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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 233 – Nr. 259 (1. Oktober – 31. Oktober)
DOI Kapitel:
Nr. 238
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1085

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1888

Anzeigen werden in dem „Mann-
Donnerstag. 7 Oktober
die gewöhnl.Zeile berechn, mit T kr.

Erscheint, Montag- auSgenom-
9^8 men. täglich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Unter-
haltungsblatte vierteljährl. L st.


Die Gas-Uhren.
V" Die Frage; „Wie sind die Gasuhren aufzustellen, zu
reguliren und zu beaufsichtigen, um den Consumenten vor dem
Nachtheile zu bewahren, mehr Gas bezahlen zu müssen, als in
Wirklichkeit verbraucht worden ist?" wurde seiner Zeit von
mehreren Mitgliedern des hiesigen Gewerbvereins dem Vorstande
desselben, mit der Bitte um Beantwortung, übergeben. Der
Vorstand und referirende Ausschuß des Vereins entsprachen
auch diesem Wunsche und ernannten aus ihrer Mitte eine Com-
mission, welche mit Untersuchung des Gegenstandes und zur Be-
richterstattung beauftragt wurde, und/nachdem dies geschehen,
verfehlen wir nicht, jetzt zur geeigneten Zeit, unfern Lesern den
Bericht mitzutheilen, um sowohl zur Beruhigung und Aufklärung
in benannter Angelegenheit beizutragen, als von dem schönen ge-
meinnützigen Bemühen und Anstreben des Gewerbvereines ein
weiteres Zeugniß aufzuführen. Die ernannte Commission stellte
die betreffenden Versuche in dem hiesigen Gaswerke an und be-
diente sich dazu einer geaichten Gasuhr für 3 Flammen (wie
sie am gewöhnlichsten gebraucht werden) und eines von der Re-
gierung abgeaichten Gasometers, der 10 Cubikfuß Gas faßt und
mit einer in Cubikfuß eingetheiltcn Scala versehen ist, welche
außerdem wieder in 10 Nnterabtheilungen zerfallen, so daß je
2 Theilstriche einen Raum von 100 Cubikzoll anzeigen.
Bei dem ersten Versuche wurde der Wasserstand der Gas-
uhr auf den Normalstand gebracht, und war das Resultat, daß
der Zeiger der Gasuhr mit dem des Gasometers gleich viele
Theilstriche anzeigte, daß also der wirkliche Verbrauch von der
Uhr richtig angegeben wurde.
Bei dem zweiten Versuche füllte man Schoppen Wasser
über den Normalstand der Uhr auf, wodurch sich, nachdem die
10 Cubikfuß Gas vollständig entströmt waren, ergab, daß der
Zeiger der Uhr einen Mehrverbrauch von 7 pCt. anzeigte, als
wirklich verzehrt worden war.
Bei dem dritten Versuche befand sich Schoppen Wasser
weniger in der Uhr, als zum Normalstand nothwendig ist. Da
fand man aber nach dem gleichen Verfahren, in der Angabe der
Uhr einen Wenigerverbrauch von 2 pCt. vorgemerkt.
Es ergeben somit die drei Versuche: daß die Uhr mit nor-
malem Wasserstande den Verbrauch richtig angab; daß der er-
höhte Wasserstand einen Mehr-, und der verminderte Wasser-
stand einen Wenigerverbrauch in der Anzeige der Uhr hervor-
rief und also die Ühr, wenn sie als Messer angewendet worden
wäre, in dem zweiten Falle zum Nachtheile des Consumenten,
und im dritten Falle zum Nachtheile des Produzenten angegeben
haben würde. Diese Vorkommnisse erklären sich leicht, wenn
man beachtet, daß die zu den Versuchen benützte Uhr (Trommel-
höhle) so viel Gas faßt, daß mit jeder Umdrehung der Trom-
mel 2 Cubikfuß Gas ausströmen, und daß diese Umdrehung der
Trommel durch das einfache Räderwerk, die Bewegung der Zei-
ger in gleichem Maße bewirkt. Ist nun mehr Wasser als ge-
hörig in der Uhr, so faßt die Trommel weniger Gas, während
ihre Umdrehung den Zeiger doch so weit fortrückt, als wenn sie
den richtigen Inhalt an Gas gehabt hätte, und entsteht hierdurch
der Nachtheil für den Consumenten; wie dieses Verhältniß ein
umgekehrtes ist, wenn weniger Wasser in der Uhr sich befin-
det. Diese Abweichungen von dem normalen Stande haben je-
doch, außer der zu bewerkstellenden Regulation, in der sinnigen
Einrichtung der Uhr schon eine Grenze. Wird das Wasser zu
hoch, so tritt dasselbe in die Röhre ein, welche den Gaszufluß
in die Trommel geleitet, schließt solche ab und hindert das Gas
durch die Trommel der Uhr zu den Brennern zu gelangen und
macht folglich den Vorgang sogleich bemerkbar. Die "ähnliche
Folge bedingt der zu^niedere Wafferstand, indem der auf dem

