 7., soll
in La Plata der Bürgerkrieg ausgebrochen sein und die fran-
zösischen, englischen, brasilianischen und amerikanischen Flotten zu
Montevideo am 5. Januar eine Landung vorgenommen ha-
ben. (Freib. Z.)
* Zum Beweise, daß die Einführung von Negern in die
französischen Colonien nicht nur diesen, sondern auch der Mensch-
lichkeit nützt, führt das „Pays" an, daß der König von Uarriba
in Central-Nigritien, welcher noch 1851 5000 Kriegsgefangene
niedermetzelte, 4000 Gefangene, welche er 1857 machte, in seiner
Hauptstadt Kontonoa aufbewahrr, weil er hörte, daß er sie durch
Auswanderung verwerthen könne. (Es ist also doch ein Men-
schenhandel.)

Anlehensloose.
* Wiesbaden. Wenn die unerhobenen Gewinne unseres
Staats-Anlehens (1.—19. Verloosung) auch nicht so große Sum-
men aufweisen, wie die badische Liste, so figuriren auf der unse-
rigen doch auch Preise von 400 und 100 fl., sowie etwa 940
Gewinne von 28—40 fl. Der Preis von 400 fl, fiel auf Nr-
67,886, solche von 100 fl. auf die Nummern 11 und 84,588.
 
Annotationen