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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
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Nr. 32
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0137

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Nr. 32.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgen,s und kostet
mit dem Uuterhaltungs - Blatte
vierteljährlich S-L kr.

Samstagf 8. Februar.

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer 'Anzeiger" und dem täglichen
„Straßeuplakat" die Zeile berech-
net mit Z kr.

1838»

* Mannheim, 5. Febr. Das Regierungsblatt Nr. 4 ent-
hält: I. Unmittelbare allerhöchste Entschließungen Sr. K. Hol),
des Großherzogs, 1) Die Prüfungsordnung für die Kandidaten
der Heilkunde betr. 2) Ordensverleihungen. 3) Medaillenver-
leihungen. 4) Erlaubniß zur Annahme fremder Orden. 5)
Dienstnachrichten. Se. Kgl. Hoheit der Großherzog haben Sich
unter dem 20. Jan. d. I. gnädigst bewogen gefunden: den Hof-
rath Kayser an der polytechnischen Schule dahier wegen leidender
Gesundheit auf sein unterthänigstes Ansuchen in den Ruhestand
zu versetzen; den Bezirksingenieuren Anton Föhrenbach in Offen-
bürg, Friedrich Greiner in'Lahr, Franz v. Delaiti in Emmen-
dingen, Friedrich Obermüller in Rastatt, Karl Stein in Donau-
eschingen den Titel „Oberingenieur" zu verleihen; den Stiftungs-
revisor Moriell bei der Regierung des Mittelrheinkreises bis zur
Wiederherstellung seiner Gesundheit in den Ruhestand zu versetzen;
den Sekretär Felir Maurer bei dem evangelischen Oberkirchenrath
zum Hauptzollamts - Kontroleur in Mannheim zu ernennen; die
erledigte evangelische Pfarrei Schönau dem Pfarrverweser Will).
Henninger in Mönchweiler zn übertragen; das Diakonat Gerns-
bach mit der damit verbundenen Stelle eines Vorstandes und
Lehrers an der höhern Bürgerschule daselbst dem Stadtvikar Karl
Bähr in Freiburg zu übertragen. H. Verfügungen und Bekannt-
machungen der Ministerien. 1) Bekanntmachung des großh. Ju-
stizministeriums: Die Hauptergebnisse der Thatigkeit der großh.
Gerichtshöfe und Staatsanwälte während des Jahres 4856 be-
treffend. 2) Bekanntmachung des großh. Ministeriums des In-
nern : Die Patentertheilung an den Fabrikanten Heinrich Ho-
negger aus Thiengen, eine Spannzange betreffend, lil. Dienst-
erledigungen. Die evangelische Pfarrei Offenburg, Dekanats
Mahlberg, mit einer firen Besoldung von fl, 1000. Die evan-
gelische Pfarrei Liedolsheim, Landdiözese Karlsruhe, mit einem
Kompelenzanschlag von 1195 fl. 50 kr. Die evangelische Pfarrei
Weilenau, Diözese Schopfheim, mit einem Kompetenzanschlag von
1566 fl. 58 kr. IV. Todesfälle. Gestorben sind: am 28. Dez.
v. I. der Amtsrevisor Bittmann in Offenburg; am 1. v. M.
der Oberforstmeister v. Degenfeld in Neuhaus; am 8. v. M.
der pensionirte Finanzrath Brückner in Offenburg ; am17. v. M.
der Oberstleutnant Hoffmann vom Armeekorps in Karlsruhe; am
23. v. M. der pensionirte Polizeikommissär Barrack in Karlsruhe.
* Mannheim, 4. Febr. Durch die Unterbrechung der
Vorstellungen unseres Hoftheaters trat in den letzten 14 Tagen
ein bezeichnender Stillstand in dem öffentlichen Geistesleben unserer
Stadt ein. Somit fallen selbstverständlich auch die Berichte über
diese Geistesthätigkeit aus.
Dagegen freut es uns, von einem Genüsse verwandter Art
sprechen ' zu können. Die Vorlesungen des Herrn Professor
Beil (jeden Samstag von halb 12 bis halb 1 Uhr im Großh.
Schlosse) erfreuen sich zwar nur eines kleinen, aber gewählten
Zuhörerkreises. Dieser Kreis besteht auffallender Weise meistens
aus Damen. Wohl mag hier zur Entschuldigung der Män-
ner bienen, daß die Stunde der Vorlesung eine ihnen weniger
passende ist. Dennoch aber verdienen diese Vorträge selbst ein
Opfer an Zeit, wenn man überhaupt eine Stunde, der angenehm-
sten Wissenschaft geweiht, ein Opfer nennen kann.
Herr Professor Beil behandelt im Laufe dieses Winters
die französische Geschichte. Ein deutlicher, klar durchdachter Vor-
trag kleidet die geistreiche Auffassung dieser interessanten Geschichte
in die blühendste Sprache, gehoben durch die Würde des Redners.
Herr Prof. Beil versteht meisterhaft die treffliche Kunst, in
wenig Worten viel zu sagen. Mit scharfen Zügen umrahmt
der verehrte Redner das fertig hingestellte Bild der Geschichte;
ein unmerkbarer Faden des feinsten Verständnisses verbindet die
einzelnen Vorträge zu einem Ganzen. Dem Zuhörer ist so die
angenehme Gelegenheit geboten, in einem kleinen Zeiträume die große
Geschichte eines bedeutenden Volkes vollständig zu vernehmen.—

