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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
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Nr. 35
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0149

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Mliiiiihciiiicr Aiizciqcr.

Erscheint, Montags ausgenom-
Nr. 33. Mittwoch, 1«. Februar.
vierteljährlich LL kr.

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech- >
net mit S kr.

1838.

* Badischer Landtag.
sr. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Samstag, S. Februar 1858.
Nach Verlesen der eingelaufenen Petitionen und einiger
Mittheilungen der ersten Kammer, erstattet Allmang Bericht über
mehrere Petitionen der Volksschullehrer um Besserstellung. Der
Antrag der Commission geht in materieller Beziehung dahin:
1) den geringsten Betrag des Schulgeldes aus 1 fl. 12 kr. fest-
zusetzen; 2) die I. und ll. Classe zu vereinigen und zwar mit
dem Normalgehalte von 200 sl.; 3) Alterszulagen für solche
Lehrer, welche 5 Jahre an einer Stelle bleiben, zu bestimmen,
und diese von 5 zu 5 Jahren zu erhöhen; 4) anzuordnen, daß
ein Theil der Besoldung in Liegenschaften gegeben werde: — in
formeller Beziehung: den Bericht als Motion zu behandeln, da-
hin gehend, S. K. H- den Großherzog in einer unterthanigsten
Adresse um eine Gesetzesvorlage bezüglich der Abänderung ver-
schiedener M. des Volksschulgesetzes vom 28. August 1835 zu
bitten. Dieser Antrag wurde nach kurzer Diskussion von der
Kammer einmüthig angenommen. Nächste Sitzung kommenden
Donnerstag, Vormittags 9 Uhr; Tagesordnung: Diskussion über
den Bericht des Abgeordneten Faller, das Budget des Großh.
Justizministeriums in Verbindung mit dem Bericht des Abgeord-
neten Kirsner über die Besoldungserhöhungen betr., und ferner
über den Bericht des Abgeordneten Gottschalk zu dem Gesetzes-
entwurfe, die Rechtsverhältnisse der Gewerbfchulhauptlehrer betr.
* Mannheim, 9. Febr. Heute Vormittag 9 Uhr bewegte
sich ein Leichenzug von der Stadt nach dem Friedhöfe, der einige
Worte der Erinnerung verdient. Zwei Leichen führte der Zug,
die Leichen zweier Gatten. Durch eine lange Reihe von Jahren
miteinander durch das heilige Band der Ehe verbunden, verstür-
ben dieselben fast gleichzeitig, nur wenige Stunden von einander.
Joh. Ferd. Grabert, hiesiger Bürger und Bierbrauer, geboren
am 1. Mai 1788, starb am 7. Februar 1858, Nachts 11^ Uhr,
im Alter von 69 Jahren, 9 Monaten und 6 Tagen; krank war
derselbe etwa 14 Tage. Die mitbeerdigte Ehefrau, Susanna
Maria Grabert, geboren am 8. März 1792, starb am 7. Fe-
bruar 1858, Nachmittags 4 Uhr, nach einem Krankenlager von
6 Wochen, im Älter von 65 Jahren, 10 Monaten und 29
Tagen.
* Mannheim, 9. Febr. Heute früh 9 Uhr brach in dem
Hause des Herrn Hofschuhmacher Schlösser im Kamine Feuer
aus, welches jedoch gleich gelöscht war.
-^-Mannheim, 9. Febr. Nach einer Bekanntmachung
Gr. Kriegsmiuisteriums wird denjenigen Rekruten der Conscrip-
tion pro 1858, welche auf den 1. März in den Dienst zu ihren
Truppenabtheiiungen einberufen werden, gestattet, mit Unteroffi-
zieren und Soldaten, welche erst am 1. April d. I. ausgedient
haben, Einstandsverträge vom 1. April 1858 bis I.März" 1864
abzuschließen, und werden diese Rekruten, welche solche Einstands-
verträge abgeschlossen haben und rechtzeitig zur Vorlage bringen,
als vom 1. März bis 1. April d. I. in Urlaub belassen betrach-
tet. Werfen wir einen Rückblick auf die Rekrutenaushebung
früherer Jahre, so finden wir einen gewaltigen Unterschied in
der Zahl der ausgehobenen Mannschaft. Während in den 30er
Jahren die ganze Rekrutenguote 2000 Mann betrug, finden wir
in den 1840er Jahren 3135 und zehn Jahre später 3538 Mann
Im Jahre 1836 wurden z. B. in Mannheim 21 Rekruten von
129 Conseriptionspflichtigen, also 17 von 100 und im Jahre
1847: 34 von 139 also 24 von 100 genommen, während im
Jahre 1858 die ausgehobene Mannschaft 42 von 148 Conscrip-
tionspstichtigen, d. i. 28 von 100 betrug. Bei diesen Betrach-
tungen finden wir die Schlußworte des vor einigen Tagen in
der ck. badischen Kammer erstatteten Commissionsberichts betreffs

