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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 181 – Nr. 206 (1. August – 31. August)
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Nr. 191
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Rr. 181

Erscheint, MoutagS ausgenom-
men, täglich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Unter-
baltungsblatte vierteljährl. AL kr.

Freitag, 13 August

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßmplakat" zusammen
die gewöhnt. Zeile berechn, mit T kr.

1858.

* Mannheim. 13- August. Gestern Abend um 10 Nhr
7 M kamen S. K. H. der Großherzog von Karlsruhe hier an.
In der Begleitung S. K. H. befanden sich die Flügeladjudanten
v. Neubronn und v. Holzing. Auf dem Bahnhofe war eine
Ehrenwache aufgestellt. S- K. H- der Großherzog wurde von
den Spitzen der Civil- und Militärbehörden ehrfurchtsvoll be-
grüßt, stiegen im großh. Schlosse ab und werden heute die
Uebungen "der Pioniere des 8. deutschen Armeekorps zu inspiziren
geruhen. Die aanze Stadt ist festlich durch Fahnen verziert und
die Bewohner in freudiger Bewegung. Dem Vernehmen nach
wird heute eine große Brücke über den Rhein geschlagen. Be-
reits seit dem 11. August weilt der Chef des Gr. Generalstabes
Oberstlieutenaut v. Renz in Begleitung des Oberlieutenants v.
Hardenberg zur Besichtigung der gleichen Uebungen hier. Auch
von Württemberg und Hessen befinden sich ebenfalls höhere Of-
fiziere zu gleichem Zwecke seit einigen Tagen hier.
ff Mannheim, 12. August. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 11.—12. August: 428 Personen.
* Aus Baden- Nach dem dieser Tage ausgegebenenHof-
und Staatshandbuch für das Großherzogthum Baden 1858 sind
im Lande nicht weniger als dreihundert Pfarreien und Bene-
fizien vacant- — In der letzten Zeit wurde die Aufmerksam-
keit der Behörden auf verderbliche Gesellenverbindungen unter
den Maurern, Zimmerleuten und insbesondere Hutmachergesellen
gelenkt, die sich über ganz Deutschland zu verbreiten scheinen. Ihr
Zweck ist zwar kein politischer oder staatsgefährliche", allein doch
in so fern ein schädlicher, als er darauf gerichtet ist, die neu auf-
genommenen Gesellen zur Bezahlung größerer Zechgelage und zu
übermäßigem Trünke zu veranlassen. Zudem sollen die Mitglie-
der der Verbindung sich versprechen, allen nicht cingetretenen
Gesellen die Arbeitsnabme und dadurch das Wandern zu er-
schweren, und wenn Meister der Verbindung nichl genehm sind,
haben sieVerrufserklärnng (sogenanntes Schimpfen) zu erwarten,
wodurch leicht ein Meister in die Lage kommen kann, sich län-
gere Zeit ohne jede Gesellenhülfc zu sehen. Es wird Sache des
Handwerkerstandes sein, diesem ltebelftande durch gegenseitiges
Einvernehmen möglichst vorzubeugen,, sowie die Behörden alle
Wachsamkeit anwenden werden, um diesem Unsuge zu steuern. —
Wenn schon aus den allgemeinen Zusammenstellungen der Steuer-
kräfte unseres Landes, die wir erst im letzten Landtage erhielten,
sich die scköne Gewißheit einer steten Zunahme des Wohlstandes
in allen Gegenden Badens in den letzten Jahren ergeben hat, so
bietet sich ein um so überraschenderes Bild, wenn man den jetzi-
gen Stand der Zehntablösungsschuld mit der ursprünglichen in
dem Unterrheinkreise vergleicht, der zum Tbeil weniger ertrags-
fähige Distrikte in sich.schließt, deren Liegeuschaftswerth in einem
verhältnißmäßig sehr hohen Betrag mit Zehnten belastet war, und
trotzdem bei Tilgung der ursprünglich sehr bedeutenden Schuld
— wenn man erwägt, daß sehr ungünstige Jahre und unvorher-
gesehene außerordentliche Ausgaben und Ausfälle in Folge der
Zeitereignisse dazwischen liegen — Erstaunenswertheö geleistet
hat. Die gestiegenen Fruchtpreise der letzten Jahre haben dem
Landwirthe zur Lösung der lohnenden Aufgabe des völligen Frei-
machens seiner Grundstücke von jeder Bodenlast nicht wenig bei-
getragen. Die Gesammt-Zehntablösungs-Schuld im Unterrhein-
kreisebetrng ursprünglich (nach Abzug des Staatsbeitrags) 8,227,518
st. 6. kr-; daran waren zu Ende des Jahres 1852 bezahlt
2,934,029 fl. 11 kr., während von 1852 bis 1857 an der Schuld
die enorme Summe von 2,783,937 fl. 31 kr. in nur 5 Jahren
getilgt wurde, so daß also die Restschuld nur noch beträgt
2,509,551 fl. 24 kr. — Die höhere Bürgerschule zu Mosbach
wurde im abgelaufenen Schuljahre von 94 Schülern besucht. —
Friedrich Teubner in Mosbach bereitet ein Kpnstöl aus Mohn-
öl, das einen glänzend weißen Lfnstrich liefert, der im Zimmer in