Der Freimuts) des Vortragenden ist rühmlich bekannt; seine
Geistessrische ehrend anzuerkennen.
Mögen diese Zeilen im Besondern dem verehrten Manne als
ein schwacher Ausdruck hoher Achtung gelten; im Allgemeinen
aber zahlreiche Veranlassung geben, seine Vorlesungen mit Nutzen
anzuhören.
-i- Mannheim, 5. Febr. Heute Nachmittag 1 Uhrwurde
mit Auffahren der Rheinbrücke begonnen und um 2^/z Uhr ist
das letzte Joch eingeschoben worden, so daß die Communikation
zwischen dem rechts- und linksrheinischen Ufer in gewöhnlicher
Weise wieder hergestellt ist.
* Aus Baden. In der geheimen Sitzung der zweiten
Kammer vom 4. Febr. soll die hohe Regierung eine Vorlage der
zu erbauenden Eisenbahnen mit einem umfassenden Berichte ein-
gebracht haben. — Prof. Helmholz in Bonn soll als Professor
der Pathologie nach Heid el berg berufen werden. — Ueber die
Bewegung der Jllena uer Bevölkerung gibt die „Karlsruher
Zeitung" folgenden Bericht: Geschloffen hatte das Jahr 1856
mit 443 Pfleglingen (200 männl, und 243 weibl ). Im Laufe
des Jahres 1857 sind dazu gekommen 260 (134 m. u. 126 w.),
so daß die Gesammtzahl aller Verpflegten auf 703 stieg (334m.
und 369 w.) Von diesen sind abgegangen: genesen 105 (50 m.
und 55 w.), gebessert 66 (26 m. und 40 w.), ungebessert 57
(27 m. und 30 w.). Gestorben sind 25 (15 m. und 10 w-)
Die Summe aller Abgegangenen betrug somit 253 (118 m. und
135 w.), so daß am 31. Dez. 1857 übrig blieben 450 (216 m.
und 234 w.). Unter den Abgegangenen sind 44 (20 m- und
24 w.), welche in die Pforzheimer Schwcsteranstalt versetzt wur-
den. Trotz dieses Abzugs und der zahlreichen Entlassungen —
noch in keinem Jahre sind so Viele genesen, als in dem letzten
— hat die Zahl der Pfleglinge abermals zugenommen (um 7),
so daß, wie viele Pfleglinge auch in Jllenau und Pforzheim jetzt
schon ihr Unterkommen finden, eine nochmalige Erweiterung der
letzteren Anstalt kaum zu umgehen fein wird. Auffallend ist al-
lerdings, wie sehr die Zahl der Irren, welche in Staatsanstalten
verpflegt werden, zugenommen hat, bei uns in 30 Jahren fast
um das Dreifache, von 300 Pfleglingen bis beinahe 900; aber
erfreulich ist dabei die Staatsfürsorge, welche in Baden, wohl
mehr als in andern Ländern, diesen Unglücklichen zugewandt wird.
— In Schopfheim hat sich ein Gewerbeverein gebildet. —
Dem Wildprethändler Walter von Kehl wurden dieser Tage
vom französischen Gouvernement 1000 Frs. als Entschädigung
für einen durch eine französische Batterie auf der Rheinbrücke er-
littenen körperlichen Unfall zugestellt. — In Freiburg verstarb
der frühere Universitäts-Adniinistrator Albert Moritz Schinzinger,
als früheres Mitglied der zweiten badischen Kammer auch in
weiteren Kreisen bekannt, im Alter von 65 Jahren.
Aus der Pfalz, 2. Febr. Im Kreisamtsblatt werden
nicht weniger als 4 bezirksgerichtliche Urtheile der jenseitigen
Kreise publizirt, durch welche auf Unterdrückung von Druckschrif-
ten erkannt wird. Die betreffenden Schriften sind: 1) Politische
Resultate der letzten 10 Jahre für Deutschland von Gustav Die-
zel; Gotha 1857. 2) Entdeckungsreisen um ein Volantkleid der
Damen rc. voll C. M. Lyden; Stuttgart 1857. 3) Die sechs
Grundwahrheiten des Christenthums von Franz Rauch; Mün-
chen 1850 (Heft 1, 2 und 3). 4) Nr. 1 des in Berlin er-
scheinenden Kladderadatsch vom 3. Januar l. I. wegen eines
darin enthaltenen Gedichtes: „An Lola Montez. Du von New-
York rc." (Pf. Z.)
Marktheidenfeld, 2. Febr. Heute hat der Kaminkehrer
Johann Schlattenbeck, zum drittenmal verheirathet, sein „einund-
dreißigstes Kind" taufen lassen. (N. W. Z.)
* Das Einzugsfest des Prinzen Friedrich Wilhelm mit sei-
ner Gemahlin in Berlin am 8. Februar wird durch außeror-
dentlich zahlreiche Betheiligung sehr lebhaft werden. Die Zahl
 
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