der Besoldungserhöhungen (dem wir übrigens in allen seinen
Theilen nickt beistimmen können) von hoher Bedeutung. Sie
lauten: „Es dürfte dem ernstlichen Willen der Gr. Regierung,
im Verein mit den übrigen gleichgesinnten Regierungen des deut-
schen Bundes wohl möglich werden, eine Abänderung der Bun-
deskriegsverfassung, welche, — offenbar unter der Besorgniß eines
allgemeinen europäischen Krieges berathen und beschlossen, —
den Stempel des damaligen drohenden Augenblicks trägt, in d e r
Richtung zu erzielen, daß eine Reduktion der Heere auf den
früheren Prozentsatz gestattet werde. Wir verkennen keineswegs
die hohe Bedeutung eines wohlorganisirten, kampfestüchtigen,
deutschen Heeres und blicken mit gerechtem patriotischen Stolze
auf diese nationale Kraft, die, von dem Bande der Einheit um-
schlungen, auch bei bedeutender Reduktion noch stark genug sein
wird, um jedem, wenn auch noch so mächtigen Feinde siegreich
die Spitze zu bieten, die aber in Ermanglung jenes gemeinsamen
Bandes, selbst bei doppelter Zahl, ihre hohe Aufgabe: den Ein-
fluß, die Ehre und die Integrität unseres großen Vaterlandes zu
schützen, doch nicht zu erfüllen vermöchte."
7 Mannheim, 8. Febr. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 8. — 9. Febr.: 280 Personen.
* Aus Baden. Für den Gewerbstand des Landes enthält
die Erklärung des Herrn Ministerialdirektors Weizel in der 26.
öffentlichen Sitzung der zweiten Kammer wegen der bisher unter-
lassenen Vorlage eines Gewerbegesetzes sehr beachtenswerthe
Gründe, welche zur Erweiterung der bereits bestehenden und zur
Einführung von Gewerbevereinen, an Orten, wo sie noch nicht
bestehen, zunächst Veranlassung geben müssen. Die Absicht der
Gr. Regierung in diesem wichtigen industriellen Zweige ist nun-
mehr offen und bestimmt ausgesprochen; sie geht dahin: in der
nächsten Zeit eine Gewerbeordnung nicht vorzulegen, vielmehr die
aus der Thätigkeit der Gewerbe-Vereine und aus den allenthal-
ben in erfreulicher Weise emporblühenden Associationen hervor-
gehenden Folgen, sowie das Ergebniß der Stuttgarter Konferen-
zen abzuwarten, welche möglicherweise zur Erreichung eines ge-
meinsamen Zieles hinführen könnten. Dieses Abwarten ist hier-
nach an drei Punkte geknüpft, wovon zwei durch den Gewerbestand,
der andere von einer auswärtigen Gewerbeconserenz gelöst wer-
den können. Wollen daher die Gewerbetreibenden des Landes
eine den jetzigen Verkehrsverhältnissen und Einrichtungen ent-
sprechende Freiheit der Berufsthätigkeit erlangen, die Ueberwucht
der für das Kleingewerbe schädlichen Fabrikation beseitigen, und
mit der nächsten Zeit schon erlangen, was zur Hebung und Be-
festigung des Gewerbestandcs nöthig erscheint, so wird zunächst
eine unter der kräftigenden Leitung der zu errichtenden Central-
stelle entwickelte rege Thätigkeit der Gewerbvereine, den mächtig-
sten Hebel zur Förderung gemeinsamer Interessen abgeben. Nur
durch die bisherige Wirkung der Gewerbvereine ist in den Orten,
in welchen solche bestehen, ein sichtbarer, ebenmäßiger Fortschritt
von wohlthätigster Wirkung eingetreten, — eine weitere Entwick-
lung kann nicht ausbleiben, wenn einmal durch die centralisirte
Leitung der Vereine eine Richtung des massenhaften Materials
hervorgegangen und dieses der hohen Regierung mit sachgemäßen
Änträgen vorgelegt sein wird. — Im Kloster Lichtenthal wurde
die Frau Priorin Sophie zur Aebtessiu gewählt. — In Bruch-
sal lassen sich hie und da schon einige Störche sehen; ebenso
Sommersingvögel. Der 4pfündige Laib Brod kostet daselbst 10
Kreuzer; dagegen wird geklagt, daß sowohl das Fleisch als die
übrigen Lebensmittel täglich theurer werden. — In Pforzheim
haben die Lebensbedürfnisse folgende Preise: der vierpfündige Laib
Schwarzbrot» kostet lOftz kr., der zweipfündige Laib Halbweiß-
brod 7ftz kr., das Pfund Fleisch 8 kr., (Hammel) 13 kr.,
(Ochsen- und Schweinefleisch), das Pfund Butter 24—26 kr.,
der Sester Kartoffeln 16—18 kr-, Eier 3 Stück 8 kr., das Klaf-
ter Buchenholz 22 —23 fl. Tannenholz 15—16 fl. w. — Man
 
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