Farbe unveränderlich.stehen bleibt und ohne Beimischung irgend
eines Trockenpräparates in 2mal 24 Stunden vollkommen trocknet.
— Am 9. August wurde in dem Neuenheimer Gemeindewald
die Leiche eines neugeborenen Kindes, die schon 6 Wochen daselbst
gelegen haben mag, in einem diesem entsprechenden Zustand gefunden.
— Geheimrath Professor Mittermaier in Heidelberg feiert im
nächsten Jahre sein 50jähriges Doktorjubiläum. Derselbe ist am
29. März 1809 von der Heidelberger juristischen Fakultät zum
Doktor der Rechte promovict worden. — Die Gemeinde Kö-
nigsbach, wohl noch bekannt durch ihr Brandunglück vor einem
Jahre, sandte den Walldorfern 82 Gulden 3 Kreuzer als Er-
trag einer freiwilligen Sammlung. — Am Nachmittag des 1.
August trug sich auf dem Schlößchen zuDurlach ein Unfall zu,
der die Betheiligten in großen Schrecken setzte, aber glücklicher
Weise, ohne weitere Folgen ablicf. Während für eine Gesellschaft
aus Karlsruhe, die sich dort befand, einige Zubereitungen in der
Küche getroffen wurden, kam eine Dame, die darnach sehen wollte,
mit ihrem Kleid dem Feuer zu nahe, dieses wurde von den Flam-
men ergriffen und nur der schleunigsten Hilfe gelang cs, dieselben
rasch zu ersticken, so daß die Dame, eine Hauptmannsfran aus
K., mit einigen unerheblichen Verletzungen davon kam. Als
Mahnung zur Vorsicht verdient dieser Fall wohl die geeignete Ver-
öffentlichung. —Am nächsten Sonntag wird die gr. Hofbühne zu
Karlsruhe mit der Marschner'schen Oper „Templer und Jüdin"
wieder eröffnet. — Kaufmann Beh errichtet in Karlsruhe
eine Badeanstalt, worin Dampf-, Douche-, Kräuter-, Fichtenna-
delbäder u. s. w. verabfolgt und fremde Kurgäste in Wohnung
und Pflege ausgenommen werden. — Wenn auch die Heuernte
nicht so schlecht ausgefallen ist, als man befürchtete, und in Folge
deS eingetretenen Regenwetters der weitere Ertrag der Wiesen
dem befürchteten Futtermangel ein Ende machen wird, so hat
man doch die Fürsorge der Großh. Regieruug freundlich aner-
kannt, welche eine erhebliche Frachtermäßigung für den Trans-
port von Heu auf der Eisenbahn eintreten ließ, indem jetzt Heu-
sendungen nach der 2. Tarifklasse tarifirt werden und, da Heu
nur zum Versandt in ganzen Wagenladungen übernommen wird,
an der deßfallsigen Fracht beim Transport landaufwärts 2O"/o
und landabwärts 400ch Rabatt bewilligt sind. — Nach einem
Erkcnntniß gr. Anklagekammer wurde die Ehefrau des Verwal-
ters Mietinger in Karlsruhe von der Anklage der Theilnahme
an dem Verbrechen ihres Mannes gänzlich freigcsprachen. —
Unter der Mitwirkung der Hofmusiker Semsser und Strauß gab
der Gesangverein von Gernsbach am Io. August ein Concerl
zum Besten der Walldorfer, welches 150 fl. 7 kr. ertrug. — Vom
Oberrhem 5. August schreibt man dem Franks- Journ.: Der
Erzbischof von Freiburg hat ein Generale an den Klerus der
Erzdiözese Freiburg, badischen Antheils, als Bescheid auf die Kon-
ferenzfragen des Jahres 1857 erlassen, in welchem unter Ande-
rem angeordnet wird: Die Jugend soll die Christenlehre bis zum
zurückgelegten 20. Jahre besuchen; es sollen Jugendbündnisse, be>
sonders die Marianische Bruderschaft, eingeführt werden; gefallene
Knaben und Mädchen sollen nicht blos der Ehrenplätze sondern
auch des Ehrenamtes als Pathe, so lange sie ledig sind, verlustig
werden; die Geistlichen sollen möglichst die Einführung von Ordens-
schwestern in die Schulen zu bewirken suchen und streng darüber
wachen, daß die bestehenden polizeilichen Verordnungen gegen
die Sittenlosigkeit von den Ortsvorständen gehandhabt werden,
zugleich wird den Beichtvätern eine größere Strenge im Beicht-
stühle zur Pflicht gemacht. — Das Concert des Freiburger
Männer-Gesangvereins „Concordia" in Verbindung mit der
Musik des gr. 1. Füsilierbataillons zum Besten der Walldorfer
ertrug 170 fl. — Das erzbischöfliche Ordinariat hat durch Er-
laß vom 9. Juli die erzbischöfllichen Dekanate, Pfarrämter und
Kurasieen daxauf aufmerksam gemacht, daß alle neu gemachten
 
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