Wasser befindliche Schwimmer mit dem Wasser herabsinkt und
alsdann, bei einem gewissen Grade, nicht mehr, mittelst des
von ihm getragenen Stiftes, im Stande ist, die in der Zufluß-
höhle der Uhr befindliche Klappe zu öffnen und die Gaszuströ-
mung folglich dadurch abschließt. — Da nun alle Gasuhren,
ehe sie dem Gebrauche überwiesen werden, einer Prüfung (der
Aiche) auf Richtigkeit des Anzeigens unterworfen sind, (welches
ein Stempel mit Stadtzeichen und Namenschiffre, an der innern
Seite des Thürchens des Zeigerkästchens, bekundet) und eine
allenfallsige Störung durch einen Bruch im Innern der Uhr,
deren Gang hemmt und dadurch niemals ein Schaden dem Con-
sumenten erwachsen kann, so ist die Möglichkeit eines Nach-
theiles für den Consumenten, nach dem bereits Gesagten, nur in
dem erhöhten Wasserstande vorhanden. Hat nun dieser vor
größerer Ausdehnung, wie ausgeführt, schon seine Grenze, so ist
ferner die Regulirung des Wasserstandes auf den normalen (rich-
tigen) Stand einem Jeden an die Hand gegeben. Man braucht
zu diesem Zwecke nur die (Wasser-) Schraube zu öffnen, welche
sich an der rechten Seite der Uhr, vornen an dem Zeigerkasten
befindet, da sich alsdann das überschüssige Wasser von selbst ent-
leert und dadurch der richtige, der Einrichtung der Uhr entspre-
chende Wasserstand erreicht wird und erhalten werden kann.
Faßt man nun das Ganze der Ausführung zusammen, so
erhält man zur Beantwortung der Frage folgendes Resume:
1) Jede geaichte Uhr, versehen mit dem bestimmten Stem-
pel und Namenszeichen des Aichers, zeigt den Gasverbrauch
richtig an.
2) Beim Wassereinfüllen hat sich der Consument selbst zu
überzeugen, ob seine Uhr den Normalwasserstand hat.
3) Das Zeigerwerk der Uhr ist so beschaffen, daß keine Un-
terbrechung im Trieb ftattfiuden und keine nachtheilige Folge
entstehen kann.
4) Bleibt durch einen inneren Schaden das Zeigerwerk der
Uhr doch stehen, so geschieht der Schaden immer auf Kosten des
Produzenten.
* Mannheim, 6. Okt. Nächsten Samstag, Mittags um
12 Uhr, trifft das dritte Dragonerregiment von den Manövern
hier wieder ein.
ch Mannheim, 7. Oktober. Stand der Fremden hiesiger
Stadt am 6. Oktober: 451 Personen.
Am 1. d. M., Abends, geriethen zwei Brüder zu Moos
lA.-B. Bühl) in dem dortigen Rößle-Wirthshaus in Streit-
händel, wobei schließlich einer derselben sein Schoppenglas ergriff
und es seinem Bruder mir Vehemenz an den Kopf warf. Letz-
terer wurde schwer verwundet, so daß man allen Grund hat,
für sein Leben besorgt zu sein. Der Thäter wurde sogleich ver-
haftet. — JnWaldulm (A.-B. Achern) verwundete ein lediger
Bursche einen andern durch mehrere Messerstiche lebensgefährlich.
Auch dieser wurde sofort festgenommen. (K> Z.
Freiburg, 4. Okt. Unser Theater wurde vorgestern wieder
eröffnet und zwar mit der „Regimentstochter". Das Haus war
ziemlich besetzt und die Erwartungen waren in keiner Weise vor-
her bearbeitet worden, indem die Eröffnung in aller Stille vor-
bereitet wurde. Frau Grevenberg erhielt als Marie mehrfachen
verdienten Beifall. (K- Z.
* München. Nach einem königlichen Ministerialrescript
sind die pro 1857/58 bestandenen Gagezulagen der subalternen
Offiziere und Militärbeamten auch für das Etatsjahr 1858/59
zur Auszahlung und Verrechnung genehmigt.
König Mar übersandte dem Herrn Professor vr. Schön-
bein in Basel, in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Ver-
dienste, 300 Dukaten, worunter sich ein Stück im Gewichte von
l 20 Dukaten befindet.
 
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